365 Tage, 4 Kontinente, 1 Traum: mit dem Rucksack Richtung Westen!

Reisezeit: März 2007 - März 2008  |  von Sandra und Chris

indonesien: java - kulturschock in surabaya

Wir flogen also nach Surabaya, auf die insel java. Wer haette gedacht, was uns da erwartet - wir auf jeden fall nicht. Krasse sache sag ich euch. Nach singapur war das ein wurf ins eiskalte wasser... am flughafen angekommen half uns ein sehr netter, englisch sprechender typ am touri-buero (ein fenster in der wand) weiter und organisierte ein taxi sowie den anruf im hotel, mit der frage, ob sie ein zimmer fuer uns haben. Glueck, wir bekamen ein zimmer, obwohl diese woche ferien der muslime in java waren. Das beeindruckte uns am flughafen noch nicht sonderlich, doch mittlerweile wissen wir, dass diese woche rund 80% mehr menschen unterwegs sind, die hotelpreise doppeln und alles voller muslimischer familien (viele kinder...) ist.

Das taxi wird an einem schalter bezahlt und mit dem beleg steigt man dann ein. Nachdem sich eine kleine versammlung gebildet hatte um zu klaeren, wo das puri asri hotel sein koennte ging es los... rund 45 min. spaeter und um 7 EUR aermer kamen wir am hotel an, nachdem wir an slum-aehnlichen behausungen vorbei gefahren sind, von 1.000 motorrollern beinahe angefahren wurden und uns der schweiss bei rund 35 grad in stroemen runter lief. Erster eindruck: ach du meine guete...

Am hotel besserte sich die stimmung ein wenig, da wir zum ersten mal seit suedamerika mal wieder ein eigenes bad hatten! Und ein nettes zimmer, mit klima, in einem noch netteren kleinen, sauberen hotel mit veranda, spottbilligem essen und netten javanesern. Erstmal den schweiss runtergewaschen (duschen kann was geiles sein!), dann im "restaurant"/fruehstuecksraum zu abend gegessen um 5. gebratenes huhn mit reis, nasi goring und dazu das einzige kalte bier das sie hatten - fuer zusammen 2,50 EUR (das bier kostete davon 1,50 EUR ). Und dann sanken wir in die betten nachdem wir uns noch ne weile durch das javanesiche fernsehprogramm gezappt haben.

wenn man weiss, dass nasi = reis ist und mie = nudeln dann kann man schon mal ganz schoen viel von der karte lesen... telur = ei, roti bakar = verbranntes brot, laut unserem woerterbuch...

wenn man weiss, dass nasi = reis ist und mie = nudeln dann kann man schon mal ganz schoen viel von der karte lesen... telur = ei, roti bakar = verbranntes brot, laut unserem woerterbuch...

Am naechsten tag brachen wir um halb zehn in die stadt auf. Ach ja, das fruehstueck (inclusive) mit wahlweise gebratenem reis, gebratenen nudeln, dazu scharfes sambal olek, gemuesesuppe und gulasch... um uns rum im fruehstuecksraum nur indonesische gaeste, die uns von oben bis unten musterten. Im hotel waren keine anderen westlichen gaeste, obwohl es ausgebucht war...

mit dem taxi fuhren wir in die stadt und wollten eigentlich das hafengebiet anschauen mit den alten segelschiffen. Nach einer 45 minuten fahrt durch die stadt mit tausend menschen und noch mehr rollern, fahrradrikschas und autos kamen wir an einem voellig verlassenen hafengelaende an, wo ein paar verrostete kutter im wasser lagen, drumherum schwamm der muell - wir fuehlten uns wie im absolute letzten viertel der stadt angekommen... nein, hier steig ich NICHT aus - nachher bekommen wir hier kein taxi mehr. Der taxifahrer verstand nur bahnhof, warum wir nun ploetzlich wieder in die stadt wollten und versuchte daraufhin uebers handy einen "dolmetscher" anzurufen.

Chris erklaerte der englisch sprechenden dame dann, dass wir nun zum touri-buero wollten und sie uebersetzte es dem fahrer.; nach weiteren 30 minuten fahrt zurueck standen wir vor einem verschlossenem gebaeude, was laut lonely planet das touri-buero sein soll aber weder so aussah noch offen hatte. Wieder ein anruf beim dolmetscher, dem wir sagten wir wollen nun nach Chinatown. Dort stiegen wir dann nach knapp 2 stunden taxifahrt fuer rund 11 EUR aus... wir bummlten ein wenig in der aeltesten gegend surubayas herum, nahmen uns dann aber nach ein paar minuten eine fahrradrikscha, da ausser uns kein mensch spazierenlief und wir dauernd angeredet wurden an den strassenkuechen.
Mit der rikscha liessen wir uns zur moschee im arabischen viertel fahren und hier wurde es dann noch krasser: wir waren mit abstand die einzigen wissen, die menschen starrten uns an wie ausserirdische. fuer den rikschafahrer hatten wir kein kleingeld weswegen wir ihm 10.000 rupien geben mussten, was rund 80 cent sind und ihm ein strahlen ins gesicht zauberte... so schnell hat noch keiner sein geld eingesteckt.
Weitere unangenehme situation im arabischen viertel: kein mensch trug kurze klamotten (bei mittlerweile sicher gut ueber 35 grad). ALLE trugen lange hosen und hemden, frauen ein kopftuch. Und mittendrin wir mit Bermuda, t-shirt und spagettitop. Wie auf dem praesentierteller liefen wir zur moschee und drehten dort schnurstracks wieder um, da es sich lediglich um ein grosserers haus handelte, wo man entweder reingehen konnte oder umkehren. Umkehren war somit die devise. Weiter vorne in der gasse setzten wir uns an den bordstein und bestaunten das treiben eine weile - klatschnass geschwitzt und ratlos, was wir mit dem tag noch anfangen sollten... wir hatten jetzt schon genug von all dem muell ueberall, den vielen menschen, den starrenden blicken, den unangenehmen gruechen...

durchschnittlicher blick aus dem fenster eines autos, wenn man auf java umherfaehrt...

durchschnittlicher blick aus dem fenster eines autos, wenn man auf java umherfaehrt...

man kann es schlecht erkennen, doch in den kisten links sind eingepferchte huehner. klar, warum auch nicht ?!

man kann es schlecht erkennen, doch in den kisten links sind eingepferchte huehner. klar, warum auch nicht ?!

rekord in einer rikscha heute in yogya: 2 erwachsene, 4 kinder.

rekord in einer rikscha heute in yogya: 2 erwachsene, 4 kinder.

Beim aufstehen folgte uns ein typ, de runs gegenueber gesessen hatte. Wir wechselten mehrmals die strassenseite, er ebenfalls... ICH WILL WEG HIER! ;-(
Am ende stiegen wir trotz fehlendem kleingeld wieder in eine rikscha um ihn loszuwerden. Wir zeigten dem typ auf einem zettel, auf den wir alle stationen rausgeschrieben hatten, dass wir zur mall wollten (einkaufen, air condition, kaffee trinken...einfach weg hier) und er nickte.

Laut unserem plan war das ein ganz schoenes stueck weg und wir fragten uns ob wir das dem schmaechtigen maennchen zumuten konnten... doch er meinte, ja, ja und fuhr los. Nach rund 10 minuten hielt er an und meinte, wir waeren da. Super, das ging ja fix! Als wir ins gebaeude reingingen stellten wir fest, dass er uns am bahnhof rausgelassen hatte... es war ihm wohl zu peinlich, fuer den langen weg nein zu sagen... seufz... am bahnhof halfen uns zwei englischsprachige security burschen ein taxi aufzutreiben und wir sanken fix und alle in die sitze... er fuhr uns zur mall, hallelujah.

Dort angekommen haben wir uns selten ueber ein 5 stoeckiges einkaufszentrum mehr gefreut... erstmal im donout-laden kaffee getrunken, bzw. Gefrorenen erdbeer-shake und rumgebummelt. Um 14 uhr waren wir mit unserem sightseeing-latein am ende und fuhren zum hotel zurueck. Ich wollte weder den fischmarkt sehen noch sonst was einheimisches in dem moment. Krasse sache, doch rund 4 mio menschen in einer stadt mit 8 mio motorrollern sind nichts fuer mich...

beim gucken aus der abgetoenten scheibe des geldautomaten-haeuschens

beim gucken aus der abgetoenten scheibe des geldautomaten-haeuschens

Im hotel pflanzten wir uns auf die veranda, wo ein kuehles lueftchen ging, erfrischten uns mit dusche und bierchen und verliessen unseren platz bis 16 uhr nimmer. Dann allerdings siegte wieder der entdeckerdrang und wir beschlossen, einen weiteren spaziergang zu machen und irgendwo ein restaurant zu suchen. Wir liefen die strasse entlang, wo uns motorroller zuhupten (wohl noch nie spazierengehende touristen gesehen?!), ueberquerten offene abfallkanaele am randstein (echt ekelhaft) und setzten uns schliesslich wieder fix und alle an den strassenrand. Hier fotografierten wir die unglaublichen kombinationen auf den motorrollern, wo fast auf jedem zweiten mehr als 2 menschen sassen. der rekord waren 5, die komplette familie. Erst heute hielt der beifahrer hinten noch mit beiden haenden in vollem tempo eine schubkarre... es war uns zu bloed, noch weiter zu laufen um ein restaurant zu finden, wo doch das essen im hotel so lecker und billig war. So liessen wir den abend dort ausklingen.

auch auf javanesich kann chris zeitung lesen - fussball, die sprache der welt. den alten kuranyi kennt man sogar hier!

auch auf javanesich kann chris zeitung lesen - fussball, die sprache der welt. den alten kuranyi kennt man sogar hier!

familienausflug. wir werden nie mehr jammern, wenn wir in einem deutschen auto zu dritt hinten sitzen muessen um 100 km nach stuttgart zu fahren...!

familienausflug. wir werden nie mehr jammern, wenn wir in einem deutschen auto zu dritt hinten sitzen muessen um 100 km nach stuttgart zu fahren...!

oben bordstein, unten muellsammlung, was bei 35 grad lecker riecht.

oben bordstein, unten muellsammlung, was bei 35 grad lecker riecht.

links garkueche, rechts muell im fluss.

links garkueche, rechts muell im fluss.

haarescheiden als nachbarschaftsdienst

haarescheiden als nachbarschaftsdienst

Ach ja, mittags hatten wir noch versucht, fuer den naechsten tag bus + hotel nach yogyakarta klar zu machen vom hotel aus. Klingt einfach, war aber kompliziert... hotels alle ausgebucht, erst beim vierten bekamen wir fuer den doppelten preis als normal (fuer 12 EUR) ein zimmer versprochen. Fuer den bus reservierte die nette dame in ihren paar brocken englisch einen travel-minibus, der einen direkt vor der tuer abholt und wieder bis vors naechste hotel bringt. Bis dies alles reserviert war bedarf es rund 6 telefonaten nach yogya, 3 rueckrufen bei uns auf dem zimmer, 1. dass der bus nun schon um 8 faehrt, 2. dass wir vorne sitzen wuerden und ob das ok waer (?) und 3. dass der bus um 8 faehrt und dass wir immer noch vorne sitzen wuerden... alles klar. Ich will eigentlich nur ankommen...

Am naechsten morgen um 10 nach 8 kam der minibus und wir mussten HINTEN einsteigen. Gut dass wir das im vorfeld geklaert haben

Und dann kam die krasseste fahrt unseres lebens. Wir fuhren anstatt geplanten 8 stunden knappe 12, wenn man 1 stunde mittagspause und sonstige zu- und aussteigestops mitzaehlt. Der fahrer fuhr wie ein henker, man kann es nicht beschreiben und ihr wuerdet es schon gar nicht glauben, wenn ihr es nicht selbst gesehen haettet... immer wieder startete er riskante ueberholmanoever und endlich, endlich wurde auch wieder aus voller inbrunst gehupt. Der bus hatte mit fahrer platz fuer 9 leute. Zeitweise waren wir 13 leute, darunter 4 kleinkinder, die klimaanlage kam an ihre grenzen und war bei mehreren offenen fenstern von den menschen vorne und dem typ links von mir eher ein lauwarmes blasen, was die hitze nicht ertraeglicher, sondern eher schlimmer machte. An schlaf war nicht zu denken mit hupen, ploetzlichem anfahren, beschleunigen, abbremsen, fluchen, plaerrenden kindern und 38 grad laut chris thermometer (mit klimaanlage).

Doch ich wuerde nicht hier sizten, wenn wir es nicht ueberlebt haetten... Von solo bis yogya waren wir die letzten 2 stunden alleine im bus, wir konnten uns ausbreiten und uns auf hotelzimmer und dusche freuen...

der verkehr und all die menschen abends um 8 in yogya war dann noch das tuepfelchen auf dem i. der bus kroch in schrittgeschwindigkeit durch pferdekutschen, strassenmaerkte, massen an fussgaenger, garkuechen, rikschas und roller, roller, roller... um halb zehn lagen wir im bett nach abendessen vom hotel gegenueber. Zu mehr reichte unser entdeckergeist heute nicht mehr... selten soviele menschen auf einem haufen gesehen wie auf java - waehrend 12 stunden busfahrt kam kein stueckchen unbebautes land...

© Sandra und Chris, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
hallo an alle zuhause und an alle, die dieselben orte und landschaften bereisen wollen und hier vielleicht blut lecken! einfach an alle, die die reise in gedanken mit uns gemeinsam machen moechten! hier kommt das "tagebuch" unserer weltreise. wir wollen versuchen, euch so an dieser reise teil haben zu lassen und euch mitzunehmen an all die orte, die wir besuchen. das gilt natuerlich nicht nur fuer unsere familien und freunde. wir freuen uns ueber alle eintraege in dieses gaestebuch!
Details:
Aufbruch: 19.03.2007
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 16.03.2008
Reiseziele: Argentinien
Chile
Brasilien
Bolivien
Peru
Neuseeland
Fidschi
Australien
Singapur
Surabaya
Malaysia
Thailand
Vietnam
Kambodscha
Laos
Der Autor
 
Sandra und Chris berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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