Mit unserem Nissan Patrol einmal um die Welt
19. Woche (China, Tibet)
Lhasa, 14. November 2010
Montag 08. November
Heute war ein staubiger Tag. Wir sind die ganze Zeit durch die Wüste Gobi gefahren. Unsere Route führte heute von Hami nach Dunhuang. Die Fahrstrecke beträgt 400 Kilometer. Das erste Stück fuhren wir auf einer schönen Autobahn mit wenig Verkehr. Auf den Autobahnen in China darf man 120 Km/h fahren und mit dieser Geschwindigkeit kommen wir gut vorwärts. Beim Morgenessen hat ein Buschauffeur uns auf die schlechten Tankmöglichkeiten, betreffend Diesel, aufmerksam gemacht. Es sollen sehr viele Lastwagen diese Route fahren und die Tankstellen dementsprechend belasten. Aus diesem Grund fuhren wir am Morgen zuerst an eine Tankstelle, füllten unseren Tank und zum ersten Mal auch unsere Benzinkanister auf dem Dach auf. Nach etwa 100 Kilometer war die schöne Autobahn zu Ende und wir kommen auf eine Bergstrasse. Auf dem Pass stehen hunderte von Lastwagen, wir können uns an dieser Kolonne vorbeischmuggeln und überqueren die Passhöhe. Es geht immer weiter in die Wüste. Die Strasse geht schnurgeradeaus. Soweit das Auge reicht, bis zum Horizont, nur eine Strasse. Wir erreichen die nächste Passhöhe. Dort kommt der Verkehr total zum erliegen. Ein Riesenstau. Hier stehen hunderte von Lastwagen und die Strasse ist total blockiert. Wir weichen in die Wüste aus und fahren etwa 15 Kilometer auf Sand. Es ist ein super Gefühl mit unserem Off Road Fahrzeug durch den Sand zu fahren. Es folgen uns auch ein paar Reisebuse. Wir wissen nicht, wie diese Cars diese Strecke bewältigen können, aber irgendwie sind sie nach 15 Kilometer immer noch hinter uns. Wir fahren nun die letzten Kilometer mitten durch die Wüste und wir erreichen am späten Nachmittag Dunhuang. Es gibt auch wieder sehr viele Sehenswürdigkeiten und wir Drei beschliessen, dass wir zu den "klingenden Sandbergen und dem Mondsichelsee" fahren. Diese Sandberge sind wirkliche Berge aus Sand. Sie sind ungefähr 200 Meter hoch. Es hat sehr viele Touristen hier. Hauptsächlich Chinesische Touristen. Es hat viele Kamele, auf welchen man auf diese unglaubliche Sandberge reiten kann. Wir schauen uns die ganze Sache einfach nur an. Es ist halt eine Touristenattraktion mehr auf unserer Reise. Wir könnten noch so vieles anschauen, aber die Zeit drängt und wir wollen ja nach Tibet und Nepal. Wir beziehen am Abend unser Hotel, gehen mit Tony gut Chinesisch Essen und ruhen uns aus. Wir müssen auch noch ein paar E- Mail schreiben betreffend unsere Weiterfahrt. Wir haben uns entschieden. Wir wollen, nachdem wir in Tibet waren, in Nepal schauen ob wir eine Trekking Tour zum Basis Lager des Mt. Everest buchen können. Nach Nepal werden wir zurück nach China fahren. Von dort aus durch Laos nach Thailand und Malaysia. Indien haben wir nun vergessen. Die Fahrt durch Indien und das Verschiffen von Indien nach Thailand ist für uns zu aufwendig und zu kompliziert. Wir haben viele Reiseberichte von Reisenden durch Indien gelesen und wir haben uns - obwohl Indien sicher ein sehr interessantes Land wäre - gegen Indien entschieden. Vor allem ist der Aufwand der Verschiffung unseres Autos zu gross. Wir haben Kontakt mit unserem Reisebüro aufgenommen und warten auf ein Angebot für die Weiterreise.
Dienstag 09. November
Die Schlagwörter des heutigen Tages heissen "Diesel" und "Hühnersuppe". Aber zuerst von Anfang an. Heute wollen wir von Dunhuang nach Jiayuguan fahren, was einer Strecke von ca. 400 Kilometer entspricht. Wir haben gestern auf unserer Strassenkarten gesehen, dass es eine schöne Strasse Richtung Süden von Dunhuang nach Tibet gibt. Die Distanz beträgt ca. 600 Kilometer. Laut unserem Reiseplan fahren wir aber alles zurück, nach Osten. Wir sprechen Tony auf diese Strasse an und er meint, es ist für Ausländische Touristen verboten über diese Route zu fahren. So müssen wir nun die nächsten drei Tage um ein grosses Bergmassiv herum fahren. Wir müssen einen Umweg von 2200 Kilometer in Kauf nehmen. Auf die Frage, wieso wir diese Strasse nicht fahren dürfen, meint er, es hat mit dem Militär zu tun. Irgendetwas befindet sich auf dieser Strasse, welches für Touristen nicht zugänglich ist. Wie auch immer, wir fahren nun halt diesen Umweg und sind froh, dass wir heute aus der Wüste rauskommen und wir in die Berge fahren. Wir sind nun drei Tage fast alles durch die Wüste Gobi gefahren. Es ist wunderschön und sehr beeindruckend durch die Wüste zu fahren, aber irgendwann hat man es gesehen. Wir starten mit halbvollem Tank und drei vollen Dieselkanister auf dem Dach. Wir wissen, dass im Moment ein Dieselproblem in China herrscht. So fahren wir gleich zur ersten Tankstelle, müssen aber sofort feststellen, es gibt kein Diesel. Wir wissen, dass wir etwa 700 Kilometer mit unserem Vorrat zurücklegen können. Wir kommen nach 120 Kilometer zurück auf die Autobahn, aber auch dort immer dasselbe, kein Diesel. Auf der Autobahn sind die Zustände an den Tankstellen noch schlimmer. An jeder Tankstellen - die es jede 120 Kilometer gibt - dasselbe Bild. Dort warten Dutzende, teilweise verlassenen Lastwagen, vor leeren Dieselsäulen. Wir müssen zum ersten Mal unsere Kanister vom Dach nehmen und tanken. Wir erreichen Jiayuguan um 15.30 Uhr am Nachmittag und beziehen unser Hotel. Unser Tank ist noch halb voll. Wir müssen aber morgen 700 Kilometer fahren und wollen unbedingt heute noch auf die Suche nach Diesel gehen. Wir beziehen schnell unsere Zimmer und fahren zu einer Tankstellen. Eine von zwei Tankstellen in dieser Stadt. Es wartet schon eine riesige Kolonne von Lastwagen. Wir stehen hinten an. Es ist 16.00 Uhr. Wir warten. Eine Tanksäule von insgesamt sechs Säulen ist bedient. So etwa alle zehn Minuten können wir zehn Meter weiterfahren. Nach zwei Stunden stehen wir kurz vor der Tankstelle. Es kann nicht mehr lange dauern. Nun kommt die Meldung, die Tankstelle ist leer und es gibt kein Diesel mehr. Tony macht sich schlau und findet heraus, dass um 20.00 Uhr ein Tankwagen kommt und Diesel bringt. Tony geht mit einem Taxi zur zweiten Tankstelle schauen, aber dort herrscht die gleiche Situation. Wir beschliessen, unser Auto in der Schlange stehen zu lassen und in ein Restaurant gegenüber essen zu gehen. Nun kommen wir zum zweiten Höhepunkt des Tages. Die Hühnersuppe. Wir lieben das Chinesische Essen sehr und es schmeckt sogar mir. Ich muss sowieso viel essen, denn ich habe festgestellt, dass ich rund sieben Kilo seit der Abreise abgenommen habe. Der Durchfall in Tashkent hat mich doch mehr belastet als ich gedacht habe. Am liebsten esse ich Chicken sweet and sour. Tony lacht mich schon langsam aus, weil ich immer dasselbe bestelle. In diesem Restaurant ist die Spezialität "Hühnersuppe". Wir bestellen diese Suppe, dazu natürlich Reis, Gemüse und noch ein Gericht mit Schweinefleisch. In China stellt man ja alles in die Mitte und alle essen von jedem Gericht. Die Suppe schmeckt sehr gut, bis ich das erste Stück Fleisch herausfische. Es sieht ein wenig komisch aus, aber ich versuche es zu Essen. Es schmeckt mir nicht. Als Tony plötzlich den Kopf des Huhnes zwischen seinen Stäbchen hält, untersuchen Patric und ich dieses Fleisch etwas genauer. Wie gesagt, die Suppe alleine schmeckt grossartig, aber das Fleisch besteht nur aus Kopf, Hals und den Füssen des Huhnes. Ich habe plötzlich genug von Fleisch und esse Gemüse, Suppe und Reis.
Plötzlich kommt Bewegung in die wartende Lastwagenkolonne. Wir bezahlen und steigen in das Auto. Um punkt 22.00 Uhr, also nach sechs Stunden warten, bekommen wir unser Diesel. Ich steige auf die Motorhaube und öffne die Benzinkanister. Ich beginne den ersten Kanister zu füllen und Tony sagt noch zu mir, dass die Abstellvorrichtung des Einfüllstutzens nicht so richtig funktioniert. Aber es ist schon zu spät und der Diesel läuft über. Meine Hände und Hosen sind voll Diesel. Jeder, welcher schon einmal Diesel getankt hat, weiss, wie Diesel "riecht". Egal, wir haben einen vollen Tank und volle Kanister und können morgen in aller Ruhe die 700 Kilometer unter die Räder nehmen. Wir fahren zurück in das Hotel und wollen nur noch Duschen und ins Bett.
Mittwoch 10. November
Die heutige Fahrt sollte eine schöne, abwechslungsreiche und interessante Fahrt werden. Wir verlassen Jiayuguan Richtung Xining um 09.00 Uhr morgens. Die Distanz beträgt 560 Kilometer und unser Nissan Patrol ist vollgetankt. Die Ersten 180 Kilometer führen uns durch die Wüste. Die Sonne scheint und es ist am Morgen in der Wüste wunderschön. Wir fahren auf der Autobahn und plötzlich kommt Wind auf. Es fängt immer stärker an zu winden und es entsteht langsam ein Sandsturm. Die Sonne versteckt sich hinter einer riesigen Sandwolke. Die Stimmung ist düster, fast schon ein wenig unheimlich. Wir fahren zwei Stunden durch diese düstere Stimmung, bis wir in Richtung Berge die Autobahn verlassen. Die neue Strasse geht stetig bergauf. Es wird kälter und es beginnt zu schneien. Aus dem leichten Schneefall entwickelt sich ein Schneesturm. Die Strasse ist in Sekundenschnelle Schneebedeckt und wir sind froh, haben wir unsere Winterräder montiert. Es ist unglaublich, innerhalb einer halben Stunde fahren wir aus einem Sandsturm in einen Schneesturm. Die Strasse führt immer tiefer in die Berge und wird auch immer wie steiler. In unserem Nissan ist ein Höhenmeter montiert und wir können beobachten wie der Zeiger wie wild nach oben geht. Wir erreichen die erste Passhöhe und befinden uns auf 3685 Meter Höhe. Es ist wunderschön zu fahren in den Bergen. Nach einer kleinen Hochebene fahren wir den nächsten Pass hoch. Auf Passhöhe sind wir auf 3752 Meter Höhe. Unser Nissan raucht ein wenig schwarz, aber sonst macht er uns keine Probleme. Der Himmel öffnet sich und die Sonne zeigt sich. Um uns herum befinden sich unzählige noch viel höhere Berge. Der Anblick ist überwältigend. Nach dem Pass befinden wir uns auf einer riesigen Hochebene. Wir fahren eine Stunde durch diese Ebene und unser Höhenmeter befindet sich immer auf über 3000 Meter. Unser Höhenmeter geht übrigens nur bis auf 3500 Meter Höhe und die Höhenangabe auf den Pässen haben wir immer auf den Hinweistafeln abgelesen. Es ist nicht selbstverständlich was Patric und ich erleben dürfen. Wir schätzen es auch sehr diese Reise und diese vielen grossartigen Eindrücke, welche wir bis jetzt erlebt haben, erleben zu können. Obwohl ich manchmal Heimweh habe und ein paar Menschen in der Schweiz vermisse, geht es mir gut. Ich glaube Patric geht es ähnlich. Wir hoffen natürlich, dass wir auf unserer Weiterfahrt weiterhin so viele Eindrücke sammeln können und unfallfrei über die Runden kommen. Es ist mit Worten sehr schwer zu beschreiben, wie wir uns im Moment fühlen. Wir finden auf dieser Hochebene sogar eine Tankstelle und können - allerdings nur ein paar Liter -tanken. An den Tankstellen bekommt man nur eine bestimmte Menge Diesel. So schön auch der heutige Tag ist, ein wenig traurig sind wir. Tony, unser wirklich super guter und sehr sympathischer Reiseführer wird uns heute verlassen. Wir bekommen ab morgen einen neuen Guide aus Tibet. Wir treffen um 17.00 Uhr in Xining (2250 Meter) ein und werden von unserem neuen Guide begrüsst. Sein Name ist Thoobten und er überreicht uns zur Begrüssung einen Tibetanischen Schal. Ich ziehe mich in unser Zimmer zurück um zu Schreiben und Patric geht mit Tony und Thoobten auf Dieselsuche. Sie werden auch bald fündig und so können wir vollgetankt morgen früh weiterreisen. Wir haben heute auch von unserem Reisebüro Bescheid bekommen und es sollte alles klappen mit unserer zweiten China Reise. Wir werden laut Programm, nachdem wir in Nepal waren, am 28. Dezember wieder in China einreisen. Wir verbringen demnach unsere Weihnachten in Nepal. Mal schauen, ob wir dort einen Tannenbaum und ein paar Kerzen finden. Wir gehen zu viert Nachtessen. Ich bekomme mein Sweat and Sour. Das Essen ist sehr günstig hier. Wir bezahlen für vier Personen, mit zwei Bier, 18 Schweizer Franken.
Donnerstag 11. November
Heute mussten wir von Tony Abschied nehmen. Er hat uns noch mit einem "Europäischen Frühstück" überrascht. Es gab Café, Spiegeleier, Toastbrot, Butter und Kuchen. Die Chinesen essen am Morgen ihr typisches Essen. Es ist in etwa dasselbe, was sie am Abend essen, ausser vielleicht noch Porridge dazu. Wir konnten uns nie an das "Chinesische Frühstück" gewöhnen. Aus diesem Grund wollte Tony uns heute überraschen. Vielen Dank Tony für alles was du für uns getan hast. Du warst uns eine grosse Hilfe und Unterstützung die letzten paar Tage. Zusammen mit Thoobten, er ist Tibetaner, machen wir uns auf den Weg nach Golmud. Wir müssen heute 800 Kilometer fahren und steigen um 9.00 Uhr in das Auto. Von Xining (2250 Meter) geht es in die Berge und unser Höhenmeter zeigt bald schon 3000 Meter Höhe an. Wir fahren rund 600 Kilometer auf dieser Höhe. Es ist unbeschreiblich was wir alles sehen. Und die Berge werden die nächsten Tage noch höher werden. Wir sehen viele Tiere, vor allem Schafe, Ziegen, Pferde und überall die zotteligen Yaks. Von diesen Yaks werden wir in Tibet laut Thoobten noch viel mehr sehen. Auch leben sehr viele Menschen auf dieser Höhe. Sie leben in kleinen Dörfern, in zum Teil sehr primitiven Unterkünften. Das Leben muss hart sein hier oben, aber die Menschen machen einen zufriedenen Eindruck auf uns. Wir sind halt schon verwöhnt in der Schweiz. Wir werden morgen in Tibet einreisen. Wir haben 800 Kilometer Fahrt vor uns und werden mit dem Auto Pässe von über 5000 Meter Höhe überqueren. Ich freue mich sehr auf Tibet. Mein bester Schulfreund, vor sehr vielen Jahren, ist ein Flüchtling aus Tibet. Tsering, sein Name, kam 1959 in die Schweiz. Als Kinder haben wir immer davon geträumt, wenn wir mal gross sind, zusammen nach Tibet zu gehen. Leider haben wir uns nach der Schule aus den Augen verloren und haben keinen Kontakt mehr mit einander. Da wir ja einen Reisebericht schreiben, will ich mich zu der politischen Situation zwischen China und Tibet nicht äussern. Wir haben bisher nur gute Erfahrungen mit den Chinesischen Menschen gemacht und hoffen natürlich, dass sich dieses auf unserer zweiten Reise nicht ändern wird. Ich versuche von hier aus die Adresse von Tsering heraus zu bekommen, um ihm von unserem Besuch in Tibet zu berichten. Wir freuen uns auf Tibet.
Wir erreichen Golmud nach einer fast zehnstündigen Autofahrt um 19.00 Uhr. Heute konnten wir einfacher Diesel tanken, da in dieser Gegend viel weniger Lastwagen unterwegs sind. Wir glauben, mit Thoobten einen guten Guide bekommen zu haben. Er freut sich sehr mitzureisen und er wird uns sicher - nachdem er uns heute schon viel erzählt hat - sehr viel von seinem Land zeigen.
Freitag 12. November
Mir fehlen die Worte um zu beschreiben, was wir heute erlebt haben. Wir sind heute mit unserem Auto über einen Pass gefahren, welcher 5220 Meter hoch ist. Was wir dort oben fühlten und empfanden ist schwer zu beschreiben. Ist es Zufriedenheit, Glück, Faszination oder einfach die Befriedigung etwas erreicht zu haben? Ich glaube, es gibt nur ein Wort dafür: "Unbeschreiblich"! Aber zuerst alles der Reihe nach. Ich werde heute euch viele Höhenangaben vermitteln, aber es ist wirklich aussergewöhnlich was wir heute erleben. Wir verlassen Golmud früh am Morgen, da wir wissen, dass heute 900 Kilometer Fahrt auf dem Programm stehen. Schon ein paar Kilometer nach Golmud (2810 Meter) geht es steil bergauf. Nach 150 Kilometer passieren wir den ersten Pass (4767 Meter). Der höchste Berg der Schweiz ist der Dom und ist 4545 Meter hoch. Wir werden die nächsten 750 Kilometer nie unter 4500 Meter Höhe fahren. Die Pässe hier kann man mit den Pässen in der Schweiz nicht vergleichen. Bei uns fährt man einen Pass hoch und auf der anderen Seite wieder runter. Der höchste Pass in der Schweiz ist der Nufenen Pass mit 2478 Meter Höhe. Hier kommt man auf die Passhöhe, sieht am Horizont noch höhere Berge und durchquert eine Hochebene. Die Strassen sind sehr gut. Es ist möglich mit 90- 100 Km/h zu fahren. Immer direkt neben uns verläuft, mal links oder rechts, die Eisenbahn welche von Golmud nach Lhasa führt. Diese Bahnlinie wurde vor fünf Jahren eröffnet und war eines der grössten Projekte in China. Wir haben strahlend blauen Himmel und die Fernsicht ist grossartig. Der nächste Pass folgt und wir fahren über 4818 Meter. Unser Nissan Patrol meistert diese Höhen ohne Probleme. Er raucht beim Beschleunigen ein wenig schwarz aus dem Auspuff, aber er rennt diese Pässe hoch wie eine Bergziege. Auch Patric und ich haben mit der Höhe noch keine Probleme, das wird sich aber noch ändern. Wir erreichen die 5000 Meter und überqueren einen Pass welcher 5010 Meter liegt. Wir werden nun die nächsten 150 Kilometer immer über 5000 Meter fahren. Der "Höhepunkt", im wahrsten Sinne des Wortes, folgt sogleich und wir stehen auf 5220 Meter Höhe. Der höchste Berg in Europa ist der Ararat mit 5137 Meter Höhe. Dieser Berg liegt auf Asiatischem Boden der Türkei und wir durften diesen Riesen auf unserer Reise in Natura sehen. Wir denken, was für "coole" Typen wir zwei doch sind, so hoch mit unserem Auto zu fahren. Da kommen uns doch noch zwei Fahrradfahrer entgegen. Beide eingepackt in dicke Kleider und das Gepäck auf dem Fahrrad. Sie winken uns freundlich zu und lächeln. Was für eine Leistung bei dieser dünnen Luft. Wir sind halt doch nur einfache Touristen. Dieser Pass hier ist auch zugleich die Grenze nach Tibet. Eine Grenze gibt es ja nicht mehr, da Tibet zu China gehört. Ich bilde mir da meine eigene Meinung zu diesem Thema, aber wie schon angetönt, wir wollen nicht über Politik reden.
Nun übernimmt Patric das Steuer, ich bekomme Kopfschmerzen und fühle mich nicht besonders gut. Wie hoffen, es geht nun langsam runter. Die Höhe spüre ich immer mehr. Wir studieren die Strassenkarte und schauen wo wir heute Abend schlafen werden. Die Ortschaft heisst Nagqu, ist noch 300 Kilometer entfernt und liegt auf 4509 Meter. So richtig tief ist dies auch nicht. Ich möchte nur noch schlafen. Jetzt beginnen auch noch Geschwindigkeitskontrollen. Das heisst, man hält an einer Polizeikontrolle und bekommt vorgegeben, wie viele Kilometer in welcher Zeit man fahren darf. Zum Beispiel, die nächsten 75 Kilometer in zwei Stunden. Fährt man zu schnell, muss man halt vor der nächsten Kontrolle warten. Wir brauchten für die 300 Kilometer fast sechs Stunden und kommen erst um 21.00 Uhr im Hotel an. Wir beziehen unsere Zimmer und verbringen eine schlechte Nacht. Patric bekam nun auch Kopfschmerzen und wir beide hatten Schlafprobleme. Trotz allem, dieser Tag war ein ganz besonderes Erlebnis für uns Beide. Ich werde dieses Gefühl mit dem Auto auf über 5000 Meter Höhe zu fahren, nie mehr vergessen.
Samstag 13. November
Unausgeschlafen stehen wir am Morgen auf. Wir gehen Morgenessen und Thoobten meint, wir sollen heute sehr viel trinken um die Höhe leichter zu ertragen. Auf dem Hotelzimmer hat es auch Tabletten und Sauerstofflaschen gegen die Höhenkrankheit, welche wir aber nicht benutzten. Es ist am Morgen sehr kalt und unser Nissan Patrol hat Probleme bis er endlich anläuft. Wir haben Diesel bis - 20 Grad getankt, aber die Höhe und die Kälte macht unserem Auto zu schaffen. Wir fahren heute nach Lhasa, welches 350 Kilometer entfernt liegt. Lhasa befindet sich auf 3650 Meter Höhe. Wir fahren immer noch auf über 4500 Meter, kommen aber immer wie tiefer. Auch heute haben wir wieder diese komischen Geschwindigkeitskontrollen und kommen dementsprechend nur langsam voran. Wir sehen sehr viel Pilger auf und neben der Strasse. Alle wollen nach Lhasa, zum spirituellen Mittelpunkt der Buddhisten. Manche dieser Pilger, welche aus dem ganzen Land kommen, legen bis zu tausend Kilometer zu Fuss zurück und sind über ein Jahr unterwegs. Diese Pilger wandern nicht einfach so durch die Gegend, sondern sie legen sich alle paar Meter auf den Boden und beten die ganze Zeit. Alle haben an den Händen und Knien kleine Holzbretter montiert um sich vor Verletzungen zu schützen. Es sind sicher tausende welche wir sehen.
Wir befinden uns nun seit zwei Tagen im Tibetanischen Hochland. Wir sehen heute die ersten 7000 Meter hohen Berge. Es ist sehr schön hier. Wir werden von Lhasa aus Richtung Himalaya fahren und werden diesen die nächste Woche erreichen. Wir sind gespannt, was uns dort noch alles erwartet. Der Himalaya muss noch viel gewaltiger und eindrücklicher sein. Wir können uns das, nachdem wir dieses hier alles gesehen haben, eigentlich gar nicht vorstellen. Wir erreichen um 16.00 Uhr Lhasa und beziehen unser Hotel, in welchem wir nun drei Nächte bleiben werden. Patric und ich wollen heute Abend alleine Nachtessen gehen und Thoobten ist auch froh, so kann er doch seine Familie, welche hier wohnt, besuchen gehen. Er zeigt uns ein Restaurant, welches sogar eine Englische Speisekarte hat und wir zwei geniessen ein gutes Nachtessen. Patric versucht Yak, aber es überzeugt ihn nicht ganz. Müde, nach der schlechten letzten Nacht und ohne Kopfschmerzen, gehen wir früh schlafen.
Sonntag 14. November
Wir haben eine sehr gute Nacht verbracht und sind ohne Beschwerden aufgestanden. Den heutigen Tag verbringen wir mit dem Besuch des Potala-Palastes des Dalai Lama und werden unseren Reisebericht fertig schreiben und ins Netz stellen. Es wird ein langer Bericht werden mit vielen Fotos. Aber wie schon gesagt, können wir diese Woche nur schwer mit Worten beschreiben.
Der Besuch des Potala-Palastes war sehr eindrücklich und Thoobten hat uns viel über die Geschichte von Tibet erzählt. Anschliessend besuchten wir noch den Tibetanischen Markt und verbrachten einen ruhigen Nachmittag auf unserem Zimmer. Ein wenig ausruhen und die Eindrücke der vergangen Woche verarbeiten tut uns beiden gut. Wir bleiben noch bis zum 20. November in Tibet und werden danach nach Nepal weiterreisen, wo wir fast sechs Wochen bleiben werden.
Zum Abschluss dieses Berichtes wollen wir uns für die vielen Gästebucheinträge und Mails bedanken, welche für uns immer wieder ein Highlight bedeuten. Es ist sehr motivierend und schön, News, Grüsse und Tipps von euch zu erhalten.
Morgens vor der Abfahrt volltanken in Hami
..auch die Kanister wurden zum ersten Mal gefüllt, was sich später als kluge Entscheidung herausstellte..
Und die Schulter von Urs scheint ja auch wieder voll intakt zu sein
Haben wir auch noch nie gesehen. Neuwagen oben doppelt und unten einfach beladen. Hier befinden sich 24 Neuwagen drauf, woww!
Auch in China hat der Winter angefangen
Auf der Fahrt von Hami nach Dunhuang auf einer Passhöhe. Chaos, da alle für Diesel anstehen
Als wir uns dann durchgezwängelt hatten, konnten wir uns natürlich nicht vordrängeln. Wir versuchens bei der nächsten Tankstelle
Meistens sind die Strassen in China gut. Aber manchmal siehts auch so aus. Dann kommen die Trucks von links und rechts
Dann war die Strasse Richtung Dunhuang "zu". Über 20 Km ging da nichts mehr. Wir verliessen die Strasse und fuhren im Sand durch die Wüste.
Ankunft am Nachmittag in Dunhuang
Touristenbesichtigung nach der Ankunft in Dunhuang. Tony zeigt uns wo's lang geht zu den Mingsha Bergen, respektive, wo man Eintritt bezahlen muss
Wir gingen natürlich zu Fuss und ohne die orangen "Überzieher". Ein bisschen wollten wir uns doch noch von den klassischen Touristen unterscheiden
Touri-Foto Nr. 1: Urs mit Tony vor den Mingsha Bergen.
Rutscht man den Gipfel herunter, so gibt der Sand Töne von sich, was auch der Ursprung des Namens besagt. ("Mingsha" bedeutet in der chinesischen Sprache "erklingender Sand").
Historischen Aufzeichnungen zufolge war der Schall wie ein Ensemblesstück auf traditionellen chinesischen Musikinstrumenten von diesem Berg aus zu hören.
Touri-Foto Nr. 2: Hinter den Mingsha Bergen grüsse ich vom Mondsichel-See, auch Yueya-Quelle, allgemein "Medizinquelle" genannt. Daß diese Quelle wie die Mondsichel (auf chinesisch Yueya, "der Mondsichel-See) aussieht, ist der Ursprung ihres Namens. Das Wasser ist klar, seicht und von dicht wachsenden grünen Gräsern umgeben. Man sagt, daß der Sand bei Sandstürmen nie in die Yueya-Quelle gefallen ist. Baden war leider nicht erlaubt; dieser See ist heilig
Während dem Nachtessenn in Dunhuang musste ich mal für kleine Jungs. Diese Toilette dient auch als Abstellkammer, Essensreste und Telefonkabine. Tony musste zuerst ein paar "Telefonierer" von hier entfernen, damit ich hier auf die Toilette durfte
Am nächsten Morgen von unserem Hotelzimmer aus: Antrittsverlesen der Hotelangestellten und dann die obligatorischen Gymnastikübungen.
Frühstück in Dunhuang. Ja, auch die Spiegeleier kann man mit den Stäbchen essen. So ein Morgenessen für drei Personen kostet zwischen 2 und 3 Franken - und Spass machts mit Tony sowieso
Auf von Dunhuang nach Jiayuguan, weiter durch die Wüste Gobi
Dann war unser Tank leer und die Tankstelle auch. So füllten wir unsere drei Kanister mittels einer abgeschnittenen Petflasche in unseren Tank und konnten weiterfahren
Kurz vor Jiayuguan war wieder eine Riesenkolonne von Trucks vor einer Tankstelle. Da wussten wir noch nicht, dass...
..zwei Stunden später genau dasselbe passieren wird. Nach sechs Stunden anstehen, hatten wir dann unseren Diesel im Tank und in unseren drei Kanistern
Auf der Fahrt von Jiayuguan nach Xining waren wir plötzlich im Schneesturm.
Aber eine Stunde später lächelte uns die Sonne schon wieder zu
Hier passierten wir eben auf 3685 Meter Höhe ein kleines Dörfchen, welches die Chinesen "oriental Switzerland" nennen. Sie sind der Meinung, so sieht die Schweiz aus; immer grün und weisse Berge
In Xining durften wir unseren Tibetanischen Guide Thoobten empfangen. Das Tony-Abschiedsnachtessen war wieder super. Tony verstand es einfach, genau das zu Bestellen, was wir soooo gerne haben. Den Wein besorgten wir gegenüber in einem Laden...
Zum Abschied überraschte uns Tony mit einem "Europäischen" Morgenessen, welches wir vor den interessierten Augen der Hotelangestellten in der Lobby einnahmen. Nochmals Danke Tony, Du hast uns wirklich China nähergebracht und dazu noch verwöhnt!
Dann gings weiter nach Golmud, wo wir die vielen Herden verschiedenster Tierarten bewundern konnten. Die Yaks haben uns auf Anhieb gefallen
Tanstellenbekanntschaft beim Auftanken. Unglaublich wie diese Leute eingepackt sind.
Ankunft in Golmud. Der ganze Esssaal nur für uns. Thoobten ging es nicht gut und wir bestellten mit Hilfe unseres "Ohne Wörterbuch" unser Nachtessen im Hotel
Und weiter gehts am nächsten Morgen von Golmud Richtung Nagqu
Auf der Fahrt nach Nagqu begleitete uns immer die Qinghai-Tibet-Bahn, welche wir neunmal kreuzten.
Die im Westen wegen des Zielbahnhofs Lhasa-Bahn, auch Tibet-Bahn, in China Qinghai-Tibet-Bahn, bzw. Qingzang-Bahn genannte Eisenbahnstrecke in der Volksrepublik China verbindet Xining, die Hauptstadt der Provinz Qinghai, mit Lhasa, der Hauptstadt des Autonomen Gebietes Tibet. Die Gesamtstrecke geht über 1956 km - mit den beiden Teilabschnitten Xining-Golmud (814 km, seit 1984 in Betrieb) und Golmud-Lhasa (1142 km; seit 2006 in Betrieb). Mit einem Scheitelpunkt von 5.072 Metern ist sie die höchstgelegene Bahnstrecke der Erde (255 m höher als die Peruanische Südbahn). An ihr liegen ebenfalls der höchstgelegene Bahnhof der Welt (Tanggula, 5.068 m) und der höchstgelegene Tunnel der Welt (4.905 m).In Höhen von mehr als 4.000 Metern verlaufen rund 960 km des Streckenabschnitts von Golmud bis Lhasa.
Eine einfache Fahrt kostet ab Peking - je nach Komfort - umgerechnet etwa ab 40 Euro. Ein Platz im Liegewagen kostet 126 Euro. Kinder unter 1,40 m zahlen die Hälfte, Kinder unter 1,10 m reisen gratis.
Auf der Passhöhe auf 4767 Meter über Meer, wo
.... wo die meisten anhalten, Fotos machen und beten
Wir müssen viel trinken auf dieser Höhe. Hier ein Foto bei einem "Bibihalt" auf 5000 Meter Höhe
Eine Hochebene folgt der Anderen und hinter diesen Bergen liegt endlich Tibet
Zuerst mussten wir jedoch noch diesen Truck überholen, welcher
sechzehn Lieferwagen transportierte
Geschafft! Ein Highlight unserer Reise für uns und unseren Nissan Patrol. Auf der Passhöhe von 5231 Meter über Meer die Grenze zu Tibet
Der Fotoapparat hatte auf dieser Höhe (auch) seine Probleme und die Qualität ist nicht sonderlich gut. Aber für Urs und mich ein wichtiges Foto auf 5231 Meter Höhe
Wie im Bericht erwähnt, gibt es in Tibet die "speed control". Daher mussten wir hier vor der nächsten Polizeikontrolle über eine halbe Stunde warten. Dies nutzten wir für einen Hochebenenspaziergang.
Ankunft in Lhasa, der Hauptstadt von Tibet und des Buddhismus nach 4500 Kilometer Fahrt durch China. Hier können wir uns 4 Tage erholen und Lhasa geniessen
Der Potala-Palast in Lhasa.
Der Tempel thront 130 Meter über der tibetanischen Hauptstadt Lhasa. Er besteht aus dem weltlichen Weißen Palast (Baigong), der als Sitz der Regierung diente, und dem geistlichen Roten Palast (Hongkong), in dem die Privaträume des Dalai Lama untergebracht waren.
Urs und Thoobten vor der Residenz des Dalai Lama. Obwohl Thoobten schon mehrmals diesen Palast besuchte, war es für ihn spirituell, den Winter-Palast des Dalai Lama zu besuchen
Tausende von Pilgern - und wir - umrunden den Palast. Die Pilger kommen von überall her, tragen bunte Gewänder und beten, murmeln und singen während des Umgangs. Für sie ist es wichtig, einmal im Leben hier zu sein
Nach etlichen Treppen auf 3650 Meter über Meer, vor dem Eingang zum Palast. Hinter mir die Symbole des unendlichen Lebens
Auf dem Markt hat es wieder etliche Pilgerer und natürlich auch Touristen. Ein farbenfroher und fröhlicher Markt.
Aufbruch: | 01.07.2010 |
Dauer: | 3 Jahre |
Heimkehr: | 02.07.2013 |
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