Mit unserem Nissan Patrol einmal um die Welt
Urs's Heimkehr in die Schweiz
Reisebericht von Urs
Jetzt schreibe ich, der Urs, wieder einmal einen Bericht. Ich habe mit Patric geredet und wir sind zum Schluss gekommen, dass es unsere Leser vielleicht interessiert, wie es einem ergeht, wenn man nach einer Reise wieder nach Hause kommt. Dieser Bericht ist sicher nicht so spannend und unterhaltsam wie die Reiseberichte von Patric. Es kann aber sein, dass ihr euch auch zwischendurch fragt, wie erlebt ein Reisender seine Heimkehr.
Wo wohnt er? Findet er Arbeit? Bekommt er Probleme mit Behörden? Wie reagieren seine Angehörigen und Freunde? Kann er überhaupt in der Heimat wieder Fuss fassen?
Das sind alles Fragen die ihr euch vielleicht stellt, bevor ihr selber auf eine Reise geht. Wenn man eine Reise plant, gibt es zwei Möglichkeiten. Man erkundigt sich zuhause bei Behörden, Arbeitslosenamt, Versicherungen, Freunden und Angehörigen wie es aussieht, wenn man wieder nach Hause kommt. Die Reiseroute, die Zeit der Reise und die ganze finanzielle Situation vor der Reise muss geplant werden. Oder man geht einfach. Patric und ich sind eigentlich sehr unvorbereitet gestartet. Natürlich hatten wir einen Plan und eine Route wohin wir fahren und was wir sehen wollen. Für mich waren der Himalaya und der Mt. Everest ein Ziel. Das Hauptziel von Patric war Australien. Wir haben uns auch zuhause bei den verschiedenen Behörden und Versicherungen abgemeldet, haben uns aber keine grossen Gedanken betreff der Heimkehr gemacht.
"Der Weg war unser Ziel" und so sind wir unbeschwert und ohne Gedanken an unsere Rückkehr gestartet. Wir haben uns auch keine grossen Gedanken wegen der Zeit gemacht. Ein, zwei oder drei Jahre? Egal, Hauptsache weg und los.
Ich wusste schon bei der Abreise, dass ich früher oder später Heimweh bekommen werde.
Nach rund vierzehn Monaten zog es mich zurück. Wir durften viele Länder bereisen, viele Eindrücke erleben und mit dem Besuch des Himalayas und Blick auf den Mt. Everest habe ich mir einen Jugendtraum erfüllt. In Darwin (Australien) verabschiede ich mich von Patric. Wir reden noch über meine Zukunft. "Kommst du in einem halben Jahr nach Südamerika oder bleibst du in der Schweiz"? Diese Frage von Patric konnte ich nicht beantworten. Ich wollte einfach nach Hause. Was die Zukunft bringt, habe ich in dem Moment offen gelassen. Voller Freude und Sehnsucht habe ich den Weg von Darwin über Melbourne nach Dubai und von dort nach Zürich, auf mich genommen. Die rund 36 stündige Reise war mir egal. Ich freute mich einfach auf die Schweiz. Wie es dort weitergeht, wusste ich noch nicht genau. Ich wusste, ich kann bei Gaby, meiner Frau wohnen. Obwohl wir schon seit ein paar Jahren getrennt leben, bot sie mir an, wieder vorerst in unserem gemeinsamen Haus zu wohnen.
In Zürich angekommen freute ich mich riesig meinem älteren Sohn, Stephan, zu sehen. Auch Gaby und mein zweiter Sohn, Benjamin, begrüssten mich voller Freude in unserem Heim. Als ich dann sah, dass mein Hund Tracy noch lebt und mich sogar noch erkennt, war ich einfach nur glücklich. Von Tracy habe ich eigentlich für immer Abschied genommen, weil sie bei unserer Abreise schon sehr alt war.
Es war für mich alles perfekt. Meine Familie, eine schöne und saubere Dusche und mein eigenes Bett warten auf mich. Auch kochte Gaby für mich meine Lieblingsspeise. So schön kann das Zurückkommen sein.
Am anderen Tag gilt es aber sofort wieder Fuss zu fassen und die diversen Behördengänge erledigen.
Bei der Rückmeldung auf der Gemeinde wurde ich nach meiner Beruflichen Tätigkeit gefragt. Da ich ohne Arbeit und Anstellung bin, musste ich mich sofort auf dem RAV (Regionale Arbeitsvermittlung) melden. Der Besuch war nicht einfach für mich, da ich noch nie arbeitslos war. Nach diversen Gesprächen und dem Ausfüllen von sehr vielen Dokumenten, meldet mich mein Betreuer bei der KIGA (Arbeitslosenkasse) an. Sofort begebe ich mich auf die Suche nach Arbeit. Ich besuche diverse Freunde, welche im Autogeschäft tätig sind.
Der starke Schweizer Franken und die ganze wirtschaftliche Lage in der Schweiz und Europa machen die Arbeitssuche für mich sehr schwer. Mein Alter von 55 Jahren erschwert die ganze Sache natürlich auch noch.
Nach ein paar Wochen bekam ich Bescheid von der Arbeitslosenkasse. Mein Antrag wurde abgelehnt. Der Grund dafür ist das nicht Erfüllen der Beitragspflicht in den letzten zwei Jahren. Es gibt einen Gesetzesartikel in der Schweiz, welcher besagt, dass man in den letzten zwei Jahren, sobald man sich arbeitslos meldet, zwölf Monate gearbeitet und Beitrag bezahlt haben muss. Ich war zwei Monate zu lang weg. Dass ich mein Leben lang (35 Jahre) gearbeitet und die Beitragspflicht erfüllt habe, wird nicht berücksichtigt. Ein Artikel, welcher mich erstaunt und befremdet hat. Zuerst war ich einfach nur enttäuscht, danach wurde ich auch ein wenig wütend. Es nützt aber alles Jammern nichts - ich bin ja freiwillig arbeitslos geworden und habe mir aus eigenem Antrieb diese Auszeit gegönnt.
Meine Arbeitssuche wurde noch erschwert weil ich im September gesundheitliche Probleme bekam. Zuerst musste ich einen Tumor am Hals operieren. Zum Glück war es nichts Bösartiges. Kaum aus dem Spital entlassen, verletzte ich mich am Knie und musste mich auch dort noch operieren lassen. Bis zum Jahreswechsel war ich halbwegs wieder fit und bei guter Gesundheit. Ich machte mir zusammen mit meiner Familie nun Gedanken über meine Zukunft. Sollte ich im Frühjahr wieder zu Patric fliegen und mit ihm zusammen Nord- und Südamerika bereisen? Oder versuche ich wieder beruflich Fuss zu fassen. Eine geeignete Arbeit in der Autobranche finde ich keine. Irgendeinen Job annehmen und mich noch die nächsten zehn Jahre, welche ich noch arbeiten muss, lustlos durchzukämpfen, wollte ich nicht. Also entschloss ich mich, wieder selbständig zu werden und suchte mir eine geeignete, kleine Garage, welche frei und zu mieten ist. Auch dieses Vorhaben war nicht ganz so einfach. Per Zufall fand ich anfangs Jahr ein solches Objekt. Leider wird dieses Geschäft erst auf den Juli 2012 frei und der bisherige Besitzer nimmt fast alle Einrichtungen zu seinem neuen Standort mit. Trotzdem entschliesse ich mich, dieses vor allem finanzielle Wagnis, einzugehen und setze alles auch die Karte Selbständigkeit. Es ist im Moment vielleicht nicht gerade der richtige Zeitpunkt um noch einmal vorne anzufangen, aber wer nicht wagt, gewinnt nicht. Mein jüngerer Sohn, Benjamin, will mir bei dem Unterfangen helfen und zusammen gründen wir im April die Garage Urs Liechti GmbH. Wir können unser neues Geschäft am 2. Juli eröffnen und werden am 29. Und 30. Juni ein Eröffnungsfest feiern. Alle Leser sind natürlich eingeladen um mit uns auf unsere neue berufliche Zukunft anzustossen. Wenn ihr nicht persönlich uns besuchen könnt, besteht die Möglichkeit, unserer Webseite www.garageliechti.ch einen Besuch abzustatten.
Ich habe mich also gut in der Schweiz eingelebt und freue mich auf meine Zukunft. Natürlich habe ich immer wieder Fernweh, vor allem wenn ich die Reiseberichte von Patric lese. Süd- und Nordamerika zu bereisen ist sicher ein Traum. Immer wieder, wenn ich ein wenig einen Durchhänger habe, setze ich mich an meinen PC, lese unsere alten Berichte und lasse mich treiben. Was Patric und ich zusammen erlebt haben, kann uns keiner mehr nehmen.
Sollte es Leser geben, welche eine grössere Reise planen und vielleicht ein wenig verunsichert sind, wie es aussieht, wenn sie wieder zurück kommen, dann kann ich euch nur raten: "Geht und geniesst die Zeit". Zuhause geht immer wieder irgendwo eine Türe auf.
Patric wünsche ich weiterhin eine gute und unfallfreie Reise. Geniesse jeden Augenblick und freue dich aber auch auf die Heimkehr. Es hat ein paar Menschen in der Schweiz, welche dich vermissen.
Allen Leser unserer Berichte danke ich für eure Treue und unterstützt Patric weiter mit positiven Gästebucheinträgen.
Aufbruch: | 01.07.2010 |
Dauer: | 3 Jahre |
Heimkehr: | 02.07.2013 |
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