sieht so aus, als flöge ich um die Welt...?
Fiji : 04.05. Nadi to Los Angeles
Ich kann wieder ausschlafen, denn ich muss ja erst im 10.00 ausgecheckt haben. Ab 5.30 fangen meine Mitbewohner allerdings leider an mit Tüten zu kruscheln und zu packen. Ich versuche, weiter zu schlafen. Als dann alle fertig sind gegen 8.00 fange ich an, meine Sachen zu packen. Es geht ja mal wieder ins Flugzeug, also etwas aufwendiger als sonst.
Beim Auschecken frage ich nach dem Luggage room, der an der Seite hinter der Rezeption ist und leider voll. Hey, it's fuel, what now? Keine Reaktion. Ich will gerade anfangen, Koffer und Backpacks zu verschieben, da kommt mir doch noch einer zur Hilfe und räumt mehr Rucksäcke nach hinten und in die Stellage. Mein Backpack kommt auch ins Regal und der kleine Rucksack ganz oben ins Regal. Die wertvollen Sachen, wie zum Beispiel das netbook habe ich in meiner Tasche, aber einige wichtige Dinge, wie mein Ausweis und die Fluginfo stecken da drin.
Dann gehe ich auf die große überdachte Terrasse. Vielleicht ist ja schon jemand beim Frühstück. Es ist erst gegen 9.00, ich bin ziemlich früh dran. Tatsächlich sitzt Stefan mit ein paar anderen an einem der Tische und ich setze mich zu ihnen. Stefan ist motzig, er wartet schon ewig auf sein Frühstück. Der Koch ist wohl allein in der Küche. Einerseits tut er ihm leid, andererseits will er jetzt Kaffee (diese Abghängigen). Zwei Deutsche sitzen auch noch am Tisch. Sie fliegen heute abend ebengfalls nach LAS, um 9.30. Das muss derselbe Flug sein, auch wenn er laut meinem ticket und dem Flugplan des Flughafens um 9.45 startet. Ich frage, ob wir zusammen fahren können? Ja klar, auch wenn sie schon ausgemacht haben, dass sie mit zwei anderen deutschen Mädels, die ebenfalls aufg diesem Flug sind, ein Taxi teilen. Aber wir können ja alle zusammen ein Größeres nehmen. Ok, cool. Stephan hat sich mittlerweile nach seinem Frühstück erkundigt. Man hat ihn vergessen, grummelt er vor sich hin, dann bekommt er aber endlich das Frühstück und die ersehnte Kaffeeportion.
Nachdem alle ihre Portion Kaffe intus haben, leert sich der Tisch. Ich fange an zu schreiben und gegen 10.00 bin ich auch etwas hungrig und schlendere mal zum Ausgabeschalter. Grad hat die Küche frischen Kokosnusskuchen gebacken, nach dem neu erworbenen Buch "100 Dinge, die man mit Kokosnuss kochen und backen kann", welches mir stolz gezeigt wird. Für 2 Fiji$ bekomme ich ein Stück des Kuchens und für 1 Fiji$ bekomme ich einen Tee dazu. Das sind Preise. Mit Tee und Kuchen setze ich mich wieder an meinen Tisch und schreibe weiter. Dann trommelt einer der Angestellten mit den Sticks auf dem ausgehölten halben Baumstamm (in Fiji probates Mittel, um die Aufmerksamkeit der Touristen zu erlangen). Wer möchte an den free activities heute teilnehmen? Ich, ich möchte mit zur Stadttour. Alles klar, die startet um 11.30. Er trommelt dann nochmal. Alles klar, so lange schreibe ich weiter.
Um 11.30 wird erneut getrommelt. Unser guide stellt sich vor, er heißt George. George hat ein blindes Auge und er scheint auch ein lahmes Bein zu haben. Aber er ist ein netter und stellt mich dem anderen Mädel vor, das auch noch mitkommt. Sie ist... aus Deutschland. Natürlich. Habe ich noch Zeit, mein Tagebuch in den Rucksack in den Luggage Room zu bringen? Natürlich. Ich öffne die Tür, die nicht abgeschlossen ist und mein Rucksack ist weg. Ich bekomme einen leichten Panikanfall. Ach Du Scheiße, da sind die tickets drin, der Ausweis, die drivers licence, alles. Ich hole zwei der Rucksäcke aus dem Raum und fange an, nach meinem kleinen blauen Rucksack zu suchen. Goerge kommt und hilft mir. Dazu klettert er auf den Rucksäcken nach hinten und tatsächlich "ein kleiner blauer Rucksack?" fragt er und da ist er. Puh! Diesmal stellen wir ihn ganz nach unten, mal sehen, ob wir damit mehr Glück haben? Gemeinsam gehen wir zur Bushaltestelle, die irgendwo an der Straßenecke ist. Der Bus wird uns schon sehen. Vor allem sehen wir den Bus. O man, der ist aber auch sehenswert. Da hat Stefan recht. In Frankfurt will ich ihn jedoch nicht haben, sowie er das gern hätte, um den Verkehr zu entschleunigen.
Wir steigen ein. Ich setze mich nach vorne direkt hinter den Fahrer und ein älterer Einheimischer setzt sich neben mich. Der Bus fährt los. Leider habe ich nicht richtig nachgedacht. Die Plätze ganz vorne sind die einzigen, die Fenster an der Seite haben. Das ist nicht nur schlechter für Fotos, sondern auch ziemlich warm, da der Fahrtwind uns nicht erreicht. Aber wenn ich jetzt meinen Platz wechsle, werde ich damit den fijianischen Herrn neben mir beleidigen? Das täte mir nämlich wirklich leid. An einer der nächsten Haltestelle, stehe ich auf und sage "itˋs too hot", mache die entsprechenden Gesten, falls der Herr kein Englisch versteht und gehe zu einem der hinteren Plätze. Ach, die Brise ist schön. Im Vorbeifahren knipse ich ein paar Szenen am Straßenrand. Will jemand, dass der Bus anhält, zieht er an der Klingelschnur, die an der Seite des Busses entlangführt und auf beiden Seiten mit je einer Fahrradklingel verbunden ist, oder bittet seinen Sitznachbarn es für ihn zu tun.
Wir erreichen die Haltestelle und steigen aus. Da die andere Deutsche unbedingt eine Kava Bowl für ihre Großmutter kaufen will, ist unser erster Stop ein Souvenirladen. Ob Goerge hier Prozente bekommt? Nicht, dass ich ihm das nicht gönne. Der Auswahlprozess zieht sich in die Länge. Ich schlendere im Laden umher und spiele immer mal wieder Berater, bis die perfekte Bowl gefunden ist. Graviert wird sie auch noch und da die Einheisichen allesamt darauf bestehen, dass es überhaupt kein Problem ist, Kava auszuführen unabhängig wohin, wird dem ganzen ausser zwei Kokosnusschalen auch noch ein Paket Kava hinzugefügt.
Ich sehe da schwarz, denn ich habe gelesen, dass Kava unter das Betäubungsmittelgesetz fällt und deshalb nicht nach Europa eingeführt werden darf, und rate deswegen, den Kava schön in die Schale zu packen und das Ganze mit mehreren Lagen Packpapier zu ummanteln, damit er wenigstens nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Wenn die Amis (ihr nächster Stop nach Fiji) oder die Deutschen ihn denoch finden, weiß ich nicht, wie sie reagieren.
Während wir auf die finale Gravur und Verpackung der Bowl warten, schlendere ich , wie schon zuvor ein paarmal nochmal zu dem Ständer mit den Armbändern. Ein breites Band mit Kokosnussholzperlen hat meine Aufmerksamkeit erregt. Das wäre vielleicht ein Ersatz für mein verlorenes Kettchen? Naja, kein Ersatz, ersetzen kann das nichts und niemand, aber eben etwas, was ich stattdessen tragen könnte. Macht ja auch Sinn, so etwas hier zu kaufen, wo ich das andere verloren habe? Ausserdem kostet es nur 3.95 Fiji$. Ich ziehe das Band über meinen Fuß. Ja, sieht nicht schlecht aus. Ok, ich kaufe es. Als ich von der Kasse zurückkomme, kommt George zu mir und fragt, was ich gekauft habe und wieviel es gekostet hat. Dann verzieht er das Gesicht. Zu teuer? frage ich, obwohl ich ja eher vermute, nicht teuer genug, wenn er Prozente bekommt.
Das Pärchen ist schon längst aus dem Laden verschwunden, also machen wir uns nunmehr nur noch zu Dritt auf den Weg durch die Stadt.
George grüßt lässig hier und da, junge Männer, die an die Hauswände gelehnt stehen und einmal glaube ich, dass Geld und ein Päckchen die Besitzer wechseln, aber das geht mich nichts an. Ich bin froh, dass George bei uns ist, denn wenn er mal nicht in unserer Nähe ist, werden wir prompt von jungen Fijianern angesprochen. Was natürlich nicht schlimm ist, aber es hat so einen zweckmäßigen Unterton und ich will heute an meinem letzen Tag keine Diskussionen, ob ich Single bin oder Souvenire kaufen will. George holt (mit oder ohne Päckchen) wieder zu uns auf.
Hier ist der Markt. Super, können wir noch schnell in den Supermarkt gegenüber, Wasser kaufen? Na klar. Das Wasser, das im Hostel an die 4 $ kostet, kostet hier die Hälfte.
Der Markt ist echt toll. So bunt und fröhlich hatte ich mir Fiji vorgestellt. Als erstes sehen wir Kava Wurzeln. In der nächsten Halle stapelt sich Obst und Gemüse. Neugierig mustere ich Bekanntes und Unbekanntes. Wie schön die Sachen zu Pyramiden gestapelt sind. Sind das kleine Tomaten auf den Tellern? Nein, das sind Paprika. Uh, bestimmt sehr scharf.
George ist uns immer ein paar Schritte voraus und muss warten, bis wir die jeweiligen Fotosessions, inklusive Kameras tauschen, abgeschlossen haben. Er legt seinen Arm um mich und fragt, ob ich ihm eine gute Bewertung bei tripadvisor geben kann? Am Ende des Marktes kauft er ein paar Mandarinen und schält eine, um sie uns anzubieten. Natürlich lobe ich sie sehr, auch wenn sie nicht viel anders schmeckt, als in Deutschland.
Als Nächstes gehts zum Sri Siva Subramaniya, der der größte Hindu Tempel in Fiji ist. Wir laufen die Straße runter. Jetzt merken wir Europäer die Hitze. Aber zum Glück ist es nicht weit. Am Ende der Straße ist eine Tankstelle und auf der anderen Seite der stark befahrernen Querstraße der Tempel.
Rein können wir leider nicht, informiert uns Goerge, denn dass kostet eine Menge Geld. Wirklich? Davon stand aber nichts in tripadvisor. Aber ich will ihn nicht brüskieren, also sage ich nichts. Wieder mal Foto Time. Wobei man sich die Fotos eigentlich sparen könnte, denn der Tempel ist hinter dem Zaun und der vielbefahrenen Straße wirklich kaum zu erkennen.
Wir drehen um und gehen zurück in die Stadt. George schaut auf seine Uhr. Oh, wir müssen wohl ein TaxiShuttle zurück nehmen, denn den Bus werden wir verpassen. Wieso, wann fährt der? Um eins. Und wie spät ist es jetzt? Eins. Was kostet denn das Shuttle? 8$. Hm, da habe ich ein Problem, ich habe bereits die meisten Fiji $ ausgegeben, es reicht gerade noch für den Transport zum Flughafen, den ich bar bezahlen muss. Geld abheben will ich nun auch nicht mehr.
Ist der Bus nicht auf Fiji Time? Wann kommt denn der Nächste? Um drei. So lange wollte ich mich hier eigentlich nicht aufhalten, vor allem, weil wir die ganze Stadt quasi schon gesehen haben. Die andere Deutsche will auf jeden Fall noch bleiben, um mehr Souvenirs zu kaufen.
Ok, wo ist denn die Busstation? Vielleicht schaffe ich ja den 1.00 Uhr Bus noch, der sah nicht so aus, als wäre er immer pünktlich. Ich beschleunige meine Schritte. Hey, no worries, meint George, Du kriegst ihn schon, immer schön geschmeidig bleiben. Tatsächlich, als der Bus die Straße entlang ruckelt, streckt George den Arm aus, der Bus hält, der Verkehr fließt ohnehin eher zäh und ich springe rein. Ich suche mir einen Platz und werde zurückgerüttelt.
Im Hostel hole ich mein Tagebuch aus dem Rucksack, der zum Glück noch vor Ort steht und gehe wieder zu den Tischen.
Stephan und ein paar andere sind da und essen zu Mittag. Stephan ist in schlechter Stimmung. Er hat heute Morgen einen der Mitarbeter getroffen, der echt schlecht aussah. Auf seine Frage, was los ist, erzählte er, dass er 7 Tage durchgearbeitet hat, fast rund um die Uhr und völlig fertig ist. Zudem hat er seit Monaten sein kleines Kind nicht mehr gesehen, weil er keine freien Tage bekommt. Auf seine Frage, ob er jetzt mal einen Tag frei bekommen könnte, zum ausruhen, hat der Chef hier wohl schlicht Nein gesagt. Machen kann man da nichts, aber Stephan geht das an die Nieren.
Auch ich habe ja schon auf den Inseln die Situation der Einheimischen als unfair empfunden. Nur Stephan ist halt weitaus sensibler als ich, weshalb er nun so richtig depressiv ist, während ich mir bei sowas sage, da kann man nicht viel machen. Wenn die Touristen nun auch noch wegblieben, dann gäbe es ja gar keine Arbeitsplätze mehr und das würde auch nichts verbessern.
Immerhin bekommt er sein Essen, Fish&Chips, pünktlich, vielleicht kann ihn das aufheitern.
Neben mich setzt sich ein Typ, der eine komplette Notfallapotheke dabei hat. Ok, was kommt jetzt? Er hat eine wunde Stelle am Zeh, an der er nun herumdoktert. Sauber machen und vor allem Haut und totes Fleisch abknipsen. Wir zeigen uns alle gegenseitig unsere entzündeten Stellen (das Salzwasser ist ja leider durch diverse Fischrückstände angereichert und deswegen nicht mehr desinfizierend und gut für Wunden, wie wir gestern beim morgendlichen Zähneputzen auf Barefoot gelernt haben). Ich gewinne mit meiner tollen Korallenschürfwunde, die mittlerweile rot und wulstig ist, aber immerhin keine grünen und gelben Krusten mehr aufweist. Zwischendurch witzeln wir über Amputation. So weit wird es wohl nicht kommen. Ich bin ja bald in den USA und da können sie mir, falls es schwarz wird, sicher helfen. Ausserdem habe ich gutes Heilfleisch. Der Typ neben mir hält eine Tüte mit rotgelben Pillen hoch. Antibiotika, hat er hier mal eben gekauft, ob ich auch welche will. Äh, nein Danke.
Seine Reisebegleiterin kommt und erzählt ebenfalls eine Fiji Geschichte, sie hat sich mit einer der Frauen, die hier arbeiten unterhalten und erfahren, dass deren Mann drei Jahre zuvor vom Blitz erschlagen wurde. Unglaublich aber wahr. Seine junge Witwe ließ er mit drei kleinen Kindern zurück.
Die beiden haben abgemacht, heute zusammen auf Tour in die Stadt zu gehen. Ehrlich? fragt Stephan ganz erstaunt. Ja, sagt sie, sie braucht doch einen neuen Mann, vielleicht kann sie ja einen kennenlernen. Da hat sie natürlich recht.
Jeder von uns ist mit seinen Sachen beschäftigt. Ich schreibe, Stephan hat nach dem Essen sein Zeichenbuch hervorgeholt. Der Typ neben mir sinniert, wieviel von seinem Zeh er noch entfernen soll. Zwischendrin plätschert die Unterhaltung. Wie immer geht es meist darum, wer von wo nach wo reist oder welche Orte sich lohnen. Solche Reisegeschichten sind oft super spannend und manchmal auch langweilig. Mittlerweile kann ich bei den meisten Zielen sogar mitreden, was ich aber nicht immer mache. Die Runde hier ist ganz interessant. Das Pärchen kommt grad aus LA, mein nächstes Reiseziel. Wie ist das Wetter da? Hervorragend, so wie hier. Wie ist der Surf am Strand? Irgendwelche Tips? Die beiden fanden die Wellen zum Surfen nicht so toll, zumindest in Santa Monica und Venice Beach, den beiden berühmten Stränden. Naja, sieht man dann vor Ort, vielleicht wars auch nur ein schlechter Tag.
Ich stichele Stephan ein bißchen, um ihn aus seiner schlechten Stimmung zu holen. Er tättowiert in Deutschland, ohne selbst jedoch auch nur ein einziges Tattoo zu haben. Etwas, das ich zumindest unüblich finde und nicht grad vertrauensbildend. Stephan geht direkt in die Luft, wie ein HB Männchen, zumindest für seine Verhältnisse. Er ist sonst eher gechillt und ein Lieber, aber geht es um ihn selbst, ist er oft schnell beleidigt. Zumindest ist er jetzt nicht mehr depressiv. Dafür rauscht er nach einiger Zeit zurück in sein eigenes Hostel.
Wir verbringen einige Zeit in Stille. Dann wird zum Volleyball getrommelt. Los alle zum Volleyballfeld. Ich würde schon gerne nochmal spielen, es war immer so lustig, die Fijianer nehmen das Spiel nicht so ernst, es geht vor allem um den Spaß und wird viel gelacht.
Ich packe meine Sachen ein und wir gehen rüber. Direkt am Eingang werde ich von einem kleinen vielleicht 5jährigen Jungen begrüßt, er hat eine Metallschiene in der Hand und tut so, als würde er auf mich schießen. Ich hebe die Hände und sinke dann filmreif auf die Knie und zu Boden. Das entlockt ih jedoch noch nicht einmal ein lächeln, immer weiter "schießt" er auf mich. Reden mit mir oder sich auf etwas anderes einlassen will er nicht. Gut, das ist nicht mein Fall. Ich gehe zur Seite des Feldes und setze mich. Mist, meine Knie bluten vom auf die Knie fallen eben, der Beto hier ist eben nicht geglättet.
Auf dem Feld läuft noch ein Spiel, das erst zu Ende gespielt werden muss. Hui, die können es aber und knallen die Bälle teilweise ziemlich heftig übers Netz. Dann kann unser Spiel beginnen. Ich bin unaufmerksam und deshalb nicht bei den ersten 6 Leuten auf dem Feld. Später wird gewechselt. Huch, die spielen ja auch so hart. Die Einheimischen knallen die Bälle übers Netz, als ginge es um eine Weltmeisterschaft. Nach 10 Minuten haben bereits zwei Leute einen Ball ins Gesicht bekommen und ich beschließe, mich an diesem Spiel nicht zu beteiligen. Ich gebe Omer seine Halsketten zurück, die er in meiner Tasche deponiert hat, gehe zurück ins Hostel und setze mich an den alten Tisch. Die anderen kommen auch.
Der weibliche Teil des Pärchens fragt, ob sie mein tablet benutzen kann, um ins Internet zu gehen, da ich ohnehin gerade mein Logbuch schreibe und ihr Handy kaputt ist. Natürlich sage ich ja, aber so ganz recht ist es mir nicht. Andereseits benutze ich es ja gerade nicht und davon gehtˋs ja nicht kaputt, richtig? Sie geht ohnehin nur bei facebook online, um Nachrichten zu schreiben.
Nach einer Weile bekomme ich Hunger, es geht so langsam auf 17.00 zu. Na gut, ich bestelle mir meinen Abschiedsburger, es macht ja auch Sinn, früh zu essen, denn evtl. bekomme ich auch im Flugzeug noch eine Mahlzeit, quasi einen Mitternachtssnack.
Es ist schon 6.00, so langsam sollte ich mich mal umziehen, denn ich will in langer Hose und mit der dünnen Jacke fliegen, da ich im Flugzeug AirCondition vermute. Ich hole meine Rucksäcke aus dem Luggage Room (beide sind ohne Schwierigkeiten zu finden), ziehe mich um und packe den Inhalt meiner Tasche in den kleinen Rucksack. Dann sitze ich auf dem Sofa und warte auf die Deutschen.
Laut Rezeption gehört das Gepäck, das hier rumsteht auch Leuten, die heute fliegen und die noch irgendwas besorgen wollten. Seltsam jetzt geht es schon auf 7.00 zu und von den beiden deutschen Jungs ist immer noch nichts zu sehen.
Auch Stephan hat sich nicht mehr blicken lassen, ob ich ihn doch zu sehr getriezt habe vorhin und er sich nun nicht verabschieden will? Dann schreibe ich ihm halt später via facebook. Gerade da taucht er auf. Fliegst Du schon? Äh, ja. Wir unterhalten uns ein wenig und dann steckt auch einer der Deutschen seinen Kopf aus dem Fenster hinter uns. Sie sind gleich fertig, die deutschen Mädels springen hier auch irgendwo rum, ob ich das große Taxi bestellen kann? Ich frage an der Rezeption nach. Ein großes Taxi kostet 30$ statt 13$, das ist mehr als erwartet. Dann bestellen wir lieber zwei der kleinen Taxis. Neben mir stehen zwei Schwedinnen, die auch zum Flughafen wollen, dann können wir uns doch zu Dritt ein Taxi teilen und die anderen zu Viert. Das hat auch den Vorteil, dass wir sofort loskönnen. Ich sage schnell den Deutschen Bescheid, verabschiede mich von Stephan und wir gehen zum Taxi.
Der Taxifahrer stopft unsere drei Backpacks in den Kofferraum, mehr hätte da auch nicht reingepasst. Ich steige vorne ein, natürlich versuche ich erst die falsche Seite und lande mal wieder fast auf dem Fahrersitz. Während der Fahrt reden wir über gute deutsche Autos, also Mercedes Benz. Das heißt, wenn der Fahrer nicht grad entgegenkommenden Fahrern zuhupt, - winkt oder Launiges ruft. Als wir am Flughafen ankommen, gebe ich ihm natürlich etwas mehr, als die Fahrt eigentlich kostet, ich muss meine restlichen Fiji Dollar ja ohnehin loswerden.
Wir reihen uns in die Schlange beim CheckIn ein. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, wie schwer mein Koffer ist. Als ich an der Reihe bin, klappt alles, aber ich frage lieber nicht nach diesmal, wie schwer er ist, denn ich will lieber keine große bzw. schwere Sache draus machen. Auf dem Weg zu den Gates gibt es nochmal eine Sicherheitskontrolle, aber ich muss nichtmals mein tablet auspacken und das Wasser ist kein Problem. Der Aufgang zu den Gates ist gesperrt, hoch dürfen wir erst, kurz bevor der Flieger startet. Ich laufe durch den duty free Bereich, ich habe noch die riesige Summe von 9 Fiji Dollar auszugeben. Diese investiere ich schlussendlich in eine Tafel Cadbury Schokolade (die Marke begleitet mich seit Australien) und eine Dose Sodawasser. Das muss ich trinken, bevor wir im Flieger sind, sagt mir die Verkäuferin. Ok, kein Problem.
Ich setze mich in den Wartebereich, schreibe, trinke Sodawasser und mache nach einiger Zeit natürlich die Schokolade auf. So langsam bildet sich eine Schlange vor den Rolltreppen nach oben, wieso sind die Leute so scharf auf Schlange stehen? Als ich von meinem zweiten oder dritten Toilettenbesuch (ich musste ja auch den Rest von meiner großen Wasserflasche trinken) zurück komme, ist kein Durchkommen mehr. Ich schlüpfe in den duty free Bereich und setze mich auf eine gepolsterte Bank zwischen Vitrinen. Irgendwann geht die Sperre auf und Sitzreihen werden aufgerufen. Ich habe die Reihe 11 und werde mit als erste gebordet oder würde, aber hier durch die Schlange zu kommen, ist aussichtslos, also bleibe ich sitzen, meinen Platz nimmt mir ohnehin niemand weg und meinen Rucksack nehme ich immer zwischen meine Füße, statt ihn ins Fach für Handgepäck zu stopfen.
Als ich dann mal wieder als eine der Letzten an Bord komme, sitzt tatsächlich ein Mann auf meinem Platz am Fenster. Egal, ich nehme den Platz am Gang, bei dem ganzen Wasser, das ich getrunken habe, ist das ohnehin besser und ich kann ab und an meine Beine strecken.
Auf den Sitzen liegen eine Decke und ein Kissen, wow Luxus. Das Kleine von der Fluggesellschaft stopfe ich mir in den Rücken und mein Großes nehme ich für den Kopf. Die beiden älteren Damen hinter uns begrüßen meinen spontanen Platzwechsel, da der junge Mann doch wirklich so ein Gentleman sei. Nett ist er jedenfalls, wir kommen direkt ins Gespräch. Als erstes erzählt er von den Bartaps in Höhe von 300 Fiji $ täglich (!), die sie hatten (später erfahre ich warum) und einer Dame, die seinen und ihren tap vertrunken und am Ende noch 600$ draufgezahlt hat. Er ist mit einer Reisegruppe unterwegs, alles Taucher, die er mir im Flugzeug verteilt zeigt. Eine bunte Truppe. Zwei Reihen hinter uns sitzt auch die besagte Dame, die in den letzten Tagen nichtmal mehr tauchen konnte.
Pünktlich gegen 10.00 hebt der Flieger ab. Die Zeitreise beginnt, ca. 10.00 Stunden Flug liegen vor uns und wenn wir landen, wird es in LA nachmittags gegen 1.00 sein.
Mein Sitznachbar und ich tauschen unsere Erlebnisse aus. Die Reisegruppe wollte eigentlich mit einem sehr, sehr schicken Boot im Meer kreuzen und tauchen. In der Broschüre sieht die Yacht richtig toll und luxuriös aus. Nur leider war sie nicht bereit auszulaufen, warum auch immer, und ist es nach wie vor nicht.
Stattdessen wurde die Gruppe dann im Schwesterluxusressort einquartiert und bekam besagte tab Gutscheine (für Getränke bis zu 300$ je Nacht). Wow, das hätte ich nicht ausreizen können. Er hat es gar nicht versucht, sondern ja seinen Gutschein ohnehin weitergegeben.
Tauchen waren sie natürlich. Ich frage, ob sie die Mantas gesehen haben? Nein. Die Haie? Nein. Als er der Lady hinter uns erzählt, dass ich mit Mantas geschwommen bin und Haie gefüttert habe, hält sie sich die Ohren zu. Mehr will sie gar nicht hören, lacht sie.
Wir müssen mal wieder Frage-Zettelchen für die Einreise ausfüllen. Ob ich lebende Vögel mitführe? Na, ich hoffe, die Pinguine aus Neuseeland fühlen sich im eisgekühlten Frachtraum wieder wohler, als im warmen Fiji.
Tragen sie alle besuchten Länder auf diesem Trip ein. Das dauert bei mir eine Weile. Mein Sitznachbar linst neugierig auf mein Blatt. Nur die Frage mit den Lebensmitteln macht mir mal wieder Kopfzerbrechen. Ich würde die angebrochene Tafel Schokolade schon gerne mitnehmen. Gar nichts ankreuzen, meint mein Nachbar, der als Staatsbürger schon öfter in die USA eingereist ist, die achten ohnehin nur auf die "JAs", aber im Zweifel hat man auch nicht gelogen.
Die Crew serviert Abendessen. Oh Mist, ich bin doch noch so voll von dem Burger. Aber es ist nur ein kleines Hotdogbrötchen mit sowas wie geschnetzeltem Fleisch. Wobei ich ungefähr dreimal soviel Fleisch habe, wie er. Tja, das wäre Dein Platz gewesen, witzele ich. Ich bitte um Cola light zum trinken und bekomme kein kleines Glas, sondern gleich die ganze Dose. Das ist ja nun wirklich unüblich. Vinaka vaka levu.
Mein Sitznachbar weiß tatsächlich nicht, was Vinaka bedeutet. Waren wir im selben Land? So langsam glaube ich, dass Backpacking tatsächlich die bessere Form des Reisens ist. Die ganze Gruppe hat scheinbar nicht einmal näheren Kontakt zu Einheimischen gehabt oder tatsächlich mit ihnen geredet.
Wir sind schon längst mit dem Essen fertig und warten, dass die Crew durchkommt und die Tablets wieder einsammelt. Es dauert ungewöhnlich lange, bis der Müll abgeräumt wird. Während ich das jetzt nicht so schlimm finde, wird mein Nachbar immer ungeduldiger. Dann findet er eine Lösung, er fragt, ob er seinen Müll mit auf mein Klapptischchen stellen darf. Begründung: dann kann er seins hochklappen. Äh ja, ist schon irgendwie logisch, auch wenn ich das Gefühl habe, die Benachteiligte hierbei zu sein. Aber irgendwann kommt die freundliche Crew und nimmt alles mit.
Ich klappe meinen Sitz zurück, schiebe ein Kissen ins Kreuz und meins hinter den Kopf und starte die Bordunterhaltung. Als Film habe ich mir "pirates of the caribean" ausgesucht. Leider kann ich speziell die Piraten nicht wirklich gut verstehen. Sprechen die eventuell mit sehr starkem Akzent oder unsauberes Englisch? Wie auch immer, ich will ja nur was zum einschlafen. Der Film ist ja nun nicht so schwer zu verstehen, auch ohne Worte und ich habe ihn ohnehin schon gesehen. Dennoch kann ich nicht schlafen bis er zu Ende ist.
Der Typ neben mir schläft schon, er hat vorhin irgendeine Pille genommen. Natürlich typisch Mann, mit weit gespreizten Beinen. Sein Film sieht auch spannend aus. Ex Maschina heißt er und scheint in Deutschland noch gar nicht in den Kinos gewesen zu sein oder habe ich ihn verpasst? Mein Film ist zu Ende und ich versuche zumindest zu dösen, was erst gar nicht klappt. War die Cola vielleicht keine so gute Idee?
Aber irgendwann schlafe ich dann doch mehr oder weniger ein.
Aufbruch: | 11.01.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 28.05.2015 |
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