365 Tage, 4 Kontinente, 1 Traum: mit dem Rucksack Richtung Westen!
ein letztes mal nach La Paz...: huayna potosi - ein 6088 meter hoher berg
als wir nun in la paz angekommen sind, haben wir als erstes die agentur aufgesucht, um nach einem freien termin des mir empfohlenen guides fuer die besteigung zu fragen (manuel - herzlichen dank hierfuer nochmal). sandra war sich von beginn an im klaren, dass sie an der besteigung keinen spass haben wird.
der nette herr in der agentur meinte, der naechste freie termin ist morgen. "wenn du dich gut fuehlst, dann mach es doch gleich morgen!"
ich habe seit nunmehr fast 3 monaten keinen sport mehr gemacht, habe das gefuehl jeder muskel hat sich in fett umgewandelt, ich hatte die letzten fuenf tage durchfall (was aber in la paz sicher nicht besser wird) und die besteigung eines 3000er, 4000er oder 5000er habe ich ausgelassen - also alles in allem fuehle ich mich verdammt gut und bestens vorbereitet fuer die tour!!! somit habe ich die tour gebucht und es sollte am anderen morgen um 8:30 losgehen.
...ich glaube den grund fuer meine magenprobleme in la paz gefunden zu haben. hier ist der stausee fuer die trinkwasserversorgung fuer la paz abgebildet. man beachte die ablagerungen rechts im bild...
als die strasse dann zu ende war und es nur noch zu fuss weiterging, sah ich auch schon das erste opfer der hoehe. das maedel konnte leider nicht weiter, da sie wohl die hoehenkrankheit voll abbekommen hat. ein kurzer check meiner eigenen verfassung ergibt, dass sich weder kopfweh, kreislauf, noch andere hoehenbeschwerden andeuteten. wenn nur diese magenprobleme nicht waeren! im basiscamp gibt es keine toilette, wie man mir bereits versichert hat... zum glueck gibt es hier auch so eine art immodium, was bisher noch wirkt.
der 18jaehrige sohn jonny meines bergfuehrers eulogios, der mich von 4700m hoehe in das basiscamp auf ungefaehr 5200m hoehe fuehrte. eulogio wollte wohl nicht zu viel zeit fuer diesen aufstieg mit mir verschwenden... jonny war uebrigens nicht ein einziges mal ausser atem.
fix und alle mit dem ganzen gepaeck bin ich dann im basiscamp angekommen. fuer meinen geschmack war das mehr als ausreichend fuer ein wanderwochenende. aber das haerteste stand mir ja noch bevor...
hier das kleine kuechenzelt, in dem die ganzen bergsteiger(touris) von ihren bergfuehrern bekocht wurden.
... was ich dann fuer ein werk verrichtete ist nichts fuers internet – ich zeige lieber die aussicht, die ich dabei hatte
am spaetnachmittag gab es dann abendessen, bei dem ich mit meinen paar brocken spanisch versucht habe, mit eulogio und jonny ein paar worte zu wechseln. irgendwann sagte jonny zu seinem daddy: "er versteht nicht viel auf spanisch". BUERSCHCHEN, DASS HABE ICH VERSTANDEN - aber er hat ja recht... um 18 uhr ging es dann ins bett, da wir um 24 uhr bereits wieder geweckt wurden. das, was sich in diesem camp huette nannte, wurde dem namen nicht wirklich gerecht und konnte die -15 grad von draussen nicht zurueckhalten. somit ging es mit 4 paar socken (inklusive anden-lama-fell-socken), zwei hosen uebereinander, unterhemd, t-shirt, strickweste, jacke, muetze und zusaetzlicher decke fuer die fuesse in den schlafsack. trotzdem war der rechte grosse zeh ziemlich taub. was solls, ich dachte das werden wohl schon mehr grosse zehen heil ueberstanden haben.
neben mir lag ein brasilianer, der nach kurzer zeit mit hektischen bewegungen in seinem schlafsack hantierte. der wird doch wohl nicht - nein, er versucht seine zehen warmzurubbeln. er hat wohl aehnliche probleme...
nach sechs stunden mit schnarchenden kollegen in klirrender kaelte durften wir endlich wieder aufstehen. mehr als 1-2 stunden habe ich bestimmt nicht geschlafen. also los, noch schnell eine bolivianische immodium eingeworfen und dann stellten wir uns endlich diesem berg.
und das bin ich, in meiner etwas zu grossen ausruestung. zum ersten mal in steigeisen und zum ersten mal mit einem eispickel in der hand. oh mann – wenn ich doch nur schon oben waere...
was in den nachste stunden folgte, war eine einzige qual!!! hiervon gibt es keine fotos, weil es erstens eh dunkel war und ich zweitens auch keinen bock hatte zu fotografieren.
zu erst einmal ein grosses kompliment an eulogio. fuer ihn ist es sicher nicht einfach, so langsam den berg hochzulaufen, dass der "dumme touri" noch luft bekommt. ich bin mit meiner stirnlampe im dunkeln hinter ihm hergetrottet, immer wieder nach luft hechelnd, ohne jede ahnung zu haben, wo wir hinlaufen. was ich gut fand waren die steigeisen, mit denen man im gletscher ein sehr guten stand hatte. ich wusste allerdings von den erzaehlungen von steffi, manuel, marco und sarah, dass es zwei richtig heftige stellen gibt: einmal geht es 30 und am schluss noch 200 meter richtig steil hoch - was auch immer das heissen mag...
ich fragte eulogio, wie weit es zu dieser ersten kritischen stelle noch ist und er meinte so ungefaehr 45 minuten. nach gefuehlten 45 minuten wurde es dann auch tatsaechlich ziemlich steil. ist schon heftig, aber wenn es nicht steiler wird, dann schaffe ich das schon. weit gefehlt - ein paar minuten spaeter standen wir vor einer wand, die fuer mich senkrecht nach oben ging. ich denke: "ok, das wars. kann ich mein geld wieder haben!?" na ja wohl kaum - haette ich doch nur auf steffi gehoert und den einen tag mehr in das eisklettern investiert. aber wenn man so ein jahr unterwegs ist, dann ist die zeit eben knapp... also frage ich meinen eulogio, wie ich denn meinen eispickel verwenden muss. ich habe das noch nie gemacht. nach einer drei-sekuendigen einweisung, macht er sich dann an der steilwand zu schaffen. shit - na gut, dann versuch ich das halt mal. schritt fuer schritt rammte ich steigeisen und eispickel in das eis und habe mich nach oben gekaempft - und, ich hatte wirklich schiss!!!
nach endloser zeit und vielen verschnaufpausen spaeter, hatte ich die 30 meter hinter mir. ich frage eulogio, ob denn die letzten 200 noch steiler sind, worauf er kurz mit "ja" antwortete - na toll.
hier das bild vom einstieg in diese 30 meter nach unserer rueckkehr bei tageslicht. in natura sieht das noch viel steiler aus
was folgte war wieder eine endlos erscheinende wanderung, bei der ich nur an diese letzten 200 meter denken konnte. eigentlich war ich jetzt schon fix und alle. wenn man beim atmen doch nur das gefuehl haette, sauerstoff abzubekommen... was mich etwas beruhigt ist, dass sich in den pausen das ganze doch normalisiert. umkehren ist keine option, von daher nehme ich mir vor, einfach so viele pausen zu machen, dass ich oben ankomme - und wenn es erst nachmittags ist. wir sind schon als letztes der ca. 12 paare losgelaufen. wahrscheinlich feiern die da oben bereits ne party, bis ich mal um die ecke biege. aber das alles ist im moment nicht wichtig - ich habe ganz andere sorgen...
nach weiterer endloser zeit und dem rande der erschoepfung habe ich nun endlich diese letzten 200 meter vor mir. eulogio macht sich mit der wand zu schaffen, vermutlich dass ich erst gar nicht irgenwelche gedanken daran verschwende, ob ich mir das wirklich antun will. er sagte die ersten 100 meter sind noch ok, heftig werden letzten 100. wieder geht es schritt fuer schritt, schlag fuer schlag nach oben und ich nehme mir vor, nicht zu frueh nachzufragen, wie weit es noch ist. somit sammle ich nach ewiger zeit meine luft und frage ihn, nachdem ich mir sicher bin die ersten 100 meter weit hinter mir zu haben. "eulogio, wie viele meter sind es ungefaehr noch?" "von hier aus noch 180 meter." das war das erste mal, wo ich wirklich an aufgeben dachte - aber das war ja keine option...
ich glaube eulogio kennt mehr schimpfworte und flueche in all den sprachen der touristen, als sinnvolle worte. von mir kamen noch ein paar neue dazu.
ich habe beschlossen, mein gehirn auszuschalten und mich einfach weiter hoch zuziehen. aber eine andere sorge stieg in mir hoch, je weiter ich mich hochhiefte: "wie um alles in der welt komme ich hier jemals wieder runter???" beim hochgehen sage ich mir schon die ganze zeit "schau bloss nicht runter". wenn ich wieder runter muss, wird dies allerdings schwierig. na ja - eulogio wir sich schon was einfallen lassen...
jedenfalls sagt eulogio irgenwann zu mir, dass es noch 40 meter sind. voellig ausser puste sage ich ihm, dass ich das vermutlich noch schaffen werde. in meiner trance hoere ich ihn irgendwann sagen, dass ich oben bin (es war noch dunkel, eigentlich wollten wir zum sonnenaufgang oben sein). wie - ich schaue verbluefft um mich, sehe am horizont das morgenrot und frage eulogio, wo denn die ganzen anderen gruppen sind. er meinte nur: "niemand hier, germany wins!"
ein unglaubliches gefuel, wenn man es tatsaechlich geschafft. die ganze qual loest sich in pure euphorie auf.
von den ca. 12 maennern, die sich heute am berg versuchten, kamen uebrigens 3 oben an. daher noch ein besonderes kompliment an steffi, die den berg vor kurzem ebenfalls bezwungen hat.
ein freund (robby) hat mir vorgeschlagen, als zeichen meiner ueberlegenheit koennte ich mir oben noch genuesslich eine zigarette anstecken. allerdings war ich erstens ueberhaupt nicht ueberlegen und wollte zweitens auch nicht riskieren, dass der schoene weisse berg aufgrund meiner magenproblem noch einen braunen fleck bekommt
als eulogio kurz darauf mit seinem handy zu telefonieren begann, war mir klar dass er jetzt wohl einen hubschrauber ruft. wie sonst sollte ich hier jemals wieder runterkommen. in wirklichkeit hatte er sich wohl bei seiner frau zum mittagessen angemeldet, da wir wohl doch recht frueh dran waren...
wie von steffi versprochen, war das abseilen dann aber wirklich kein problem, obwohl ich dies ebenfalls noch nie gemacht hatte. mit dem in eulogio gewonnenen vertrauen, habe ich mich eben am seil in den abgrund gelehnt und bin runter gewatschelt.
der uebrige abstieg mit dem herrlichen panorama und den schoenen bildern des gletschers war einfach nur herrlich.
was ich bis heute noch nicht ganz ausgestanden habe, ist ein brutaler muskelkater und ein grosser zeh, der von der kaelte immer noch ein wenig taub ist, was sich aber wieder legen soll...
also wer seinem inneren schweinehund mal so richtig ins auge schauen will, dem empfehle ich die tour auf jeden fall. wer allerdings noch nie im eis geklettert ist, sollte vielleicht einen tag mehr investieren, um diesen teil mal zu ueben...
morgen geht es dann auf die "death road" mit dem fahrad, aber das ist im vergleich zu dem berg bestimmt ein zuckerschlecken...
Aufbruch: | 19.03.2007 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 16.03.2008 |
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