Mit unserem Nissan Patrol einmal um die Welt
98./99.Woche Patagonien,Rest Arg/Einr. Chile
Sonntag, 20. Mai 2012 (Iquique, Chile)
Sonntag, 6. Mai 2012 (Perito Moreno)
Ich kann die Fotos hier im Restaurant der Tankstelle nicht uploaden. Die Internetverbindung ist zu schwach. Es sind über einhundert Fotos und für ein Foto benötigt der Upload über fünf Minuten. Ich treffe hier noch drei Argentinier an, welche mit einem grossen Bus ebenfalls auf der Ruta 40 in Richtung Norden unterwegs sind. Sie machen ein paar Fotos vom Nissan, mir und ihnen und laden mich zum Nachtessen ein. Sie haben eine grosse Unterkunft bei der Tankstelle und kochen selber. Leider kann ich die Einladung nicht annehmen, da ich mit dem Internet beschäftigt bin. Paul, welchen ich vom Bus Terminal abgeholt habe und ich gehen in ein Internetcafé und wir versuchen dort unser Glück. Die Internetverbindungen in ganz Perito Moreno sind überall gleich schlecht. Okay; Übung abgebrochen und wir schauen morgen. Perito Moreno ist wie ausgestorben und wir finden auf der einzig beleuchteten Strasse ein Restaurant. Wir feiern unser Wiedersehen bei Bier, Schnitzel und Steak mit Salat. Danach fahren wir zur Tankstelle zurück und übernachten beide im Schlafzimmer des Nissan Patrol. Paul erhält den Schlafsack und ich kuschle mich unter meine Bettdecke. Wir möchten morgen die über achthundert Kilometer nach San Carlos de Bariloche fahren.
Montag, 7. Mai 2012 (San Carlos de Bariloche)
Wir haben beide sehr gut geschlafen und hatten auch genügend Platz. Um halb neun Uhr fahren wir ab. Die Strasse Ruta 40 ist meistens gut und nach einer Stunde holt Paul seinen iPad hervor und wir spielen ein paar Stunden Monopoly. Nach einem Tankstopp in Gobernador Costa übernimmt Paul das Steuer und es wird weiter Monopoly gespielt. Die Zeit vergeht unglaublich schnell bei diesem Spiel und wir haben viel Spass. Paul war vor einigen Tagen bereits in Bariloche und er hat dort ein Restaurant gesehen, in welchem es Käsefondue gibt. Da bin ich natürlich Feuer und Flamme und auch Paul ist für ein Käsefondue bereit. Wir kommen kurz vor neun Uhr abends in San Carlos de Bariloche an und Paul lädt mich in die Hosteria Nogare ein. Er übernimmt die Kosten für die Übernachtung. Wir parken das Auto direkt vor der Hosteria und Nicole, die Hosteriabesitzerin, sagt uns, wo wir ein Käsefondue haben können, da das andere Restaurant geschlossen hat. Frisch geduscht gehen wir in das Restaurant "La Alpina" und bestellen Fondue con queso "Suiza". Es gibt hier vier verschiedene Arten von Käsefondues und wir entscheiden uns natürlich für die Schweizer Art. Paul ist ein wenig kritisch, da er meint, dass "nur" Käsefondue schon ein wenig komisch als Hauptspeise sei. Tja, da kommen mir doch die Australier wieder in den Sinn.... Es geht nicht lange und Paul ist begeistert vom Käsefondue - ja, er schwärmt sogar. Käsefondue muss man nicht nur essen, sondern es ist eine Zelebration.... Wer mich ein wenig kennt, weiss, dass diese Zelebration "Stunden" dauern kann. Nach dem Essen gehen wir in einen Pub und verbessern unsere Spanischkenntnisse. In den Morgenstunden fallen wir ins Bett.
Dienstag, 8. Mai 2012 (San Carlos de Bariloche)
Um zehn Uhr am Morgen werden wir von der Polizei geweckt. Wir müssen nach draussen kommen. Jemand hat in den frühen Morgenstunden die hintere linke Fensterscheibe eingeschlagen und das Auto nach Wertsachen durchsucht. Das TomTom GPS ist weg, aber sonst fehlt nichts. Ich habe alle elektronischen Geräte und meinen Pass im Zimmer. Meine Reisetasche wurde auch durchwühlt, aber die Diebe hatten keinen Bedarf an meinen Kleidern - zum Glück. Die meisten Kleider sind zum Glück in der Hosteria-Wäscherei. Auch ist das ganze Werkzeug noch drinnen. Es erscheinen immer mehr Leute an den Schauplatz, ja sogar ein Fernsehkamerateam kommt um zu filmen. Die Polizei schickt sie jedoch relativ schnell wieder weg. Nach ein paar Minuten kommt Nicole dazu, sie wollte eben zur Arbeit in die Hosteria kommen. Sie ist überrascht, eine Schweizer BL-Nummer zu sehen und fragt mich im Zuger-Schwyzerdütsch, ob ich vom Baselbiet komme. Wir haben gestern gar nicht gemerkt, dass wir beide Schweizer sind. Auf jeden Fall hilft uns Nicole bei den Polizeirapporten und sucht für uns eine Reparaturwerkstatt. Die Werkstatt hat ein Seitenfenster von einem anderen Auto und ich soll am Nachmittag vorbeikommen - es wird schon irgendwie passen. Ein paar Stunden später und 435 Argentinische Pesos ärmer steht mein Auto wieder vor der Hosteria mit einem neuen Fenster. Irgendwie ärgerlich und unglaublich, dass auf dieser sehr belebten Strasse direkt vor der Hosteria das geschehen ist. Aber ich denke, ich bin da mit einem blauen Auge davongekommen. Paul und ich gehen um sechs Uhr auf ein Bierchen. Vor dem Lokal sagt er, dass ich alleine in das Lokal gehen soll. Er muss noch mit jemandem telefonieren. Ich bestelle in dieser schönen und heimeligen Cervezeria ein Quilmes und ein paar Minuten später kommt Paul mit einem neuen TomTom GPS Gerät hereinspaziert. Wie finde ich denn das? Er ist wirklich unmöglich-sauliäb. Thank's Paul once more, phenomenal. Nach dem Bier möchte ich das Auto an einen anderen Ort parken. Bei meinem Auto steht eine nette Polizistin und ich weiss am Anfang gar nicht, was sie hier macht. Jetzt bin ich aber wirklich geschockt. Die Scheibe hinten rechts, diesmal die Kleinere, hat schon wieder jemand eingeschlagen und diesmal ist das Durcheinander riesig. Es liegen überall Glasscherben im Auto herum. Es kommen nochmals zwei Polizisten dazu und Einen kenne ich noch von heute Morgen. Er kann es selbst nicht fassen, dass am helllichten Tag das hier an dieser belebten Strasse passiert ist. Ich habe vorhin meinen Pass im Auto gelassen und suche ihn in diesem Durcheinander verzweifelt. Ich kann ihn nicht finden und mir wird's nicht nur wegen dem fehlenden Pass mulmig. Das ist wirklich (zu) viel auf einmal und ich muss mich zuerst einmal hinsetzen und das Ganze durch den Kopf gehen lassen. Die Polizisten wollen, dass ich auf das Revier mitkomme und gleichzeitig wollen sie meine Personalien hier vor Ort aufnehmen. Ich sitze immer noch da und sage ihnen, dass ich zuerst fünf Minuten brauche. Paul weiss auch nicht so recht, was er machen oder sagen soll. Er beschliesst, im Laden gegenüber etwas Essen zu holen. Vorher holt er noch etwas aus dem Auto und als er die Türe öffnet, fällt mein Pass auf den Boden. Mir fällt ein Stein vom Herzen und trotzdem habe ich eine Riesenwut. Das Werkzeug ist weg, das ganze Auto ist voller Scherben und es ist ein riesiges Durcheinander. Es stehen so viele Autos hier an dieser Strasse und Meines wird zweimal aufgebrochen - am selben Tag. Paul geht zu Fuss mit einem Polizisten aufs Revier, während ich mit dem anderen Polizisten dorthin fahre. Sie sagen, dass ich einen Rapport unterschreiben muss und danach wieder gehen kann. Wir sitzen, wie zwei Verhaftete, mit anderen Personen auf einer Polizeibank und warten. Paul packt das Essen aus und es sieht schon lustig aus, als wir es uns dort so gemütlich wie möglich machen und Salat, Fleisch und Brot essen. Eine halbe Stunde später geschieht immer noch nichts und es kommt der hier zuständige Polizist zu uns und fragt, was wir hier eigentlich machen. Er spricht sehr gut Englisch und daher ist er schnell im Bilde. Er sagt, wir müssen noch ein wenig warten und dann kümmert er sich um uns. Knapp eine Stunde später kann ich in sein Büro und er macht mir den Vorschlag, dass wir die beiden Vorfälle in einem Rapport niederschreiben. Wieder eine Stunde später setzen wir unsere Unterschriften unter das Dokument. Fertig. Denkste! Wir müssen nochmals eine Viertelstunde warten, da eine andere Abteilung noch ein Foto vom Auto machen muss. Dreiviertel Stunden später frage ich mal höflich, wie lange diese Viertelstunde denn noch geht. Er schaut auf die Uhr und sagt, dass es mehr oder weniger nochmals eine Viertelstunde dauert. Wir machen den Vorschlag, mit unseren Kameras die Fotos zu machen und dann kommt der eine Polizist doch tatsächlich auf die Idee, seine eigene Kamera zu benutzen. Um Mitternacht fahren wir dann endlich los. Aber wohin? Die Polizisten können mir keinen bewachten Parkplatz angeben und wir fahren ein wenig in Bariloche herum. Wir finden einen bewachten Parkplatz und ich bezahle für zwölf Stunden 48 Pesos. Ich bin fix und fertig und will nur noch ins Bett und das alles verdauen.
Mittwoch, 9. Mai 2012 (San Carlos de Bariloche)
Ich schlafe nicht gut und wache bei jedem Geräusch auf. Ich frage mich immer wieder, ob das zweimal dieselben Leute waren und und und.... Paul steht um sechs Uhr auf und geht zum Bus Terminal. Er fährt nach Puerto Montt, Chile und will auf der Chilenischen Seite in Richtung Norden weiterreisen. Ich schlafe bis um zehn Uhr und während ich frühstücke, organisiert Nicole nochmals meinen Garagisten. Auch Nicole ist schockiert, dass das zweimal am selben Tag passiert ist. Ich muss das Zimmer nicht sofort räumen und kann meine sieben Sachen nach der Autoreparatur zusammensuchen. Ich fahre zum Garagisten und er sagt mir, dass ich das Auto um halb fünf Uhr wieder abholen kann. Ich räume und reinige das Auto über zwei Stunden lang dort und gehe danach zurück in die Hosteria. Um halb fünf gehe ich zur Garage und der Chef gibt mir einen Gutschein, damit ich bei einem Kollegen von ihm das neue Fenster mit einer dunklen Folie beschichten gehen kann. Er schenkt mir das, da ich so viel Pech gehabt habe und er mir helfen will. Er ist wirklich sehr freundlich. Ich gehe also zu diesem Gerardo und wir trinken zuerst einmal ein wenig Mate mit Diego, einem Freund von ihm. Das ist das erste Mal, dass ich bei diesem Argentinischen Gebrauch aktiv dabei bin. Mate ist eine Art Tee, welcher in einer Tasse oder sonst einem Gefäss zubereitet wird. Das Gefäss wird mit Mate aufgefüllt und danach heisses Wasser darüber gegossen. Getrunken wird Mate aus einem silbernen Halm. Derjenige, der Mate zubereitet gibt den Mate weiter und er ist der Einzige, welcher Wasser nachfüllen und das Gefäss weiterreichen darf. Irgendwie so funktioniert das. Es gibt unzählige schöne Mategefässe und solche Trinkhalme in sehr vielen Läden in ganz Argentinien. Nach dem Mate geht Gerardo an die Arbeit und wir plaudern über zwei Stunden dabei. Ich gehe zurück in die Hosteria und hole meine Sachen ab. Ich parkiere das Auto nur zwanzig Minuten draussen, aber ich bin sehr nervös und gehe immer wieder nach dem Auto schauen. Ja, ich denke, das braucht noch ein wenig, bis ich diesen Vorfall verdaut habe. Ich finde am See eine grosse Tankstelle mit Restaurant. Ich tanke voll und frage den Tankwart, ob ich mein Auto hier parkieren kann, während ich etwas Essen gehe. Er sagt, dass das hier der sicherste Platz ist und die Tankstelle vierundzwanzig Stunden geöffnet hat. Er hält ein Auge auf mein Auto. Das beruhigt mich doch ein wenig und ich gehe in ein kleines Café mit dem Namen Jumaná um den Reisebericht zu aktualisieren. Ich habe ein E-Mail von Ana Maria und Mike erhalten. Sie sind momentan in der Nähe von Bariloche, aber vermutlich habe ich das Mail zu spät gesehen und beantwortet. Mal schauen, vielleicht sehe ich sie morgen. Ich habe ihnen gemailt, an welcher Tankstelle ich heute übernachte. Um elf Uhr geht's ab in die Heia und ich kann von meinem Bett aus noch ein wenig mit dem iPod ins Internet. Die Verbindung vom Tankstellen Restaurant reicht bis in mein Auto - was für ein Luxus!!
Donnerstag, 10. Mai 2012 (Zapala)
Ich habe gedacht, dass ich heute Morgen sicher ein E-Mail von Ana Maria und Mike auf dem iPod sehe, da ich ja die ganze Nacht durch Internetempfang hatte. Leider Nichts; ich hoffe, dass bei den Beiden alles in Ordnung ist. Aber vermutlich haben sie irgendwo abseits an einer schönen Stelle übernachtet. Ich habe wieder schlecht geschlafen und bin einige Male aufgewacht. Hätte ich nicht gedacht, dass mich dieser Vorfall so belastet. Nun gut; um zehn Uhr fahre ich auf der Ruta 40 weiter in Richtung Norden. Ich habe Glück, da die Strasse in sehr gutem Zustand ist und ich kann die Fahrt den Anden entlang geniessen. Es geht immer wieder rauf und runter und es hat auch immer wieder Maulesel, Ziegen oder Kühe auf der Strasse. Alle achtzig bis hundert Kilometer kommt eine kleine Ortschaft. Nach 360 Kilometer mache ich einen Halt in Zapala. Ich mag nicht mehr weiterfahren, da die nächste Ortschaft mit Tankstelle zu weit entfernt ist. Ich gehe in das Café Chancho Rengo auf ein Café con Leche. Hier habe ich eine gute WiFi Verbindung und skype und maile ein wenig. Ich möchte auch die Vorfälle in Bariloche verarbeiten - es nagt immer noch an mir. Zum Abendessen gibt's ein Sandwich Milanesa mit Malbec. Um elf Uhr fahre ich neben die Tankstelle und parke zwischen zwei grosse Lastwagen. Ich werde erst morgen tanken gehen, da über vierzig Autos an den Zapfsäulen anstehen.
Freitag, 11. Mai 2012 (Malargüe)
Wieder eine schlechte Nacht. Ich bin immer noch unruhig im Autobett und das nervt mich selbst. Aber da kann ich nichts dagegen machen und ich hätte das wirklich nie von mir gedacht, dass mich das so beschäftigt. Ich tanke den Nissan Patrol voll und benutze die saubere Toilette für meine Morgenwäsche. Ich fahre bereits um halb acht Uhr los und es ist immer noch dunkel. Es ist wieder einmal wunderschön, zumal ich den Sonnenaufgang in dieser Bergwelt während dem Fahren geniessen kann. Nach zweihundert Kilometer auf schöner Strasse komme ich in Chos Malal an. Ich gehe in einen Supermarkt und kaufe mir Brot, Käse, Salami und einen Fruchtsaft. Ich setze mich in einen Park und esse mein Sandwich in der warmen Mittagssonne. Nach dem Essen fahre ich den nächsten Berg rauf und muss nach zwanzig Minuten anhalten. Ich bin einfach zu müde. Ich habe eindeutig zu wenig geschlafen in den letzten Tagen. Ich parke auf dem Berg mit Sicht auf einen Vulkan. Ich krabble nach hinten und wache nach über zwei Stunden wieder auf. Besser. Das Wetter ist unglaublich schön. Die Sonne scheint und es hat keine Wolken am Himmel. Es ist auch das erste Mal seit langem, dass ich die Heizung abstellen kann und sogar das Fenster öffnen muss. Die Strasse wird schlechter und jetzt geht es auf steiniger und holpriger Piste die Berge rauf und runter. Ich schalte den Allrad ein und halte immer wieder an der Seite an, wenn ein Lastwagen entgegenkommt. Ich will nicht, dass ein Stein in meine Frontscheibe fliegt. Es hat hier viele Abzweigungen zu den verschiedensten Skigebieten. Ich habe die Provinz Neuquen verlassen und befinde mich jetzt in der Provinz Mendoza. Mendoza ist bekannt für seine Weine und Skigebiete. Wird mir sicher passen. Um sechs Uhr abends komme ich in Malargüe an. Von hier kann man im Winter zu vielen Skiorten fahren. Der bekannteste Ort ist Valle de Les Leñas. Ich setze mich ins Café Estacion 7, schreibe und surfe ein wenig. Es ist bereits neun Uhr abends und ich muss noch zur nächsten Tankstelle für die Übernachtung fahren. Ich gehe zurück zum Auto, welches ich neben einem Park parkiert habe. Es sieht hier sicher aus und der Park hat sogar WiFi Verbindung, welche bis ins Auto reicht. So kann ich noch ein wenig auf BaZ online die News von der Schweiz lesen....
Samstag, 12. Mai 2012 (Maipu bei Mendoza)
Ich schlafe eigentlich sehr gut, bis morgens um zwei Uhr die vorher "tote" Stadt bebt. Die ganze Hauptstrasse ist besetzt und befahren mit hupenden und Fahnen geschmückten Autos. Die Leute rufen und singen. Vermutlich hat irgendeine Argentinische Fussballmannschaft gewonnen. Nichts mehr mit schlafen. Ich glaube, die haben alle ihre Auspuffe demontiert, so laut sind die Autos. Ich gehe ein wenig um den Park spazieren und sehe mir das an. Nach zwei Stunden wird es ein wenig ruhiger und ich kann für ein paar Stunden schlafen gehen. Um neun Uhr gehe ich in Malargüe tanken und würde gerne an der Tankstelle duschen. Daher habe ich immer noch mein "Pyjama" (Trainerhose und mein Schlafpulli) an. Leider gibt's hier kein warmes Wasser und ich fahre einfach mal weiter. Nach sechzig Kilometer ist fertig mit der schönen Strasse und die Ruta 40 zeigt sicher wieder von der harten Seite. Es geht auf enger Strasse immer wieder rauf und runter in tiefem Gestein, Sand und sonstigem Schotter. Der Nissan Patrol und ich kämpfen uns durch und er lässt mich natürlich nicht im Stich. Er gibt mir ein sehr sicheres Gefühl, da macht das Fahren enormen Spass. Nach ungefähr vierzig Kilometer taucht wie aus dem Nichts ein grosser Stausee auf. Der See heisst Emb. Agua del Toro. Es geht weiter rauf und runter mit engen Kurven und nach weiteren zwanzig Kilometer steht ein oranger Jeep mit drei Personen am Strassenrand auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Es steigt starker Rauch aus dem Motorraum und ich halte an. Der Jeep ist über fünfzig Jahre alt und die zwei Jungs und das Mädchen schütten Wasser auf den Motor und den Kühler. Der Wasserschlauch hat ein Leck und sie fragen mich, ob ich sie abschleppen kann. Zuerst denke ich, ooch, die ganze Strecke zurück. Aber ich habe ja Zeit und auf dieser Strasse fahren nicht so viele Autos. Mario steigt zu mir ins Auto und wir fahren - den Jeep im Schlepptau - zwanzig Minuten zurück und dann biegen wir links ins Nichts ab. Mario sagt mir, dass wir zum Campo fahren. Okay?! Nach weiteren fünfzehn Minuten kommen wir zu ein paar Häuser mit Schafen, Kühen, Pferde und sonstigen Tieren. Sie verkaufen die Tiere an Schlachtereien und ich werde zum Essen eingeladen. Ich sitze in diesem Raum mit ungefähr fünfzehn Personen und wir versuchen uns zu verständigen. Hier in der Provinz Mendoza sprechen die Leute ein anderes Spanisch und es ist sehr schwierig miteinander zu kommunizieren. Aber es funktioniert und ich erhalte verschiedenste Fleischleckereien mit lokalem Wein. Hinter mir in der Küche höre und sehe ich, wie mit einer Säge nochmals ein Riesenstück Fleisch mit Knochen abgesägt wird. Das Fleisch wird mit vile Salz neben das Feuer gelegt. Neben dem Feuer knetet die Tochter in einem grossen Behälter Teig für das Brot. Es ist sehr interessant, die Leute jeglichen Alters mit ihren Tun und Nichtstun zu beobachten. Nach dem reihhaltigen Essen zeigen mir Mario und Dario den Hof und die Tiere. Ich kann sogar auf einem Pferd ohne Sattel reiten; das war ein Gefühl sag ich euch. Eine Stunde später verabschiede ich mich und die gastfreundliche Familie winken mir alle nach und wünschen mir viel Glück (suerte) auf meiner weiteren Reise. Das war wieder einmal ein tolles und schönes Erlebnis. Das Angebot für die Übernachtung habe ich abgelehnt. Ich habe immer noch meine Trainerhosen und meinen "Schlafpulli" an und ich fühle mich nicht ganz wohl mit diesen Kleidern in Gesellschaft. Ich fahre weiter und hoffe, dass ich irgendwo wieder einmal duschen kann. Ich fahre bis nach Maipu, einem schönen Vorort von Mendoza. Es hat überall "Bodegas" wo lokaler Wein angeboten wird. Ich kann nirgends duschen hier und parke bei einer Tankstelle, wo ich auch übernachte.
Sonntag, 13. Mai 2012 (San José de Jáchal)
Ich habe heute Morgen meinen weiteren Reiseplan festgelegt. Ich will über die Anden nach Chile. Der meistbefahrene Zollübergang wäre von Mendoza über die Ruta 7 durch den Tunel Cristo Redentor nach San Felipe Los Andes. Es ist jedoch eine sehr stark befahrene Strasse mit vielen Lastwagen und langen Wartezeiten beim Zoll. So habe ich das hier verstanden. Ich will dreihundert Kilometer weiter nach Norden auf der Ruta 40 nach San José de Jáchal fahren und dort über den Paso del Agua Negro (4779 MüM). Die ersten zweihundert Kilometer sind flach und fast ein wenig langweilig. Ich komme an ein paar kleinen Dörfern vorbei und ich sehe die Armut hier. Ich halte immer wieder an Tankstellen an und frage, ob ich die Dusche benutzen kann. Entweder gibt es keine Dusche oder es gibt kein warmes Wasser. In dieser Kälte bleibe ich lieber so wie ich bin, als Gletscherwasser zu benutzen. Irgendwo nach San Juan finde ich eine grosse YPF Tankstelle und kann die Dusche sogar gratis benutzen. Ich fühle mich wie neu geboren und mein Plan mit Chile und dem Meer entlangfahren gefällt mir sehr gut. Ich sollte dann in Chile in La Serena am Meer ankommen. Angekommen in San José de Jáchal gehe ich in das sehr kleine Touristen Informationsbüro. Der freundliche Mann erklärt mir, dass die Grenze nach Chile momentan geschlossen ist, da zu viel Schnee dort liegt. Er sagt mir, dass ich jedoch die Gendarmerie fragen soll, die können mir sagen, wann der Grenzübergang wieder offen ist und wo der nächste Grenzübertritt sei. Die Gendarmerie bestätigt, dass die Grenze geschlossen ist und dass ich es in der Provinz Catamarca über den Paso San Francisco versuchen kann. So viel sie wissen, ist dieser Grenzübergang offen. Das heisst, morgen geht's nochmals ungefähr achthundert Kilometer auf der Ruta 40 nördlich. Ich will nicht zurück nach Mendoza fahren - es soll doch kein Zurück geben für mich. Wenn es dort auch nicht geht, fahre ich weiter nördlich bis es einen Übergang gibt. Oder dann halt über Bolivien. Schau 'n mer Mal. Ich gehe hier an die ACA (Automovil Club Argentino) Tankstelle in das Restaurant, wo auch die einzige WiFi Verbindung vom Dorf ist. Es sitzen ein paar Kinder und zwei Männer an ihren Computer und ich bestelle einen Café con Leche. Mit meinen letzten Argentinischen Pesos bezahle ich den Kaffee und schreibe ein wenig an meinem Reisebericht weiter. Nyffi versucht mich per Skype anzurufen, aber die Verbindung ist sehr schlecht. Er versucht, mich hier an der Tankstelle anzurufen. Der Tankwart gibt mir jedoch zuerst die falsche Nummer von seinem Telefon und nachdem praktisch das ganze Dorf in diesem Szenario involviert ist, gelingt der Anruf. Ja, und jetzt kommt's: Der Nyffi kommt mich doch tatsächlich besuchen. Wir einigen uns auf Mitte Juni in Lima. So, mal schauen ob das hinhaut. Der Tankwart sagt, dass ich hier auf dem Parkplatz bei der ACA Tankstelle schlafen kann. Der Platz ist sicher, ich habe eine Toilette und er lässt sogar die WiFi Verbindung an. Ich bin müde und gehe um neun Uhr schlafen. Gute Nacht.
Montag, 14. Mai 2012 (Nonogasta, La Rioja, Argentinien)
Sicher und gut geschlafen fahre ich nach dem Volltanken und einem Café con Leche mit Medialunas, weiter in Richtung Norden. Ana Maria und Mike haben geschrieben, dass sie ein paar Tage auf einem Bauernhof verbracht haben und daher auf mein Mail nicht antworten konnten. Alles im Lot und leider haben wir uns verpasst. Wieder habe ich Glück mit dem Wetter. Die Sonne scheint und keine Wolke am Himmel. Die Gendarmerie von San José de Jáchal hat mir gesagt, dass ich die Gendarmerie in Villa Unión fragen soll, wo der nächstmögliche Grenzübergang nach Chile sei. Die Strasse ist eng und kurvig, dafür ist sie aber asphaltiert. Ich höre den Auspuff wieder. Vermutlich ist der Draht wieder gerissen bei diesen Strassen. Auf dem Weg nach Villa Unión passiere ich zwei nette Polizei- und eine Gemüse- Früchtekontrolle. Die nächste Polizeikontrolle kommt bei der Kreuzung nach Villa Unión. Hier kreuzen die Strassen Ruta 40 und Ruta 76. Der Polizist sagt mir, dass die Weiterfahrt auf der Ruta 40 nicht möglich ist, da die Strasse momentan mit Dynamit gesprengt wird. Ich muss einen Umweg über die Ruta 76 von über 330 Kilometer machen. Aber ich kann in das Dorf gehen und die Gendarmerie fragen, ob der Paso de Pircas Negras hier geöffnet hat. Es ist zwar keine asphaltierte Strasse, aber er glaubt, dieser Pass sei offen. Okay, fahre ich nach Villa Unión und gehe zur Gendarmerie. Die beiden Männer dort empfangen mich freundlich und erklären mir alles. Der Grenzübergang hier ist zu wegen dem Schnee. Aber die Ruta 40 macht um fünf Uhr wieder auf und ich kann dann in die nächste Ortschaft fahren. Der nächste Grenzübergang befindet sich in der Provinz Catamarca und geht über den Paso San Francisco (4725 MüM). Der sollte geöffnet sein, aber ich muss mich bei der dortigen Gendarmerie erkundigen. Also muss ich hier fünf Stunden warten. Ich fahre in die Dorfmitte zum Plaza San Martin und repariere den Auspuff. Der Draht ist ein wenig verrutscht und ich befestige den Auspuff nochmals neu. Ich habe ein paar interessierte Zuschauer und sie sind dann auch mit dem Resultat sehr zufrieden und klopfen mir auf die Schulter. Si, si, el suizo.... Ich suche und finde ein Restaurant mit WiFi und gutem Essen. Ich habe grossen Appetit, da ich gestern kein Nachtessen gehabt habe. Für dreissig Pesos bestelle ich den Tagesteller, welcher sich folgendermassen nennt:
Costeleta a la Riojana: Costeleta, Huevo Frito, Papa frita, jamón y queso.
Ich erhalte ein grosses Kotelett, welches oben mit Schinken, Käse und einem Spiegelei (in dieser Reihenfolge) bedeckt ist. Unter dem Kotelett hat es reichlich Gemüse. Dazu gibt es die grossen, selbstgemachten Pommes Frites - und natürlich Brot. Das hat jetzt gut getan und ich habe alles weggeputzt! Ich fahre zur Kreuzung und der Polizist sagt mir dort, dass es vermutlich bis sechs Uhr geht, bis ich auf die Ruta 40 gehen kann. Kein Problem sage ich und parke mein Auto um eine Siesta zu machen. Ich schlafe fast drei Stunden und als ich aufwache, schiebt der Polizist soeben die Strassensperre zur Seite. Ich gucke - noch ein wenig verschlafen - auf dem Fenster und er gibt mir ein Zeichen, dass ich loslegen kann. Es ist unglaublich schön hier zu Fahren. Rote Berge, rote Felsen und die Strasse besteht aus roter Erde. Es hat unglaublich grosse Kakteen und es ist schade, dass es bereits dunkel ist und ich keine Fotos machen kann. Es sind über einhundert Kilometer bis zur nächsten Ortschaft und ich benötige wieder einmal den Allradantrieb. Schnell ist es stockdunkel und ich fahre über die frisch gesprengte Strasse. Es ist wieder einmal matschig und schlammig, aber recht abenteuerlich und toll. Um acht Uhr komme ich in meinem dunkelrot-schwarzen Nissan Patrol in Nonogasta an. Eigentlich wollte ich bis nach Chilecito (kleines Chile), aber es hat hier eine Tankstelle, wo ich mich gut aufgehoben fühle. Wenn es dunkel ist, ist es sehr schwierig sich in einer Ortschaft zurecht zu finden und dann auch noch eine gute Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Ich muss mich ein wenig bewegen und spaziere einmal um das Dorf herum. Nach zwanzig Meter kommt ein älterer Herr auf mich zu und erzählt mir die ganze Geschichte von diesem Dorf und von Chilecito. Ich versuche die ganze Zeit, ihm zu sagen, dass er langsam sprechen soll. Aber er redet unglaublich viel und es geht nicht lange, da befinde ich mich bereits in seinem Haus. Haus ist ein wenig übertrieben gesagt, es ist ein Betonhaus, so gross wie eine einzelne Autobox. Darin befinden sich ungefähr sechs Betten, ein Tisch und natürlich läuft der Fernseher. Drei Männer liegen auf den Betten und zu dritt sitzen wir am Tisch und reden miteinander. Ich spüre hier einfach die Armut der Menschen, aber auch die unglaubliche Freundlichkeit und den Stolz für das Land. Ich drehe noch eine Dorfrunde und gehe dann in mein Schlafzimmer und schaue einen Film.
Dienstag, 15. Mai 2012 ( Copiapó, Chile)
Vollgetankt geht's um neun Uhr los. Die Ruta 40 ist wieder einmal asphaltiert und das Wetter wolkenlos und schön. Ich werde beim Eintritt zur Provinz Catamarca nicht kontrolliert und verlasse bei der Provinzgrenze die Ruta 40 und wechsle auf die Ruta 60. In Tinogasta fahre ich zur Tankstelle und tanke auf. Ich frage den Tankwart, ob der Paso San Francisco geöffnet hat und er antwortet zuerst mit einem sicheren "Ja". Dann sagt er mir, dass ich lieber die Gendarmerie hier fragen soll, er will mir nicht irgendetwas Falsches sagen. Sehr nett von ihm und ich bin zuversichtlich. Ich will losfahren, der Tankwart hält mich jedoch auf und sagt mir, dass der Kunde an der anderen Zapfsäule soeben gesagt hat, dass der Pass und der Zoll geschlossen sind. Mann, ich war so zuversichtlich und das bedeutet, dass ich über hundert Kilometer wieder zurückfahren muss. Die nächste Grenze ist so weit im Norden, dass ich nach Bolivien oder fast direkt nach Peru gehen kann. Aber ich habe auf dieser langen Reise gelernt, dass viele Leute die unterschiedlichsten Dinge erzählen und dann kommen noch die Sprachbarrieren dazu. Ich fahre zur Gendarmerie und Gendarm Garcia erklärt mir höflich und genau, dass der Paso San Francisco geöffnet sei. Bis um fünf Uhr, aber das sollte reichen. Ich bedanke mich bei ihm und als ich ins Auto steigen will, ruft er mir nach. Ich gehe nochmals zu ihm zurück und er fragt mich, ob ich ein grosses Paket nach Las Grutas für seine Kollegen mitnehmen kann. Selbstverständlich kann ich das und es befinden sich Zigaretten, Kabel, Steckdosen und sonstige persönliche Sachen darin. Es geht immer aufwärts und je höher ich komme, desto weniger Leistung hat der Nissan Patrol. Kurz nach fünf Uhr komme ich in Las Grutas an und ich bin überrascht, dass dies zugleich der Zollübergang ist. Ich übergebe das Paket und die Zollformalitäten sind schnell erledigt. Ich frage, ob es vor dem Chilenischen Zoll noch ein Restaurant oder so etwas Ähnliche gibt. Die beiden Zöllner schauen sich komisch - fast belustigt - an und sagen mir, dass das nächste Restaurant erst wieder in Copiapó sei. Ich habe ja nicht wegen des Essens gefragt, sondern einfach gedacht, dass ich dann wieder vor dem Restaurant parken und übernachten kann. Copiapó ist mehr als dreihundert Kilometer entfernt und ich mache mir Gedanken, wie das jetzt wohl weitergeht. Es geht weiter - und wie! Ich habe Argentinien verlassen und überquere im Schritttempo den Paso San Francisco auf 4'725 Meter über Meer. Der Höhenmesser geht ja nur bis auf 3'500 Meter und ich glaube, die Feder da drin wird recht strapaziert. Der Nissan Patrol tut mir wirklich leid. Er schnauft und keucht und ich kann immer nur ganz wenig auf das Gaspedal drücken. Der Arme kriegt einfach keine Luft! Aber wir haben es gemeinsam geschafft und ich bin überzeugt, dass Urs irgendeine Schraube gefunden hätte, wo er die "Mischung" besser eingestellt hätte. Nach dem Pass ist es fertig mit asphaltierter Strasse. Es geht steil aufwärts auf schlammiger und steiniger Piste. Leider wird es auch schnell dunkel und ich frage mich, wo denn dieser Chilenische Grenzübergang ist. Ja, die Anden. Das ist nicht einfach so ein Pass und dann geht's wieder runter. Ich fahre meistens zwischen 25 und 40 Stundenkilometer. Teils, weil es die Strasse nicht anders zulässt und teils, weil nicht mehr Leistung aus dem Motor kommt. Ich fahre zweieinhalb Stunden durch die Anden und sehe dann endlich in der Ferne ein Licht. Ja, es ist der Grenzübergang. Ich bin noch nie so lange und so weit im Niemandsland gefahren. Manchmal habe ich sogar geglaubt, ich hätte den Grenzübergang übersehen. Stockdunkel auf viertausend Meter reaktiviere ich die Zollbeamten. Es ist eisig kalt und nach zwanzig Minuten wünschen sie mir Gute Fahrt. Ich habe diesen Grenzübergang und die Anden total unterschätzt. Zum Glück habe ich sechs Scheinwerfer. Ich fahre diese engen, steilen Kurven auf rutschiger und steiniger Strasse manchmal nur im Schritttempo und die Fahrt dauert nochmals glatte vier Stunden. Egal! Ich bin in Chile, in Copiapó. Ich durchfahre ein wenig die Stadt und finde eine geeignete Tankstelle zum Übernachten. Ich bin noch nicht mal ganz hinten in meinem Schlafzimmer und schon schläft der Patric. Ich träume von den unendlichen und nie aufhörenden Anden..........
Mittwoch, 16. Mai 2012 (Chañaral, Chile)
Ich schlafe bis um halb elf Uhr und gehe auf mein erstes Chilenisches Frühstück in das Tankstellen Restaurant. Ich kann die Uhr eine Stunde zurückstellen - erst halb zehn Uhr. Ich bestelle die promocion desayuno (Frühstücksangebot) und setze mich an einen Tisch. Ich kann hier meinen Laptop aufladen und ich habe hier sogar WiFi Verbindung. Ich will in das siebzig Kilometer entfernte Caldera am Meer und hoffe, dass es mir dort gefällt. Ich möchte nach so langem Fahren wieder einmal ein paar Tage ausspannen, meine Mails beantworten, den Reisebericht aktualisieren und online stellen. Auch möchte ich mich wieder einmal auf meinen Campingstuhl setzen und ein Buch lesen. Ich habe viel Kontakt mit den Chilenen hier an der Tankstelle. Sie bewundern geradezu mein Auto und mein Vorhaben. Die Sprache ist wirklich ein Hindernis, zumal ich mich zuerst an die Chilenische Aussprache oder deren Dialekt gewöhnen muss - und sie sich an mich.... Ich fahre am Nachmittag in das siebzig Kilometer entfernte Caldera. Das kleine Dörfchen am Meer gefällt mir und ich parke den Nissan Patrol am Meer. Am Markt kaufe ich mir Fruchtsaft, Brot, Salami, Käse und eine schinkenähnliche Paste. Ich setze mich auf den Dorfplatz und geniesse meine Mahlzeit. Hier habe ich sogar WiFi Verbindung und verfolge den Schweizer Cup Final und fiebere mit dem FC Basel mit. Okay, wir haben das Double und ich gehe um sechs Uhr zurück in mein Auto und schaue mir den Schluss vom gestrigen Film an. Danach schlafe ich ein, bis ich um zehn Uhr geweckt werde. Ein aufdringlicher Jugendlicher lässt nicht locker und nach einer einstündigen Diskussion entscheide ich mich, weiterzufahren. Ich könnte hier nie in Ruhe schlafen. Ich fahre eine gute Stunde nördlich nach Chañaral und finde eine grosse Copec Tankstelle wo auch sehr viele Lastwagen stehen. Hier fühle ich mich sicher - wie eigentlich immer an den Tankstellen.
Donnerstag, 17. Mai 2012 (Antofagasta, Chile)
Es ist zwar an den Tankstellen praktisch vierundzwanzig Stunden immer etwas los und viel Motorenlärm und Geschwätze, aber dafür ist es sicher hier. Die Lastwagen Chauffeure interessieren sich natürlich für das Auto und sehen die Weltkarte auf der Motorhaube. Es ist schön und interessant mit ihnen zu diskutieren. Um die Ecke sehe ich, dass die Lastwagen von einem Copec Angestellten mit einem Hochdruckreiniger gewaschen werden. Nach einem Café con Leche gehe ich zu ihm und frage, ob er meinen Nissan Patrol auch waschen kann. Selbstverständlich. Er sagt auch, dass er es dringend nötig habe!! Recht hat er. 4'000. -CLP (Fr. 7.50) habe ich für das fast einstündige Reinigen bezahlt - mehr als fair. Jetzt will ich mich auch noch reinigen gehen. Jedoch gibt's die Dusche heute nur mit kaltem Wasser. Nee, das schieb ich mal noch ein wenig raus. Ich fahre auf der Ruta 5 und dann später auf einer anderen Strasse, deren Namen ich nicht kenne, bis in die Nähe von Antofagasta. Ein paar Kilometer vor Antofagasta kommt eine Copec Tankstelle und nach dem Tanken geniesse ich die warme Dusche für 500 Chilenische Pesos (ganze neunzig Rappen). Frisch geduscht und rasiert fühl ich mich bereit für Antofagasta. Ich fahre zweimal die Stadt rauf und runter und parke den Nissan Patrol an einer Shell Tankstelle. Danach gehe ich zu Fuss ins Centro in das Bavaria Restaurant und schreibe am Reisebericht weiter. Es ist viel los hier. Es spielen Bands auf der Strasse und es hat viele gut gelaunte Leute unterwegs. Die Chilenen haben ein verlängertes Wochenende, da der Montag, 21. Mai ein Feiertag ist. Die meisten haben daher vom Freitag bis und mit Montag frei. Nach dem Bavaria streuen ich noch ein wenig durch die Stadt und gehe danach bei der Shell Tankstelle schlafen.
Freitag, 18. Mai 2012 (El Loa, Chile)
Ich kann leider nicht hier bleiben, da ich mein Auto nicht bei der Shell Tankstelle parkieren darf. Übernachten ist okay, aber ich darf den Parkplatz nicht benutzen, um in die Stadt zu gehen. Okay, habe verstanden. Es ist relativ schwierig einen sicheren Parkplatz zu finden. Ich versuche auf der Internetseite Couchsurfing.com eine Unterkunft zu finden. Das heisst, ich suche einfach einen Parkplatz und wenn möglich natürlich eine Dusche. Leider erhalte ich eine Absage, da die Gastgeberin über das Wochenende nach Iquique geht. Ich entscheide mich, in das nächste Dorf zu fahren - weg von der Stadt. Der Ort heisst Mejillones und liegt am Meer. Ich fahre am Nachmittag dorthin und verbringe den Nachmittag am Strand. Ich weiss auch nicht warum, aber es zieht mich weiter nordwärts. Das Dorf, der Parkplatz, das Meer, der Strand, eigentlich alles ist gut. Aber ich kann das "Warum" auch nicht erklären und somit mache ich mich auf den Weg zum 130 Km entfernten Tocopilla. Zwischen diesen Orten sieht es seit hunderten von Kilometer immer gleich aus. Links das schöne Meer mit Felsen und Sandstrand, rechts sandige, steinige Berge und Hügel. Kein grün, alles ist sandbraun. Der Entscheid hat sich nicht gelohnt. In Tocopilla kann ich nicht bleiben. Die Tankstellen sind zu klein um zu Übernachten. Das heisst, es gibt dort keine Parkplätze. Es ist eine ärmliche Gegend mit halb zerfallenen Häusern und ich traue mich nicht, irgendwo auf der Strasse oder am Meer zu übernachten. Es wird bereits dunkel und ich muss wohl oder übel zur nächsten Stadt fahren. Das ist Iquique und gute 230 Kilometer entfernt. Auf geht's! Nach einhundert Kilometer stehen sehr viele Lastwagen und Autos vor einer Barriere und parken. Aduane (Zoll)! Es ist nicht einmal eine Provinzgrenze auf meiner Chile Karte eingezeichnet. Aber ich bin erstmals froh, dass es hier einen grossen Parkplatz und zwei, drei Restaurants gibt. Ich frage einen Chilenen, was das denn hier ist und er antwortet mir, dass hier jeder seinen Pass und die Autopapiere vorweisen müsse. Der Zoll besteht aus einem kleinen Häuschen mit einem Beamten. Es stehen mehr als fünfzig Personen an. Ich vermute, dass der Grund das verlängerte Wochenende ist, denn es ist mittlerweile bereits neun Uhr abends und es kommen immer wie mehr Autos, Busse und Lastwagen. Ich habe mich bereits entschieden: Ich gehe in das Restaurant und schlafe danach hier. Ist ein guter Platz. Das Essen ist wieder einmal fantastisch. Es gibt Corvina (Fisch) con Papa mayo (ne Art Kartoffelsalat) und zum Dessert Queso mit Brot und einer scharfen Sauce. Dazu schenkt mir der Wirt immer wieder von einer Riesenflasche Rotwein in mein Glas. Prost - und ich werde sicher gut schlafen.
Samstag, 19 Mai 2012 (Iquique, Chile)
Um drei Uhr morgens wache ich auf und sehe, dass keine Leute mehr am Zollhäuschen anstehen. Ich ziehe mich an und nehme meine Dokumente mit zum Zollbeamten. Der freundliche Beamte erklärt mir, dass hier der Übertritt in die Zollfreie Zone von Iquique ist. Daher muss jeder registriert werden. Er ist froh, dass jemand morgens um drei Uhr Zeit für ein Schwätzchen hat und wir unterhalten uns noch ein wenig. Er stempelt nur meine Fahrbewilligung vom Auto für Chile, den Pass lässt er ungestempelt. Danach krieche ich wieder zurück in mein Bettchen und schlafe bis um neun Uhr. Es hat bereits wieder viele Autos auf dem Parkplatz und die Kolonne vor dem Zollhäuschen ist sehr lang. Das war ne gute Aktion heute Morgen um drei Uhr. Gut gemacht, Patric! Ich fahre ungefähr zehn Minuten und mache dann hier meine Morgenwäsche. Ich habe mir vor einigen Tagen einen kleinen Schlauch gekauft. Mit diesem Schlauch kann ich das Wasser vom hinten montierten Wasserkanister ansaugen und mich waschen und die Zähne putzen. Um die Mittagszeit komme ich in Iquique an und durchfahre die Stadt zwei-, drei Mal. Gefällt mir hier und das Wetter ist auch sehr gut. Ich parke beim Öffentlichen Parkplatz vom Playa Cavancha und gehe zu Fuss - mit meinem Laptop bewaffnet - dem Meer entlang zum Plaza Prat. Ich treffe auf über hundert Motorradfahrer, meistens Harleys. Sie haben heute ein Treffen hier auf diesem Platz und ich sehe, dass sie von Bolivien, Argentinien und Chile kommen. Ich verbringe den Tag an diesem schönen Ort und gehe am Abend zurück zum Auto. Beim Parkplatz ist viel Betrieb. Händler verkaufen alle möglichen Sachen und viele Familien schlendern hier hin und her. Ich fahre ein wenig südlich zur nächsten Petrobras Tankstelle und gehe hier schlafen.
Sonntag, 20. Mai 2012 (Iquique, Chile)
Ich stehe um acht Uhr morgens auf und gehe ein wenig den Strand entlang spazieren. Es treffe auf viele Frühsportler, welche joggen, walken oder im kalten Wasser auf den hohen Wellen Bodyboarden. Ich bleibe heute sicher noch hier und versuche ein paar Flip-Flops zu kaufen. Das Wetter lässt es langsam zu. Leider finde ich in keinem Shopping Center Flip-Flops. Dafür spricht mich ein älterer Herr in bestem "Zürridütsch" an. Er lebt schon seit über sechzig Jahren in Südamerika und betreibt sein eigenes Geschäft mit Kugellager. Er beliefert meistens die Minen Gesellschaften. Er ist bereits 89 Jahre alt und ich muss sagen, er hat sich sehr gut gehalten. Er lebte vor Chile eine längere Zeit auch in Peru. Er entschuldigt sich, dass er mich nicht nach Hause einladen kann, da er momentan sein Geschäft am Zügeln ist. Ja, auch er sagt mir, dass ich auf mein Auto aufpassen und nur an sicheren Orten parkieren soll. Ich hab das auch bereits bemerkt und ich überlege mir, wie ich die nächsten Tage verbringen werde. Hier in Iquique habe ich ein gutes Gefühl und wenn ich unterwegs bei Tankstellen übernachte, ist es auch gut. Das Problem ist, wenn ich nicht fahre und ich mich ein wenig in einem Ort umsehen will. Ich weiss auch nicht, ob ich dieses Gefühl erst nach den Einbrüchen habe oder dass ich das hier einfach "spüre". Nach der erfolglosen Flip-Flop (was für ein flop) Suche, parke ich den Nissan Patrol wieder auf dem Öffentlichen Parkplatz des Playa Cavancha, gehe zum Plaza Prat und setze mich draussen in das wunderschöne Pub-Restaurant-Pizzeria "Boulevard". Ich versuche hier den Reisebericht mit den Fotos online zu stellen. Weiter schreibe ich viele Verschiffungsfirmen an. Ich suche eine Verschiffungsmöglichkeit von Lima, Ecuador oder Kolumbien nach Mexiko oder die Westküste von den USA zu kommen. Mein Favorit wäre eine Verschiffung von Lima nach Mexiko und ich würde natürlich am liebsten mit dem Auto auf dem Schiff mitreisen. Ich möchte noch ein paar Tage hierbleiben und danach nach Arica, welches dreihundert Kilometer entfernt liegt, fahren. Danach geht es vermutlich so Ende Mai nach Peru. Von Arica nach Lima sind es dann nochmals ungefähr 1'400 Kilometer. So werde ich voraussichtlich ein paar Tage vor Nyffi in Lima eintreffen. Er kommt am 13. Juni am Flughafen in Lima an. Das ist der nächste Termin für mich. Ich will ihn natürlich mit dem Nissan Patrol dort abholen. Liebe Grüsse aus Iquique, Chile. Pato!!!
Ach, der Urs schreibt wieder einen Reisebericht. Nachdem sich Paul und ich in Perito Moreno wieder trafen, war es fertig mit dem seriösen Berichte schreiben. Hier ein Versuch, den Urs-Stil nachzumachen an der YPF Tankstelle
Gerardo Di Donato verdunkelte in Bariloche meine neuen Fensterscheiben - umsonst. Gracias Gerardo tambien para el mate
Auf diese Steine muss man besonders aufpassen. "Ein Pneu vergisst Nichts" steht im Betriebshandbuch des Nissan Patrol
25 Vom Abschleppen gibt's keine Fotos - wäre jedoch noch interessant gewesen, wie wir diesen Jeep mit einer verrosteten Eisenstange und einem Seilhabe auf den Hof abschleppten
Ankunft in Chilecito (kleines Chile) mit der obligaten Polizeikontrolle. Chilecito; weil viele Chilenen für die Minenarbeiten über die Anden kamen
Aufbruch: | 01.07.2010 |
Dauer: | 3 Jahre |
Heimkehr: | 02.07.2013 |
Schweiz
Kroatien
Türkei
Iran
Turkmenistan
Usbekistan
Kasachstan
China
Tibet
Nepal
Laos
Kambodscha
Thailand
Malaysia
Indonesien
Australien
Argentinien
Chile
Peru
Ecuador
Kolumbien
Costa Rica
Mexiko
Vereinigte Staaten