Einmal um die ganze Welt...
Das Maerchen aus 1001er Nacht: Die heiligste Stadt Indiens
Varanassi, wir kommen...
11.11.2012
Nach ein paar sehr kalten Tagen in Dargeeling, an denen wir vergeblich auf Kim und unsere Zugtickets nach Varanassi gewartet haben, organisieren wir unsere Tickets selbst. Wir können nur den Umweg über Patna nehmen, aber macht nichts, Zug fahren ist so oder so der blanke Wahnsinn in Indien. Außerdem wollen wir ins Warme und waschen sollt ich auch mal wieder, am liebsten mit warmen Wasser ( mich und die Klamotten). Mausbiber hat gelesen, dass im "Ganges" ca. 1,5 Mio. Colibacterien herum schwimmen, na Mahlzeit..... Habe ihm vorgeschlagen unsere Wäsche auf indische Art im Fluss zu waschen hat er abgelehnt.
So starten wir zuerst mit dem Jeep nach New Jaipiliguri. Hier organisieren Walter und Tim noch ein Liegeplätzchen, denn wir haben zwar 3 Tickets, doch nur 2 Plätze. Für Inder ist das völlig normal, die schlafen auch über- oder untereinander, wenn es sein muss. Naja, bei 16 Stunden Zugfahrt würde ich schon ganz gern mal liegen....
12.11.2012
Also ich finde Varanassi zwar laut, wie alle indischen Städte, doch irgendwie schön. Sie hat wirklich etwas "Heiliges" an sich. Der Fluss ist breit und zieht entlang der Stadt und so schmutzig ist er gar nicht, oder ich habe mich nach 3 Wochen an den Dreck gewöhnt.
Gleich nach der Ankunft ordern wir ein Zugticket nach Agra und Ajmer, denn sonst stecken wir wieder ewig fest. Ein wirklich netter Inder zeigt uns das wohl schönste Guesthouse in ganz Varanassi....Oh, da gefällt es mir aber gut. Ein wunderschöner Garten läd uns ein mit gemütlichen Plätzen zum Verweilen. Das Zimmer ist riesig und für 200 RB (ca.3 €) sauber!!! Und so gehen wir zur Tagesordnung über und waschen erstmal uns und die Wäsche. Morgen tauchen wir ein ( nur wörtlich) in die Geschichte des heiligen Ganges.
Im Garten des "Singh Guesthouse" können wir mal richtig abschalten und auftanken. Hier gibt es auch ein kleines Restaurant, was nicht unbedingt zu empfehlen ist und "Wifi", auch mal wieder wichtig, ohne Geld im Internet zu surfen.
13.11.2012
Nach einem gutem Frühstück geht es runter an den Ganges zu den berühmten Gaths. Hier tobt das wahre indische Leben... Manche Menschen baden im heiligen Wasser neben den Wasserbüffeln und haben ihren Spass dabei, andere waschen sich ganz rituell und beten dabei. Hunde streunen um einen herum und warten auf Leckere und Affen klettern in Tempeln und an Hauswänden auf und ab. Händler wollen alles Mögliche verkaufen, unter anderem Massagen und mein Mausbiber fällt drauf rein. So wird er von 2 Männern mitten auf dem Weg auf eine Pritsche gezerrt und durchgeknetet. Am Ende ist der Masseur beleidigt, da er nur umgerechnet 2€ bekommt und diese noch mit seinem Kumpel teilen muss. Ich werde auch so langsam hart mit dem Bettelkindern und laber sie oft auf deutsch zu, so verschwinden sie schnell. Eigenartige Typen laufen hier herum und lassen sich für ein paar Rubies fotographieren. Uns fotographiert man auch gern und so halte ich mal wieder die Hand auf, worauf auch hier die Inder sehr verschreckt reagieren. Tja, das ist hart, wenn man in den Spiegel guckt.
Dann kommen wir an die große Gath, an der die Leichen verbrannt werden. Sofort haben uns 2 Jungs am Kragen und führen uns in einen Turm, von dem wir aus alles gut beobachten können. Viele Informationen über dieses heilige Ritual prasseln auf uns ein.
Nebenbei bemerkt:
Varanassi ist die älteste, ständig bewohnte Stadt der Welt. Das heilige Feuer brennt hier seit über 3000 Jahren, mit dem jeder "Scheiterhaufen"entfacht wird. Es wird nur ein bestimmtes Holz dafür verwendet und zwar das Holz des "Bo- Baumes", da es den Geruch nimmt und dieses Holz von dem Baum stammt, unter dem Buddha seine Erleuchtung erlangte. Ein Kilo von diesem Holz kostet ca. 300 RB ( 6 €), 350 kg Holz benötigt eine Verbrennung. Zusätzlich noch Sandelholzspäne und Schmuck, für indische Verhältnisse ein teures Unterfangen. In 24 Stunden werden hier rund um die Uhr ca. 150 Leichen verbrannt. Frauen dürfen an der Zeremonie nicht teilnehmen, da durch ihr Weinen die Seele nicht in den Himmel gehen kann. Schwangere Frauen und Kinder bis 10 Jahre werden nicht verbrannt, sondern mit Steinen im Fluss versenkt. Der hinduistische Glaube besagt, das der Mensch in einer Hülle steckt, die nur geliehen wurde, so muss diese vollständig vernichtet werden, damit die Seele den ewigen Frieden erreicht.
Das Lebensziel vieler Inder ist in Varanassi zu sterben und am heiligen Ganges ( in Indien ist der Fluss weiblich, Mutter Ganges, eine Göttin) den ewigen Frieden zu erlangen. Deswegen gibt es in Varanassi viele alte Menschen. Eigens für sie wurde ein Hospiz errichtet, wo sie auf ihr Ende warten dürfen und versorgt werden durch Spenden. Eine meiner Meinung nach sehr gelungene Geste der Stadt.
Trotzdem sind wir nach der Besichtigung und nun auch mit besserem Wissen ausgestattet, sehr befangen. Schaut schon sehr makaber aus so eine öffentliche Verbrennung, zumindest für uns Europäer.
So schlendern wir weiter und treffen unterwegs Tim, Kim und noch ein paar Mädchen aus Korea, Japan und HongKong. Gemeinsam gehen wir zum "Ganga-seva-niani"- fest und nehmen an der Zeremonie teil, es ist auch gleichzeitig das Lichterfest in Varanassi. Anschließend entführen sie uns noch in eine der vielen Gassen zum Essen. Ich hab wie immer einen Mordshunger, doch dem Mausbiber ist gar nicht nach essen. Ihm ist die indische Würze auf den Magen geschlagen. Ein netter Kellner verordnet ihm Spezialkost, Reis mit Gemüse, mild gewürzt...siehe da, es hat gewirkt. Auf dem Weg zurück ins Hostel wird überall mit Böllern geschossen und die Menschen wünschen uns ein herzliches"Happy Valley". Auf dem Ganges schwimmen tausende von Lichtern in Babanenblattschalen, die vorher von den Frauen mit bunten Blüten geschmückt wurden, ein märchenhafter Anblick...
15.11.2012
Heute wagen wir noch einen Versuch Varanassi zu erkunden und bemerken wie uns der Lärm auf den Strassen unendlich auf den Keks geht. Trotzdem tauchen wir ein in den Gassen, lauschen bei indischen Klängen, kaufen hier und da etwas ein und gehen lecker essen. Ich bewundere die prächtigen Seidenbrokate, oh es gibt so schöne Dinge hier, vor allem in einer nie zuvor gesehenen Farbenpracht. Schade, in den "goldenen Tempel" dürfen wir als Touri's nicht hinein. Uns beide fasziniert hier in Varanassi und auch an allen anderen orten Indiens, das Mensch und Tier (Kuehe, Ziegen, Hunde, Katzen, Affen, usw.) so friedlich miteinander leben und jeder an jedem Ort seine Lebensberechtigung erfuellt.
16.11.2012
Wir frühstücken spät, nachdem wir die halbe Nacht durchgequatscht haben, mit Moni, Stefan und Alex. Es war ein lustiger Abend, an dem wir alle unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht haben. Moni und Stefan sind aus Bayern und Alex ist ein Halbspanier, in Frankfurt aufgewachsen und auf Mallorca lebend.
Mausbiber hat heut schon einen kleinen Wasserkocher besorgt, damit wir unseren Kaffee und Tee selbst machen können. Den haben wir seit dem Abschied von Tim sehr vermisst. Auf der Suche nach eben diesem, hat er einen Inder kennen gelernt, der ihn mit seinem Moped durch halb Varanassi kutschiert hat, um einen zu finden.
Da unser Zug nach Agra erst am Abend fährt, gehen wir noch an die Asi-Gath eine Pizza essen. Hier treffen wir zum letzten Mal Kim. Er will noch ein bisschen bleiben. Komisch, dieser Abschied fällt nicht so schwer wie (damals ) von Javi, Tomas und Armando.
Im Zug finden wir diesmal sofort unseren Platz, neben Peggy und Steffen aus Sachsen, na was für eine Freude... heimischer Dialekt. Von einem "Hindu-Priester" bekommen wir einen Segen für die Reise und unseren ersten Punkt auf die Stirn (natürlich für 20 RB) Wir haben unendlich viel Spaß miteinander und uns ganz viel zu erzählen, die Inder neben und über uns schlafen längst, als wir uns gegen 1.00 Uhr auch auf unseren Pritschen einrollen.
Am Morgen liegen noch Inder im Gang und auch bei Walter hat sich's einer gemütlich gemacht. Der Zug hält und die ersten Touri's kommen schon zu unseren Plätzen, Gott sei dank, sonst hätten wir das Aussteigen verpasst. Wir sind in Agra.
Aufbruch: | 21.08.2012 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 01.05.2014 |
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