Einmal um die ganze Welt...
Sumatra und die letzten Orang Utans...: Wir suchen immer noch das Meer
...und haben es in Sibolga nicht gefunden
Morgens um 10.00 Uhr geht unser Schiff von Samosir nach Parapat ans Festland. Wir haben bei dem unfreundlichen Herrn der Travelagentur 160 000 Rubiah für den angeblich klimatisierten Touristenbus bezahlt, um die 8 Stunden so angenehm wie möglich zu reisen.
Dieser undurchsichtige Mensch fährt mit uns an diesem samstagmorgen und sagt, das der Bus erst zwischen 11.00- 12.00 Uhr ankommt, er käme angeblich von Medan. Hektisch telefoniert er herum.
Walter schaut sich ein wenig auf dem Markt um, der an diesem Morgen in der Stadt stattfindet und wieder allerhand Fotomotive bietet. Mir ist gar nicht wohl in der Nähe dieses Mannes.
Plötzlich schreit er mich an, wo denn mein Mann sei, wir sollen uns beeilen, der Bus sei da.... Vom Walter ist keine Spur zu sehen... So fange ich an unser Gepäck zum Bus zu schleppen und traue meinen Augen nicht ...eine alte Minibusklapperkiste steht vor mir, mit einem grimmigen Fahrer und es sitzen schon 5 Leute auf engstem Raum darin, gerade wie die Oelsardinen in einer Büchse.
Es ist ein ganz normaler Lokal- Linienbus, der in jedem Ort hält. Hab mich eh' schon bewundert, wieso wir 8 Stunden für 200 km brauchen. Aber das Beste an der Geschichte ist, dass wir für diesen Bus 40 000 Rb zusammen bezahlt hätten und das der aufgeblähte, dreiste Mensch nun 120 000 Rb in die eigene Tasche steckt.
Als Walter endlich kommt, ist das Gepäck schon auf dem Dach verladen und er hat keine Chance mehr, irgend etwas zurück zu fordern. Somit gehen 3 leckere Essen und 2 große Bier an diesen Typen, kein Wunder das er so dick ist (wir rechnen immer in erster Linie in Essen um und dann erst in Euro, aber in Euro ist diese Geschichte nicht erwähnenswert).
Tja, somit haben wir uns mal wieder völlig übers Ohr hauen lassen und diskutieren auf der Fahrt noch ein bisschen herum.
Aber bald wird alles abgelöst durch lustigere Geschichten.
Insgesamt sitzen im Bus mit dem Fahrer ca. 16 Leute, jeder kennt sich irgendwie und es wird laut geredet, gelacht und geraucht. Handys klingeln, Tüten knistern, Kinder schreien und es ist viel interessanter im Lokalbus zu fahren, wo alle lustig und fröhlich sind und uns niemand versteht, wir nix verstehen und trotzdem sich jeder verstanden fühlt
Die Landschaften sind spektakulär, es regnet und wir fahren endlos durch bergige Dschungellandschaften und über eine mehr als marode Strasse. Durch tiefe Schluchten, vorbei an Wasserfällen und durch in Felsen geschlagene Tunnels. Manchmal hat der Regen so viel Schlamm und Bäume auf die Straße gespült, sodass wir höchstens im Schritttempo vorwärts kommen, achsooo...auch deswegen 8 Stunden Fahrtzeit. In den Pausen möchte jeder, dass wir ihn fotografieren, Indonesier finden es supertoll fotografiert zu werden.
Dann endlich blinzelt es hervor, das Meer.
Wir fahren bis zum Busbahnhof durch eine ziemlich arme Stadt, hier gibt es nicht viel Tourismus, das sehen wir sofort.
Aber die Taxifahrer riechen uns schon von weitem, wie Hunde das Futter, grins...Doch wir bleiben hart und fahren mit dem Stadtbus an den "Bandan- Beach". Vor einem großen Hotel setzt uns der Bus ab und Mausbiber macht sich auf dem Weg nach einer bezahlbaren Unterkunft. Oje, englisch spricht hier kaum einer und unser Wörterbuch ohne Wörter befindet sich wieder in den Tiefen eines vollgestopften Rucksacks.
Aber dank der neugierigen Leute wird er fündig und zwei junge Männer karren uns mit einem Roller mit Beiwagen (wie praktisch) zu einem streng moslemisch geführten Hotel, direkt an einen nicht gerade einladenden Strand...
Als ich mit meinem Pass einchecken möchte, stellen sich alle Mädels ganz herzlich vor und behandeln mich wie eine Prinzessin. Rose', die Dame an der Rezeption fragt mich ganz höflich, ob sie ein Foto von mir machen dürfe....aber klar doch und aus allen Ecken kamen junge, kichernde Mädchen hervor und ließen sich mit der "blonden, blauäugigen "Mam" ablichten, so ein Spaß
Naja, der Brüller ist der Strand wirklich nicht, das merken wir am nächsten Morgen, auch die Sonne kann das Bild nicht verbessern. Nun wissen wir warum die meisten Touristen gleich nach Ankunft auf die Insel "Pulau Nias" übersetzen...aber wir wollen uns ja eigendlich nicht immer auf touristischen Pfaden bewegen. So ein Mist, was machen wir denn jetzt hier?
Wir entscheiden uns doch nach Medan zurück zu fahren und nach Banda Aceh zu fliegen, um dann auf der Traveler- Insel "Pulau Weh" noch ein wenig zwischen den Korallen herum zu blubbern.
So geht's mit dem Stadtminibus wieder zurück in die City und der freundliche Busfahrer bringt uns gleich zu einem Busunternehmer, doch der Bus ist weg und so können wir erst nachts nach Medan fahren. Wir haben noch nicht einmal "Lunchtime" und so spazieren wir ein wenig in einem Stadtteil von Sibolga herum.
Zuerst laufen wir in Richtung Meer, doch alles ist verbaut, man kommt irgendwie nicht so richtig heran. Zahlreiche Kinder schnattern uns voll und wollen immer wieder fotografiert werden. Viele Leute finden unsere Erscheinung hochinteressant und laden uns zum Schwätzchen ein, doch keiner spricht englisch.
Eine ganze Straße ist gesperrt und bunte Zelte sind aufgebaut. Neugierig schauen wir hin, es ist eine moslemische Hochzeit. Ich trau mich nicht rein, denn ich habe ein Träger-T-Shirt an. Walter fragt höflich nach :"no problem, do you eat and trink whit us, we have a good musik too" Ach da fällt mir ja mein Tuch im Rucksack wieder ein. Schnell schwinge ich es mir um und begrüßte höflich die beiden Väter am Eingang.
Hmmm...das Essen ist köstlich, es ist überhaupt eine etwas noble Gesellschaft, das sieht man schon daran, wie aufgeputzt die Frauen erscheinen. Nur das Brautpaar haben wir diesmal nicht gesehen.
Wir basteln schnell auf unserem Schoß ein paar Schiffchen aus Geldscheinen und schreiben noch ein paar gute Wünsche auf eine Tagebuchseite (auf deutsch, damit sie etwas zum raten haben) und überreichen dies den Müttern am Ausgang, bevor wir gehen.
So schlendern wir weiter, immer umzingelt von neugierigen Kindern.
An einer Straßenecke lassen wir uns an einer Straßenküche nieder, um einen Kaffee zu trinken. Der Inhaber hat echte Mühe die vielen Kinder zu verscheuchen, er probiert es mit Wasser, doch die Kleinen bleiben standhaft und schauen uns mit großen Kulleraugen an.
Hier lernen wir Huziyn kennen, ein 26jähriger junger Mann, der sich brennend dafür interessiert mit uns deutsch und englisch zu reden, denn er studiert und möchte so gern in die Touristikbranche, möglichst im Ausland, einsteigen. Ich verstehe ihn sprachtechnisch sehr gut und so beginnt ein wertvoller Erfahrungsaustausch der Kulturen. Ich find es sehr nett von ihm, das er alles für die anderen am Tisch sitzenden Menschen übersetzt , somit sind wir keine Alleinunterhalter.
Das Beste allerdings ist, als ich über meinen Beruf erzähle, plötzlich sind alle krank...oje, hier und da kann ich schon ein paar Tipps geben-- "but sorry, I'm a nurse, not a doctor" ein paar Medikamte hab ich zum verteilen und mache ihnen große Komplimente, bezüglich der gesunden Ernährung und das sie so fröhlich sind, nur das sie sich kaum bewegen, vor allem die Männer, das macht mir Sorge. Das haben sie gar nicht verstehen wollen und schallend gelacht.
Huziyn's Mutter kommt über die Straße, um zu schauen was es wohl Interessantes gibt. Sie ist mit ihren 68 Jahren eine apparte Erscheinung. Die Miss läd uns noch auf einen Snack in ihr Haus ein und wir folgen ihr. Bunt bemalt in pink und hellblau, mit karger Einrichtung erscheint es uns zwar arm, jedoch sauber und freundlich. Überhaupt habe ich bisher noch keine schmutzigen Indonesier gesehen. Auch wenn das Hemd zerrissen ist, so ist es dennoch sauber!
Lieber Gott, sogleich wird der Teppich ausgerollt und alle Kinder und Kindeskinder sitzen im Kreis um uns herum und stellen sich brav vor.
Wir stellen fest, das viele Indonesier internationale Namen haben, wie zum Beispiel Lisa, Sindy, Jaque, Clemens und Hermann.
Es gibt frisch gebackene Reisteigtaschen mit Gemüse, Bananen und Cocosnuss.
Huziyn erklärt uns, daß alle Familienmitglieder unter einem Dach leben und das es ihm manchmal zuviel wird, wegen dem Lernen, aber das sei normal und in jeder Familie so.
Unser junger Freund möchte etwas zum Andenken an uns. Er ist begeistert von Walters Münze, die er um den Hals trägt. "Oh no, that's a gift from my friend!"...Walter kramt eine Euro Münze hervor und Huziyn ist überglücklich und gerührt, man sieht es an seinen feuchten Augen. Die Mama hat sich in der Zwischenzeit schon mein Tuch umgelegt...Oh no, das hab ich mir selbst als Andenken an Sumatra gekauft, ich gebe ihr mein Armband vom Inle- See...sie freut sich nicht so dolle, aber ich würde alles verschenken, doch ich hab selbst nicht mehr so viel bei mir, grins.
Wir verabschieden uns und machen uns auf den Weg zum Bus, denn mittlerweile ist es dunkel.
Wir glauben das wir an einem Nachmittag mehr von Indonesien gesehen und erlebt haben, als in einer Woche auf Bali.
Aufbruch: | 21.08.2012 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 01.05.2014 |
Mongolei
China
Indien
Thailand
Kambodscha
Laos
Myanmar
Malaysia
Indonesien
Australien