Unsere letzte Fahrt zum Mittelpunkt der Welt
Informationen
Wir können nur vom Stand 2018 ausgehen. Was inzwischen durch die weltweite Coronahysterie an Veränderungen entstanden sind und noch entstehen, wissen wir natürlich nicht.
Wir hatten die Fähre ca. 1 ¼ Jahre vorher gebucht, gerade als die entsprechenden Fahrpläne herauskamen. Trotzdem hatten wir schon Schwierigkeiten, die gewünschte Kabine zu bekommen.
Zuerst und die meiste Zeit waren wir im Süden unterwegs. Wir waren ziemlich schockiert über die Touristenmassen. Es waren Unmengen an Miet-Campingmobilen unterwegs, teilweise große Wohnmobile aber noch mehr kleine Minicamper. So waren die Campingplätze meist schon am Nachmittag ziemlich voll.
Wir hatten einen E-Brief an das Fremdenverkehrsamt bzw. die Botschaft geschrieben über unsere Eindrücke der letzten Íslandreise, aber keine Antwort erhalten. Möglicherweise gibt es gar keine deutschsprachige Tourismusvertretung mehr. Den E-Brief, der unsere Eindrücke zusammenfaßt, fügen wir unten noch einmal bei.
Da uns diese Touristenmassen und die damit verbundenen Veränderungen ziemlich abschreckten, werden wir wohl nicht mehr nach Ísland fahren und nur unsere vielen schönen Erlebnisse dort in Erinnerung behalten.
Besonders am Herzen liegt uns das Hochland. Leider benehmen sich viele Touristen nicht so, wie es für die empfindliche Natur dort notwendig ist. Spuren bleiben über Jahrzehnte nahezu unverändert bestehen. So sahen wir noch sichtbare Fahrspuren, die als schlechtes Beispiel auf Schildern im Hochland abgebildet waren. Diese hatten wir schon 2010 fotografiert, und da waren die Schilder schon ausgeblichen.
Deshalb: Immer auf den Pisten bleiben!!!
Wir waren mit unserem Mitsubishi Pajero V20 3500 V6/24V, 194 PS von 1998 unterwegs. Er hat zuschaltbaren Allradantrieb, Mittensperre, Untersetzung und zuschaltbare Hinterachssperre. Als Reifen haben wir Nokian Rotiiva AT gefahren, ein guter Kompromiß für Asphalt und Gelände. Im Hochland haben wir um ca. 20 % den Luftdruck reduziert. Obwohl die spitzen Steine der Pisten die Oberfläche angeschnitten hatten, hatten wir nie eine Reifenpanne.
Im Hochland gibt es viele Wasserdurchfahrten. Es wird empfohlen, nur durch Wasserläufe zu fahren, die man auch durchwaten kann. Wir hatten eine neue Wathose mit, die wir nur in Ísland verwendet haben. (Gebrauchte Angelsachen müssen desinfiziert werden) Auf der Wathose hatten wir alle 20 cm einen Klebestreifen geklebt, um die Wassertiefe abschätzen zu können. Unser Pajero hat eine Wattiefe von 60 cm. Rainer hat fast jede Vadställe vor der Durchfahrt durchwatet und kontrolliert. Gehstäbe gaben nicht nur zusätzliche Sicherheit, sondern halfen auch den Fahrweg im Wasser „abzutasten“. Oft liegen große Steine oder Löcher unter Wasser. Nur wenn wir andere Fahrzeuge bei der Durchfahrt beobachten konnten und feststellten, daß sie harmlos war, verzichteten wir auf die Kontrolle zu Fuß.
Wir haben uns immer selbst versorgt. Die Preise waren „gefühlt“ nach Zahlen ungefähr auf dem Stand wie 2016. Allerdings war diesmal der Kurs wesentlich ungünstiger. 2010 rechneten wir für
1000 ISK 5 Euro, 2016 6 Euro, aber 2018 waren es 8 Euro.
Die Lebensmittelversorgung war überall problemlos. Wir kauften viel bei Bonus mit dem Schweinchen ein, sozusagen der Aldi von Ísland.
Fisch gibt es überall, und uns schmeckte besonders das Lammfleisch, am liebsten blaubeermariniert. In Ísland haben die Schafe ein gutes Leben. Sie laufen den ganzen Sommer frei herum und essen die schönsten Gräser und Kräuter. Das schmeckt man dann auch. Einheimisches Gemüse, wie Tomaten, Gurken, Paprika wird in den mit Erdwärme betriebenen Gewächshäusern gezogen und ist meist etwas teurer als importiertes, schmeckt aber gut.
Wir hatten uns gleich bei der Ankunft für 18.900 ISK eine Campingkarte gekauft. Damit konnten wir 28x auf bestimmten Campingplätzen übernachten und mußten dann nur Steuern, Strom und ggf. Dusche bezahlen. Das lag dann meist bei 2000 ISK. Sonst lagen die Campingkosten bei 6-7000 ISK. Strom war recht teuer, 500-1100 ISK. Wir stellten erst etwas später fest, daß wir unsere schwedischen Komposit-Gasflaschen auch auf Ísland tauschen konnten. Der Tausch war zwar deutlich teurer als bei uns in Schweden, aber im Verhältnis zu den Strompreisen reichten wir mit dem Gas für Kochen und Heizung deutlich länger. Die Batterie des Wohnwagens wurde von unserer Solaranlage auf dem Dach geladen. Sie lieferte sogar Strom bei bedecktem Wetter und Regen. So hatten wir immer genug 12V-Spannung für Licht, um Batterien zu laden, Arbeiten mit dem Dator usw.
Unser Brief an das Fremdenverkehrsamt bzw. die Botschaft
Hej!
Gibt es denn kein isländisches Fremdenverkehrsamt mehr in Deutschland? Vor unserer ersten Fahrt 2010 trafen wir eine nette Mitarbeiterin des Fremdenverkehrsamtes der Botschaft in Berlin. Wir bekamen viele gute Informationen für unsere Fahrt. Wir konnten ihr auch später mitteilen, daß wir unterwegs in den verschiedenen Touristenbüros überall gute Hinweise bekommen hatten.
Bei unserer fünften Ísland-Fahrt im Sommer 2018, der dritten mit Wohnwagen, konnten wir das leider nicht mehr bestätigen. Viele Informationen bestanden nur noch aus dem Schild „i“ und einem Ständer mit Prospekten. Diese waren meist auch nur auf englisch. Sogar in Egilstaðir gab es nur einen englischsprachigen Mitarbeiter im Laden. Die Information war sonst gar nicht besetzt, obwohl gerade die Fähre angekommen war. Lediglich in Akureyri und in der Snorrastofa in Reykholt trafen wir Mitarbeiter die u.a. deutsch sprachen. Bei unseren früheren Fahrten konnten wir uns ohne Probleme mit unserem Schwedisch verständigen. Die Isländer sprechen meist auch eine andere nordische Sprache, oft dänisch, aber so schön deutlich, daß wir es, im Gegensatz zu den Dänen, sehr gut verstehen können. Im Informationszentrum in Kirkjubæjarklaustur trafen wir eine nette Mitarbeiterin, die uns auf norwegisch viele wertvolle Hinweise für unsere Laki-Fahrt gab.
Auf Campingplätzen u.ä. konnten wir uns kaum noch verständigen. In den Receptionen wurde fast nur englisch gesprochen oder tschechisch, russisch, italienisch, spanisch usw.
In den Andenkenläden werden jetzt die schönsten Bilder, Postkarten und andere Andenken mit „Iceland“ verunziert. Ich habe wohl bei unserer vorletzten Fahrt eine der letzten Mützen mit der Aufschrift „Ísland“ ergattert.
Auch viele Sehenswürdigkeiten werden jetzt nur noch englisch bezeichnet. Die Höhle Raufarhólshellir wird jetzt „The Lava Tunnel“ genannt, und der Zugang ist nur noch mit Führung gegen hohes Eintrittsgeld möglich. Diese Führungen sind aber nur auf englisch. Auch die Beschriftungen der Busse, Mietwohnmobile usw. sind nur noch englisch. Wir sind sehr besorgt, daß die schöne isländische Sprache, die ja der Ursprung unserer nordischen Sprachen ist, vom Englischen verdrängt wird.
Viele wichtige Internetseiten, wie Zoll, u.ä. sind neben isländisch nur auf englisch. So ist es kein Wunder, daß wichtige Informationen viele Touristen nicht erreichen.
Ein besonders negatives Beispiel ist das Lava-Zentrum in Hvolsvöllur.
Schon am Anfang der Reise fiel uns eine Broschüre in die Hände. Wir waren sehr gespannt und freuten uns darauf, da wir uns sehr für Geologie und insbesondere die Íslands interessieren.
Als wir dann nach Hvolsvöllur kamen, besuchten wir das Lava-Zentrum trotz des horrenden Eintrittsgeldes.
Aber schon im ersten Gang traf uns fast der Schlag: Bis auf ein schreckliches Geflacker war es stockdunkel, dazu gab es einen ohrenbetäubenden Lärm. Die Schrift an der Wand konnten wir kaum entziffern, weil immer wieder Schatten darüber liefen. Außerdem war alles nur auf isländisch und englisch. Auch an allen anderen Stationen gab es für uns keine verständlichen Beschreibungen.
Auf unseren früheren Ísland-Reisen hatten wir schon viele schöne Museen kennengelernt. Überall gab es einen Audioguide in vielen verschiedenen Sprachen. Hier gab es aber keine anderssprachigen Informationen.
Wir tappten weiter durch die nächsten Räume, weitgehend im Dunkeln mit schrecklichem Getöse und Geflacker. Dabei wurde uns immer mehr schwindelig, und wir konnten uns nur an der Wand entlang tasten.
Auch auf den Bildschirmen gab es nur englischen Text.
Wir waren sehr erleichtert, als wir diesen schrecklichen Rundgang verlassen konnten.
Bei der anschließenden Filmvorführung wurden in der Pause sehr schöne Ísland-Bilder gezeigt, nur leider ohne Hinweis wo diese aufgenommen waren.
Den eigentlichen Film konnten wir aber nur aushalten, indem wir uns die ganze Zeit die Ohren zuhielten. Die „Musik“dazu war ein ohrenbetäubender Lärm. Der Film selbst war eigentlich recht gut, aber teilweise folgten die Szenen so schnell hintereinander, daß man sich kaum einsehen konnte.
Ein solch schreckliches Museum bzw. Informationszentrum haben wir noch nie besucht!
Daß es auch anders geht, ein modernes Museum zu betreiben, merkten wir in Reykjavík, als wir Aurora Borealis besuchten. Die großen Tafeln usw. sind zwar auch alle englisch beschriftet, es gibt aber Hefte in verschiedenen Sprachen, in denen alle Tafeln übersetzt sind. Leider gab es das Heft nicht auf deutsch zu kaufen. Es war ein richtiges Lehrbuch über das Nordlicht.
Auch das Skógasafn ist eine tolle Sammlung und weitgehend selbsterklärend.
Ein besonders schönes Erlebnis hatten wir bei der Besichtigung des Gehöftes Keldur. Wir besichtigten den Hof zusammen mit einer isländischen Familie. Der Führer gab uns Erklärungen auf isländisch, dänisch und auch etwas deutsch. Das war für uns alle sehr lustig und interessant.
Vielleicht ist es auch ein Grund, daß sich so viel Touristen so unangemessen verhalten, insbesondere im Hochland, daß alle Informationen nur auf englisch sind, was nur ein Bruchteil der Touristen versteht.
Dazu kommt noch, daß immer mehr Touristen das Land überschwemmen. Die Fähre kommt nur einmal pro Woche mit maximal ca. 1500 Personen. Vielleicht sollte man bei der Anlandung Broschüren in der jeweiligen Sprache der Insassen verteilen, die über die Verhaltensweisen informieren. Diese könnte man auch bei den Autovermietungen verteilen. Problematisch sind wohl insbesondere die Flug- und Automiettouristen, die man wohl besser begrenzen sollte. Diese Leute mieten dann meist Fahrzeuge, mit denen sie keine Erfahrung haben, wie z.B. große Wohnmobile, Geländefahrzeuge u.ä. Mit der Fähre kommen die Passagiere mit ihren eigenen Fahrzeugen, mit denen sie normalerweise Erfahrungen haben.
Wir sahen viele Touristen, die sich nicht angemessen verhielten: z.B. telefonierten sie hinter der Absperrung direkt am Abgrund Dyrhólaey oder kletterten im Hochtemperaturgebiet oberhalb von Hveragerði fast in die Schlammtöpfe hinein.
Bei unserer ersten Fahrt 2010 konnten wir noch viele Stellen besuchen, die jetzt gesperrt waren. Das ist wohl der Preis für den Massentourismus und die Unvernunft vieler Touristen. Die Leidtragenden sind nur die vernünftigen Leute, die sich der empfindlichen Natur angemessen verhalten. Auch für Ältere und Behinderte ist dann vieles nicht mehr erreichbar.
Wir denken auch besonders an die viele ehrenamtlichen Helfer, die dann immer die unvernünftigen Touristen retten müssen. Unsere Hochachtung für deren enorme Leistungen!
Wir beobachten über das Internet was in Ísland geschieht. Gerade jetzt im Winter begeben sich viele Touristen unnötig in Gefahr, wohl auch durch die Angebote von „Abenteuerfirmen“. Mit großem Aufwand muß dann die Hilfsorganisation diese Leute aus der Gefahr holen. Alle touristischen Aktivitäten sollten im Winter stark eingeschränkt werden.
So fanden wir es besonders befremdlich, als wir im Hochland von einer Horde vierrädriger Geländemaschinen bedrängt wurden, die uns schließlich neben der Piste überholten. Offensichtlich geht es dabei nicht um das Naturerlebnis, sondern nur wie besengt über die Pisten zu rasen. Es gibt wohl isländische oder vielleicht sogar ausländische Firmen, die derartigen Schwachsinn anbieten. Diese Aktivitäten, die die isländische Natur belasten, sollten verboten werden.
Wir sind sehr besorgt, daß Íslands wundervolle Natur zerstört wird und daß die isländische Sprache als Ursprung aller nordischen Sprachen vom Englisch verdrängt wird.
Wir werden wohl nicht mehr nach Ísland fahren, zum einen weil uns die Verhältnisse nicht mehr gefallen und zum anderen um Íslands Natur nicht weiter zu belasten. Außerdem werden wir ja nicht jünger.
Aber was wir bei unseren fünf Reisen gesehen und erlebt haben, kann uns niemand mehr nehmen. Das waren einmalige, wunderschöne Erlebnisse, die wir nicht missen wollen. Ísland läßt uns nicht los. Wir werden weiterhin verfolgen, was in Ísland geschieht.
Mit freundlichen Grüßen aus Schweden
Christa & Rainer
Aufbruch: | 02.07.2018 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 01.09.2018 |