365 Tage, 4 Kontinente, 1 Traum: mit dem Rucksack Richtung Westen!

als sich der bus dann die strasse in den talkessel von La Paz hinunter schlaengelte sahen wir das ganze ausmass dieser riesen stadt: die waende des canyons waren von oben bis unten komplett mit haeusern aus ziegelsteinen bedeckt - noch nie so viele haeuser auf einem fleck gesehen. ein meer aus braunen, kleinen vogelkaestchen - so sah es von weitem aus. alle an den hang geklebt.

der bus hielt am terminal und chris spang gleich raus, um unser gepaeck zu ueberwachen. ich konnte solange drin noch zuschauen, WAS die menschen auf solch einer busreise alles aus- und wieder einpacken... ach ja, noch was: zwei kinder fuhren auch mit. die kleine sascha zum beispiel, die uns die fahrt ueber mit altklugen spanischen weisheiten unterhalten hat (alle zwei minuten: "ts,ts, hey sandra, como estas? cansada? (muede),..." und ob sie auch mit uns kartenspielen kann als der bus die reifenpanne hatte und welche musik ich auf dem mp3 player hoere und ob sie auch mal darf,... zuckersuess, aber fuer mich too much in dem moment. chris war ein dankbares und geduldiges opfer sie war 7 jahre alt und fuhr die ganze nacht -wie der junge weiter vorne- auf dem sitz ihres vaters. sie hatte keinen eigenen sitzplatz... fuer uns unvorstellbar, da die fahrt ja eh nur 10 euro gekostet hat. doch das ist hier verdammt viel geld...

wir hatten uns im reisefuehrer ein hostal in der naehe des terminals ausgesucht, da wir nicht wussten ob wir spaeter auch bei steffi wohnen konnten und weil wir schnellstmoeglichst ein bett wollten. wir sind also in ein taxi eingestiegen und baten ihn zu der adresse des hostals zu fahren. ich fragte extra noch, ob man auch zu fuss gehen kann und wie weit es ist, da es ja in der naehe sein muesste. antwort war aber (klar, sehr geschaeftstuechtig hier alle), ne das muesste man schon fahren. ergebnis (im nachhinein muss ich schon wieder lachen : das taxi fuhr einmal um den block und hielt 100 meter neben dem terminal am hostal... naja, die 80 cent koennen wir verkraften!

im hostal bekamen wir das bisher schoenste und mit 5 EUR pro nase gleichzeitig auch das billigste zimmer. fruehsteuck aufs zimmer bestellt, in unserer kleinen gaupe gefuehstueckt und dann geschlafen bis abends um 5...

abends sind wir dann einfach mal an die angegebene adresse zu steffi gefahren. wir hatten die hausnummer falsch abgeschrieben und sind somit ueber 1,5 stunden mit dem taxifahrer die strasse hoch- und runtergeduest. letztendlich meinte die nette dame von einem frisoersalon (sah innen aus wie aus der vorkriegszeit oder wie der salon "hezel" in unserem dorf frieher ) es koenne nur das weisse haus vorne an der strasse sein. also nix wie hin, geklingelt, einem englaender klar gemacht dass wir steffi suchen und ja, er meinte steffi wohne hier!! wir haben dann im haus auf sie gewartet und sie nach dem arbeiten mehr oder weniger ueberrascht - oder auch ueberfallen . war sehr schoen, wieder ein bekanntes gesicht zu treffen und mal wieder ins schwaebische zu verfallen, was wir mangels verstehens von anderen fleissig eingeschraenkt haben! wir sind dann noch fuer rund 4 EUR zusammen zum chinesen essen gegangen, ein sehr netter abend.

ja, und jetzt zum samstag, wo ganz La Paz im absoluten ausnahmezustand war: eines der groessten festivals des jahres fand statt, das "gran poder" festival. es war unglaublich, wie sich die stadt quasi ueber nacht verwandelte! wir sind morgens um halb zehn mit staunenden augen richtung plaza san fransisco gelaufen, doch an der ersten strassenkreuzung war schon schluss mit weitergehen, da ueberall improvisierte holz-tribuenen aufgestellt waren fuer die parade, die bereits in vollem gange war. taenzer in grellen kostuemen mit masken, musiker, zig menschen bereits am strassenrand, an allen ecken offene gar"kuechen" etc. da steffi und die anderen voluntaere ebenfalls bei der parade mittanzten wollten wir natuerlich beste plaetze haben und wir kauften uns fuer 2 EUR zwei der obersten wacklicken tribuehnenplaetze. es wird auch halten...

wie gesagt, die parade dauerte bis nachts. noch abends, als wir im restaurant weit ausserhalb sassen kam das spektakel im fernsehen!

die naechsten tage genossen wir La Paz (mehr oder weniger), unterbrochen von gelegentlichen pausen auf dem zimmer, da wir wie viele andere ebenfalls zum einen mit der hoehe kaempften und zum anderen mit dem ungewohnten essen. oder es war das wasser, wir wissen es nicht... auf jeden fall waren wir stundenlang lahmgelegt durch durchfall. daher kennen wir jetzt auch das fernsehprogramm des senders "deutsche welle" und die qualitaet des pizza-lieferservices von La Paz...

birgit wollte auf dem markt fuer ihren gewuerz laden zimt kaufen. doch die sache war nicht so einfach .
die erste der vielen zimtfrauen mit ihren waegelchen konnte es kaum glauben dass birgit ein kilo zimt wollte. vermutlich verkauft sie in einer woche nicht so viel. sie nahm zwei (!) stangen und packte sie in eine tuete - davor gewogen auf ihrer "waage". birgit nahm das paeckle in die hand und meinte lachend, das seien hoechstens 200 gramm!

das ganze diskutieren allerdings brachte nichts. erstens konnte die dame nicht glauben, dass ihre waage nicht stimmt und zweitens wollte sie birgit einfach kein ganzes kilo ihres wertvollen zimtes verkaufen wie es schien wir haben es noch bei zwei (!) anderen probiert, doch mehr als vier stangen waren nicht drin. so kauften wir chillis -vermutlich auch den kompletten tagesumsatz der chilli-verkaeuferinnen!

abschliessend moechte ich natuerlich betonen, dass dies zum einen unsere ganz persoenlichen erfahrungen sind (andere lieben La Paz und haben auch schon tausende aehnlich quirlige staedte gesehen, nix neues also). zum anderen habe ich hauptsaechlich ueber die gegend rund um und oberhalb vom plaza san fransisco geschrieben, da dies mit abstand die quirligste und sicher auch eine der gegenden ist, die das einheimische leben am besten wiederspiegeln (abgesehen von el alto sicherlich...). vor allem beim besuch der ganzen maerkte oben am hang (wo es von gluehbirnen, kloschuesseln, lebensmittel, deko fuer kindergeburtstage, malerfarben, stoffe, kleidung, geschenktueten, sonnenbrillen, nagellack, spielkarten, moebel, etc. ALLES gibt) haben wir immer weniger touristen gesehen - hier kaufen die einwohner von La Paz ein.

und natuerlich:
es gibt weitere stadtteile wie die zona sur, miraflores etc., wo die wohlhabenderen schichten leben - und die ebenso "europaeisch" aussehen wie andere staedte, zum beispiel wie buenos aires. dort gibt es auch supermaerkte, privatkliniken, parks, etc. und man merkt nichts davon, in La Paz zu sein. doch diese bilder waeren langweilig im vergleich zu den obigen bildern. doch wir muessen zugeben, dass wir ab und zu gerne in "das andere La Paz" gefluechtet sind...!

unser fazit: anfangs voellig ueberrumpelt war es bisher eine der groessten erfahrungen dieser reise! sich zeit nehmen, mit den einheimischen einkaufen und feilschen, mit den mini- und micro-bussen von A nach B fahren (die anhalten wo man will) und von zeit zu zeit tief durchatmen - das war fuer uns La Paz!