Einmal um die ganze Welt...
Australien und die große Freiheit...: Kunstwerke aus dem Busch
das ist "Motorbike", er stellt Speerschleudern aus Holz und Naturmaterial her, auch Bumerangs und Kängeruhfänger gehören zu seinen voll gebrauchsfähigen Kunstgegenständen.....
Arlparra/ Utopia oder das Leben im Busch
01.09.2013
Dieser Tag geht in unsere australische Geschichte ein, denn heute dürfen wir Sean in "sein" Dorf begleiten und werden ihn 2 Tage bei seiner Arbeit mit den Aborigines im Outback beobachten.
Wir sind in dieser Community die ersten Touristen und wir sind ganz aufgeregt, denn wie werden diese Menschen auf uns reagieren und werden wir Zugang zu ihnen finden?
So fahren wir gleich nach dem Mittagessen los, damit wir die Gemeinde noch im Sonnenschein erreichen. 400 km fahren wir quer durchs Outback, wovon 2/3 davon Offroadstrecke sind. Spannend ist es, denn uns begegnen nur drei Autos unterwegs.
Als wir ankommen, stellt Sean fest, das er seinen Haustürschlüssel vergessen hat. Wir fahren zu einem Freund, für ihn hat Sean ein paar technische Dinge mitgebracht, aber Schlüssel zu seinem Haus hat er keinen. Er wohnt schon länger mit seiner Familie hier und wir fragen Sean, ob die Kinder mit den Aborigines- Kindern zur Schule gehen. Er verneint diese Frage leider, sie werden per Internet unterrichtet. Für die indigenen Kid's ist englisch eine Fremdsprache und es gibt ganz andere Schwerpunkte zu unterrichten, die für weiße Kid's selbstverständlich sind. Ok, verstanden...Nase putzen zum Beispiel, hihi...
Sean wohnt ebenfalls in einem nicht sehr kleinem Haus, zum Teil völlig neu eingerichtet. Walter macht erst einmal einen Kaffee.
Derweil fährt Sean mit mir zu Brenda, denn ihm ist eingefallen, das Brenda mich am Dienstag mitnehmen könnte. Sie ist selbst eine Aborigines und kümmert sich um die alten und kranken Leute im Dorf.
Natürlich würde sie mich mitnehmen, sie spricht gut englisch und das ist prima, ich bin begeistert.
Fasziniert bin ich auch von ihrem Garten. Mitten im Nichts wachsen bei ihr bunt blühende Sträucher, Orangen und Mangobäume, sogar Wein hat sie letzte Woche angepflanzt. Seit ungefähr 10 Jahren lebt sie mit ihrer Familie hier.
Wieder zu Hause angekommen, gehen wir mit unserem Kaffee zum Nachbar auf eine Art Dorfplatz. Die Sonne verabschiedet sich, wie gewöhnlich, orangerot. Ein paar Frauen sitzen da, mit jungen Hunden, die uns freundlich, schwanzwedelnd begrüßen.
Der Dorfälteste, genannt "Cowboy" kommt auf Sean zu und will wissen, wer wir sind.
Er stellt uns vor und erzählt unsere Geschichte. So gibt der Cowboy sein Ja-wort, das wir bleiben dürfen. Das erfüllt uns mit Stolz ( tja so geht das im Busch, hier herrschen andere Gesetze )
Eine junge Familie gesellt sich dazu und erzählt von dem Erlebnis, das eine Aborigines- Familie in der Wüste gefunden wurde, die hätten noch nie einen Weißen gesehen und sie seien dabei gewesen. Wir sind sehr skeptisch, ob diese Geschichte stimmt.....trotzdem freuen wir uns über das, was der Mann erzählt, zumal er noch ein Foto von diesem echten "Buschman" auf seinem Handy hat...
Ich spiele noch ein bisschen mit den Kindern und habe ein wunderbares, angenehmes Gefühl in mir. Ganz anders als in Asien, wo die Kinder heulend vor mir davon gelaufen sind, behandeln sie mich hier wie einen Star und hängen wie die Kletten an mir.
Hier ist ein friedlicher Ort, denn hier pflegen die Menschen ihre alten Traditionen und benebeln sich nicht das Hirn mit Alkohol.
Ich koche uns noch ein leckeres Abendmahl und wir gehen heute etwas früher ins Bett, denn morgen haben wir viel vor.
02.09.2013
Gegen Mittag kommt Sean und holt uns ab. Wir fahren zuerst zu Rosi. Rosi ist eine alte Aborigines- Künstlerin, die verschiedene Echsen aus Holz nachbildet und bunt bemalt. Auch Ketten aus Buschfrüchten stellt sie her. Sie wohnt nicht in einem Haus, sondern unter einem Strohdach auf Pfählen. Das ist kaum zu glauben in der heutigen Zeit und im zivilisierten Australien.
Am Nachmittag fährt Sean mit uns in die nächste Gemeinde zu "Motorbike" und "Poly", ebenfalls Künstler. Motorbike ist der Dorfälteste und stellt Bumerangs und Kängeruhfänger auf traditionelle Weise aus Holz und Naturmaterial her. Poly dagegen bemalt große Leinwände in ihrer eigenen Technik mit "Bushplums" ( Buschpflaumen, für mich nicht nach vollziehbar, trotzdem sehr teuer) Ihre Bilder sind in ganz Australien berühmt.
Nebenbei bemerkt:
Die Kunst der Aborigines hat immer mit ihrer Lebenserfahrung und ihrer Familie zu tun und wurde nur weiter erzählt, in Liedern besungen und in den Sand gemalt.
Erst 1970 brachte ein englischer Künstler und Lehrer die Farben in den Busch und somit entstand die Dotpunktmalerei, in der meist aus der Vogelperspektive die Erlebnisse und Träume aufgemalt werden.
Genauso verhält es sich mit der traditionellen Musik der Zeremonien. Hier in diesem Distrikt wurde erst im Jahr 2009, ein Buch ( natürlich mit CD) fertig gestellt, indem die Texte der Gesänge in die englische Sprache übersetzt wurden.
Das ist äußerst wichtig für die gesamte Nachwelt, denn die Jugend steht auch hier im Busch mehr auf "Hip-Hop" und "Spiderman" und somit sterben die alten Aborigines- Überlieferungen nicht völlig aus.
Am Abend fragt Sean seine Nachbarn, ob wir gemeinsam Essen sollen und besorgt noch schnell einen Kängeruhschwanz...
Helen macht Feuer und bereitet das Essen auf traditionelle Weise zu, indem sie den Känguruschwanz in der warmen Erde verbuddelt. Kartoffeln kommen auch noch dazu und ich mache einen Salat.
Diesmal wird das Fleisch schon nach 40 Minuten aus der Erde geholt und schmeckt besser als beim letzten Mal, da es nicht zu trocken ist, naja vom Sand zwischen den Zähnen mal abgesehen. Aber mit dem Dreck muss man hier klar kommen, hier ist überall roter Staub, egal was du anfasst oder wo du sitzt.
Cowboy, der Dorfälteste bekommt das erste Stück, dann erst folgen die anderen, das finde ich filmreif....
03.09.2013
Heute ist Sean sehr niedergeschlagen, denn er hat erfahren, das seine Tochter Lotus nicht nur am Bein operiert werden muss, sondern auch noch schwer hört. Ich frage ihn nun endlich was sie eigendlich hat, denn sie scheint oft krank zu sein. Sie ist mit der sogenannten "Glasknochenkrankheit" zur Welt gekommen. Das ist sehr traurig und ich mus gleich an unseren Moritz denken.
Ich schenke ihm für Lotus (so ist ihr Name) meinen Talisman namens "Tigerbaby" und schreibe eine schöne englische Kindergeschichte dazu. Er ist sehr gerührt darüber.
Wir gehen noch ein Stück im Dorf umher, entdecken ein Jugendzentrum, das gut ausgestattet ist mit Internet und Instrumenten. Ein paar Mädchen begegnen uns, sie sind sehr interessiert daran, wo wir her kommen und malen Bilder für uns.
Seans Aufgabe ist es, sich um die technischen Gegebenheiten im Dorf zu kümmern. Darunter fällt die Strom-und Wasserversorgung, die Telefon-und Internetverbindung, die Belieferung des Ladens und der einzigen Tankszelle usw., er trägt das Amt eines Bürgermeister der seine Dorfgemeinschaft liebt.
Heute bekommt er einen Anruf von außerhalb, ein Track ist stecken geblieben, die Fahrer benötigen Diesel und ein Nachtquartier, also holen Sean und Walter sie ab.
Am Abend schaut noch ein älterer Aborigines mit einem dicken weißen Bart bei Sean vorbei. Er möchte nach Hause und hat niemand, der ihn fährt....also fährt Sean.
Unser Eindruck der letzten drei Tage ist nicht mehr ganz so euphorisch, wie am Anfang. Wir möchten uns auch nicht über die australische Politik äussern, dafür gibt es in unserem Land genug Probleme. Doch so wie uns ein schlechtes Gewissen mit dem zweitem Weltkrieg eingetrichtert wurde, so verhält es sich mit der Entschädigung der Urbevölkerung Australiens.
Um das Leben der Aborigines in die Zivilisation zu integrieren, bedarf es noch vieler Jahre und noch viel mehr guter Ideen von jungen Leuten, wie die von Sean zum Beispiel.
Aufbruch: | 21.08.2012 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 01.05.2014 |
Mongolei
China
Indien
Thailand
Kambodscha
Laos
Myanmar
Malaysia
Indonesien
Australien