sieht so aus, als flöge ich um die Welt...?
USA: 10.05. LA to San Simeon
Als der Wecker klingelt, bin ich noch saumüde. Ronja macht sich schonmal fertig, aber ich bleibe noch etwas liegen. Dann gehen wir Frühstücken, die Brote für heute haben wir ja schon gestern vorbereitet. Wir putzen noch Zähne und ich bekomme irgendwie meinen Backpack zu, allerdings nur knapp.
Wir checken bei zwei Damen aus, von denen eine ihrem kleinen Hund Zöpfchen in die Haare am Kopf flechtet. Wohin wir wollen? Oha, den Bus um 8.15 bekommen wir bestimmt nicht mehr. Hm, vielleicht doch. Wir machen uns auf den Weg zur Metro, Ronja immer ein paar Schritte vor mir, ich bin irgendwie noch nicht richtig wach. An der Metro kaufen wir unsere Karten, ich habe nur noch 20$ Scheine, davon will ich aber keinen in den Automaten stecken, weil ich nicht weiß, ob ich dann wirklich genug Wechselgeld bekomme. Ronja bezahlt ihr Ticket mit ihrer Kreditkarte. Ich versuche es mit meinem Kleingeld, aber das meiste landet wieder im Ausgabefach, warum auch immer der Automat es nicht will. Ronja gibt mir noch einen Quarter, aber es reicht dennoch nicht. Dazwischen piept der Automat immer wieder, weil es ihm zu lange dauert und wenn man nicht schleunigst einen der Knöpfe drückt, dann darf man von vorne anfangen, ausserdem hören wir eine Bahn davon fahren, hoffentlich nicht unsere. Ich stecke nun doch den 20$Schein in den Schlitz, halte meine Karte zum Laden an den Automaten und entnehme das Kleingeld, das er ausspuckt, als hätte ich den Jackpot gewonnen.
Nun aber schnell runter zu den Bahnen. Mist, es war unsere Bahn, die eben gefahren ist.
Jetzt erwischen wir den Bus garantiert nicht mehr, meint Ronja. Stimmt. Aber ist ja nicht so gravierend, wir müssen ja heute keinen Flieger erwischen, sondern nur einen Leihwagen abholen. Ich finds nicht so schlimm. Ronja aber schon, sie ist extrem angepisst und meint, das ist nicht witzig. Sie sorgt sich, dass die Agentur unseren Leihwagen weggeben könnte, den wir schon bezahlt haben und wir dann das Geld verlieren. Das glaube ich eigentlich nicht, aber wir können doch dort anrufen und Bescheid sagen. Ronja ist trotzem weiter sauer, denn wenn sie heute allein gewesen wäre, wäre sie auf jeden Fall pünktlich gewesen, ohne mich hätte sie vorhin auch noch die Bahn bekommen. Sie haßt es zu spät zu kommen, selbst wenn wir dadurch keine weiteren Probleme bekommen. Ich eigentlich auch, aber während des Reisens habe ich in solchen Dingen mehr Gelassenheit entwickelt.
Wenn es Dir so wichtig ist, warum hast Du heute morgen nichts gesagt, um mir Beine zu machen? frage ich, denn Ronja hat geduldig gewartet, bis ich mich hochgequält hatte bzw. später meine Versuche den Backpack zu schließen kommentarlos beobachtet. Du bist erwachsen, meint sie.
So angepisst wie sie ist, spare ich mir weitere Kommentare, ich halte den Moment lieber mit einem Foto fest.
Die Metro kommt und wir fahren eine Station. Die Tab Karten brauchen wir jetzt nicht mehr, zurückgeben kann man sie aber auch nicht. Also behalten wir sie erstmal, ich denke, vielleicht ergibt sich am Flughafen die Chance, sie an jemanden weiterzugeben, der sie braucht.
Wir gehen zum Busstop. Heute ist so richtig schönes Wetter, wie fies, jetzt wo wir LA verlassen müssen. Aber ich will ohnehin nochmal zurückkommen mit mehr Zeit, denn ich habe mich ein bisschen in die verrückte Stadt verliebt.
Am Busstop sind wir erst allein, dann kommt eine Frau und fragt, ob wir auch warten? Ja. Sie stellt sich dazu. Sie hat den 8.15 Bus ebenfalls verpasst, weil sie erst im letzten Moment zu packen begonnen hat, aber hat wohl genug Zeit bis zu ihrem Flug.
Wir kommen, wie das manchmal so ist, direkt ins Gespräch und unterhalten uns sehr gut. Sie ist sehr viel gereist, war schon fast überall. Jetzt ist sie reisemüde, ein Besuch beim machu pitchu in Peru steht noch auf ihrem Zettel, dann will sie es mal gut sein lassen. Interessant, ob ich so in ein paar Jahren auch denken würde?
Heute will sie mit Freunden nach New York, weitere Freunde besuchen. Sie ist ein kleiner Wirbelwind, fragt uns aus, wo wir schon waren und wie wir es fanden, was wir hier in LA gemacht haben und wie es bei uns daheim so ist.
Deutschland, ja da war sie auch mal vor Jahren, aber sie erinnert sich nicht mehr wo genau. Nur dass es auch eine Bustour war und sie und ihr Begleiter es nicht so toll fanden und lieber ihr eigenes Programm gemacht haben. Woraufhin sich die anderen Reisenden ihnen angeschlossen haben. Na, das kommt mir doch bekannt vor. Die Bustour nach Las Vegas hat sie ebenfalls mitgemacht und fand den asiatischen Touch auch etwas übertrieben.
Ich frage sie, ob sie unsere Tab Karten will? Ja, Du bist ein Engel, die will sie total gerne und dass es zwei sind, ist prima, sie bringt nämlich einen Freund aus NewYork mit. Ronja hat derweil mit der Mietwagenfirma telefoniert und Bescheid gesagt, dass wir später kommen. Was gut ist, wie sie betont, denn die hätten unseren Wagen sonst weggegeben.
Die Zeit vergeht wie im Flug und der Bus kommt. Heute ein männlicher Fahrer. Unser Gepäck kommt nach hinten, bezahlen tun wir diesmal sofort und fragen den Fahrer, wo genau wir für die Rentals aussteigen müssen. Terminal 2.
Immer mehr Leute steigen zu. Bevor der Fahrer startet, entschuldigt er sich für den bumpy ride, der folgen wird. Dieser Bus klappert und hüpft genauso, wie der den Miss Davis fuhr oder ist es derselbe? Wir reden weiter mit Mali bekommen noch Tips für New York und schenken ihr unsere Museumstickets, mit denen sie noch ins GuinnessBuch Museum kann.
Am Terminal 2 verabschieden wir uns von Mali und steigen aus. Wir lassen uns vom Fahrer unser Gepäck geben und ich frage nochmal wegen dem Weg zu den Leihwagen Firmen. Hier eingfach runter gehen und auf den PickUp warten, die meisten Leihwagen Firmen sitzen ausserhalb und haben Shuttels dorthin. Das ist eigentlich ganz cool, denn dann müssen wir nicht als erstes mit dem Auto aus dem verwirrenden Flughafenbereich rausfahren.
Wir gehen erstmal ums Eck (also restrooms), dann zum ausgeschilderten Rentals PickUp, wo nach kurzer Zeit unser ShuttleBus bzw. der von Alamo kommt. Die Car Rentals sind tatsächlich weit ausserhalb des Flughafengeländes.
Wir müssen ein bisschen warten, bis einer von zwei Schaltern frei wird. Ronja legt die Dokumente und ihren deutschen Führerschein vor, der ohne Probleme akzeptiert wird. Ich lege meine international drivers license auf die Theke. Nein, die reicht nicht, er braucht noch meinen deutschen Führerschein. Na, der liegt in Deutschland. Dann kann ich nicht fahren. Bitte? Die international drivers license ist doch gleich - bzw. höherwertig zum normalen Führerschein. Ich bin damit nun in mehreren Ländern gefahren und es ist bislang von allen akzeptiert worden. Das ist die USA, sagt der Typ, und hier akzeptieren wir sie nicht.
Großartig. Ich bin so richtig pissed. Sieht so aus, als müsstest Du alleine fahren, sage ich zähneknirschend zu Ronja. Wir marschieren zum Carpark. Dort dürfen wir uns in unserer Klasse ein Auto aussuchen. Nach kurzer Diskussion nehmen wir das mit dem größten Kofferraum, in den beide Backpacks locker nebeneinander passen. Wir stecken das Navi ein und Ronja fährt los. Halt, wir wissen doch noch gar nicht, wohin.
Dann will das Navi in die eine und ich, mit googlemaps navigierend, in die andere Richtung. Da das Navi uns auf den nächsten großen Highway schicken will, Ronja sich aber noch etwas akklimatisieren will. Wir cruisen durch die Straßen von LA und fahren glatt am Highway 1 vorbei, denn der ist kleiner als gedacht.
Der Weg raus aus LA führt am Venice Beach vorbei. Können wir hier nicht doch nochmal stoppen? Ich hätte ihn so gerne gesehen, den berühmten Strand. Aber Ronja mag nicht sofort wieder anhalten. Drivers rules.
Gegen Mittag erreichen wir Malibu. Am Strand sind wir schneller vorbei, als wir gucken können. Wir halten in der Stadt an, die überraschend klein ist, während googlemaps immer noch behauptet, Malibu läge weit vor uns.
Während Ronja sich im Starbucks ihre dringend benötigte Kaffeedosis holt, will ich noch mein netbook holen und laufe zurück zum Auto. Äh, welches war denn unseres? Es war doch grau oder? Nach einer Weile finde ich es.
Mit der aktualisierten Googlemaps Karte laufen wir zurück zum Strand. Einmal über die Brücke und dann über die Straße, die komplett zugeparkt ist. Heute ist eben Sonntag. In jedem zweiten Auto liegen Surfboards und jede Menge Leute mit neopren und board unterm Arm laufen rum. Ich hätte auch solche Lust.
Wir gehen erstmal den Pier entlang, während Ronja fotografiert, wird mir von zwei Promotion Leuten ein Getränk angeboten. Kokosnusssaft mit Orangen- oder Zitronenaroma. Wirklich kostenfrei? Ja, na klar. Ok, dann nehmen wir natürlich eins. Wir unterhalten uns ein bisschen und es stellt sich heraus, dass das Mädel kürzlich erst in Berlin war. Witzig.
Mit dem Getränk schlendern wir den Pier hoch und beobachten die Surfer. Hier gibt es eine lange linksdrehende Welle. Ich könnte sie surfen denke ich. Wie schade, daß wir nicht genug Zeit haben. Wir gehen den Pier wieder runter, ich sage Cheers zu den zwei Promotern.
Wir gegen runter zum Strand, ziehen die Schuhe aus und setzen uns in den Sand, um unser Mittagessen zu essen.
Ich beobachte weiterhin neidisch die Surfer und dabei fällt mir ein Stück Salami vom Brot. Oh nein, die 10 Sekunden Regel nützt gar nichts, wenn das Lebensmittel im Sand landet.
Sollen wir am Strand zurück? frage ich Ronja. Immerhin geht es schon auf Zwei zu, wo ist nur die Zeit geblieben? Aber kommen wir denn da zurück? Ich denke schon, ausserdem können wir dann die krassen Vögel, die wir eben schon von der Brücke aus gesehen haben, nochmal näher in Anschein nehmen.
Am Ufer des Sees, in den sich der Fluß, über den die Brücke führt ergießt, ohne jedoch momentan im Meer zu münden (vielleicht gezeitenabhängig), sitzen unzählige Vögel. Mehr zu uns an der Seite eine große Gruppe kleiner weißer Vögel, aber am gesamten meerseitigen Ufer entlang sitzen hunderte großer schwarzer Vögel.
Sie fliegen in Schwärmen auf und landen in Schwärmen oder einzeln. Keine Ahnung, was das für welche sind, aber spannend.
Zurück ins Auto und weiter geht's
Wir kommen an diversen Feldern vorbei, auch Erdbeerfeldern. So hatte ich mir die Erdbeerplantagen in den Cameron Highlands vorgestellt. Die Erdbeeren sind sogar reif. Da ist ein Verkaufsstand, wollen wir, können wir anhalten und Erdbeeren kaufen?
Aber Ronja kann so schnell nicht reagieren und schon sind wir vorbei. Ach schade, die hätte ich zu gern probiert.
Auch an unzähligen Weinreben kommen wir vorbei. Da kommt also der kalifornische Wein her, meint Ronja.
Da es schon deutlich später ist, als gedacht, beschließen wir, den Strand und Pier von Santa Barbara links liegen zu lassen.
Auf dem Highway ist ständig Stau, keine Ahnung warum, wer will denn schon nach Sandcity? Liegts vielleicht am Sonntag oder Muttertag? Wollen alle an den Strand oder zu einer Parade?
Kurz entschlossen biegen wir auf eine alternative Strecke ins Inland ab und fahren über die Landstraße hoch und durch die Berge zu unserem nächsten Ziel Solvang. Immerhin sehen wir so etwas anderes als die ständigen atemberaubenden Küstenpanoramen. Nämlich atemberaubende Bergpanoramen. Ausserdem machen Ronja die kurvigen Straßen mehr Spaß.
Wir stoppen an einem Parkplatz mit Aussichtspunkt, teilen meinen FrühstücksKuchen, den ich auf der Tour in Vegas nicht gegessen habe und laufen zum Aussichtspunkt. Naja, wenn man auf den Stein am Ende des Wegs klettert, sieht man was, sonst nicht. Egal, Hauptsache mal die Beine gestreckt.
Am eigentlichen Hauptattraktionspunkt hier oben, einem See, düsen wir vorbei. Schade, mittlerweile scheint die Sonne kräftig und es wäre warm genug zum schwimmen.
Wir kommen in Solvang an, direkt neben "Los Olivos" (interessanter Name für ne Stadt), und kreisen erstmal bevor wir die Innenstadt sehen.
Die ist dann aber wirklich nicht zu übersehen, lauter kleinen dänische Häuser, komplett mit Windmühle. Verkauft werden dänische Spezialitäten, Andenken, Dirndl und Lederhosen (ja? Tragen Dänen sowas?), usw.
Wir laufen ein bisschen herum und schauen uns dann die alte Mission an. Die wiederum mutet eher mexikanisch als dänisch an.
Noch einmal durch die dänischen Straßen und zurück ins Auto, das im Schatten der Windmühle parkt.
Weiter geht's, letzter Stop für heute ist Morro Bay.
Das besondere an dieser Stadt ist, dass ein fetter Vulkankegel mitten aus der Bay ragt.
Sieht tatsächlich ziemlich seltsam aus. Die Sonne geht gerade hinter dem halbkugelförmigen Berg unter.
Links auf einer kleinen Insel im Meer liegen Seelöwen und bellen in ihrer Seelöwensprache miteinander. Wir stehen auf dem Steg und plötzlich schwimmt ziemlich vor uns eine Seelöwenmama mit ihrem Kleinen. Sie bringt ihm das schwimmen bei, meint eine Frau neben uns.
Es ist schon wieder ziemlich kalt, also schnell zurück ins Auto. Ausserdem wollen wir ja noch im Hellen ankommen.
Während Ronja aus der Stadt fährt, wechsle ich auf dem Beifahrersitz von meiner kurzen in meine lange Hose. Hat auch Vorteile nicht zu fahren.
Nach San Simeon, wo ich uns in einem Vorort, in dem es quasi nur Hotels gibt, ein Zimmer im Courtesy Inn reserviert habe, ist es nur noch ein Katzensprung.
Wir kommen an, parken das Auto und checken ein. Das Zimmer ist ganz nett, mit zwei Queensize Betten.
Wir sind müde und hungrig. Im Restaurant nebenan gibt es 10% Rabatt. Eigentlich wollten wir Amerikaner spielen, uns was in einem fast food Restaurant holen und im Bett essen, aber so geht's auch. Ronja nimmt einen Burger, ich fried chicken, da haben wir also unser Fastfood.
Im kleinen Laden nebenan stöbere ich noch nach Schoki und kaufe mal keine Cadbury (ein Fehler), Ronja holt sich eine Cola light.
Nachdem wir beide geduscht haben, liegen wir um 8.00 im Bett und schauen Fernsehen. Eine reality tv serie namens "naked & afraid" (ehrlich), in der sich Leute freiwillig 21 Tage im Dschungel oder am Strand aussetzen lassen, immer in Zweierteams Männlein und Weiblein. Was soll das...?
Im zweiten Teil sind die Kandidaten an der mexikanischen Küste nahe Cancun, scheint doch schön da, auch wenn wir hoffentlich keine Seeschnecken direkt vom Felsen kratzen und essen müssen. Wir schalten den Fernseher aus und schlafen.
Aufbruch: | 11.01.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 28.05.2015 |
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