Mittelamerika

Reisezeit: Juni 2023 - Januar 2024  |  von Beatrice Feldbauer

San Cristobal de las casas

mal was anderes zum Frühstück statt immer Eier mit Frijoles.

mal was anderes zum Frühstück statt immer Eier mit Frijoles.

Ich bin in einem kleinen hübschen Hotel abgestiegen, das ganz in der Nähe des Zentrums liegt. Ich lasse mir in den ersten Tagen Zeit, anzukommen. Ich bin in einem anderen Land, die Leute sprechen schneller, es gibt andere Worte. Ich muss mich erst an dieses schnelle fremde Spanisch gewöhnen. Auch sonst brauche ich etwas Anlaufzeit. Ich merke, dass mich die Strapazen der Einreise doch etwas mehr mitgenommen hat, als ich mir das eingestehen wollte. Man wollte mich nicht einreisen lassen. Na ja, dann lasse ich mir jetzt erst einmal Zeit, herauszufinden, ob ich überhaupt hier sein will.

Meine ersten Spaziergänge führen mich durch lange gerade, einspurige Strassen. Es ist eine koloniale Stadt mit gut 200'000 Einwohnern. Die Bewohner sind grösstenteils Nachkommen der Mayas, hier im Süden Mexikos ist Maya-Land. Chiapas heisst die Provinz und man ist ungemein stolz in Chiapas zu sein.

Die Orientierung in der Stadt ist einfach, alle Strassen sind rechtwinklig, es ist die typische koloniale Stadt. Mit niedrigen Gebäuden, Hotels mit grossen Innenhöfen, langen Häuserreihen, die eigentlich aus einem einzelnen Haus bestehen. Früher waren es die prunkvollen Häuser der Eroberer, der Spanier, heute sind viele zu Hotels umfunktioniert worden. Tore und Eingänge sind kunstvoll gestaltet mit zweifarbigen Toreinfassungen.

Schon bald komme ich in die Fussgängerzone. Hier gibt es Restaurants mit grossen Sonnenschirmen, Kleider- und Souvenirboutiquen. Und ganz viele fliegende Händler. Frauen in bunten Kleidern, die ihre Handarbeiten anbieten. Auch kleine Kinder sind unterwegs, haben ihr eigenes kleines Angebot von Püppchen und Schmuckanhängern, die in der Familie gemacht werden. Oder sie verkaufen Pflanzen, vorwiegend Orchideen. Ob Schul-Ferien sind? fast habe ich das Gefühl, dass viele einheimische Kinder nicht zur Schule gehen, doch ich mag nicht nachfragen. Manchmal ist es einfach zu traurig, immer wieder zu erkennen, dass Eltern die Ausbildung ihrer KInder nicht wichtig ist, oder dass sie sich diese nicht leisten können.

Ich setze mich in eine Cafeteria, oder eher eine Chocolateria. Es scheint, dass Schokolade hier wichtiger ist, als Kaffee, Jedenfalls gibt es sehr viele Angebote, darum setze ich mich erst einmal mit einer heissen Schokolade hin und beobachte die Strasse. Dass es extrem viele Strassenverkäufer hat, merke ich erst, als mich meine Schwester während unseres langen Telefongesprächs fragt, warum ich eigentlich dauernd No, Gracias sage. Ja, sie sind aufdringlich, lassen sich nicht beeindrucken, wenn jemand am Telefonieren oder in einem Gespräch ist.

Sie mischen sich ein, halten mir ihre Halsketten, ihre kleinen Handarbeiten und ihre Schals und Tücher vors Gesicht und lassen sich kaum abweisen. No, Gracias wird zu einem ständigen Satz, den ich selber kaum mehr bemerke. Ich hüte mich auch, die Angebote anzusehen, denn sonst wird es erst recht schwierig. Ich will nichts kaufen, ich möchte jetzt nur einfach dasitzen, mt meiner Schwester plaudern, die Strasse beobachten. Und manchmal fotografieren.

Die Farben der Tücher sind zwar auch schön, eher dezent, und lang nicht so leuchtend wie die Farben in Guatemala. Später entdecke ich einen ganzen Laden mit Tüchern, die alle hier in Chiapas hergestellt wurden. Die meisten sind Handarbeiten und oft in Erdfarben. Weniger künstlich wahrscheinlich. Die Unterschiede sind frappant.

Auch die Kleider der Frauen sind anders. Sie tragen oft einen schwarzen Rock, der aus einem Fell gemacht zu sein scheint. Ob die nicht viel zu heiss haben, bei diesen Temperaturen von gut 20 Grad?

So viele Schals, Decken und Wandbehänge. Viele sind aus Wolle.

So viele Schals, Decken und Wandbehänge. Viele sind aus Wolle.

Über den ersten, den ich entdecke, freue ich mich, schliesslich war so ein VW Käfer mein erstes Auto. Später entdecke ich noch einen und glaube an einen Zufall, doch dann merke ich, dass die Käfer hier zum Strassenbild gehören. Und noch etwas später erklärt mir ein Freund, dass Volkswagen in Puebla, in der Nähe von Mexico-City, ein grosses Automobilwerk hat, wo bis 2019 ausschliesslich VW Beetle produziert wurden. Ob sich das auch auf die alten Modelle bezieht, konnte ich nicht ergoogeln, aber es ist also kein Wunder, dass sie hier noch aktiv unterwegs sind.

Ich muss trotzdem jedesmal schmunzeln, wenn ich einen sehe und widerstehe in Zukunft, dem Reflex, ein Foto zu machen.

Die Kirche San Nicolas Tolentino hinter der grossen Kathedrale

Die Kirche San Nicolas Tolentino hinter der grossen Kathedrale

Beim Hauptplatz wo im Schatten von hohen Bäumen die Schuhputzer auf Kundschaft warten und einige Frauen mit ihren Kindern auf den Bänken sitzen, die Spielzeugverkäufer mit den neuesten Plastikspielzeugen umhergehen und vergeblich Käufer suchen, wo ein paar Seifenblasen über den Pavillon fliegen, setze ich mich auf eine Bank, sehe eine Weile zu. Es ist ruhig, viele kleine Imbissstände sind noch geschlossen, mit einem Tuch abgedeckt.

Auf einer Seite steht eine Kirche, die St. Nicolas-Kirche. Ein einfacher gelber Bau, der schon etwas Patina angesetzt hat. Wenn ich allerdings der hohen gelben Mauer folge, komme ich zur Kathedrale. Auch die Kirche war nur die angehängte Kapelle, die Kathedrale hat eine breite gelbe Fassade mit roten Dekorationen und steinernen Heiligen in den Nischen. Dazu kommen ein paar filigrane weisse Deckorationen Stuckaturen, die mich immer an eine Zuckertorte erinnern. Leider ist die Kathedrale verschlossen, der hohe Gitterzaun davor zu. Ich frage nach, aber niemand kann mir sagen, wann die Kathedrale offen ist. Vielleicht nur zur Messe am Sonntag-Morgen

Auf dem grossen quadratischen Platz vor der Kathedrale ist ziemlich viel los. Viel mehr als im schattigen Hauptplatz gleich nebenan, obwohl der Platz an der prallen Sonne liegt. Verkäufer haben ihre Stände aufgebaut, Schuhputzer halten auch hier nach Kunden Ausschau, Eisverkäufer bimmeln mit ihren kleinen Wagen über den Platz, Imbissstände suchen hungrige Passanten.

Ich bleibe eine Weile beim grossen Kreuz sitzen, versuche mit einer der Verkäuferinnen ins Gespräch zu kommen, doch sie ist nicht an einem Gespräch interessiert, sie will mir einen ihrer selbstgemachten Filzvögel verkaufen. Endlich lasse ich mich erweichen - gegen ein schönes Bild ihrer kleinen Tochter.

Annavaleria

Annavaleria

Mutter Rosa mit Annavaleria

Mutter Rosa mit Annavaleria

Ich flaniere weiter, bin ohne Ziel und Plan unterwegs und komme zu einem schönen Turm. Es ist der Arco de Carmen, ein Glockenturm. In der Nähe setze ich mich in ein Cafe und beobachte die Leute, sehe ein antikes Tram um die Ecke fahren und glaube im ersten Moment, es wäre ohne Chauffeur unterwegs. Erst später habe ich entdeckt, dass der Führerstand so weit hinten ist, dass es von aussen aussieht, als ob niemand das Gefährt steuern würde. Doch so modern ist man hier doch noch nicht.

Man kann hier einfach ganz lange sitzen bleiben und rundum beobachten was passiert. Europäische Touristen scheinen kaum unterwegs zu sein. Einmal höre ich italiensch, sonst sind es vor allem spanisch sprechende Touristen, um die sich die fliegenden Händler mit ihrem Angebot bemühen.

Ich liebe diesen stillen Nachmittage.

Am Abend gehe ich in eines der kleinen Restaurants in der Fussgängerzone in der Nähe des Hotels und bummle dann gemütlich zurück in meine Unterkunft.

Eine Marimba wird durch die Strasse getragen. Irgendwo werden die Musiker es abstellen und ein Konzert geben.

Eine Marimba wird durch die Strasse getragen. Irgendwo werden die Musiker es abstellen und ein Konzert geben.

Der kleine Junge verkauft Geranien

Der kleine Junge verkauft Geranien

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am Start einer neuen Reise ist meist noch alles ganz klar. Nur das erste Ziel: Guatemala und später im Jahr eine Hochzeit in Mexika. Es wird also einmal mehr eine sehr lange Reise mit vielen Überraschungen. Ich freue mich über virtuelle Mitreisende und werde wie gewohnt über meine Erlebnisse berichten.
Details:
Aufbruch: 09.06.2023
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Januar 2024
Reiseziele: Guatemala
Mexiko
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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