Mittelamerika

Reisezeit: Juni 2023 - Januar 2024  |  von Beatrice Feldbauer

Kein Stress

Es sind ruhige Tage, diese Zeit in Panajachel. Ich mache kein Sightseeing mehr, will nur ein wenig schreiben, aufarbeiten, denn es gibt noch sehr viel zu schreiben. Bin heillos im 'hinderlig' - ein typischer Schweizer Ausdruck, der genau die Situation ausdrückt.

Also suche ich mir Schreibplätze, denn das Hotelzimmer ist nicht sehr gut geeignet. Aber dafür ist die Terrasse auf dem Hotel ideal. Es gibt gutes Internet und genügend Steckdosen. Wo früher Lampen angebracht wurden, hat der Besitzer Steckdosen montiert. Zu Zeiten von Internet und Social Media sind die viel wichtiger als LIcht. Kommt dazu, dass man am Abend, wenn man denn überhaupt auf der Terrasse sitzen würde, eh kein LIcht brauchen sollte, wegen den Moskitos.

Ausserdem geht tagsüber hier oben ein leichter kühler Wind. Das ist bei diesen Temperaturen von gut 25 Grad sehr angenehm.

Aussicht über Panajachel auf der Terrasse der Posada Don Miguel

Aussicht über Panajachel auf der Terrasse der Posada Don Miguel

Steckdosen statt Lampen.

Steckdosen statt Lampen.

Am Abend versuche ich den Sonnenuntergang über dem See einzufangen. Aber da die Sonne um diese Jahreszeit rechts hinter dem Berg untergeht, und der Himmel nach dem nachmittaglichen Regen meist ziemlich wolkenverhangen ist, sind die Sonnenuntergänge nicht sehr spektakulär..

Ich geniesse trotzdem ein feines Nachtessen mit einer Pinacolada und gegrillten Scampis im Sunset-Cafe, das genau den richtigen Ausblick bietet und Ende Woche Live Musik. An dem Abend als ich da war, sass allerdings nur ein Gerippe an der Gitarre. Also keine Musik, aber trotzdem eine schöne Stimmung.

Heute Abend keine Musik im Sunset-Cafe

Heute Abend keine Musik im Sunset-Cafe

Zum Frühstück gehe ich ins Los Volcanos. HIer habe ich früher oft übernachtet und zu meiner grössten Überraschung kann sich Francisco, der schon lange hier arbeit, sogar an mich erinnern.

Er war ganz am Anfang der Kontakt, als ich David kennen lernte und verstand, dass ich ihm nicht per Post schreiben konnte. Es war 2005, als email eben grad in den Anfängen war. David hat allerdings damals sofort verstanden, dass das Internet für die Kommunikation wichtig war und hat nach unserem ersten Kontakt sofort eine Email-Adresse in seiner Schule eröffnet. In diesen Tagen in Panajachel kommen sehr viele Erinnerungen wieder hoch.

Internet konnte man damals in Internet-Cafes bentzen. Dazu zahlte man die Zeit, die man den Computer in Anspruch nahm. "Wenn ich dir schreiben wollte, habe ich auf einen Zettel geschrieben, was ich mitteilen wollte, so konnte ich meine Zeit im Internet auf ein Minimum reduzieren," erzählt David. Ausserdem hat er eines der günstigeren Lokale aufgesucht, wenn er nicht den Cumputer in der Schule benutzen konnte. Es ist alles so lange her und manchmal ist es schwierig, sich in diese Zeiten zurück zu versetzen. Heute hat fast jeder und jede ein Handy und Internet. Auch hier.

ein gesundes Frühstück im Los Volcanes

ein gesundes Frühstück im Los Volcanes

Ich treffe mich ein letztes Mal mit David, denn er bringt mir die bestellten Kugelschreiber. Er hat sich ungemein gefreut, dass so viele Bestellungen eingetroffen sind.

Wir haben viel Zeit zum Reden. Reden über das Leben in diesem Land, über die Politik, über die kommenden Wahlen, von denen er sich so viel verspricht. Er verfolgt die Entwicklung in der Hauptstadt und spricht mit sehr vielen seinen Freunden. hofft, dass es endlich eine Wende zum Besseren gibt.

Bernardo Arevalo vom Movimiento Semilla verspricht, der Korruption den Kampf anzusagen. Er hat viele Anhänger, gerade bei der Landbevölkerung. Seine Gegnerin Sandra Torres steht für die alten Strukturen. Mit ihr wird es keine Veränderung eben, auch wenn sie eine Frau ist. Die Korruption in diesem Land ist allgegenwärtig. David ist bereit, wenn es nötig wird, seinen Kandidaten zu unterstützen und in die Hauptstadt zu fahren. Ich mache es für mein Land, für meine Kinder, für eine besser Zukunft. Es ist Zeit dafür. Der zweite Wahlgang findet am 20. August statt. Noch ist viel zu tun für den Sieg der Demokratie.

Aravelo ist übrigens der Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes.

das peruanische Nationalgericht Ceviche gibt es auch hier

das peruanische Nationalgericht Ceviche gibt es auch hier

Ich habe auch viel Zeit zum Fotografieren. Oder zum Fotos bearbeiten. Da es sonst nicht viele wirklich neuen Fotos gibt, zeige ich hier ein paar dieser Bilder, denn gerade die Farben eignen sich so gut für meine speziellen runden Bilder, die eigentlich nur aus farbigen Stoffen bestehen, die ich als Tischtücher in den Restaurants finde.

Schreibplatz im Steak-House Valentinos

Schreibplatz im Steak-House Valentinos

Am letzten Tag allerdings schlendere ich noch einmal durch die Angebote der Tischläufer und Wandbehänge. Die Farben sind zu schön, die Arbeiten einfach phänomenal. Und weil ich sie nicht kaufen und einpcken kann, packe ich sie in meine Kamera. Ich könnte mich auch kaum entscheiden, die Motive und Farben sind so verschieden und alle einfach wunderschön.

Bei diesen Fotos hat mir der Verkäufer seine Erlaubnis gegeben. Viele Verkäuferinnen mögen es sonst nicht, wenn man nur fotografiert, was ich verstehen kann. Sie wollen verkaufen und nicht Fotomotiv sein.

Die Preise variieren übrigens je nach Aufwand zwischen 1000 - 4000 Quetzsales. Sie sind vorwiegend maschinenbestickt, denn so filigrane Muster kann man von Hand kaum machen. Malen mit Faden und Nähmaschine.

Irgendwie ist dieser letzte Tag in Pana ein spezieller Tag. Ich entschliesse mich spontan für einen Besuch im Chez Alex, was eines der besten Restaurants im Ort ist. Das wusste ich bei meinem ersten Besuch nicht, aber hier bin ich damals, im Jahr 2000 mit meinem Mann eingekehrt.

Heute sind die Tische weiss aufgedeckt, ich glaube, das war damals noch nicht so. Das Essen, Fischfilet mit Garnelen-Sosse und Muscheln, schmeckt wunderbar. Auch der Wein ist richtig gekühlt und es gibt sogar San Pellegrino. Das habe ich allerdings versehentlich bestellt, denn eigentlich mag ich kein kohlensäurehaltiges Wasser. Aber sowas passiert halt im Überschwang der Gerühle.

Soll ich oder soll ich nicht - vor dieser Frage stehe ich immer wieder, wenn ich diese farbenfrohen Hüte sehe. Wäre zu schön, so einen einzupacken, aber genau da fängt das Problem schon an. Ich liess es bleiben, denn wie reist man mit so einem Hut im Gepäck? Man trägt ihn, wäre wohl die richtige Antwort, aber dazu bin ich dann doch nicht bereit. Also, bleibt es beim Fotografieren.

Am Abend spaziere ich noch einmal entlang der Promenade am See, geniesse das letzte Tageslicht und will bald zurück ins Zimmer. Muss den Koffer packen, denn morgen geht es weiter. Morgen werde ich dieses Land verlassen,

Doch da werde ich vom fröhlichen Edwin hinter seinem mobilen Exotic-Drink-Stand abgelenkt. Er verspricht, mir einen speziellen Drink zuzubereiten, was er dann auch bestens einlöst. Pitaya mit Rum.

Kurz darauf spaziert ein junges Paar vorbei, auch sie bleiben hängen und so ergibt sich ein feucht fröhlicher letzter Abend mit Karina aus Mexiko und Daniel aus Honduras. Die beiden sind zum ersten Mal in Guatemala und möchten noch die ganze Welt kennen lernen. Jung genug sind sie und da sie beide in einer internationalen Transportfirma arbeiten, können sich Träume vielleicht realisieren. Alles ist möglich.

Es ist Zeit für einen neuen Schirm. Gefunden habe ich ihn bei einer Früchte-Verkäuferin. Hatte ihn von weitem entdeckt und gesehen, dass er zu meiner Bluse passt. Also hab ich sie gefragt, ob ich ihn kurz ausleihen dürfe... Klappt immer.

Es ist Zeit für einen neuen Schirm. Gefunden habe ich ihn bei einer Früchte-Verkäuferin. Hatte ihn von weitem entdeckt und gesehen, dass er zu meiner Bluse passt. Also hab ich sie gefragt, ob ich ihn kurz ausleihen dürfe... Klappt immer.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am Start einer neuen Reise ist meist noch alles ganz klar. Nur das erste Ziel: Guatemala und später im Jahr eine Hochzeit in Mexika. Es wird also einmal mehr eine sehr lange Reise mit vielen Überraschungen. Ich freue mich über virtuelle Mitreisende und werde wie gewohnt über meine Erlebnisse berichten.
Details:
Aufbruch: 09.06.2023
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Januar 2024
Reiseziele: Guatemala
Mexiko
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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