Mittelamerika

Reisezeit: Juni 2023 - Januar 2024  |  von Beatrice Feldbauer

Orchigonia

Das Bild ist im Eingangsbüro des Ochigonias an die Wand gemalt.

Das Bild ist im Eingangsbüro des Ochigonias an die Wand gemalt.

Coban ist bekannt für seine Orchideen. Das Klima hier in den Regen- und Nebelwäldern ist perfekt dafür. Es ist auch die Heimat der Nationalblume von Guatemala, der Monja Blanca.

Schon bei meinem ersten Besuch hier war ich in einem Orchideen-Haus mit unglaublich vielen Orchideen. Heute besuche ich daher das Orquigonia. Ich fahre mit dem Erzengel, mein Taxifahrer heisst Exequil. Orquigonia ist ein grosser Garten, wo über 1400 verschiedene Orchideen kultiviert werden. Begrüsst werde ich von Simon, der mich durch den Park führen wird.

Gut 60 % aller einheimischen Orchideenarten sind klein, erklärt mir Simon, ich würde eher sagen winzig. Jedenfalls drückt mir Simon gleich eine Lupe in die Hand. Damit ich die Blüten besser sehen kann.

Es ist feucht, wir sind in einem Farnwald. Erst auf den zweiten Blick bemerke ich, dass die Bäume, zwischen denen ein schmaler Pfad einen Hügel hinauf geht, nicht etwas Palmen sind, wie ich angenommen habe, sondern vorwiegend Farne. Sie sind riesig und breiten ihr Blätterdach hoch über uns aus. Es gibt auch ein paar andere Bäume, denn Simon erklärt mir, dass Orchideen auf allen Arten von Bäumen leben, ausser Tannen. Tannen sondern einen für die Orchideen giftigen Saft ab.

Die Orchideen hier im Wald wurden fast alle manuell angepflanzt. Dazu mussten sie erst gesucht und gefunden werden. Sie wurden mit Schnüren an die Bäume gebunden, deren Rinde zum Teil angeschnitten wurde, um einen guten Halt zu gewährleisten. Als Einstieg zu unserem Spaziergang wurde mir ein Video vorgeführt, in dem der Gründer des Ortes vorgestellt wurde. Oscar Archilla Euler ein deutschstämmiger Fotograf und Journalist, der in Coban geboren wurde. Er beschäftigte sich immer intensiver mit den einheimischen Pflanzen und gründete 2004 diesen Ort.

Simon erklärt mir, was eine Orchidee ausmacht. Mit ihren 3 Kelchblättern, den 2 Blütenblättern, der Lippe und der Spalte, in die die Insekten zur Bestäubung eindringen müssen. Jede Orchidee sei so aufgebaut, auch die, vor der wir jetzt grad stehen und die er Mücke nennt. Sie ist tatsächlich winzig und ich bekomme auch mit der Lupe, die er mir hinhält kein richtiges Foto. Wird also eine Herausforderung, dieser Orchideenspaziergang.

Es gibt verschiedene Arten von Orchideen, solche, die am Boden in der Erde wachsen, andere auf Bäumen. Hier in Guatemala findet man übrigens auch sehr viele an den Elektrodrähten überall in den Orten. Bestäubt werden sie durch Insekten und Vögel, vor allem von den winzigen Kolibris mit ihren langen Schnäbeln.

Simon weiss alles über Orchideen und er macht mich überall auf die winzigen Blüten aufmerksam. Sie sind tatsächlich klein. Ich frage mich, wie man diese winzigen Orchideen überhaupt finden konnte. Wenn ich allein durch den Wald gehen würde, würde ich bestimmt die Hälfte der Blüten gar nicht sehen. Wenn man sie aber entdeckt, sind sie fantastisch in ihrer Vielfalt.

Zum Glück gibt es auch ein paar grössere Blumen, auch wenn diese oft am Ende ihrer Blütezeit stehen. Am besten für die Orchideen seien Mai und Juni, aber eigentlich würden das ganze Jahr irgendwelche Orchideen blühen. Sie brauchen dieses feucht-heisse Klima mit vielen Regenschauern.

Leider befindet sich die Monja Blanca, die weisse Orchidee im Moment nicht in Blüte, aber es gibt ein paar andere Blüten, die in die gleiche Familie gehören. Natürlich kann mir Simon alle Namen der verschiedenen Pflanzen aufzählen. Merken kann ich sie mir allerdings nicht, auch wenn er einige mit spanischen Namen nennt.

Wir sind inzwischen immer höher gekommen und langsam lichtet sich das Dach über uns. Fast macht es den Anschein, dass es zu regnen anfangen könnte. Jedenfalls bringt uns eine der Angestellten zwei Regenschütze. Doch was soll ich jetzt damit? Ich hab schon mit der Kamera alle Hände voll zu tun, hab auch die Lupe wieder zurückgegeben, denn es ist so schon schwierig genug, die kleinen Blüten richtig in den Fokus zu bekommen. Zum Glück bleibt es bei den vereinzelten Tropfen, Simon muss jetzt den Balast mittragen.

schaut aus wie ein winziges Maiglöckchen

schaut aus wie ein winziges Maiglöckchen

Ballerina, die Tänzerin

Ballerina, die Tänzerin

Ballerina oder die schwarze Orchidee - ist die Nationalblume von Belize

Ballerina oder die schwarze Orchidee - ist die Nationalblume von Belize

Natürlich gibt es auch andere Pflanzen in diesem Biotop. Bromelien wachsen zum Beispiel genauso wie die Orchideen sowohl in der Erde wie auch in den Ästen der Bäume. Und die eigenartige rote Blüte gehört in die Familie der Bananengewächse.

eine Bromelie

eine Bromelie

gehört zu den Bananengewächsen

gehört zu den Bananengewächsen

Die ersten Orchideensammler waren Ausländer: ein Brite, ein Deutscher udn ein Schotte

Die ersten Orchideensammler waren Ausländer: ein Brite, ein Deutscher udn ein Schotte

eine Papageinpflanze oder Kongo-Lieschen

eine Papageinpflanze oder Kongo-Lieschen

Kardamon

Kardamon

Auch Kardamon gehört zu den Pflanzen, die in diesem Klima gedeihen, Simon zeigt mir eine. Die Samen werden ganz unten auf der Erde entstehen, aber im Moment kann ich nur die kleinen Blüten an den langen Rispen erkennen, die an Orchideen erinnern

Wir haben einen kleinen Rundgang gemacht und kommen zurück zu den Gebäuden des Orchideengartens. Hier gibt es ein Kuriosum. Anscheinend kann man hier uch übernachten und das exotischste Hotelbett steht unter einem kleinen Vordach. Es ist ein alter VW Käfer, in den ein Doppelbett hinein gebastelt wurde. Sehr originell, aber ich bezweifle, dass das bequem ist.

Der alte Mercedes, der gleich in der Nähe steht, ist auch als Bett nicht mehr geeignet. Ich weiss nicht, ob er als Deko gilt oder ob man ihn einfach nie entsorgt hat.

Beim Eingang bekomme ich noch eine Tasse Tee und kann Ezequiel eine Nachricht senden, damit er mich wieder abholt.

Ausserdem gibt es hier beim Eingang ein paar Töpfe mit grösseren Orchideen, die man kaufen kann und es hängen ein paar Futternäpfe für Kolibris. Ich kann auch tatsächlich ein paar sehen, aber sie huschen so schnell wieder ab, so dass ich mit der Kamera nicht einmal eine Feder von ihnen erhaschen kann.

Rosa de Jamaica - ein beliebtes Erfrischungsgetränk aus Hibiskusblüten

Rosa de Jamaica - ein beliebtes Erfrischungsgetränk aus Hibiskusblüten

Irgendwo habe ich gelesen, dass es in Coban früher ziemlich viele deutsche Einwanderer gab. Es gibt daher auch einen Dieseldorff Kaffee und vor allem ein Restaurant.

Das wird wohl von Düsseldorf abgeleitet sein. Dahin bringt mich Ezequiel nach unserer Tour und ich bin überrascht, wie gediegen das Restaurant ist. Und vor allem wie fein das Essen.

Und weil der Regen jetzt, wo ich mich zu Fuss auf den Rückweg machen will, doch noch einsetzt, geniesse ich noch ein feines Stück Torte zu meinem Cappuccino.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am Start einer neuen Reise ist meist noch alles ganz klar. Nur das erste Ziel: Guatemala und später im Jahr eine Hochzeit in Mexika. Es wird also einmal mehr eine sehr lange Reise mit vielen Überraschungen. Ich freue mich über virtuelle Mitreisende und werde wie gewohnt über meine Erlebnisse berichten.
Details:
Aufbruch: 09.06.2023
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Januar 2024
Reiseziele: Guatemala
Mexiko
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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