sieht so aus, als flöge ich um die Welt...?
Singapur : 06.02. Singapur
Nach einem späteren Frühstück als geplant (der böse Wecker wieder), checke ich aus und stelle meine Rucksäcke beim extrem hilfsbereiten Portier ab. Dann stelle ich fest, dass es regnet und zwar sehr! Was jetzt? Ich ziehe dennoch zu Fuß Richtung Little India los, so schlimm wirds schon nicht sein. Ich versuche, unter den Hausdächern zu bleiben, aber als ich Little India und meinen ersten Tempel für heute erreiche, bin ich klatschnass. Der Shree Lakshminarayan ist auch nicht so spektakulär und ich habe das Gefühl, die auf dem Boden sitzenden Gläubigen zu stören.
Deshalb geht's im zum Glück nachlassenden Regen weiter zum Sri Veeramahaliamman Tempel. Der hat mich sehr beeindruckt. Er ist der Göttin Kali gewidmet, von der ich schon immer fasziniert war (ich führe das auf Indiana Jones zurück) und ich habe das Glück, dass gerade auch eine Zeremonie stattfindet.
Fürs Fotografieren musste ich hier allerdings eine Gebühr bezahlen. Alle anderen Tempel in Singapur, selbst der berühmte Buddha Tooth Relic Temple, verlangen kein Geld, sondern überlassen dem Besucher die Höhe der Spende.
Nach einem kurzen Blick in den Tekka Market, um mal ein Shoppingcenter auf indisch zu sehen, fahre ich mittlerweile einigermaßen getrocknet mit der Bahn von der Station "Little India " zur Station "Chinatown". So einfach kann das Leben sein.
Die Rolltreppe führt direkt in eine Straße mit Shops und Ständen. Ein chinesischer Markt. Der nächste Tempel auf der ToDoListe liegt direkt gerade aus, aber ich lasse mich erstmal zum stöbern verleiten.
Teilweise wird billiger Kitsch angeboten, teilweise aber auch wirklich schöne chinesische Kleinigkeiten. Und sooo teuer auch nicht. Ich lasse mich verführen und kaufe Mitbringsel, die hoffentlich noch in den Backpack passen werden. Das ist natürlich nicht das Vernünftigste, denn ich muss sie ja um die halbe Welt schleppen, aber das macht das Geschenk doch dann für den Empfänger noch wertvoller (oder... Familie und Freunde?!?).
Dann stehe ich vor einem weiteren Hindu Tempel, dem Sri Mariamman Tempel, der aber eben in Chinatown liegt. Auch hier findet gerade eine Zeremonie statt. Der innere Bereich ist deshalb verständlicherweise für nicht Hindus abgesperrt. Auch vor der Absperrung sitzen sehr viele Hindus, die ich nicht zu stören scheine, so dass ich mich wieder mitten im Geschehen fühle. Man kann alles gut beobachten und gut ins Allerheiligste sehen. Dort wird von einem der Geistlichen immer wieder Wasser oder vielleicht auch Kokosmilch, die für Hindus bei ihren Zeremonien eine wichtige Bedeutung hat, über eine der Statuen gegossen. Später sehen ich auf der Rückseite des Tempels Rohre, aus denen eine weissliche Flüssigkeit rinnt, also wohl doch Kokosmilch. Gläubige schöpfen daraus und besetzen sich Stirn und Haare.
Mein Weg führt mich erneut durch die Straßen des chinesischen Marktes und ich stehe vor einer schweren Entscheidung. Essen oder ein weiteres Geschenk für meine Mam kaufen. Sicher würde sie sich über zwei traditionelle chinesische Glücksbringer für ihre Haustür sehr freuen. Aber aufgrund der prekären finanziellen Lage, wegen des Knicks in meiner Visacard, kann ich mir jetzt nicht beides leisten. Ach, essen kann ich auch Zuhause. Nach mehrfachem Handeln finde ich an einem Stand zwei authentisch wirkende Stücke zu einem guten Preis und kaufe sie. Die restlichen 16 $ müssen nun bis heute Nacht reichen.
Der chinesische Buddha Tooth Relic Temple ist unglaublich beeindruckend. Wer nur Zeit oder Lust für einen einzigen Tempel in Singapur hat, sollte sich diesen anschauen. Fotografieren ist leider nicht in allen Bereichen erlaubt. Nachdem ich das Erdgeschoss besichtigt habe und dabei das Glück habe, ein Ehepaar, das mit einem Mönch eine Gebetszeremonie durchführt, zu sehen, fahre ich mit einem Fahrstuhl (der erste, den ich in einem Tempel gesehen habe) ins vierte Geschoss.
Die kleinen Figuren sind Abbildungen der großen. Wenn ich das richtig verstanden habe, werden sie von Gläubigen gespendet.
Dort kann man den Raum vor dem Raum, in dem die Reliquie, von der der Tempel seinen Namen hat, aufbewahrt wird, besichtigen. Ein großes Fenster ermöglicht einen Blick in den Nebenraum auf den Schrein. Es herrscht eine sakrale Atmosphäre, fotografieren oder Lärm jeder Art ist nicht gestattet. An den Wänden sitzen Gläubige auf gepolsterten Podeste und meditieren. Vor dem Fenster sitzt ein Mönch an einem Schreibtisch. Witzigerweise entspricht sein Gesichtsausdruck und sein Benehmen trotz der safranfarbenen Küste ziemlich gut dem eines deutschen Beamten oder Rezeptionisten. Ich versuche so wenig wie möglich zu klingeln, das erste Mal, dass ich die Kettchen als störend empfinde, und durchquere den Raum. Der Nebenraum ist ebenso prächtig geschmückt, aber die Reliquie sieht man nicht. Sie ist wohl verwahrt in einem Schrein, vor dem Opfergaben stehen.
Eine Treppe führt vor den Fahrstühlen hoch aufs Dach, dem ich natürlich einen Besuch abstatte. Wunderschön bepflanzt ist es ein ganz anderer Ort der Stille, als der strenge Reliquienraum darunter. Im Mittelpunkt des Daches beherbergt ein kleines Gebäude mit Pagodendach eine große buntbemalte Rolle (gibt bestimmt einen speziellen Namen dafür), die sich drehen lässt und vermutlich genau über dem Schrein mit dem Relikt steht. An den Wänden wird erklärt, dass jede Umdrehung einen Satz aus der heiligen Schrift symbolisiert. Die Rolle drehen, ist also wie beten. Ich drehe dennoch und hoffe, dass das nicht unhöflich ist.
Für die Ausstellungen in den unteren Stockwerken habe ich leider nicht mehr wirklich die Zeit. Ich schlendere hindurch und lese nur hier und da eine Erklärung. Hier könnte man einen ganzen Tag verbringen und die Zeit wäre gut investiert. Auf der Galerie umrunde ich die Haupthalle im Erdgeschoss nochmal auf Dachhöhe und versuche erneut mit dem ein oder anderen Foto, die tolle Atmosphäre einzufangen.
Dann mache ich mich auf den Weg zum Thian Hock Keng Tempel. Er liegt nur durch einen kleinen Park getrennt genau neben einer Moschee. Es scheint, dass die Religionen in Singapur friedlich nebeneinander koexistieren. An diesem ebenfalls chinesischen Tempel faszinieren mich mal wieder vor allem die gemalten Torwächter.
Mit der Bahn fahre ich zur Marina, um dort nochmal ein paar Fotos von der Marina Bay Sands, der Helix Bridge, der Skyline, der Regatta und dem Singapur Flyer zu schießen.
Obwohl ich heute gut Strecke mache, hält das Knie brav durch. Das liegt vermutlich daran, dass ich heute Turnschuhe statt Flipflops trage.
Fotos von der Marina Bay Sands habe ich noch jede Menge... Aber die hier reichen Euch bestimmt schon )
Den Singapur River entlang laufe ich zum Clarke Quay. Hier hätte mein Hostel gelegen, dass ich noch in Deutschland storniert habe, da der Singapur Airport so super sein soll, dass ich schon gegen 9.00 Einchecken will, auch wenn ich erst mitten in der Nacht fliege. Entlang des Flusses ergibt sich aus den historischen und den neuen Gebäude ein interessanter, wenn auch nicht immer ganz harmonischer Mix.
Der Clarke Quay selbst ist dann eine typische Touristenmeile mit Cafés, Bars und Restaurants. Es beginnt auch wieder zu regnen und ich muss den ganzen Weg wieder zurück. Hach ja, man hats aber auch schwer.
Als nächstes steht die St. Andrews Kathedrale auf dem Plan. Ein toller Bau und von den Mitarbeitern im Informationszentrum davor werde ich sehr freundlich begrüßt und zur Besichtigung eingeladen. Das Innere des Tempels empfinde ich nach all der Pracht der hinduistischen und chinesischen Tempel als puristisch kahl.
So langsam werde ich doch richtig hungrig, kein Wunder, ich habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und es geht auf 18.00 zu. Ich beschließe,heute eine Sünde zu begehen und bei Burger King zu essen, dafür reichen auch 10$, schließlich muss ich noch zum Airport kommen.
Als letztes stehen heute noch der hinduistische Tempel Sri Krischuan und der chinesische Kwan Im Tong Hood Cho Tempel an. Sie liegen praktischerweise direkt nebeneinander. Erst finde ich sie nicht und will schon zurück zum Hotel, das hier auch nebenan liegt, bin dann aber doch froh, mir die beiden Tempelstile nochmal im direkten Vergleich angeschaut zu haben.
In beiden Tempeln herrscht ein reges Kommen und Gehen von Gläubigen. Mich hat in Asien auch immer beeindruckt, wie viele Menschen ihre Religion ganz selbstverständlich und alltäglich, ja nicht zelebrieren, denn sie machen ja kein großes Ding draus, sondern verrichten.
Ich stehe am chinesischen Tempel und schaue den Menschen dabei zu, wie sie das Schicksal und die Stäbchen wichtige Entscheidungen treffen lassen. Dazu schüttelt man einen Becher mit den Stäbchen unterschiedlicher Bedeutung, bis eines herausfällt. Dann werden die Runensteine geworfen, um zu sehen, ob der Rat des Stäbchens der richtige ist. Nur wenn beide Runensteine auf 'Ja' landen, ist dies der Fall. Sonst muss das Stäbchen wieder in den Becher und es geht von vorne los.
Auch junge Leute betreten selbstverständlich, teilweise noch mit FastFoodGetränk, den Tempel und knien zum kurzen Gebet nieder, bevor sie plaudernd oder Händchen haltend wieder hinaus gehen. Irgendetwas hat diese Religion richtig gemacht, was dem Christentum augenscheinlich fehlt.
Mit diesen Eindrücken geht es zurück zum Hotel. Es ist 18.00. Ich lasse mir meinen kleinen Rucksack geben und ruhe mich erstmal eine Stunde am Pool aus. Das Angebot, dort auch eine Dusche zu nehmen, schlage ich aus. Ich will lieber mal komplett trocknen.
Ich schreibe ein wenig, leider gibt es Internet dort nur gegen Gebühr, und hole so gegen 19.00 meine restlichen Gepäckstücke ab. Dem sehr freundlichen Portier hätte ich nun gern nochmal ein extra Trinkgeld gegeben, aber ich habe ja nur noch die paar Dollar für den Zug zum Flughafen. Der soll sehr groß und wunderschön sein, mit mehreren Gärten (darunter ein Butterfly Garden), Massagesesseln, Fernsehinseln, Schlafmöglichkeiten usw. Es ist also kein Problem, wenn ich früher dort bin.
Aufbruch: | 11.01.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 28.05.2015 |
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