sieht so aus, als flöge ich um die Welt...?

Reisezeit: Januar - Mai 2015  |  von Stefanie Förster

Bali : 17.02. Bali

Heute will ich surfen und bin dennoch später aufgestanden. Es verschiebt sich jeden Tag ein wenig nach hinten, mittlerweile stehe ich erst um 8.30 auf. Vermutlich ist das ein Zeichen, dass ich mich an den Zeitunterschied gewöhne.
Nach dem Frühstück gehe ich zum Strand. Arri begrüßt mich und fragt, ob ich surfen will? Na klar. Wie sind die Wellen heute? Soll ich allein gehen oder mit Arri? Überraschend entscheidet Arri, dass ich allein gehen soll und er macht Fotos. Darüber hatten wir gestern abend mal gesprochen, als ich die Cam dabei hatte. Ob ich die GoPro heute dabei habe? Es ist zwar ne Qumox, aber ja. Ich mache mich fertig und bekomme ein Board. Arri bekommt die Cam im Waterproof Case mit ein paar Erklärungen.
Ich gehe ins Wasser, Arri will dann nachkommen. Irgendwie klappt heute gar nichts. Vielleicht weil ich mich beobachtet fühle? So ein Mist, ich hätte gerne ein paar gute Fotos von mir beim Surfen. Aber als Arri dann mit der Cam dazu kommt, erwische ich ein paar gute Wellen. Er geht richtig weit rein und macht so ein paar gute Videos und Bilder. Scheint so, als hätte er Spaß mit der Cam.
Als Arri zurück an den Strand geht, klappt es nochmal deutlich besser. Die Wellen sind heute eine Herausforderung, aber das geht nicht nur mir so. Die meisten Anfänger haben heute so ihre Schwierigkeiten. Ich arbeite mich immer weiter nach hinten, in der Weißwasserzone. Dadurch erwische ich manchmal eine große Welle, die noch nicht gebrochen ist. Meist schwappt sie über mich hinweg, weil ich noch nicht schnell genug paddeln kann, manchmal drückt sie mich auch unter Wasser. Ab und an aber schaffe ich es, dass das Surfbord von ihr getragen wird. Nur das Aufstehen mit denen klappt immer noch nicht. Ich bin meist so verwirrt, dass ich plötzlich "oben" bin, dass ich liegen bleibe. Die Geschwindigkeit des Bords ist, wenn ich eine große Welle erwische, auch viel höher, so dass ich mich oft erstmal festklammere und erst aufstehe, wenn das Brett langsamer wird, also die Welle dann gebrochen ist. Naja, Spaß macht's trotzdem.

So sehe ich dann nach dem Surfen aus.

So sehe ich dann nach dem Surfen aus.

Nach dem Surfen bleibe ich noch auf ein Wasser am Surfpoint. Dann gehe ich zurück ins Hotel, dusche und mache mich auf den Weg zum Pura Tanah Lot. Der Tempel ist nur ein Stück die Küste hoch, also ein schöner Halbtagsausflug. Ob ich weiß, wo genau das ist, fragt der Wachmann mich als ich mich verabschiede. Na klar, kein Problem. Googlemaps ist ja mein Freund.
Heute komme ich wieder in eine Polizeikontrolle. Diesmal ist es nur ein Polizeiauto und ein Polizist winkt mich an den Rand der schmalen Straße. Wieder ziehe ich vorsichtshalber den Schlüssel ab, aber auch er will nur die Driver License sehen. Dann fragt er noch, wo ich hinfahre, wo ich herkomme, aus welchem Land... Wo ich in Bali untergebracht bin, ob ich abends ausgehe. Dann darf ich weiterfahren, während die beiden Polizisten grinsend wie Schulungen an ihrem Auto lehnen.
Es wechseln sich wieder Reisfelder mit teilweise wenig malerischen Ortschaften ab. Grad durch die Ortschaften zu fahren, ist teilweise sehr stressig, weil der Verkehr dichter wird und man auf so vieles zu achten hat. Ich hoffe immer auf eine Linksabbiegung, weil rechts abbiegen hier wirklich schwer ist. Man tastet sich quasi in die Kreuzung, irgendwann hält ein Teil des Gegenverkehrs an, dann geht's wieder ein Stück weiter. Ich versuche immer, mich an die anderen Verkehrsteilnehmer zu halten, fahren sie, fahre ich auch. Am liebsten habe ich beim rechts abbiegen ein Auto links von mir. Falls es doch mal knallt, bin ich dann einigermaßen geschützt.
Andererseits sieht man in den Städten natürlich auch die interessantesten Dinge. Märkte, ungewöhnliche an der Grenze des physikalisch Machbaren angesiedelte Transporte, Tempel und Versammlungshäuser und einfach nur Balinesen, die ihrem ganz normalen Alltag nachgehen.

Ich erreiche den Pura Tanah Lot und damit endgültig die Pfade der größtmöglichen Touristen-Abzocke. Das Ticket für den Tempel kostet 30.000 Rupieh und nochmal 2.000 Rupieh, um meinen Roller zu parken. Hier sind jede Menge Busse und Touristen. Kaum finde ich den Tempel, so viele Stände und Läden sind überall Am Ende folge ich dem Weg, an dem die meisten Stände sind und erreiche den Tempel am Strand.
Der Tempel steht auf einigen Felsen im Meer, nur bei Ebbe erreicht man ihn trockenen Fußes. Rein darf man nicht, aber das war ja bislang bei fast allen Tempeln so, dass man den inneren Bereich nicht betreten durfte. Hier leben Mönche, die unter anderem auch heilige Schlangen halten. Diese sind giftig, beißen aber angeblich keine guten Menschen. Muß ich mir nun Sorgen machen? Auf jeden Fall bin ich gespannt auf die giftigen Schlangen.
Der Tempel ist schon ein schönes Fotomotiv, wie er da draußen im Meer trohnt. Im Fels unter dem Tempel ist eine Quelle und das Wasser gilt als heilig. Man kann an einer Zeremonie teilnehmen, in der man sich mit dem heiligen Wasser Gesicht und Hände wäscht und dann von einem der Mönche gesegnet wird. Gegen eine Spende natürlich. Wer eine Treppe an der linken Seite des Felsens hochsteigen will, die von einigen herumsitzenden Mönchen bewacht wird, muss sich auf jeden Fall erst segnen lassen.
Ich spende einen kleinen Schein und bitte einen der Mönche, der vor der Höhle mit dem Quellwasser steht und als Sprecher fungiert, ein Foto von meiner Segnung zu machen. Ja, kein Problem. Ich schöpfe Wasser, gucke fragend, ja einfach ins Gesicht und nochmal über die Hände. Dann zum Priester, auch hier hält ein Assistent ein Tablett mit verschiedenen Ingredienzien. Mir wird eine ölige Paste auf die Stirn an einem Punkt zwischen den Augen aufgetragen, darauf kommen Reiskörner, eine Blüte hinters Ohr bekomme ich auch noch. Sogar ein Gruppenfoto mit den beiden Priestern macht er noch. Nur die Treppe hoch in den Tempel ist ein Witz, es geht einmal um die Ecke und dann ist sie gesperrt, es ist quasi eine reine Locktreppe, um Touristen vorzugaukeln, sie dürften in den Tempel, wenn sie sich segnen lassen. Dabei finde ich, allein die Zeremonie hat die Donation gelohnt.

Wo ist denn jetzt der Tempel?

Wo ist denn jetzt der Tempel?

Einfach den Massen folgen

Einfach den Massen folgen

Da ist er

Da ist er

Ist ja auch verrückt, eine Süßwasserquelle im Meer

Ist ja auch verrückt, eine Süßwasserquelle im Meer

Gruppenfoto

Gruppenfoto

Nach ein paar Schritten hinter der ersten Kurve

Nach ein paar Schritten hinter der ersten Kurve

Ich balanciere noch ein bisschen um den Tempel herum, um möglichst schöne Fotos zu bekommen. Auf einem Felsvorsprung werde ich von drei einheimischen Jugendlichen gefragt, ob ich ein Foto mit ihnen machen kann... Ja klar, gib mir die Cam. Nein, Moment, der eine will ein Foto mit mir, der andere auch...häh? Na gut, wenns Spaß macht. Sie freuen sich jedenfalls über die Fotos.

Jetzt mache ich mich auf die Suche nach den Schlangen. Unter dem Hinweisschild "holy snakes" sitzen gegenüber des Tempels drei mürrische Männer unter einem Felsvorsprung voller Müll und schauen mich misstrauisch an. Ich schaue ebenso zurück und entscheide dann spontan, dass ich die heiligen Schlangen nicht unbedingt sehen muss.

Ich folge dem Weg die Küste hinunter und bekomme nochmal ein schönes Fotomotiv vom Tempel von den Klippen zu denen der Weg mich und alle anderen Touristen führt. Während ich für ein Selfie posier, spricht mich ein Junge an, der sein Englisch verbessern soll, indem er mit Touristen redet. Ob ich ihm dafür bei einem kleinen Interview helfe? Natürlich. Er liest die Fragen vom Zettel ab, seine Kumpels nehmen ihn auf dem Handy auf. Leider stehen wir dabei in der prallen Sonne, so daß mir ganz schön heiß wird. Ich wische mir die Stirn und damit leider alle Reiskörner hinweg. Wie schaffen die Gläubigen das, die den ganzen Tag zu behalten?
Dann mach ich erstmal eine Pause im Schatten. Ich setze mich auf eins der Mäuerchen, die entlang der Klippen Erosion verhindern sollen, um meine restliche Jackfruit zu verspeisen und entdecke genau vor mir einen Leguan. Erst erschrecken wir uns beide ein wenig, aber dann gewöhnen wir uns aneinander und ich beobachte ihn eine Weile. Er scheint seine Jungen zu füttern, denn er steckt den Kopf immer wieder in das hohe Gras neben ihm, daß an dieser Stelle verdächtig nestartig aussieht. Später hüpft auch noch eine riesige Kröte, durch asiatische Fotoposen aufgeschreckt, bei mir vorbei.

So ein süßes Tier

So ein süßes Tier

Ich folge dem Küstenpfad weiter, leider ist mein KameraAkku schon wieder leer und auch die SD Karte überspeichert sich schon wieder selbst. Ganz hinten am Ende des Pfads lockt ein kleiner Wasserfall in der Wildnis, aber zu dem komme ich nicht durch, dafür müsste ich einen Bach überqueren. Stattdessen gehe ich zurück zum Roller und mache mich an die Rückfahrt. Die läuft, bis auf die Tatsache, daß ich einmal falsch abbiege, reibungslos, so dass ich recht früh im Hotel bin.

Nach dem Duschen setze ich mich ein Weilchen an den Pool und blogge, ich hole einfach den Rückstand aus Bali nicht auf. Dann suche ich mir wie immer mein Abendessen in der Poppies Lane, wieder im Restaurant von vor zwei Tagen.
Vor dem Tattoo Studio hier in der Straße ist eine kleine Party bzw. ein SitIn. Wenn ich sonst daran vorbeigehe, nicke ich immer mal oder sage Hey. Auf meinem Hin- und Rückweg zum Essen werde ich heute im Vorbeigehen angesprochen, ob ich mich nicht dazu setzen und was trinken will? Aber so richtig traue ich mich dann doch nicht stehen zu bleiben und mich dazu zu setzen. Vor allem nach meinen gestrigen Erlebnissen und düsteren Gedanken. Hinterher ärgere ich mich über mich selbst. Man darf sich von sowas nicht die offene Grundeinstellung verderben lassen.

Später liege ich schon im Bett und schreibe noch etwas, da tropft mir was von oben auf die Schulter. Ich schaue hoch. Das gibts doch nicht. Meine kleine Bungalowechse, von der ich eher erwarte, dass sie mal ein paar der leidigen Mücken killt, hat ihr großes Geschäft verrichtet bzw. aus dem Palmdach auf mein Bett geschissen. So ein Mistvieh. Ich gehe erstmal unter die Dusche und überlege dann, wie ich das Tier zumindest aus der Dachregion über meinem Bett verscheuche. Ich schmeiße mit Muscheln nach ihr, aber das beeindruckt sie gar nicht, das Dach ist viel zu hoch und ich werfe zu schlecht. Nun dann wollen wir hoffen, dass sie heute Nacht nicht nochmal muss.

© Stefanie Förster, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich habe nie von einer Weltreise geträumt. Schockierend, ich weiß. Überraschenderweise unternehme ich jetzt aber eine. Wie es dazu kam, wo ich lande und wie es da so ist, das berichte ich Euch hier... Wer mag, darf mitlesen. Mein Blog richtet sich vor allem an meine Familie und Freunde, sowie an Ex Kollegen. ...naja und natürlich an mich selbst: eine Weltreise ist ein tolles Abenteuer liebe Steffi! ...nur Mut und einfach mal machen, wird schon schiefgehen ;)
Details:
Aufbruch: 11.01.2015
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 28.05.2015
Reiseziele: Sri Lanka
Thailand
Indonesien
Australien
Neuseeland
Fidschi
Vereinigte Staaten
Mexiko
Deutschland
Malaysia
Singapur
Der Autor
 
Stefanie Förster berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Stefanie sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!