365 Tage, 4 Kontinente, 1 Traum: mit dem Rucksack Richtung Westen!
von La Paz nach Cuzco: am titicacasee: puno und llachon
da wir auf der express-strecke von la paz nach cuzco gefahren waren (direkt-bus), wollten wir im zurueck ganz gemuetlich ueber den titicacasee gondeln. dieser see gilt als der weltweit am hoechsten liegende, schiffbare see. entgegen unseres geglaubten wissens ist er suesswasserhaltig - wir dachten eigentlich er waere salzig, doch isser gar nicht.
so sind wir also wieder mal mit dem bus gefahren: von cuzco nach puno am titicacasee. und diese busfahrt war wunderbar, was die landschaft anbelangt. man kann noch so viel jammern ueber das staendige busfahren, doch von der natur und landschaft sieht man so einfach am meisten. und deshalb reist man ja schliesslich (auch!).
in puno angekommen konnten wir vier uns auf ein hostel einigen, welches wieder einmal echt guenstig war, mit privatem bad und allem drum und dran. und ab ging es im fahrrad-taxi "trufi", um die stadt zu erkunden. eine fahrt kostet pauschal 50 Euro-cent; wenns dem fahrer zu schwer wird zu treten dann schiebt er sogar... das koennte einem dann fuer ein paar sekunden peinlich sein, wenn man seine touristen-aersche zo durch die strassen schieben laesst... einmal sind wir ausgestiegen, weil ich echt sagte, also da lauf ich doch lieber als mich schieben zu lassen!! aber die wohlhabenderen peruvanischen mamas lassen sich so durch die marktstaende fahren und kaufen vom fahrrad aus ein...
jake hatte seinen spass und bestand auf ein wettrennen. wir konnten unserem fahrer aber nicht klarmachen, dass er ueberholen sollte dazu - so gewann jake und alle waren gluecklich
ja, und dann der markt. zartbesaitete gemueter sollten vielleicht nicht mit nuechternem magen kommen... wir sahen by the way keine touristen auf dem markt, der sich kilometerlang am hafen entlang erstreckt. vielleicht weiss der eine oder andere, dass sie hier in peru wie ganz selbstverstaendlich meerschweinchen essen. nun, wir essen ja auch hasen, wachteln und sonstiges getier, was ist also schon dabei. probiert haben wir "cuy" auch mal, als ich bei einem (bereits bezahlten) buffet etwas auf den teller genommen habe zum probieren. war nur haut und sosse, wirklich viel fleisch haben die dinger ja nicht. aber wie dem auch sei: meerschweinchen werden im haus als haustier gehalten und bei bedarf in die suppe gehauen. ist keine besondere spezialitaet, ist einfach normal.
angefangen hat der markt wie ueblich...
hier wird fachfrauisch ein alpaca (lama-art) zerlegt, was wirklich sehr gut schmeckt. der kittelschuerze nach zu urteilen macht sie das sehr sehr oft am tag...
welch geiles bild oder?! wer hat das schoenere laecheln?!!
jetzt vergeht euich gleich das lachen: diese ziegenkoepfe werden gegessen (komplett, als suppe). und zwar zum fruehstueck!! hufe daneben auch. werden abgenagt. dahinter in der schuessel liegen die maegen. hier wird nichts uebrig gelassen...
ja, und so sehen gehaeutete meerschweinchen aus... na dann, haut rein man braucht schon viele um satt zu werden oder?!
hier wird eines der meerschweinchen in ein transport-netz verpackt. zuhause werden die tiere dann als haustier gehalten und bei bedarf gegessen.
wir -und vor allem birgit- wollten die gelegnheit am titicacasee nutzen und bei einer familie wohnen. dies wird hier zum einen auf den inseln angeboten, doch im handbuch stand auch der ort "llachon", der auf einer halbinsel gegenueber von puno liegt. doch es ist gar nicht so einfach da hinzukommen... die travel agency wollte uns fuer eine private yacht, die auf uns im hafen dort wartet, rund 120 EUR abknoepfen. klar, wir nehmen uns ne yacht und wohnen dann inmitten der familien - wie paradox! birgit hat dann einen der fahrrad-taxi-fahrer angehauen, der dann (natuerlich) auch promt familie auf llachon hat. wir koennten bei seinem cousin unterkommen. gesagt, getan, am naechsten morgen sassen wir im boot, welches extra fuer uns auf llachon ansetzte. eigentliches ziel des bootes war taquile, eine der inseln.
da das ganze boot voller touristen sass gehoerte es wohl auch zum programm, auf einer der schwimmenden inseln anzuhalten, in unserem fall auf einer kleinen insel, die zu "uros" gehoert. die schwimmenden inseln sind aus schilf kuenstlich gebaut und muessen regelmaessig erneuert werden. und wieder mal eine neue art der lebensform, die wir auf dieser reise kennenlernen.
die frauen verkaufen selbstgemachte artisanias, was neben fischen und voegel jagen einen teil des einkommens ausmacht. uros hat den tourismus erkannt. hier kann man ebenfalls bei familien uebernachten, was ein japaner getan hatte, der hier dann in unser boot einstieg. er meinte auf meine frage wie es war: "very cold, but very interesting." zum fruehstueck gab es fisch und reis.
ja, und dann kamen wir nach zwei stunden weiterer fahrt auf "llachon" an. wir wurden bereits vom cousin des fahrrad-fahrers abgeholt und stapften den weg zum haus hinauf. oben angekommen waren wir alle fix und fertig, da alle nicht wirklich fit waren. der reise-marathon der letzten beiden wochen und zudem auch die gelegentliche anspannung, da man nun zu viert unterwegs war, zollte bei allen ihren tribut. bolivien und peru machten unseren maegen von zeit zu zeit zu schaffen und das wechselhafte klima aus 30 grad in der sonne und 5 grad abends machten uns zu schaffen. wir wechselten uns ab in schnupfen und halsweh. birgit und jake blieben anfangs verschont, doch am ende husteten alle.
so verbrachten wir die tage auf "llachon" alle recht faul mit schlafen, lesen, fischen, karten spielen, spazieren gehen. aber mehr koennte man auch gar nicht machen, selbst wenn man wollte. fuer uns die sogenannte zwangspause in herrlicher umgebung. durch nichts gestoert als durch bloekende esel und ziegen und schaafe, unterbrochen von kinderlachen.
das war unsere unterkunft aus zwei liebevoll hergerichteten zimmern mit je zwei betten. im hintergrund der essensraum mit improvisierter kueche, wo fuer uns gekocht wurde.
das essen war sehr gut, lecker und ausgewogen:
zu mittag gab es selbstgemachten kaese mit verschiedenen kartoffelsorten und bohnen, dazu munja-tee aus dem garten. bzw. eigentlich waechst munja hier ueberall, was nach einer mischung aus thymian, kamille und minze schmeckt. oder es gab gebratenen fisch, den jake zusammen mit magno, dem hausherren morgens mit dem netz rausgezogen hatte.
zu abend gab es "lomo saltado", eine art geschnetzteltes aus rindfleisch, zwiebeln und kartoffeln, mit selbstgemachten pommes und reis.
zum fruehstueck machten sie uns pfannkuchen, selbstgemachtes brot, marmelade, butter und/oder eine art im fett "gezogene kuechle", wie sie meine oma auch immer macht. sehr, sehr lecker.
ach ja, zum thema waschen noch: wir hatten zwar zwei klohaeuschen, doch weder die kloschuessel noch das waschbecken waren im einen der beiden haeuschen angeschlossen. und im anderen musste man das wasser unter einem stein auf der wiese anschalten, das wurde nur kurz einmal zur demonstartion angemacht
wir sollten auf dem klo mit einem eimer einfach wasser reinleeren. nun kommen wir ja alle vom land, somit war das fuer uns eigentlich alles kein problem. doch wenn vier leute gelegentliche magen- und darmprobleme haben, und dann ohne spuelung...? zu allem uebel war am zweiten tag der wassereimer leer. auf meine frage nach wasser meinte der hausherr: "heute gibt es kein wasser, wasser gibt es nicht jeden tag, heute auf jeden fall nicht." nun gut, wie soll das dann gehen mit dem spuelen?... ich fragte also hoeflich noch einmal, woraufhin er uns wuetend und wortlos zwei wassereimer anschleppte. wir haetten auch wasser am see selbst holen koennen (was chris zusaetzlich auch noch gemacht hat), doch das wollte er nicht... ich habe mir schonmal im wassereimer die haare gewaschen und wegen drei tagen kann ich darauf auch mal verzichten, doch wenigstens das klo sollte man spuelen koennen, wenn man schon ne schuessel hinstellt fuer die touristen-aersche. naja, wir ignorierten seine miene und spielten mit seinen kindern...
volleyball mit der 6-jaehrigen nellyda, die mir wie ein schatten folgte... am strand hat sie sich neben mich gestellt, als ich mein buch gelesen habe. bis ich seufzend aufgab und ins zimmer gegangen bin... geredet hat sie erst am letzten tag mit mir, vorher ist sie immer nur 2 meter hinter mir hergelaufen...!
spaziergang zum dorfplatz, den uns der bruder ernan ganz stolz praesentierte. er war menschenleer und es war ganz still. herrlich friedlich.
ein esel, hier immer noch das haupt-transportmittel fuer lasten, wird mit kiessaecken beladen. die beinchen sind ganz rund geworden...
magno kocht mit magdalena, der frau seines bruders. sie traegt die tracht, die alle frauen hier tragen, mit diesem bollenhut. ohne hut kann man hier nicht den ganzen tag in die sonne.
und das war unser mittagessen aus frischem fisch, fein sauberlich von den frauen filetiert und gereinigt.
fuer uns war es eine unvergessliche erfahrung, diese zwei tage und naechte auf "llachon", inmitten der sechs familien aus bruedern und schwestern mit ca. 10 kindern. und so interessant wie der aufenthalt war auch die rueckfahrt... weil an diesem tag kein boot fuhr mussten wir den minibus nehmen. der hatte eigentlich platz fuer 14 personen - als wir am ende dann losfuhren waren es 24 menschen im bus plus 5 lebende huehner neben jake und mir auf der rueckbank. durch den schnupfen war meine nase verstopft und ich danke gott, dass ich nichts gerochen habe... die huehner wurden zu zeit zu zeit mit wasser bespritzt und waren in der hitze nur am hecheln. und ich sass mit fieber und einer bronchitis fuer zwei stunden neben den huehnern und ihrer besitzterin, der wir fuer ein foto des spektakels die fahrt von 2 EUR bezahlten.
erfahrungen fuers leben
ja, und nun sitze ich wieder in la paz und chris besteigt heute den huyana potosi, den 6000er in der naehe von la paz. seine ganz persoenliche herausforderung mit eis-steilwand und sonnenaufgang. die wege von uns vieren trennen sich hier - birgit und jake gehen in die waermeren yungas, dem tiefliegenden tropischen teil boliviens. und chris und ich starten naechste woche zu den salar de uyuni, den grossen salzwuesten. um danach die letzten beiden wochen unserer suedmaerika-rundreise an chiles kuesten zu verbringen und fuer neuseeland sonne zu tanken. 3,5 monate suedmaerika sind schon fast um...unglaublich!!
eben war ich auf der post, um fuer die lieben ein kleines sammelpaket loszuschicken. und wieder einmal spuert man dabei die freundlichkeit der menschen hier, die das paket mit stoff umwickelt und rundherum vernaeht (!) haben. dazu hat die lady 35 minuten gebraucht, in einer ruhe und freundlichkeit. danach wurde knapp eine rolle klebeband verbraucht, um alles ordentlich zuzukleben (es war ja schon vernaeht) und es wurde vorne und hinten riesen gross die adresse draufgeschrieben. wenn man den menschen hier mit ruhe, geduld und freundlichkeit begegnet bekommt man dies meist ebenso zurueck!
dieses mal haben wir uns in la paz eine andere unterkunft gegoennt. an einer anderen stelle. und schon erscheint alles rosiger. allein die tatsache, zum zweiten mal in diese eigentlich ungeliebte stadt gekommen zu sein hilft, um den ersten eindruck ins positive zu korrigieren. man muss la paz gesehen haben, um es zu glauben!
Aufbruch: | 19.03.2007 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 16.03.2008 |
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