Vamos - Woanders ist es sicher besser!
Inside India: Gujarat - zwischen Mohammed und Shiva
Unser Cathy Pacific Flieger landete im Morgengrauen und sprichwörtlich dieses wartete draußen auf uns. Die Ankunftshalle des internationalen Flughafens Mumbai hatte ein kühles Baustellenflair.
Internationaler Flughafen Mumbai, das Tor zu Indien
Unsere Bemühungen an die indische Währung zu kommen liefen nach einer guten Stunde ins Leere. Die ortsansäßigen Wechselstuben hatten keinen akzeptablen Wechselkurs (zzgl. Airportgebühr plus Steuer) und der einzige Geldautomat des gesamten Flughafens war leider außer Betrieb. Nach einer weiteren halben Stunde Suche nahm uns ein freundlicher, der Englischen Sprache verdächtig mächtiger Rikschafahrer in seine Obhut. Er brachte uns als erstes zur Geldquelle, dann in ein Hotel, welches von einem guten Bekannten geleitet wurde und sehr "günstig" war! Da unsere Verhandlungstaktik nach all der Reisezeit langsam perfekt eingespielt ist, bekamen wir das Zimmer zu einem wirklich guten Preis. Davon überzeugten wir auch einige unserer Mitbewohner, die auf einen Flug ins Asche regnende Europa warteten und deren Zimmer um ein Vielfaches höher berechnet wurden.
Mumbai ist der perfekte Beginn einer jeden Indienreise, da freut man sich gleich wieder auf den Rückflug. Uns erwartete in den ersten zwei Tagen heißes, staubiges Wetter, stinkende Drainagen, lärmende Verkehrsstaus und tausende Bettler. Das alles war Motivation genug um für die zweite Nacht ein Busticket irgendwohin zu erwerben und uns aus dem Staub zu machen.
Mumbai, Victoria Station
eine normale Nebenstraße in Mumbai (entspannter Verkehr)
Das irgendwohin stellte sich als Hauptstadt des Staates Gujarat heraus. Hier waren wir nicht der Hitze, wohl aber dem Stress der touristischen Großstadt entkommen. Nun galt es sich an die starrenden Blicke der Inder, vorwiegend der Männer, zu gewöhnen und gelassen zu ertragen. Diese konnte ich in den nächsten Tagen gut während den Stadtspaziergängen üben. Ahmedabad (kurz Amdavat) besitzt auf den ersten Blick für das hinduistische Indien viele Moscheen. Dieses erklärt sich schnell, denn hier findet sich eine große Personengruppe Moslems, die hier Seite an Seite friedlich den alltäglichen Besorgungen nachgingen. Bis die Politik wie in so vielen Ländern der Meinung war, das diese Einträchtigkeit nicht sein dürfe. Es kam zu mehreren aggressiven Auseinandersetzungen in den 1990er und 2000er Jahren in denen tausende Moslems das Leben verloren.
Während unseres Besuches konnten wir keine Feindlichkeiten entdecken. Früh am Morgen bietet das örtliche Heritage Büro einen Spaziergang durch die alte, verwinkelte Stadt an, welcher wirklich empfehlenswert ist und viele versteckte Sehenswürdigkeiten entdeckt.
Vogelbuffet in Amdavat
Tempel in der alten Stadt
Jama Moschee
Unter anderem gehört dazu auch eine Besonderheit der trockenen Region, der Stufenbrunnen. Hier beginnt ein weiteres Kapitel der Fortbewegung. Die Wahl fiel auf den öffentlichen Bus. Leider kommt in Indien erschwert dazu, dass all die Busschilder, wenn den welche vorhanden sind, in Sanskrit geschrieben sind. Demzufolge hatten wir keine Chance den Bus ohne Hilfe zu finden. So fragten wir die immer hilfsbereiten Einheimischen und alle wussten wo der Bus abfährt. Leider zeigten alle in eine andere Richtung, so dass wir uns doch entschieden einen Busstandkoordinator zu fragen. Verwundert stellten wir fest, er wusste es nicht. Wie auch, schließlich hat er sich um eine Busspur zu kümmern, das sollte bei dieser Hitze wirklich genug sein! Irgendwann fanden wir den mit der richtigen Busspur, er dirigierte uns auch sicher in das Gefährt zum Stufenbrunnen. Die Brunnen boten an heißen Tagen erfrischende Kühle. Das taucht auch schon das nächste "leider" auf. Vögel, als Platz für die gestorbene Seele, erfreuen sich in der indischen Kultur großer Verehrung, so finden sich an vielen Stellen Fütterungsplätze. Die schattige Bequemlichkeit zieht natürlich auch die Tauben an. An heißen Tagen bevölkern diese zu Millionen die schönen alten Bauwerke. Dort sch... sie alles voll und zerstören die alte Bausubstanz, es ist ein Grauen für jeden Architekturliebhaber. Wie aber soll die Einsicht über die gesundheits- und bausubstanzgefährdenden irdischen Exkremente über Vorstellung der Inder über den Lebenszyklus gewinnen? Vorerst jedenfalls eher unwahrscheinlich und wenn dann alle Denkmäler zerstört sind gibt es keinen Grund mehr. So betraten wir diese Art von Sehenswürdigkeiten immer mit einem starken Geruchssinn betäubenden Etwas, so dass wir die Besichtigung recht unbeschadet überstanden. In der alten Moschee nebenan wurden wir von einem selbsternannten Führer empfangen, der es auf einen kleinen Zuverdienst abgesehen hatte.
Dada Hari - Stufenbrunnen
Nach den Stunden der Jagt auf die Sehenswürdigkeiten verbrachten wir oft unsere Zeit im Kundencenter unseres Mobilfunkanbieters. Zum einen gab es da Klimaanlage, welche bei 40 Grad nicht zu verachten ist, zum anderen bemühte man sich dort wirklich unsere in Bombay gekaufte SIM Karte zum Laufen zu bringen. Als wir am Dritten Nachmittag in Folge wieder erschienen, wurden wir schon als alte Bekannte empfangen. Nach drei Tagen und jeweils zwei Stunden geschah das Wunder, die SIM Karte nahm Kontakt zur übrigen Welt auf. Im Nachhinein erhielten wir nicht ganz das, was wir gekauft hatten, aber wer wird sich wegen Kleinigkeiten aufregen.
Abends bestiegen wir unseren ersten indischen Nachtzug auf dem Weg nach Junagath.
Airtel - Relationship Center, ein Ort der Beziehungen wachsen lässt
Gegen 5 Uhr saßen wir auf dem Bahnhof und dachten schlaftrunkend nach, was zu tun sei und wen wir so früh aus dem Bett werfen. Da ereignet sich wieder etwas unerwartet Indisches. Ein Mann fragt uns, ob wir auch ins Naturreservat zum Löwen zählen unterwegs sind. Wir wussten, dass im Reservat eine Zählung vorgenommen wird und deshalb der Ort für Gäste geschlossen ist. Da man sich nicht so sicher war, wann denn nun tatsächlich geschlossen wird, fuhren wir zusammen mit den Volunteeren zum Sasan Gir Park. Unglücklicherweise war doch schon alles geschlossen, so bekamen wir noch ein paar Tips und wurden in den nächsten Bus nach Veraval gesteckt. Dort sollten wir unbedingt den JainTempel in Somnath besichtigen. Gesagt, getan, wir landeten in Veraval und beschlossen so schnell wie möglich weiter zu kommen. Auf dem Rückweg über Junagadh besuchten wir doch noch den König der Tiere, leider nur im Zoo, bevor wir eine lange Busfahrt nach Bhuj, die Hauptstadt der Provinz Khatch, starteten. Dort befindet sich das Zentrum der Textilfärber und -drucker. Natürlich gibt es diese hübschen Kreationen auch in Ahmedabad oder großen Städten, aber wir wollten zum Kern der Sache vordringen. Zusätzlich gab es noch einige ehemalige Paläste zu entdecken. In diesem Teil des Landes dringen relative wenige hellhäutige Touristen vor. Wir trafen auf ein einziges französisches Pärchen, welches wie wir im empfohlenen Restaurant die örtliche Küche genießen wollte. Wir entschlossen uns nach dem Besuch, das eher wenig aufmerksame Servicepersonal in seinem Dornröschenschlaf nicht mehr zu stören, erst recht nicht für diesen Preis und zogen die kleinen rührigen "Essensausgaben" der Einheimischen vor. Dem, der ohne enge Zeitpläne reist, bietet sich die Möglichkeit Ausflüge die Handwerkerdörfer der Umgebung zu erforschen und nette nicht touristenverdorbene Menschen kennen zu lernen und sicher günstig einzukaufen.
Als nächster Halt war Mount Abu im Staat Rajastan geplant. Hier hofften wir auf ein bisschen Abkühlung von den heißen Temperaturen, denn es ist Rajastans einzige "Hillstation" und deshalb ein beliebter Urlaubsort während der Sommerzeit.
Aufbruch: | 22.08.2009 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | Juli 2010 |
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