sieht so aus, als flöge ich um die Welt...?
Bali : 19.02. Bali
So langsam heißt es Abschied nehmen. Ich schlafe nochmal bis 8.00 und frühstücke dann gemütlich, bevor ich zum Surfen gehe.
Tolle langsame Wellen heute, also gehe ich mit Arri raus. Leider hat er heute kein Surftop für mich, er bietet mir zwar sein Hemd an, aber das will ich nicht nass machen. Ich erwische ein paar gute der Wellen, oft denke ich schon gar nicht mehr nach, sondern stehe einfach schnellstmöglich auf. Ein paar echte "Popups", also Hochspringen in einem Schritt, sind auch schon dabei. Dreh Dich nach rechts oder links, sagt Arri, damit ich an der Welle lang, statt vor ihr her surfe.
Nach einer halben Stunden muss er sein Surfboard reinbringen, weil es gebraucht wird und wir können nicht mehr ganz so weit raus. Arri hängt an meinem Board während wir auf Wellen warten. Ab und zu bekommt er Stielaugen und ich weiß, ich muss mein Top zurechtrücken. Dann fragt er wieder, ob wir wirklich niemals "Jiggy jig" machen werden. Da ich mittlerweile gegoogelt habe, da Tina einen anderen Dialekt spricht und es deshalb nicht kannte, weiß ich jetzt, was es heißt und reagiere entsprechend. Als erstes schubse ich ihn von meinem Brett. Frage ihn dann, ob er Schwestern hat? Wie es ihm gefallen würde, wenn diese eines Tages reisen und auf der Straße von wildfremden Männern "Hey, lets have a fuck" hinterher gebrüllt bekommen? Nicht so nett und respektvoll, oder? Warum also behandelt er mich und andere Frauen dann so? Mein Sonnyboy Surflehrer verstummt. Ich sehe quasi, wie er grübelt. Für den Rest des morgens bleibt er verdächtig ruhig.
Als die Stunde beendet ist, frage ich, ob ich allein noch etwas raus darf. Vielleicht kann ich noch ein paar der großen Wellen erwischen. Begeistert ist er nicht, na gut 30 Minuten. Ich liege mit einem weiteren Anfänger draussen. Da die Einheimischen uns zurufen, wenn eine gute Welle kommt, kann ich noch ein paar erwischen. Ich hätte gerne mal ein Brett für einen ganzen Tag.
Ein bisschen hänge ich noch am Strand rum und kühle meinen Bauch mit Eis, den ich mir an dem Brett wund gerieben habe. Das Gummi der Softshells ist nicht gerade hautfreundlich. Die Mädels neben mir zeigen mir ihre wunden Stellen. Sie kommen aus Frankreich und fliegen als nächstes auch nach Australien.
Zurück im Hotel sitze ich am Pool und blogge, packe schonmal für morgen. Meine Rollerfahr - Sachen, die ich gestern mit Rei gewaschen habe, sind noch nicht trocken, auch das Regencape nicht.
Bald ist es schon halb 5 und ich muss den Roller wegbringen. Ausnahmsweise in kurzer Hose und Top. Den Platz finde ich tatsächlich wieder, aber kein Ketut. Na gut, ich bin etwas früh, also warten. Irgendwann parkt ein anderer Roller neben mir. Der Fahrer fragt, was ich hier mache und ist dann so nett, Ketut anzurufen. Noch am Telefon öffnet er die Sitzbank und schaut nach den Papieren. Dann legt er auf und nimmt den Schlüssel. Ketut hat mich vergessen und ist zuhause. Na gut, das wird schon richtig sein, eine Quittung zu verlangen geht ja schlecht.
Ich gehe nochmal zum Geldautomaten und hebe eine weitere Million (1.000.000) ab. Ich hoffe auf einen Money Exchange am Flughafen, denn meine Karte will ich dort nicht benutzen. Der einzige Versuch an einem anderen Geldautomat in Bali hat nicht funktioniert, wobei das auch am Geldautomat liegen kann, der sah ziemlich ramponiert aus. Im Matahari leiste ich mir ein paar Kuchenstücke, Obst und Sodawasser und veranstalte ein kleines Picknick auf meiner Terrasse.
Leider ist es bewölkt, auf einen anderen schönen Sonnenuntergang kann ich also nicht hoffen, aber nochmal am Strand abhängen. Ich gehe also an "meinen" Surfstand und quatsche ein bisschen mit den Jungs. Gönne mir ein Feierabendbier. "und ich?" fragt Arri. Ja wie, soll ich ihm jetzt ein Bier ausgeben? Ich wende meine übliche Taktik an und gebe vor, nicht ganz richtig verstanden zu haben (was in den meisten Fällen ja auch stimmt) und sage scherzhaft "Du bist zu jung zum trinken".
Trotz der Wolken ist es schön hier am Strand. Innerlich verabschiede ich mich. Es tut mir nicht wirklich leid, Bali zu verlassen. Ich freue mich auf Australien. Auf das Land, darauf wieder mehr herumtreiben und auch auf die Leute, endlich wieder von gleich zu gleich behandelt zu werden, wird eine Erleichterung sein. Ein Land in dem alle eine Sprache sprechen, die ich hoffentlich verstehe und mich nicht nur als Ausbeutungsobjekt Tourist sehen. Nur der Möglichkeit ohne Schutzanzug schwimmen und surfen zu gehen, trauere ich nach. In Australien ist jellyfish season (Qualle) auch Stinger genannt und mit denen ist nicht zu spaßen.
Arri geht heim. See you tomorrow. Made macht sich selbst auch ein Bier auf. Norman, der immer aktiv ist, rennt mit seinem Brett den Strand rauf, kommt dann wieder zurück und setzt sich eine Weile. Andere kommen und gehen. Einer erzählt von seiner Schwester, die in Lombok mit einem Deutschen verheiratet ist. Er hat bei der Familie gewohnt und sich in sie verliebt.
Unangenehm nur, daß immer wenn wir allein sind, Made mich angräbt. Ob ich heute an meinem letzten Abend mit ihm gehen möchte? Wohin? Up to you. Er hätte mich von Anfang an toll gefunden, nur Angst gehabt mit mir flirten, weil ich ja zuerst mit Arri gesprochen hätte. Scheinbar gibt es nicht nur in Sri Lanka die Gewohnheit Touristinnen den Einheimischen zuzuordnen. Und immer wieder die Frage "Will you go with me", die ich bald so verstehe, dass er meint, zu ihm nach Hause. Ich erkläre ihm, dass ich nicht einfach so mit einem Mann mitgehe, den ich kaum kenne. Balinesische Mädchen machen das doch auch nicht? Schließlich bezahle ich mein Bier, gehe und lasse einen enttäuschten Made zurück.
Ein letztes Abendessen in der Bar mit den Surfvideos, dann schlendere ich zum Abschied nehmen durch die Straßen. Zu Hause wartet noch ein Kuchenstück und mein Logbuch. Dann wird geschlafen, zum letzten Mal in diesem Hotel und zum letzten Mal im Einzelzimmer mit eigenem Bad. Hoffentlich ist morgen meine Wäsche trocken.
Aufbruch: | 11.01.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 28.05.2015 |
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