sieht so aus, als flöge ich um die Welt...?
Neuseeland : 18.04. Dunedin to Invercargill
Eigentlich wollte ich schon um 6.00 aufstehen und mir zumindest noch die St. Paul's Cathedrale anschauen, aber mein innerer Schweinehund stellt mir ein Bein über das ich stolpere und den Wecker weiter stelle. Hinterher ärgere ich mich natürlich.
Wieder muss ich erst raus in die Kälte, um zum Waschraum zu kommen, das ist so fies. Die anderen schlafen alle noch, leider muss ich beim packen ein bisschen mit meinen Tüten rumkruscheln.
In der Küche ist einer der Tische schön gedeckt mit vier Schalen Milchreis oder Haferbrei, einem Stapel Toast und dampfenden Bechern. Ein älterer Asiate wuselt herum und legt mehr Toast auf den Turm. Dann kommt der Rest und lässt sich zum gemütlichen Frühstück nieder.
An der Kochzeile wird mit Rezept im aufgeschlagenen IPad gekocht. Oh, Du backst einen Kuchen? frage ich. Nein, ich wünschte es wäre so einfach, wir long termers machen abwechselnd Frühstück füreinander und ich will diese Cheasesticks machen. Hm, na dann viel Glück.
Beim Frühstück schaue ich mir einen rumliegenden Code ab und gebe noch das Kapitel von gestern frei.Das verbraucht ja nicht viel MB und das Internet ist hier ohnehin kostenfrei.
Zähne putzen, beim packen noch ein bisschen mit Janika quatschen. Die drei Engländer in unserem Zimmer sind wirklich nicht sehr gesprächig, selbst mein "guten Morgen" beantworten sie eher zögerlich. Unerzogenes englisches Pack, schimpfe ich leise auf Deutsch. Dann verabschiede ich mich von Janika und checke in der Billiardhalle aus.
Heute hat der Bus einen kleinen Gepäckwagen hinter sich. Vermutlich weil wir ein paar Leute mehr als gestern sind. Das Wetter sah heute morgen ganz gut aus, aber auf unserer Fahrt in die Catlins fängt es zu regnen an. Schade, denn wir haben heute ein paar Walks auf der Liste und bekommen hoffentlich etwas Sealife, zB seals und penguins zu sehen.
Von unserem Morning Tea Stop am Meer aus kann man den Leuchtturm, zu dem wir gleich laufen, fast sehen. In dem urigen Gasthaus gibt's einen Kamin, juchuu. Tee und Kaffee nimmt man sich in Selbstbedienung und zahlt 2,50€ in die Box. Ich stehe vor dem Kamin und unterhalte mich etwas mit Reese, der versucht, mit allen mal ins Gespräch zu kommen, was ich gut finde.
Das Wetter ist schon viel besser, die Sonne scheint. Als wir am Parkplatz des Lighthouse walk stoppen, nehme ich meine Mütze gar nicht erst mit, wohl aber die dicke Jacke. Zusammen machen wir uns auf den Weg zum Leuchtturm, der etwa 10 Minuten dauert. Jedesmal wenn ich ein Selfie mache, singt einer aus der Vierergruppe Jungs, Selfiiiiie. Aber es ist nicht böse gemeint. Ich habe ca. 1 Mio. Selfies aus fast 10 Ländern, sage ich, ich liebe Selfies.
Sie haben immer einen Baseball dabei, warum nur? Als ich sie überhole, täuscht der eine einen Pass an und ich nehme reflexartig den Ball. Alle rufen irgendwelche Anweisungen, aber ich habe nun wirklich keine Ahnung von Football und werfe ihnen das Ding einfach rückwärts zu. Das ist bei meinen Wurfkünsten mit dem Meer weit unter uns auf einer Seite schon Risiko genug.
Das "Old Lighthouse" ist tatsächlich alt, es wurde 1817 gebaut. Seitdem trohnt es dort über einigen Klippen, die verständlich machen, warum es gebraucht wird.
Weit unten am Strand sehen wir ein paar seals, also Seehunde, sie sind schwer auszumachen. Die zwei Jungen sehe ich als erstes, weil sie grau sind und sich bewegen. Die Mama liegt in der Nähe und imitiert einen Fels.
Der Typ neben mir kann sie nicht erkennen, er hat seine Brille in Taupo liegen gelassen, erzählt er mir. Ich leihe ihm meine und er freut sich, denn meine Stärke ist vergleichbar mit seiner und er kann etwas sehen. Wir beobachten eine Weile die Seehunde, dann laufen wir zurück. Es ist so warm, dass ich eine Jacke ausziehe und im Bus auch den Pulli. Wenn wir raus gehen, kann ich meine zwei Fleecejacken übereinander ziehen.
Nächster Stop ist an einem Strand, an dem Sealions, also Seelöwen leben.
Die Stelle hat den schönen Namen Cannibal Bay. Wohl weil die Maori Krieger früher ihre besiegten Gegner zumindest teilweise gegessen haben, um ihre Stärke zu übernehmen. Aber vielleicht hab ich das auch falsch verstanden, ich habe immer noch Schwierigkeiten, die Kiwis zu verstehen.
Der Strand jedenfalls ist spektakulär. Mich faszinieren vor allem die wie ausserirdische Lebensformen anmutenden großen Seepflanzen, die überall herumliegen.
Am Ende des Strandes liegen tatsächlich einige Seelöwen. Während wir anderen brav laufen, spricht die Vierergruppe Football- Jungs ein Mädel, das mit ihrem Auto am Strand parkt, an und bekommt einen Drive. Dass die Seelöwen sich nicht verziehen bei ihrem lauten Gehupe, wundert mich. Aber die scheinen ziemlich relaxed, selbst als unsere Gruppe vor ihnen steht. Reese achtet darauf, dass der Sicherheitsabstand von 10 Metern auch von allen eingehalten wird.
Drei liegen direkt vor uns und einer etwas weiter hinten. Die Dreiergruppe vorne besteht aus zwei Weibchen und einem Bullen, würde ich sagen. Der Bulle richtet sich auf und beäugt uns mit roten Augen. Dann setzt er sich in Bewegung, was einige schnell zum zurückweichen veranlasst. Aber er legt sich nur zu dem anderen Weibchen, kuschelt sich bequem hin und schläft weiter. Da möchte man sich fast dazulegen.
Ich bitte das Mädel von den Unkommunikativen, ein Foto von mir und den Seelöwen zu machen. Sie sagt ja und geht dann weg, während ich die Cam fertig mache. Häh?
Zum Lunch halten wir an einem kleinen aber feinen Restaurant. Alle die Schuhe ausziehen, bitte, kommandiert Reese.
Für 11$ bekomme ich einen Burger, Chips und freies Internet. Perfekt, dann kann ich nochmal wegen der Reittour am 20. schauen. Super, es hat jemand geantwortet und die Tour für 9.00 bestätigt. Scheint, als wäre ich noch allein? Zumindest bietet er an, dass ich mich auch der Tour um 1.00 pm anschließen kann, da haben sie schon ein paar Reiter. Aber da ich an dem Nachmittag schon wieder weiter muss, bleibe ich bei dem Vormittag.
Alle sitzen schon wieder in unsrem kleinen Bus (mit dem Namen Phil), nur die unkommunikativen Engländer, die neben dem Restaurant sitzen, ignorieren alle Zeichen und kommen nicht an Land, bis Reese sie holt. Meine erste Fahrerin Andrea wäre ohne sie gefahren, zumindest ein kleines Stück.
Wir halten an einem hochgelegenen Lookout, von dem man aufs Meer und die grandiosen Wellen schauen kann. Heute wäre ein schöner Tag zum Surfen. Naja, vielleicht auf Fiji wieder.
Die vier FootballJungs haben sich Süßigkeiten gekauft, derjenige, der die Tüte hat, bietet sie mir an 'sweets?'. Nein Danke, ich hab ja Gummibärchen.
Nachdem alle ein Foto haben geht's weiter zum McLean Waterfall. 40 Minuten dauert der Walk durch den Wald zum Wasserfall hin und zurück. Das ist es aber auch wert, der Wasserfall ist tatsächlich sehr schön. In mehreren Kaskaden ergießt sich der Fluss die Felswand runter und fließt dann direkt weiter. Rast in einem Aufangbecken gibt es für das Wasser nicht. Aber ich muss lange warten, bis ich ein paar Fotos ohne andere Menschen hinbekomme.
Im Bus kämpfe ich tapfer gegen die Schläfrigkeit und schreib den heutigen Tag auf, ich will im Blog möglichst endlich mal aktuell bleiben.
Wir stoppen wieder an einem Lookout am Meer. Diesmal bietet mir ein anderer aus der Vierergruppe die Süßigkeiten an. Hier kann man hector dolphins, die kleinsten Delphine der Welt sehen, wenn man Glück hat. Leider haben wir keins. Mit Delphinen tue ich mich ja irgendwie immer schwer.
Halt, habt ihr die Möwe im Bild oben gefunden?
Dafür sehen wir gleich auf der anderen Seite der Bucht Yellow White Penguins, die seltensten Pinguine der Welt. Hier leben 18 Paare und gleich als wir kommen, sehen wir einen auf der anderen Seite der Klippen. Während einige noch versuchen näher an ihn heranzukommen, erspäht jemand zwei weitere direkt an den Pfeilern der Treppenkonstruktion. Für ein Foto sitzen sie zu versteckt, aber wir haben sie gesehen.
Jetzt übermannt mich im Bus doch der Schlaf. Ich wache immer wieder davon auf, dass ich mit offenem Mund schlafe und das fühle. Iiih, das sieht so unattraktiv aus. Dafür bin ich dann doch zu eitel.
Wir erreichen Invercargill. Reese erklärt, dass die Stadt vor allem das gateway to Stewart Island und damit Stop Over für unzählige Touristen ist. Stewart Island ist weitestgehend unberührt, es gibt auf der Insel nur eine kleine Ansiedlung. Nur leider habe ich keine Zeit, um drei Tage zu bleiben und einen Tag auf der Insel zu verbringen. Ich hätte doch einen Monat mehr einplanen sollen. Invercargill ist ausserdem die einzige Stadt, in der die Neuseeländer kostenlos studieren können, so daß sie von vielen Studenten bewohnt wird.
Unser Hostel ist wieder über einer Bar, das scheint hier Standard zu sein. Also Leute, sagt der Typ an der Rezeption, ihr bezahlt und nehmt euch Schlüsselkarten hier aus den Stapeln, ihr habt Zimmer 23 bis 25.
Da ich bar bezahle, werde ich als erste eingecheckt und darf mir eine Schlüsselkarte nehmen. Die liegen allerdings am anderen Ende und ich muss dreimal 'exkuse me' sagen, um an den unkommunikativen Pärchen + Freundin vorbei zu kommen. Alle anderen machen freiwillig Platz. Vielleicht liegt das Problem auch im Intelligenzquotienten?
Ich bin die erste im Zimmer, ein Vierbett und belege das Bottom Bett am Fenster, wo auch Steckdosen sind. Diesmal bekomme ich das andere Pärchen und den Typen, der immer mit denen abhängt, aber wenigstens mal lächelt und grüßt.
Auch hier gibt es kostenfreies Internet, aber ich fliege immer wieder raus. Ok, die Bibliothek müsste gleich nebenan sein. Dann mache ich noch einen Gang durch die Stadt und gehe einkaufen, danach duschen und essen, so der Plan.
Erst probiere ich nochmal das Internet unten in der Bar, hier komme ich rein, kann aber keine Bilder hochladen.
Der dickere Typ aus der ViererFootballgruppe sitzt unten und fragt, was meine Pläne für Dinner sind. Oh, Salat nach dem Burger heute mittag und Eure Pläne? Sie wollen in der Bar nebenan ein Spiel schauen, er scheitert allerdings daran, mir die Sportart zu erklären.
Die Bibliothek ist tatsächlich gleich nebenan und geschlossen, aber das Internet lassen sie hier netterweise 24 Stunden an. Ich stehe also "auf der Gasse" und lade Fotos hoch. In den Blog und auch in die email für das chinesische Pärchen, das ich auf dem Segeltrip in den Whitesundays getroffen habe und die mittlerweile wieder daheim sein sollten. Während ich da so stehe, was bestimmt asozial aussieht, kommen ein paar Inderinnen vorbei und fragen mich nach einem Ort. "exkuse me, dear" hört sich so seltsam an, aus ihrem Mund. Leider kann ich ihnen nicht helfen, da ich mich ja hier nicht auskenne und googlemaps findet den Ort nicht. Ich gebe ihnen den Tipp, im Hostel zu fragen, die kennen sich bestimmt aus. Als sie zurück kommen, bedanken sie sich, die im Hostel konnten ihnen helfen.
Ich beende mein Eckenstehen und gehe zum Supermarkt. Ich brauche zwar kein Essen, hätte aber gerne Wasser und was Süßes. Auf dem Weg komme ich an ein paar netten Gebäuden vorbei, aber es ist leider schon komplett dunkel. Im Supermarkt fragt mich direkt die nächste Inderin, ob ich weiß, ob die Kartoffeln in ihrem Wagen Süßkartoffeln sind. (ich denke ja) Für Inderinnen sehe ich offensichtlich wie eine Person aus, die Antworten hat. Ich kaufe Wonka Schokolade, weil sie runtergesetzt ist. Sie kommt von Nestlé, wieso wird die nicht in Deutschland verkauft?
Nach dem Einkaufen gehe ich ins Hostel und leihe mir einen Föhn unter Hinterlegung meiner Kreditkarte. Eine warme Dusche und Haare waschen, tut gut. Zum Föhnen muss ich ins Zimmer, da im Bad keine Steckdosen sind. Der Typ von dem Pärchen stöpselt grad seine GoPro in die Steckdose vor dem Spiegel ein. Äh, ich setze an, was zu sagen, sehe dann aber, dass die zweite Steckdose vom heater besetzt ist, den wir grad eh nicht benutzen. Dort stöpsel ich nach der Frage, "do you need the heater at the moment?" um höflich zu sein, meinen Föhn ein. Da wird sie ganz nervös, erzählt mir irgendwas, was ich nicht verstehe, gibt dann ihm einen Befehl. Er stöpselt daraufhin die Cam wieder aus und in der anderen Steckdose wieder ein. Ich rekonstruiere, dass sie Angst hat, es könnte Wasser aus meinen Haaren tropfen, wenn ich diese in der Nähe der Cam föhne. Oh man.
Meine Haare sind trocken und ich hole mir meine geliebte Kreditkarte zurück. Dann mache ich mir meinen Salat und ein Toastbrot mit Roastbeef dazu.
Ich stelle fest, dass der Empfang nun deutlich besser ist. Zum Reden hat in Deutschland leider keiner Zeit, dafür kann ich wieder den Bericht von gestern freigeben. Das läuft doch gut. Ich gönne mir ein Glas Rotwein und versuche, mein Journal zu aktualisieren. Aber ich bin zu weit hinterher und gebe kurz nach 10.00 auf. Die anderen schlafen alle schon. Ich stolpere über ihre Sachen (müssen die mitten im Raum liegen und kann man nicht die Gardinen ein bisschen offen lassen, wenn man weiß, dass noch jemand kommt?), mache mich fertig und gehe ebenfalls ins Bett.
Oh man der Typ über mir ist so laut, er wirft sich von einer Seite zur anderen und jedes Mal wenn ich fast einschlafe, weckt mich das wieder.
Aufbruch: | 11.01.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 28.05.2015 |
Thailand
Indonesien
Australien
Neuseeland
Fidschi
Vereinigte Staaten
Mexiko
Deutschland
Malaysia
Singapur