Danis und Muckis Reise in die große weite Welt
Papua New Guinea: Flug in die Wildnis
Nach unserem Abenteuer am Mt. Wilhelm wollten wir versuchen, in die Crater Mountain Wildlife Management Area zu gelangen.
Das gestaltete sich etwas schwieriger als angenommen, da seit 3 Jahren kein Tourist mehr in das Gebiet kam. Eine Organisation, die leichten Oekotourismus dort etabliert hatte, hat sich mittlerweile zurueckgezogen. Wir versuchten auf eigene Faust rein zu kommen. Das geht am leichtesten ueber einen kurzen Flug von Goroka Richtung Sueden (ansonsten winkt ein 3 Tages-Fussmarsch).
Unterwegs im Namen des Herrn mit SDA
Durch Zufall lernten wir einen jungen Missionar aus diesem Gebiet kennen, als wir uns bei Seven Day Adventist Aviation wegen Fluegen erkundigten. Er willigte ein, uns in seinem Dorf Maimafu und am Crater Mountain herumzufuehren. Der Plan war reinzufliegen und ueber die Lufa Missionsstation am Mt. Michael rauszuwandern.
So vergehen Stunden, manchmal auch Tage in PNG
Man braucht viel Geduld in diesem Land, wenn man abseits der Touristenpfade unterwegs ist. Da verwartet man locker mal einen Tag oder zwei, bis die kleine Cessna in die gewuenschte Richtung fliegt.
Endlich ... kurz vorm Abheben
Der 20 Minuten flug zeigt einem die Berge der Highlands aus einer ganz anderen Perspektive.
Ueber den Eastern Highlands
Manche Doerfer liegen entlegen und exponiert auf Bergruecken. Fernab jeder Strasse kommt man nur zu Fuss oder mit kleinen Flugzeugen hin. Flugzeuge sind generell wichtige Verkehrsmittel im Land. Von den 2000 Airstrips im Land sind zur Zeit noch ca. 800 in Betrieb. Fuer viele Doerfer ist der Lufttransport die einzige Moeglichkeit Gueter aus Staedten zu bekommen.
Maimafu liegt am Bergkamm
Manche Airstrips in diesem Gebiet stellen die Piloten vor hoechste Anforderungen. Man sagt, Piloten, die hier im Land geflogen sind, koennen ueberall auf der Welt fliegen. Der grasbewachsene Airstrip in Maimafu liegt an einem Hang mit 14.2 % Neigung (2.steilster in PNG).
Die Landung war recht abenteuerlich. Man wird sofort von zahlreichen Dorfbewohnern begruesst.
Landung mitten im Busch
Da wir die ersten Touristen seit 3 Jahren waren, und noch dazu Weisse, wars ein Riesenhallo, als wir ins Dorf kamen. Scharen von Kindern umringen einen sofort.
Maimafus Youngsters
Das Dorf liegt an einem Bergkamm mit wunderbaren Ausblicken, allerdings 1 1/2 h vom Airstrip entfernt.
Maimafus grasgedeckte Haeuser
Aigima, unser Guide stellte uns seine Huette zur Verfuegung. Unsere Nachbarn versorgten uns gleich mit Bananen und Zuckerrohr.
Mit suessem Zuckerrohr kann mans hier gut aushalten
Aigimas Eltern (eigentlich Onkel und Tante) haben fuer uns gekocht. Es gab hauptsaechlich Suesskartoffel (Kaukau) und Taro, manchmal auch etwas Gemuese (Kumu) und Erdnuesse oder Avokado. Wir bekamen immer Riesenportionen, leider werden sehr wenig Gewuerze verwendet, und Fruehstueck, Mittagessen und Abendessen waren sich sehr aehnlich.
Unsere liebenswuerdigen Gastgeber
Aigima stellte unseren Expeditionstrupp zusammen und organisierte unseren Marsch auf Crater Mountain. Der Berg ist nur knapp 3200 m hoch und bis oben hin mit Urwald bewachsen. Man ueberquert am Weg zahlreiche Hoehenzuege und Fluesse.
Unser Proviant bestand hauptsaechlich aus Taro und Kaukau, und etwas Reis und Tinfisch, den wir aus Goroka mitgebracht hatten.
Unsere Truppe mit Proviant zwischen Taropflanzen
Wir hatten insgesamt 10 Begleiter. Obwohl das anfangs viel wirkte war jeder Einzelne von noeten. Der Weg wurde lange nicht mehr benutzt und war dementsprechend stark verwachsen. Unter stetigem Einsatz von Buschmessern kamen wir zum Teil nur sehr langsam voran.
kurze Rast am Bach
Schon nach kurzer Zeit war klar, dass wir in diesem Terrain unser Gepaeck nicht selber wuerden tragen koennen. Der Weg war oft unglaublich steil und matschig. Waehrend die Lokals unglaublich flink und barfuss samt Gepaeck durch die Gegend huschten, fiel es uns unbeladen manchmal schwer Schritt zu halten.
Bruecke am Fluss
Am Weg wurde fleissig gejagt, hauptsaechlich nach Voegeln mit der Steinschleuder.
Beeindruckende Treffsicherheit
Die Jungs hatten im Handumdrehen ihre Hosentaschen voll mit den gefluegelten Freunden.
Wehrhafter Sittich
Die Piepmaetze bereicherten unseren Speiseplan gehoerig.
hier grillt man keine Wurst am Spiess
Neben verschiedensten Voegeln erbeuteten wir auch ein Cuscus, eine Art Oppossum. Schmeckt ausgezeichnet ueberm Feuer gegrillt.
Reiche Beute
Da im Dorf kaum Schweine oder sonstige Haustiere gehalten werden ist die Jagd fuer die Bewohner die einzige Moeglichkeit um an proteinreiche Nahrung zu kommen.
Je hoeher wir kamen, desto bunter wurde die Pflanzenwelt.
Bergbluemlein
Aigima hatte uns ein Zelt fuers Nachtlager organisiert, ein Ueberbleibsel einer Mining-Expedition im Gebiet.
Wir schliefen zu 12. im 6-Mann Zelt. Nur das Aufbauen war anfangs nicht ganz so einfach.
Arbeit am Nachtlager
Gekocht, gegessen und gequatscht wurde jeweils im eigens erbauten Feuerhaus. Die Jungs waren ziemlich flink dabei eine Huette zu errichten und Feuerholz herbei zu schaffen. Es regnete einige Male und wir schafften es trotzdem immer wieder ein Feuer in Gang zu bringen.
Abendliche Gespraeche in der Selchkammer
Am 3.Tag gelangten wir zum Gipfel des Crater Mountain und wir hatten Glueck mit dem Wetter. Die Wolken lichteten sich fuer ein paar Stunden.
On the top again
Die Gegend hat viel Niederschlag und Nebel und in diesem Jahr hat sich noch keine richtige Trockenzeit etabliert.
Berggipfel zwischen den allgegenwaertigen Wolken
Das Buschmesser ist ein unentbehrliches Werkzeug - immer und ueberall dabei. Und niemand regt sich auf oder hat Angst, dass sich wer wehtut, selbst wenn Kinder damit herumspielen.
Larimah hackt den Gipfel frei
Neben zahlreichen steilen Auf- und Abstiegen am Weg gings auch immer wieder ueber moosbewachsene Staemme. Manchmal war das Todholz so dicht, dass man gar nicht merkte, dass man Meter ueber dem Boden dahinging, ausser man trat wieder mal durchs Moos bis zur Huefte.
Balance ist hier gefragt
Es war eine interessante und aufregende Wanderung. Der Weg war viel anspruchsvoller als die Besteigung des Mt. Wilhelm. Wir kamen manchmal an unsere Belastungsgrenze und waren zum Schluss dreckig von oben bis unten und so richtig streichfertig.
Nach dem Aufstieg sammelten unsere Jungs Blueten und flochten fuer alle Kraenze. Mit diesem traditionellen Blumenschmuck am Kopf stiegen wir ab.
Gut geschmueckt ist halb gegangen
Insgesamt brauchten wir 2 1/2 Tage fuer den Aufstieg und einen weiteren Tag zurueck ins Dorf.
Nach dieser Tour gabs bei jedem ein paar Wehwechen. Danis ueberanspruchtes Knie wurde mit Buschmedizin behandelt. Dafuer klatschte ihr Aigima einfach Nesselblaetter auf die schmerzenden Stellen, was tatsaechlich half.
Schmerz mit Schmerz behandeln
Die Jungs waren ganz scharf auf unsere Reiseapotheke und so hat Dani ihre kleinen Blaessuren mit "Whiteman" Medizin behandelt. Unsere Huette glich dabei schon fast einem Haus Sick (Krankenhaus).
Ordination Dr. Csar
Nach unserer Rueckkehr hatten wir jedoch keine wirkliche Pause, da ein Basketballspiel anstand. Villagebasketball at its best, auf Lehm im Regen, da kommt Freude auf beim Richtungswechsel.
der Whiteman beim herumrutschen am Platz - das will jeder sehen
Wie ueberall im Land erledigen die Frauen den Grossteil der Arbeit. Schwerbeladen mit Feuerholz und Essen kehren sie abends aus den Gaerten ins Dorf zurueck. Das heisst oft stundenlange Fussmaersche ueber Berg und Tal. Die Herren der Schoepfung rasten inzwischen gemuetlich im Schatten oder vergnuegen sich mit Kartenspielen oder Highlands Dart.
Trotz der schweren Last immer ein Laecheln auf den Lippen
Kleine Kinder werden oft zur Arbeit mitgenommen. Sie haengen dann in einem Bilum oder Stringbag am Ruecken der Muetter und schlafen. Der Bilum ist fuer die Frauen, was das Buschmesser fuer die Maenner ist, ein alltaegliches Hilfsmittel.
Bei der Bilumherstellung werden die Schnuere traditionell aus Rindenfasern gewisser Straeucher gezwirbelt und mit Naturfarben eingefaerbt. Die z.T. aufwaendigen Flechtmuster sind regional unterschiedlich.
Das Garn wird schenkelgerollt wie anderswo teure Zigarren
Faerben des Garns mit einer violetten Taubnessel
Die Haeuser in Maimafu sind alle aus traditionellen Materialien hergestellt. Die Daecher sind grasgedeckt, die Boeden aus Pandanusrinde. Die Waende sind aus geflochtenen Palmblaettern gefertigt. Auch Bambus kommt vielerorts zum Einsatz. Viele der Haeuser stehen auf Stelzen. Fenster sind rar.
Hauptstrasse
Morgens und abends wird am offenen Feuer in den Haeusern gekocht. Man sitzt dann in einer richtigen Rauchkuchl und labt sich an gekochten oder geroesteten Taros und Kaukaus. Der Rauch zieht dabei mehr oder weniger gut ueber das Dach ab.
typisches Highlands-Rundhaus
und das war unser Haeuschen
Dani hat sich fuer Mucks Geburtstag eine besondere Ueberraschung einfallen lassen. Aigima besorgte heimlich einen Highlands-Jagdbogen beim Buechsenmacher im Nachbarort. Aigimas Vater fertigte eine Sehne aus Bambus an und stellte ein paar Pfeile zur Verfuegung.
Die Sehne wird gekonnt zurecht gestutzt - mit dem Buschmesser natuerlich
Und schon konnte es los gehen. Die Dorfbewohner gingen vorsichtshalber in Deckung als Muck das erste Mal den Bogen spannte. Es war ein starker Bogen und es dauerte etwas, bis der Pfeil die angestrebte Richtung einnahm. Die ersten Schussversuche brachten die Kids ziemlich zum lachen.
Uebung macht den Meister, und bringt Blasen und blaue Flecken
Alle im Dorf leben von der Subsistenzlandwirtschaft. Beinahe alles was man zum Leben braucht kann in den Gaerten angebaut werden. Nur Seife, Oel und Salz werden von aussen benoetigt. Dafuer gibts dann kleine Shops im Dorf. Manchmal gibts auch eine Dose Tinfish oder 2Minutennudeln zur Abwechslung.
beim Greisler
Die Haenge rund ums Dorf sind voll von Kaffeestraeuchern. Der gute Highlandskaffee verfault jedoch zumeist weil es sich fuer die Dorfbewohner nicht lohnt die Bohnen zu ernten und rausfliegen zu lassen bei den derzeitigen Spritpreisen, und das obwohl der Kaffeepreis momentan nicht schlecht ist.
Der Hund prueft die Qualitaet der getrockneten Bohnen
Neben vereinzelten Huehnern, einem Schwein und einer Ziege gibts im Dorf noch einen Kasuar. Die flugunfaehigen Voegel sind wertvolle Haustiere und wechseln manchmal wie Schweine als Brautpreis den Besitzer. Die Federn finden in zahlreichen Kunstgegenstaenden und auch Bilums Verwendung. Die Knochen und Sporne des Vogels wurden frueher zu Dolchen und Pfeilspitzen verarbeitet.
Ein Kasuar im Stall unterm Haus
Der Weg vom Dorf zum Airstrip war eine anstrengende Kletterei und wir mussten ihn mehrmals hin und zurueck gehen, weil es kleine Terminprobleme mit unserem Rueckflug gab.
Suchbild: Airstrip am gegenueberliegenden Hang - so nah und doch so fern
Eigentlich wollten wir ja rauswandern, aber kurz nachdem uns der Flieger im Busch abgesetzt hatte erfuhren wir, dass es am Weg nach Lufa Probleme mit Raskols (Banditen) gab. Dorfbewohner uebten Selbstjustiz, die ueberlebenden Raskols terrorisierten jedoch zur Zeit Reisende am Weg.
Also mussten wir wieder Fliegen. Das Problem war nur den Piloten zu verstaendigen. Es gab kein Funkgeraet im Ort und so schickten wir zwei Burschen ins Nachbardorf um unsere Nachricht rauszusenden.
Abschiedsfoto bei einem unserer Besuche am Airstrip
Die SDA Maschine war jedoch leider in der Reparatur. Durch Zufall kam nach ein paar Tagen eine Maschine der Mission Aviation Fellowship auf einem Uebungsflug vorbei. Der Schweitzer Pilot stimmte zu uns am Ende seiner Versorgungsrunde mitzunehmen, falls noch Platz war und das Wetter aushielt.
Wir hatten Glueck und konnten am selben Tag noch nach Goroka rausfliegen. Unsere Vorraete waren zu Ende gegangen und wir waren nicht mehr richtig gesellschaftsfaehig nach gut einer Woche im Busch, und allerlei Getier fand Gefallen an Danis suessem Blut.
Es war eine interessante, intensive und herzliche Erfahrung in Maimafu mitten in der Wildnis der Crater Mountain Wildlife Management Area, aber wir freuten uns letztenendes sehr ueber unsere Rueckkehr in die Zivilisation.
Aufbruch: | 15.01.2006 |
Dauer: | 14 Monate |
Heimkehr: | 16.03.2007 |
Neuseeland
Australien
Papua-Neuguinea
Indonesien
Singapur
Thailand
Malaysia
Laos