Mittelamerika
Tierpark Aluxes
Eine Facebook-Freundin hat mich auf den Tierpark Aluxes aufmerksam gemacht. Ein Tierpark und eine Auffangstation für Tiere, die aus privater Haltung kommen. Genau das gefällt mir. Ich fahre mit einem Taxi hin, Aluxes liegt auf dem Weg zu den Ruinen.
Eine Frau erklärt mir den Zweck des Ortes. Ein wichtiges Anliegen ist die Wiederansiedelung der grossen Papageien. Die Aras sind seit 70 Jahren in der Umgebung von Palenque ausgestorben. Darum züchtet man sie hier, hält sie in Halbfreiheit und gewöhnt sie daran, sich ihr Futter selber wieder zu suchen. Nach ein paar Jahren, Aras werden sehr alt und bleiben ihrem Partner ein Leben lang treu, werden sie ausgesiedelt.
Im Übrigen kommen die meisten Tiere hier aus ehemals privater Haltung. Oft wurden sie illegal gehalten oder sie konnten, nachdem sie ausgewachsen waren, nicht mehr privat gehalten werden, weil der Platz fehlte. Aluxes ist ein privates Projekt, ist aber im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Tier-Refugium gewachsen. Man ist auf Spenden angewiesen.
Gleich beim Eingang gibt es eine kleine Blumenwiese. Sie scheint speziell für Schmetterlinge angelegt zu sein, jedenfalls tummeln sich hier viele und ich bin eine ganze Weile sehr beschäftigt.
Ich komme zu den Gehegen mit den Jaguaren. Einer hat eine spezielle Geschichte, respektive, sie wird auf einer Tafel extra angezeigt um zu zeigen, dass es tatsächlich nicht nur einfach Zootiere sind, die hier gehalten werden. Lola der Jaguar liegt im Moment ziemlich teilnamslos in ihrem Gehege. Es ist ihr wohl ziemlich heiss, ich nehme an, sie wird erst gegen Abend wieder aktiver werden. Genauso wie der schwarze Jaguar, der etwas weiter entfernt in seinem Gehege hervorblinzelt. Lass mich in Ruhe, will er mir wohl sagen, worauf ich weiter gehe.
Vorbei an Land- und Wasserschildkröten komme ich zu den Flamingos, wo ich länger verweile, denn mir ihrem wunderschönen Federkleid sehen sie einfach fantastisch aus. Wie sie so zusammenstehen, immer wieder etwas aufpicken, etwas plaudern - wobei es sich eher als Gekrächze herausstellt - sich aufplustern, kommen sie mir wie eine Familie vor, die gemütlich zusammen isst.
Die Töne, die sie ihren geschlossenen Schnäbeln entlocken sind allerdings überraschend krächzig für diesen schönen Vogel. Doch man kann wohl nicht alles haben, schön aussehen und auch noch schön singen.
Beim Weiterlaufen, wäre ich fast über diesen Leguan gestolpert, der mitten auf dem Weg lag und sich von der Sonne wärmen liess.
Es sind nicht nur die Tiere, es sind auch die Bäume, die mich auch hier wieder faszinieren. Leider sind die wenigsten angeschrieben. Dicke verwachsene Bäumstämme oder glatte hohe Stämme, alles gibt es hier. Sie sind nicht nur schön, sie geben auch den nötigen Schatten, den ich an diesem heissen Tag extrem schätze.
Und wenn es oben nicht viel zu sehen gibt, die grossen Tiere nicht eben einfach so durch den Dschungel spazieren, so muss ich eben in die Knie gehen. Die kleinen starken Blattschneideameisen sind immer eine Herausforderung zum Fotografieren. Ihre Lasten sind bestimmt schwerer als ihr eigener Körper. Zielgenau finden sie ihren Weg zurück zum Bau. Sie folgen einfach dem entgegen kommenden Zug und bringen alles was nützlich erscheint zurück in ihr Heim.
Auf dem Weg durch die sehr schön angelegte Anlage mit vielen Wasserflächen und Dschungel mit hohen alten Böumen komme ich zum Aussichtdsturm. 8 Stockwerke geht es hinauf und es könnte sein, dass oben im Baum Affen hocken würden. So steht es jedenfalls auf der Tafel ganz unten.
Leider war bei mir kein Empfangskommittee da, weder Brüllaffen noch Papageien. Aber die immer andere Sicht hinein in einen der riesigen Bäume ist trotzdem spannend. Wenn es da oben eine Sitzgelegenheit gegeben hätte, wäre ich eine Weile geblieben, so aber stieg ich schon bald wieder hinunter und machte mich auf die Suche nach weiteren Tiergeheben und komme zur Voliere mit den Papageien. Nicht die grossen Aras sind es, sondern die kleineren grünen Papageien.
Durch eine doppelte Türschleuse bin ich hinein gekommen. Es sind ein paar Papageien, die auf Ästen, versteckt im Grünen hocken und ein ziemliches Gekreich loslassen. Kaum weiss ich was mir passiert, hockt schon einer auf meinem Kopf. Kann ihn natürlich nicht sehen, aber er scheint sich da in meinen Haaren verstecken zu wollen, fängt an, daran herum zu rupfen, hüpft hinunter auf meine Schultern und knappert an meinem Ohr.
Schnell ziehe ich meine Brille aus, will nicht, dass er damit das Weite sucht.
Weiss nicht, was er vor hat, aber irgendwie wird er mir unheimlich, wie er da so gar nicht mehr los lässt. Ich schüttle mich, das bringt ihn dazu, kurz zurück in die Äste zu fliegen, aber eine Minute später ist er schon wieder da. Und dann zwickt er mir tatsächlich so richtig fest in den Finger. Das reicht jetzt. Noch einmal verjage ich ihn von meiner Schulter und verlasse dann den Käfig. Fast schon fluchtartig.
Jetzt bin ich schon fast am Ende. Nur noch die grossen Aras besuchen, die unter einem grossen Dach auf ihren Stangen hocken und lauthals miteinander kommunizieren. Immer zwei zusammen. Ob sie wohl bereits gelernt haben, selber Futter zu suchen, ob sie irgendwann ausgesiedelt werden?
Ich hole mir ein Wasser an der Theke, setze mich an einen der Tische und stecke mein Handy in eine Steckdose, von denen es etliche an den Wänden hat. Etwas ausruhen tut jetzt gut, ich war schon wieder fast drei Stunden unterwegs.
Während ich noch ein wenig rumschlendere, sehe ich plötzlich, dass sich in den Stangen bei den Aras etwas bewegt. Eine dünne helle Schlange windet sich um das Holz. Fasziniert, aber mit gebührendem Abstand sehe ich ihr zu. Ob sie giftig ist? ob sie springen kann?
Ich mache die zwei Aufseherinnen, die zufällig vorbei kommen, darauf aufmerksam. Oh, eine Culebra Perico Mexicana, meint die eine, eine harmlose weit verbreitete Schlangenart. Nein, giftig sei sie nicht. Trotzdem versucht sie, sie mit einem Eisenhaken einzufangen. Doch das Tier ist schlau und verschwindet bald im Blattwerk.
Ich hab später nachgesehen. So zwar nicht giftig, kann aber agressiv werden. Aber sie ist tatsächlich im ganzen Land sehr verbreitet. Deutscher Name: Papageiennatter.
Ich gehe zurück zum Ausgang wo ich eine Weile warten muss, bis ein Taxi vorfährt und weitere Besucher bringt. Das gibt mir die Gelegenheit, zurück nach Palenque zu fahren, wo ich den Nachmittag im kühlen Zimmer verbringe.
Aufbruch: | 09.06.2023 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | Januar 2024 |
Mexiko