Mittelamerika

Reisezeit: Juni 2023 - Januar 2024  |  von Beatrice Feldbauer

Maya-Ruinen

Start in den neuen Tag mit einem währschaften Frühstück.

Start in den neuen Tag mit einem währschaften Frühstück.

Heute besuche ich die Ruinen. Habe vorher die offerierten Touren der verschiedenen Agenturen studiert, doch diese sind immer Kombinationen. Kombinationen mit Touren nach Agua Azul, den kristallklaren Wasserbecken, die in ca einer Stunde Entfernung gibt. Eine Frau im Bus hat mir allerdings erzählt, dass diese im Moment nicht sehr blau wären, eher grau wegen den starken Regenfällen. Der Mann in der Agentur wiegt zwar den Kopf und meint, dass sie nicht gar so grau wären, doch so richtig überzeugen kann er mich nicht. Ausserdem möchte ich erstmal nur die Ruinen sehen.

Es gibt Shuttle, die direkt vom Busbahnhof losfahren, du kannst auch individuell hinfahren, meint er, als er verstanden hat, dass wir wohl nicht ins Geschäft kommen. Ich bedanke mich für den Tipp, suche die Haltestation und nachdem ich fünf Minuten gewartet habe, offeriert mir einer der Taxifahrer, die den ganzen Tag da stehen, die Fahrt zum Eingang der Ausgrabungen. Der Preis scheint mir fair, ich muss nicht weiter in der prallen Sonne warten, wir fahren los.

Beim Eingang erklärt er mir noch, wo ich den Eintritt bezahlen kann und dass ich zwei verschiedene Tickets kaufen muss. Einerseitzs für die Ruinen und andererseits für den Nationalpark. Na ja, man kann es auch kompliziert abhandeln. Vor allem mit zwei verschiedenen Ticketschaltern, aber ein wenig Administration muss eben sein.

Natürlich werde ich gleich von verschiedenen Guias bestürmt. Alle wollen mir eine Tour durch den Park anbieten, jeder ist besser als der andere. Nach einer kurzen Überlegung, ob ich überhaupt einen Guia brauche, entscheide ich mich spontan für Jorge. Er überzeugt mich mit seiner fröhlichen Art. Wir gehen durch den Eingang, wo ich markiert werde. Ein Armbändchen zeigt an, dass ich den Eintritt bezahlt habe.

Jorge, mein heutiger Guia

Jorge, mein heutiger Guia

Übere eine hohe Treppe betreten wir den Berich mit den ausgegrabenen Pyramiden. Die Stadt muss einmal sehr gross und reich gewesen sein. Man hat lückenlose Beweise für die Existens vieler Herrscher gefunden, die zwischen 400 und 800 vor Christus hier regiert haben. Nach 800 verschwindet der letzte Herrscher und die Stadt wird verlassen. Was genau der Grund dazu war, ist noch nicht bekannt. So wie auch die anderen Maya-Städten in Tikal, Guatemala und Copan, Honduras, weiss man nicht viel über den Untergang der Maya-Städten. Doch die Mayas sind nicht ausgestorben, sie leben noch heute in den Einwohnern von Chiapas weiter.

Übrigens kennt man auch hier den Schweizer Erich von Däniken mit seinen eigenen Interpretationen der Geschichte. Ob das nicht störe, will ich von Jorge wissen, dass da jemand völlig eigene wilde Theorien über ihre Geschichte aufstellt.

Weisst du, wir sind uns Theorien gewohnt, jeder hat seine eigene Interpretation, warum soll Erich nicht auch seine eigene haben. Er kommt jedes Jahr mit einer gorssen Gruppe von Touristen um uns zu besuchen.

Die Erforschung der Mayas ist eh eine neuere Wissenschaft. Hier wussten zwar schon die ersten spanischen Missionare, die sich in der Nähe der Ruinen niederliessen, von deren Existenz, aber sor ichtig mit der Erforschung der Ruinen wurde erst 1940 begonnen. Damals konnte man die Ruinen noch nciht so erkennen, es waren überwachsene Hügel, unter denen man die Mauern entdeckte oder vermutete.

Heliconias - local name: pico de loro

Heliconias - local name: pico de loro

Heute präsentieren sich einige Pyramiden in voller Pracht. Der Ort war umgeben von Wasser und verschiedenen Flüssen was ihn perfekt für den Bau einer Stadt machte. Die meisten Pyramiden sind innen massiv, haben keine oder wenige Räume, sondern sind Zeremonialbauten um mit den Göttern zu reden, um die Verbindung der Menschen mit den Göttern zu erhalten.

Die Ruinen sind wunderschön angelegt gemäss dem Sonnenstand. So kann man anhand des Sonnenstandes erkennen, welcher Tag ist. Betreten darf man die meisten Pyramiden nicht mehr. Sie sind alle mit Seilen geschützt.

Der Tempel der Inschriften

Der Tempel der Inschriften

Der Königspalast

Der Königspalast

Einzig der Königspalast, ein breites Gebäude soll Kammern in seinem Innern haben und sogar Bäder, wie mir Jorge erzählt. Zu dieser Zeit kannten auch die Rämer in Rom Bäder in ihren Palästen, erklärt Jorge und ich würde gern wissen, wie ich mir so ein Bad vorstellen könnte. Doch das entzieht sich unserer Fantasie.

Regiert wurde die Stadt übrigens lange Zeit auch von weiblihen Herrschern, auch konnte man keine übertriebenen kriegerischen Handlungen erkennen. Es scheint, dass man sich eher mit dem Handel befasste, Verbindungen zu anderen Maya-Städten in Guatemala aufrecht erhielt.

Eine Caoba, Mahagoni

Eine Caoba, Mahagoni

Unter einem hohen dicken Baum haben ein paar Souvenirhändler ihre Arbeiten ausgebreitet. Viele Mayasymbole, Sonnensymbole, Steinanhänger, Edelsteine, Halsketten, Armbänder. Später, verspreche ich einer jungen Frau, später werde ich mir deine Maya-Sternzeichen näher ansehen.

Der Baum ist eine Caoba, sein Holz wird Mahagony genannt und vor allem im Schiffbau und für wertvolle Möbel eingesetzt. Man kann die rote Farbe unter der Rinde erkennen. Jorge kennt sich aus.

Es ist heiss, die Sonne brennt von einem wolkenlosen Himmel. Immer wenn es etwas zu erklären gibt, bleiben wir unter den riesigen alten Büumen stehen.

Beim Tempel El Compte setzen wir uns erst an den Waldrand, bestaunen die hohe Konstruktion, die breiten Stufen, den Raum ganz oben, von wo der Herrscher zu seinen Untergebenen gesprochen hat. Oder der Hohepriester. Hier wurde auch Menschen geopfert, aber ich merke, Jorge will das gar nicht so expliziet aussprchen. Auch nicht, als er mir den Ballspielplätz zeigt. Hier wo die Gegner mit dicken Kautschuckbällen gegen einander spielten. Der Gewinner wurde geopfert. Vielleicht war es auch der Verlierer. Vieles in der Mayakultur ist noch nicht so genau erklärt. Die Schrift, Glyphen genannt wurden zu einem grossen Teil erst in den letzten Jahren erforscht. Man kann mindestens Daten und Namen der Herrscher heute eindeutig erkennen und zuordnen.

Es gibt allerdings ein Geheimnis um Palenque. Vor ein paar Jahren erst wurde in einer gut verschlossenen Grabkammer ein Skelett entdeckt. Es handelte sich um eine weibliche Regentin. Eindeutig nicht von hier, das zeigen DNA-Analysen.

Sie lag in ihrem Sakrophag, reich geschmückt mit einer Totenmaske aus Jade und umgeben mit Jade und Bernstein-Schmuck, wie man es noch kaum je gesehen hatte. Überzogen mit Zinnober, so dass sie und das Innere des Sakrophags völlig rot waren.

Noch sind die Forscher dabei, das Geheimnis der roten Königin, wie sie genannt wird, zu entschlüsseln. Sie hat inzwischen die halbe Welt bereist, erzählt Jorge, wahrscheinlich wird sie nicht zurück nach Palenque kommen. Auf dem Rückweg zur Stadt wirst du an ihrem Museum vorbei kommen. Du solltest es auf keinen Fall verpassen.

eine Steintafel mit Inschriften in dem Raum oben am Ende der Treppe.

eine Steintafel mit Inschriften in dem Raum oben am Ende der Treppe.

El Conde darf bestiegen werden. Jorge bleibt unten, während ich mich auf den Weg mache. 73 hohe Stufen führen hinauf bis zur Plattform mit dem Raum. Natürlich ist er mit Gittern abgeschlossen, denn dahiter befindet sich eine grosse Steintafel mit Inschriften. Ich geniesse den Rundblick auf die anderen Pyramiden, auch die Menschen, die tief unter über den Platz laufen, auf Jorge, den ich im Schatten der hohen Bäume kaum erkennen kann und auf die anderen Menschen, die sich noch auf dem Aufstieg befinden. Maya-Treppen sind anstrengend, denn die Stufen sind hoch, und manchmal schmal, so dass man ganz schnell auf Höhe gewinnt.

Auf dem steinernen Dach der Pyramide befindet sich noch einmal eine Mauer, die ber mit Löchern durchbrochen wird. Hier kann man an bestimmten Tagen sehen, wie die Sonne durchbricht, die Lage der Pyramiden und der Gebäude ist genau berechnet.

Ausserdem hält diese durchbrochene Mauer den starken Winden besser stand und bei bestimmten Winden säuselt die Luft ihre eigene Melodie durch die Löcher..

Wir sind bereits wieder auf dem Rückweg, und fast hätte ich sie vergessen, doch Natividad, die Verkäuferin hat mich sofort wieder erkannt. Du wolltest doch noch dein Horoskopzeichen kaufen.

Ja, will ich. Ich bin eine Tortuga, eine Schildkröte.
Symbol der Milchstrasse, Freiheit, Unabhängigkeit, steht dazu und ich glaube, besser könnte man mich im Moment nicht beschreiben.

eine weibliche Ceiba

eine weibliche Ceiba

Für den Rückweg wählen wir den Weg durch den Dschungel. Auch wenn da ein Schild steht: betreten verboten. Mit mir darfst du da durchgehen, wir kommen so durch einen kleinen Teil des Dschungels, der noch immer rund um die Ausgrabungen steht, lächelt Jorge. Pass nur auf, wenn sich eine dieser Wurzeln bewegen sollte...

Es hat sich keine bewegt, aber wir begegnen einer Ceiba. Die Ceiba ist der Nationalbum Guatemalas, ein Kapockbaum. Seine breiten dicken Äste breiten sich erst ganz oben am Stamm so richtig in alle Richtungen aus.

eine riesige Ceiba bricht durch den Blätterwald

eine riesige Ceiba bricht durch den Blätterwald

Bestimmt würde man die Ceiba oben sehen, wie sie höher als die anderen Bäume alles überragt. Unten am Stamm entwickelt sie Brettwurzeln. Die dicken Wurzeln, die wie Bretter am Stamm lehnen können auch als Lautsprecher benutzt werden. Wenn man sich im dichten Dschungel verlaufen hat, könnte es nutzen, mit einem dicken harten Ast an ihre Kanten zu schlagen. Der gerade Stamm leitet dann den Klang weiter und über die Äste hoch oben verbreitet sich der Ton in die Ferne.

Das sei eine männliche Ceiba, erklärt mir Jorge, die weibliche sei nicht so hoch und ihr Stamm nicht so glatt wie die männliche Ceiba. Im Park hatten wir eine weibliche Ceiba gesehen. Die Form der Äste entspricht durchaus denen der männlichen, nur ist der Baum bei weitem nicht so hoch. Ich habe davon noch nie etwas gehört. Beim Googeln aber entdeckt, dass es sehr wohl weibliche und männliche Bäume gibt. Von der Ceiba habe ich konkret nichts gefunden, aber sonst allerlei interessantes zum Thema. Zum Beispiel, dass heutzutage in Städten vorwiegend männliche Bäume gepflanzt werden, weil sie keine Blüten und Früchte tragen. Dafür würden die Menschen zunehmend auf deren Pollen allergisch reagieren.

Brettwurzeln

Brettwurzeln

Pfauenpilze

Pfauenpilze

Wir sind zurück beim Eingang. Es war eine eindrückliche Tour und Jorge hat mir wieder einiges erzählt, was ich noch nie gehört habe. Es hat sich definitiv gelohnt, einen privten Guide zu engagieren.

Ich verabschiede mich von Jorge und hoffe, dass er noch einmal eine Tour verkaufen kann, es ist erst Mittag, wir waren gut zwei Stunden unterwegs.

Ich sehe mich noch kurz bei den Souvenirhändlern um, trinke etwas am Kiosk und kaufe noch einmal ein Bernstein-Armband. Bernstein war der Stein der Mayas. Zusammen mit Jade, das vor allem in Guatemala sehr oft gefunden wird. Bernstein gehört eher zu Mexiko. Die verschiedenen Stämme trieben Handel mit beiden Materialien.

Übersichtsplan Palenque. Er ist erst ein sehr kleiner Teil der gesamten Anlage erforscht und zugänglich.

Übersichtsplan Palenque. Er ist erst ein sehr kleiner Teil der gesamten Anlage erforscht und zugänglich.

Ich fahre mit dem Collectivo, dem Shuttle-Bus zurück. Aber nur bis zum Museum. Hier steige ich aus und werde prompt wieder von einem Guia angesprochen. Er will mit mir zum Agua Azul. Mein Argument vom braunen Wasser will er nicht ganz akzeptieren, hat dann aber einen neuen Vorschlag. Roberto Barrios, ein anderer Ort, ganz in der Nähe, der dem blauen Wasser ebenbürtig ist.
Wir könnten morgen dahin fahren und einen schönen Tag verbringen.
Und wie kommen wir dahin? ich werde bestimmt nicht auf eines dieser Motorräder sitzen, erkläre ich mit Blick auf den Motorrad-Park nebenan.

Nein, bestimmt nicht, überlass das mir.
Ich hab gar kein Motorrad,
fügt er noch an.

Deal. Antonio wird mich morgen Vormittag beim Hotel abholen.

Antonio Sak

Antonio Sak

Ich sehe mir jetzt noch die Ausstellung der roten Königin an. Nein, dazu brauche ich keine Begleitung mehr. Bin schon völlig gefüllt mit Informationen. Das Museum ist erst ein paar Jahre alt und sehr modern aufgebaut. Obwohl das Skelett selber nicht hier ausgestellt wird, da es wohl zu Forschungszwecken noch irgendwo in einem Labor liegt, bekommt man einen guten Überblick und vor allem auch die Bedeutung mit, den dieser Fund für den Ort hat. Der Sakrophag war über 1000 Jahre unberührt. Bedeckt wurde der Steinsarg von einer tonnenschweren Steinplatte, die eng eingemauert wurde und nur mit aufwändigen Werkzeugen geborgen werden konnte.

Die unversehrte Bergung der Platte und des Skelets muss eine riesige Aufregung gewesen sein. Vergleichbar mit der Öffnung der Grabkammer des Pharaos hat Jorge gemeint.

Die Totenmaske der roten Königin - aus Jade

Die Totenmaske der roten Königin - aus Jade

Original-Masken aus den Räumen des Tempels

Original-Masken aus den Räumen des Tempels

die enge Totenkammer wurde mit Glas rekonstruiert

die enge Totenkammer wurde mit Glas rekonstruiert

An dieser Original-Tafel aus dem Inneren der Pyramide kann man noch die Farben des Reliefs erkennen.

An dieser Original-Tafel aus dem Inneren der Pyramide kann man noch die Farben des Reliefs erkennen.

Maya-Glyphen

Maya-Glyphen

Rekonstruktion des Sakrophag-Deckels

Rekonstruktion des Sakrophag-Deckels

Zurück fahre ich mit dem Shuttle und den Rest des Nachmittags verbringe ich am Pool. Es war ein interessanter Tag und die Sonne brennt noch immer vom wolkenlosen Himmel.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am Start einer neuen Reise ist meist noch alles ganz klar. Nur das erste Ziel: Guatemala und später im Jahr eine Hochzeit in Mexika. Es wird also einmal mehr eine sehr lange Reise mit vielen Überraschungen. Ich freue mich über virtuelle Mitreisende und werde wie gewohnt über meine Erlebnisse berichten.
Details:
Aufbruch: 09.06.2023
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Januar 2024
Reiseziele: Guatemala
Mexiko
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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