365 Tage, 4 Kontinente, 1 Traum: mit dem Rucksack Richtung Westen!

Reisezeit: März 2007 - März 2008  |  von Sandra und Chris

Brasilien - ungeplant ist oft genial!: die armenviertel in brasilien - die "favelas"

um von rio nicht nur die sonnenseiten zu sehen wollten wir uns auch eine der "favelas" anschauen. jetzt wissen wir, dass es ein vorurteil ist, doch vorher haetten wir all die haeuser am hang als "slums" bezeichnet.

wir buchten also eine tour, die uns im handbuch empfohlen wurde. die tour war das beste was wir bisher an touren gemacht haben - jeder cent hat sich gelohnt. (wer ebenfalls in rio eine favela-tour machen moechte kann uns sehr gerne mailen fuer die kontaktdaten)

fuer alle, die (wie wir vor ein paar tagen noch) nicht wissen was genau eine favela ist hier ein erstes bild:

entlang der berge von rio, aber auch in ganz brasilien, haben sich eigene "staedte" gebildet mit einem auf und ab von gassen und winkeln, ohne strassen, hausnummern oder adressen. hier leben all jene menschen, die in den umliegenden geschaeften, hotels, fabriken etc. arbeiten.

entlang der berge von rio, aber auch in ganz brasilien, haben sich eigene "staedte" gebildet mit einem auf und ab von gassen und winkeln, ohne strassen, hausnummern oder adressen. hier leben all jene menschen, die in den umliegenden geschaeften, hotels, fabriken etc. arbeiten.

wie gesagt, fuer uns waren es bisher slums, man hoerte wieder mal geschichten wie "die menschen dort haben keinen strom und kein abwassersystem" oder "bevor sie sich abwasserleitungen legen lassen und dafuer bezahlen kaufen sie einen flachbild-fernseher".

davon mag ein teil stimmen, doch wir haben nun auch die andere seite kennengelernt. wir fuhren zu sechst in einem kleinen mini-van durch die einzige strasse einer favela, der groessten von rio mit 60.000 einwohnern. in allen favelas zusammen leben unglaubliche 1,2 millionen einwohnern. das sind 20% der gesamten einwohner rios.

ein weiteres paradox: die favelas liegen fast immer tuer an tuer mit den reichen vierteln. rechts der eingang zur favela, links die fahrer der reichen kinder, die die kids von der amerikanischen schule abholen. der abstand betrug keine 30 meter. die reichen kommen nie in beruehrung mit den favelas - die favelas stellen fuer die oberschicht brasiliens ein stigmata dar. nur die polizei kommt zum billigen mittagessen in die bars der favelas...

an verschiedenen stops liefen wir dann durch die gassen und alleys. die "hauptstrasse" liegt rechts im oberen bild - alles was links kommt ist nur noch ueber endlose treppen und gaenge zu erreichen.

die hauptstrasse

die hauptstrasse

interessante verkabelung (gruesse an roland und dietmar, die die haende ueber dem kopf zusammenschlagen werden . das blaue kabel ist highspeed dsl...

interessante verkabelung (gruesse an roland und dietmar, die die haende ueber dem kopf zusammenschlagen werden . das blaue kabel ist highspeed dsl...

beim bild oben sieht man unten an der strasse einen platz mit blauen planen ueberspannt. hier durften wir nicht fotografieren. denn:

die ganzen favelas werden von den dealern regiert. hierzu koennen wir nur jedem den film "city of god" empfehlen, der in den jahren 1960-80 in einer favela in rio spielt. laut unserer tourfuehrerin zeigt er das leben damals recht realistisch. erschreckend...

die dealer haben die favelas fuer die bewohner zu einem der sichersten orte in rio gemacht. da bei trouble die polizei kommt ist es ein ungeschriebenes gesetz, dass in einer favela selbst nichts passiert. an diesem platz unten an der strasse haben die sogenannten "eye-watcher", die gleichzeitig regulaer als moto-taxifahrer arbeiten, die polizei rechts im auge. das soll auf fotos nicht festgehalten werden.

momentan wird die favela von einer dealer-truppe namens "amogos dos amigos" "regiert" (freunde der freunde). das zeichen A.D.A. ist ueberall an die hauswaende gemalt, damit sich dessen auch jeder bewusst ist.

unverkennbar, wer hier regiert.

unverkennbar, wer hier regiert.

die polizei spielt eine untergeordnete rolle: entweder sie ist korrupt oder machtlos, die taeter im gaengegewirr zu finden.

abgesehen von diesem drogen- und alkohol problem vieler in den favelas leben die menschen hier ganz normal. keine spur von slums - gegenden um die kleinen staedte argentiniens und chiles herum, die wir mit dem bus durchfahren haben, sahen schlimmer aus, die menschen dort dreckig und abgesifft.

in den favelas sehen die meisten der bewohner aus wie du und ich. bis auf die tatsache dass die meisten schwarz sind. gegruendet wurden die favelas zum ende der sklaverei, als die leibeigenen sklaven frei waren. sie haben sich ein stueck land genommen und darauf mit dem was sie hatten ihr haus gebaut. wenn kein anderer innerhalb von fuenf jahren auf dieses land anspruch angemeldet hat gehoerte es ihnen.
der nachbar baute daran an und so wuchsen riesen gebiete aus "haus auf haus". da die meisten der menschen in der bauindustrie arbeiten haben sie genuegend abfall-material, um daraus ihre haeuser zu bauen.

und so entstehen dann solche mosaikwaende. das ist eine der engen gassen, die sich durch das ganze haeusermeer winden. dadurch muessen alle moebel etc. transportiert werden!

und so entstehen dann solche mosaikwaende. das ist eine der engen gassen, die sich durch das ganze haeusermeer winden. dadurch muessen alle moebel etc. transportiert werden!

frisches fleisch...

frisches fleisch...

manche haeuser haben keine fenster, sind sozusagen unterirdisch. aber alle sind komplett normal eingerichtet mit sofa, teppich, schrank, kueche, bett, fernseher,...

manche haeuser haben keine fenster, sind sozusagen unterirdisch. aber alle sind komplett normal eingerichtet mit sofa, teppich, schrank, kueche, bett, fernseher,...

hier gehts ebenfalls einen gang runter

hier gehts ebenfalls einen gang runter

wir besuchten auch eine art schule, die mehr als beschaeftigung nach der regulaeren schule dient. so werden die kinder von den strassen ferngehalten um nicht zu betteln. ein bettelndes kind traegt oft mehr zum familieneinkommen bei als die arbeiteten eltern zusammen.

der monatliche lohn liegt oft bei ca. 380 R$ (rund 120 EUR).

der kleine in der mitte war der chef

der kleine in der mitte war der chef

der besuch der favela hat uns gezeigt, wie viel unwahrheiten die medien berichten, die sich dann in der welt verbreiten. natuerlich kann man die menschen in den favelas nach unserem verstaendnis als arm bezeichnen - sie selbst sehen sich sicher nicht immer so. schliesslich haben sie alles, was man zum leben braucht. es gibt sicher auch negative beispiele, doch bei uns haben die menschen einen bleiben eindruck hinterlassen und wir sind sehr froh, dass wir auch diese seite von rio gesehen haben.

die besten aussichten hat man vom huegel einer favela - beste wohnlage sozusagen! hier der einzige punkt, von dem aus man zuckerhut (rechts) und corcovado (links) zusammen sieht

die besten aussichten hat man vom huegel einer favela - beste wohnlage sozusagen! hier der einzige punkt, von dem aus man zuckerhut (rechts) und corcovado (links) zusammen sieht

© Sandra und Chris, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
hallo an alle zuhause und an alle, die dieselben orte und landschaften bereisen wollen und hier vielleicht blut lecken! einfach an alle, die die reise in gedanken mit uns gemeinsam machen moechten! hier kommt das "tagebuch" unserer weltreise. wir wollen versuchen, euch so an dieser reise teil haben zu lassen und euch mitzunehmen an all die orte, die wir besuchen. das gilt natuerlich nicht nur fuer unsere familien und freunde. wir freuen uns ueber alle eintraege in dieses gaestebuch!
Details:
Aufbruch: 19.03.2007
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 16.03.2008
Reiseziele: Argentinien
Chile
Brasilien
Bolivien
Peru
Neuseeland
Fidschi
Australien
Singapur
Surabaya
Malaysia
Thailand
Vietnam
Kambodscha
Laos
Der Autor
 
Sandra und Chris berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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