Mittelamerika

Reisezeit: Juni 2023 - Januar 2024  |  von Beatrice Feldbauer

Strände

Heute wechsle ich das Hotel. Das würde jetzt noch nicht unbedingt einen Schirm brauchen, immerhin bleibe ich in Acapulco. Aber da sich dieser Sonnen-Schirm vor ein paar Tagen auf der Insel Roqueta anbot, bringe ich ihn.

Wie gut, dass ich vorgestern nicht sofort auf Booking eine weitere Nacht gebucht habe, als man meine direkte Buchung im Mirador nicht annehmen wollte. Inzwischen habe ich eine bessere Alternative gefunden. Das Hotel Las Flamingos, das mir Daniel vorgestern gezeigt hat, hat es mir auf Anhieb angetan. Dabei hat er es mir mehr wie ein Museum gezeigt, es war nicht vorgesehen, dass ich dahin umziehe. Doch so ist das eine wunderbare Gelegenheit, noch eine andere Aussicht kennen zu lernen. auch wenn das Hotel auf dem gleichen Hügel liegt, wie das Mirador, aus dem ich heute also ausziehe.

Jedenfalls gehören die beiden Hotels zu den ältesten von Acapulco, die noch immer in Betrieb sind.

Es ist Sonntagmorgen, in der gläsernen Kapelle, die zum Hotel gehört, wird eine Messe gelesen. Bisher war sie immer geschlossen, jetzt kann ich einen Blick hinein werfen und die eindrückliche Aussicht sehen, die die Glasscheiben direkt hinter dem Altar bieten.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Clavadistas öfters den Beistand Gottes brauchen, wenn sie sich in die stürmischen Wellen stürzen Jedenfalls habe ich gesehen, dass der, der den höchsten Sprung macht, immer noch kurz zu der kleinen Marienstatue geht, die dort oben an der Klippe in einer Nische steht.

Die Gläubigen trudeln ein, der Küster hilft dem Priester in seine lange Soutane und ich gehe zurück ins Restaurant. Heute gibt es Buffet. Immer am Wochenende. Eine grosse Auswahl an gekochten Gerichten von Fleisch bis Gemüse,

Natürlich darf auch die Eierköchin nicht fehlen. So viele Eiervariationen stehen zur Auswahl. Ich bleibe heute süss, mit Pancakes und Honig und dazu Früchte und Yoghurt.

Dazu Kaffee und ein Orangensaft.

Nachdem ich gepackt habe, holt mich Daniel um 12 Uhr ab. Er bringt mich ins Flamingos, aber da kann ich erst um drei Uhr einchecken. Also bleiben uns ein paar Stunden um noch einmal etwas von Acapulco zu sehen. Hat er eine Idee dazu?

Selbstverständlich hat er. Er dreht die Klimaanlage an, denn am Mittag brennt die Sonne ganz extrem vom Himmel und wir fahren hinunter an den Strand. Genau dieser Teil hat mir bisher gefehlt. Ich will zwar nicht an den Strand, aber Daniel will mir die verschiedenen Strände und die hohen Hotelbauten zeigen.

Was auffällt sind die fehlenden Liegestühle. Mexikaner liegen nicht am Strand, sie sitzen da. Unter Sonnenschirmen an schattigen Tischen mit Plastikstühlen. Ganze Familien sind da unter den Schirmen vereint. Nur ausnahmsweise sieht man ein Paar, schon gar nicht jemanden allein unter dem Schirm sitzen.

Bedient werden die Tische von den Strandbeizen in der Nähe und von fliegenden Verkäufern, die ihr breites Angebot mittragen und lauthals verkünden.

Man braucht nur dazusitzen, das ganze Angebot inklusive Wasserspielzeugen und anderen Sachen spaziert an einem vorbei. Schmuckverkäufer, Kleider-, Hutverkäufer, alles ist da.

Es gibt auch keine Privatstrände der Hotels. Sie mögen zwar ihre eigenen Schirme und Tische aufgestellt haben, aber es ist alles frei zugänglich.

Und gut bewacht, bestätigt mir Daniel. Überall sind Polizeikontrollen unterwegs. Zu zweit in Uniform. So ist der Strand völlig ungefährlich. Überhaupt, meint Daniel, ist Acapulco heutzutage sehr sicher. Wir sind hier normale Menschen, die ein einfaches Leben führen, keine Kriminalität, keine Drogen, alles ganz normal.

Wir fahren noch ein paar verschiedene Strände an, halten kurz an, Daniel erklärt mir die Hotels. Sie sind alle in den letzten 40 Jahren erbaut worden. Das höchste hat 29 Stockwerke. Acapulco ist in einer extremen Erdbebenzone. Die Stadt wird immer wieder geschüttelt, so wie fast der ganze Süden von Mexico. Man lebt damit, meistens passiert nicht sehr viel, aber ein paar Schäden bleiben immer. Allerdings müssen hohe Häuser aus diesem Grund ganz besonders erdbebensicher gebaut werden und der Höhe sind Grenzen gesetzt.

Nach den Stränden geht es jetzt im Westen der Stadt wieder in die Höhe. Wir folgen der Strasse, kommen zu der Gegend mit den grossen Discos. An den Wochenenden ist hier viel los. In so einer Disco kann mann ohne grosse Übertreibung ein paar tausend Pesos liegen lassen, meint Daniel.

Wir kommen zum Aparthotel Brisas. Das ist da, wo Elizabeth Taylor ihre ersten Flitterwochen verbrachte. Riesige Apartments mit eigenem Pool, eigenem Butler und natürlich fantastischer Aussicht über die Bucht.

Der Eingang zu einer Disco

Der Eingang zu einer Disco

las Brisas

las Brisas

Wir kommen in eine private Siedlung. Beim Eingangstor, das von zwei Securitas bewacht wird, muss Daniel seine ID-Karte abgeben und eriklären, wen er da bei sich hat. Hier haben aktuelle Prominente ihre Villen. Die Strasse weiter wären das zum Beispiel Silvester Stallone oder Arnold Schwarzenegger. Wir nehmen die Kurve, steigen höher.

Daniel hat mich schon bevor wir das Tor passiert haben, auf eine Stützmauer rechts aufmerksam gemacht. Hier beginnt ein privates Grundstück mit einem umfassenden Haus, meint er. Jetzt, als wir um die erste Kurve fahren, fahren wir noch immer am gleichen Grundstück vorbei. Oben an der Mauer kann man Fenster sehen, einzelne Appartments, Zimmer. Das gehört alles einer reichen arabischen Familie. Ein-, zweimal im Jahr kommen sie mit ihrer ganzen Entourage und leben für eine Zeit hier in Acapulco. Etwas weiter fahren wir an einem eher niedrigen Bungalow vorbei. Das gehörte den Beatles, es wurde aber inzwischen umgebaut und gehört jetzt anderen Leuten.

Wir fahren noch immer hinauf, bis wir über uns ein grosses Kreuz erkennen. Da oben ist eine Kapelle. Eine ökumenische Kirche, die auf Wunsch einer bekannten sehr reichen Frau erbaut wurde. Milly Hauss de Trouyet und ihr Mann Charles erwarben einen grossen Teil des Hügels und Milly wünschte sich einen spirituellen Ort auf dem Berg. Leider verstarb sie viel zu früh, so dass ihr Mann ihren Wunsch erfüllte und die konfessionslose Friedeskapelle bauen liess. Ihre beiden Söhne verunglückten noch als Kinder in einem Privatflugzeug und wurden an diesem Ort bestattet. Also eigentlich eine ziemlich traurige Geschichte für einen wunderbaren Ort.

Die Kapelle wird oft für Hochzeiten benutzt, wenn die Brautleute verschiedene Konfessionen haben.

Das Kreuz daneben ist riesig und entzieht sich meiner Kamera, verzieht sich, kann kaum komplett fotografiert werden. Es ist 42 Meter hoch und kann von weither gesehen werden.

In der Kirche, deren Fenster mit Marmorplatten gestaltet sind, die das Tageslicht durchscheinen lassen, gibt es kein Licht. Darum ist sie auch nur während des Tages zugänglich.

der kleine Friedhof ist im Unterbau der Kapelle eingebaut.

der kleine Friedhof ist im Unterbau der Kapelle eingebaut.

zwei rechte Hände, die den verunglückten Buben gewidmet sind. Brüderlichkeit.

zwei rechte Hände, die den verunglückten Buben gewidmet sind. Brüderlichkeit.

Die Aussicht hinunter in die Bucht ist spektakulär. Es sind wenige Leute vor Ort. Man muss wohl wissen, wie man hinauf kommt. Daniel aber versichert mir, dass die Taxifahrer von Acapulco jeden Tag Leute hierher bringen.

Beim Zurückfahren holt er seine ID am Kontrollposten wieder ab, wir fahren weiter.

Bald halten wir wieder an. Ein Aussichtspunkt an der Strasse zeigt den Blick hinunter zur Marina Capo Marques, einem kleinen Hafen in einer weiteren weiten Bucht. Da hinunter fahren wir jetzt, zur Playa Puerto Marques.

Hinter dem Hügelzug liegt die Playa Diamante, die neuesten und modernsten Hotels von Acapulco. Hier gibt es sogar ein 7-Stern-Hotel und einen Diamante-Standard.

Als wir an den einfachen Häusern und den vielen Verkaufsständen und Läden vorbei fahren, auf dem Weg zur Marina, frage ich, ob wir nicht hier etwas trinken könnten. Wir parkieren also und gehen hinunter an den Strand. Setzen uns unter ein grosses Dach und bestellen frische Kokosnüsse.

Traumhaft. Füsse im Sand, vor uns die Wellen, der endlose Pazifik und dazu eine eisgekühlte Kokosnuss. Später lässt sie Daniel aufschneiden und kommt mit einem Löffel zurück. Einfach nur gut.

Als eine Frau mit ihrem Angebot vorbei kommt, komme ich echt in Versuchung. Sie hat nebst verschiedenen anderen Dingen süsse farbige VW-Käfer dabei. Sie sind aus Porzellan und eigentlich möchte ich alle beide kaufen und einpacken. Echt schwierige Situation, doch am Schluss siegt die Vernunft. Mein Koffer ist schon jetzt voll und auch wenn sie kaum was wiegen, so ist die Chance, dass sie durch einen Schlag zerstört werden, trotzdem gross. Auch der Rucksack ist voll und ausserdem mag ich nicht den Rest meiner Reise auf dieses zerbrechliche Souvenir aufpassen.

Nein, es muss sein, Nein, es geht nicht. Ich lasse es beim Fotografieren. Die Frau hatte in der gleichen Art auch noch VW-Busse dabei. Auch die einfach umwerfend, aber lassen wir das jetzt.

Den Hut habe ich mir für ein Trinkgeld kurz ausgeliehen.

Den Hut habe ich mir für ein Trinkgeld kurz ausgeliehen.

Bevor wir losfahren, entdecke ich bei den Verkäufern mit den Muschelwindspielen, dass Meersalz verkauft wird. Das wird ganz in der Nähe gewonnen, erklärt mir Berta, die Besitzerin des kleinen Ladens.

Ich möchte ganz wenig kaufen. Nein, kein Kilo, auch kein halbes. nicht einmal ein Viertel. Wir handeln ein wenig, es ist nicht einfach, sie davon zu überzeugen, dass ich tatsächlich nur eine Handvoll will. Aber am Schluss schenkt sie mir es und will zuerst nicht einmal mein Trinkgeld annehmen. Doch wir werden uns einig und ich verspreche, dass ich nächstes Mal mehr Platz für ihr Salz in meinem Koffer reservieren werde.

eine sympatische Begegnung mit Berta.

eine sympatische Begegnung mit Berta.

Es ist schon später Nachmittag, es ist Zeit, zurück zu fahren. Daniel will mir aber unbedingt noch einen Ort zeigen, wo es wilde Krokodile hat. Das ist ganz in der Nähe, ein kleiner Fluss, eine Lagune, gleich neben der Strasse. Manchmal kommen die Krokodile hier aus dem Wasser, liegen in der Sonne.

Heute sind sie nicht da und ich bin gar nicht unglücklich, während Daniel etwas enttäuscht ist, mir diese Sensation nicht zeigen zu können.

Wir fahren jetzt zurück, entlang dem ganzen Strand, zurück auf den Hügel mit den Anfängen von Acapulco. Hier im Flamingos erwartet man mich, mein Zimmer hat direkten Ausblick aufs Meer, ich bin hin und weg, völlig begeistert.

angekommen - die Möbel in den Zimmern scheinen noch original zu sein.

angekommen - die Möbel in den Zimmern scheinen noch original zu sein.

Pass auf, meint Daniel, bevor er sich verabschiedet. Man sagt dass Johnny Weissmüller und John Wayne nachts gelegentlich durch die Zimmer streifen. Du weisst ja, Party und alles was Spass macht - oder verboten ist.

Begegnung im Garten...

Begegnung im Garten...

Ich bleibe den ganzen nächsten Tag im Hotel. Geniesse den Ausblick, geniesse den Pool, das Essen und versuche, meine Fotos aufzuräumen. Sortiert sind sie ja schon, aber sowohl das Handy, wie auch der Laptop platzen bald. Ich muss mich organisieren. Das braucht ziemlich viel Zeit und Geduld. Vor allem bei den Videos spuckt mein System immer wieder, wobei mir nicht klar ist, ob es am Harddisk oder am Laptop liegt. Gerät nicht bereit, meldet es mir immer wieder und bricht mitten im Kopiervorgang ab. Nun, ich hab Zeit und habe am Schluss doch mindestens die ersten Monate sicher auf der externen Harddisk.

Ausserdem muss ich einen Flug und ein nächstes Hotel buchen, was auch immer etwas Zeit beansprucht. Die Entscheidung, welches Hotel, worauf es mir ankommt, ob ich bereit bin, zugunsten eines günstigen Preises auf Annehmlichkeiten zu verzichten, ob ich ein Restaurant will, wo das Hotel liegt, ob es Fenster gibt. Ich werde in der nächsten Unterkunft etwas länger bleiben, also sind diese Fragen wichtig und müssen jetzt entschieden werden.

Eigentlich wollte ich am Abend noch einmal hinunter an den Strand zum Austern-Restaurant. Aber dann bin ich doch zu bequem. Ausserdem kann ich im Internet nicht verbindlich abklären, ob es heute Montag überhaupt offen ist.

Also lasse ich das, bestelle Camarones al Ajo und bin völlig glücklich im Flamingos.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am Start einer neuen Reise ist meist noch alles ganz klar. Nur das erste Ziel: Guatemala und später im Jahr eine Hochzeit in Mexika. Es wird also einmal mehr eine sehr lange Reise mit vielen Überraschungen. Ich freue mich über virtuelle Mitreisende und werde wie gewohnt über meine Erlebnisse berichten.
Details:
Aufbruch: 09.06.2023
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Januar 2024
Reiseziele: Guatemala
Mexiko
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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