Falltür ins Paradies

Reisezeit: Oktober 2009 - Oktober 2010  |  von Katharina L.

Mui Ne, 10.-15.12.2009

10.12.2009, Mui Ne

Als wir gegen 15 Uhr in Mui Ne ankommen, sind wir zutiefts enttaeuscht von dem, was wir vorfinden. Keine Spur mehr vom Charme eines verschlafenen Fischerdorfes. Ganz im Gegenteil reihen sich Hotel an Restaurant an Bar an Hotel an Bar an Restaurant an Hotel. Dennoch verbergen wir unsere Enttaeuschung voreinander, um die Stimmung nicht gleich vollends zu zerstoeren. Wir klappern die Unterkuenfte nacheinander ab. Unter 15 US Dollar ist hier nichts zu finden. Es wird spaeter und die Zimmer werden knapper, da die Busse mehr und mehr Reisende ausspucken. Also checken wir in ein nettes, von einer jungen Familie gefuehrtes Guesthouse ein. Doch auch wenn im Preis das Rumschmusen mit kleinen Hundewelpen inbegriffen ist, lassen uns die Kosten keine Ruhe, denn wir haben ein sehr knappes Budget fuer ein Jahr.

Nach einer erfrischenden Dusche laufen wir am Strand entlang, klettern ueber Steine, balancieren auf Mauern, immer weiter aus dem Zentrum herraus. Der beschwerliche Weg macht sich bezahlt, als wir ein ruinenaehnliches Gebaeude an einem wunderschoenen Sandstrand vorfinden.

Hier fanden wir unseren Schatz: das Saigon Cafe

Hier fanden wir unseren Schatz: das Saigon Cafe

Zu beiden Seiten ist der Strand mit kleinen runden Fischerbooten gesaeumt. Wir biegen ein, laufen an Palmen und schilfbedeckten Sonnenschirmen vorbei. Schoene Holzbungalows umrahmen eine einladende Sitzgruppe und es gibt ein angeschlossenes Restaurant. Sofort reservieren wir fuer die kommende Nacht ein Zimmer (fuer 7 USD!) im Saigon Cafe.

Nun hat sich unser Bild des Ortes schlagartig geaendert. Wir sind begeistert von der "Nische", die wir entdeckt haben und schlendern ins Zentrum zurueck. Diesmal auf der Hauptstrasse entlang, was uns nur eine halbe Stunde kostet und weit weniger anstrengend ist als am Strand entlang.
Nachdem wir uns gegenseitig unsere anfaengliche Enttaeuschung gestehen, beschliessen wir unseren "Fund" zu feiern und uns heute ein sehr gutes Abendessen zu leisten. Es gibt gegrillten Fisch und lokalen Rotwein aus Da Lat. Wir beginnen auch den Rest des Ortes mit anderen Augen zu sehen und entdecken viele schoene Dinge.

Cherie und Richard in Joe's Cafe

Cherie und Richard in Joe's Cafe

Auf dem Rueckweg zum Guesthouse machen wir noch einen Abstecher in Joe's Cafe, eine 24hour Coffee-Bar, die heute Live-Musik auf dem Programm hat und das Bier fuer 10.000 Dong (also 40 cent) anbietet. Waehrend eine Band von den Phillipinen spielt, freunden wir uns schnell mit unseren Sitznachbarn an. Big Tony, ein massiger Mitfuenfziger-Cockney vom alten Schlag, mit roter Nase eine Raeuberpistole nach der anderen vom Stapel lassend. Das rechte Auge stets zu einem Zwinkern angedeutet, sein charmantes Schuljungengrinsen und sein fuellige, ansteckende Lachen, lassen uns keine seiner Geschichten hinterfragen. Richard und Cherie, ein Paaerchen aus England, schliessen wir ebenfalls schnell ins Herz. Waehrend ein Bier nach dem anderen an den Tisch rollt, koennen wir gar nicht genug staunen ueber die Gemeinsamkeiten, die uns verbinden. Vom Aufstellen und Brechen von Reiseregeln bis hin zum Musikgeschmack und aehnlichen Berufen, gibt es so vieles, worueber wir uns auf Anhieb verstehen.
Nachdem die phillipinische Band ihren Auftritt beendet hat, dauert es nicht lange und Juergen gibt zwei, drei Songs zum Besten. Joe ist begeistert und so wird Juergen fuer seinen zweiten offiziellen Auftritt auf der Reise am Sonntag gebucht. Die Gage: kostenloses Essen und Freigetraenke fuer uns beide.

Einzug ins Paradies

Einzug ins Paradies

11.12.2009, Mui Ne

Nach dem Einzug ins Paradies verbringen wir einen entspannten, wunderschoenen Tag am Strand. Lesen, Gitarre spielen, doesen und schwimmen. Abends lassen wir uns mal wieder Fisch schmecken in einem kleinen Restaurant direkt am Meer, das mit steinernen Tischen und Sitzbaenken ausgestattet ist und in dem hauptsaechlich vietnamesisches Publikum sitzt.

Im Fairy Stream

Im Fairy Stream

12.12.2009, Mui Ne

Mit dem Bruder unserer Guesthousebesitzerin machen wir eine Tagestour zu den Natur-Highlights der Umgebung. Waehrend wir durch das kuehle Wasser des Fairy Streams waten, traegt der Wind uns die musikalische Begleitung einer Hochzeit zu. Gar nicht nach vietnamesischer Musik klingend, sondern vielmehr an russische Polka erinnernd, glauben wir uns fast in die Szenerie eines Emir-Kusturica-Filmes versetzt. Nach dem Besuch eines Fischerdorfes, in dem die Fischerfrauen Juergen immer wieder scherzend bitten auf ihre Waage zu steigen, klettern wir noch durch einen roten Canyon.

Die Fischerfrauen halten Juergen fuer einen guten Fang

Die Fischerfrauen halten Juergen fuer einen guten Fang

Doch der absolute Hoehepunkt des Ausfluges ist wohl der Besuch der weissen Sandduene und das damit verbundene Duenen-Sliden. Abschluss ist der Stop bei der roten Sandduene, an der wir gerade noch die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs einfangen.

Juergen im Angesicht der gleich zu slidenden Sandduene

Juergen im Angesicht der gleich zu slidenden Sandduene

Abends haben wir Cherie und Richard zum Lagerfeuer zu uns an den Strand eingeladen. Bewaffnet mit Rum, Cola und Bier machen wir es uns ums Feuer gemuetlich. Auch der Besuch einiger Fischer, die gerade vom Fang zurueckgekehrt sind, bleibt nicht aus. Sie freuen sich ueber das Bier und die Chips, die wir ihnen anbieten.

Als um drei Uhr die Getraenke ausgehen, koennen Cherie und ich es nicht lassen, mit dem Taxi zu Joes zu fahren und Nachschub zu besorgen. Joe schlaeft bereits. Einer seiner Mitarbeiter ist ueberfragt, als wir wissen wollen, wieviel eine Flasche Rum kosten wuerde. Doch bevor wir ihn davon abhalten koennen, klopft er schon an Joes Tuer und der steht kurz darauf verschlafen im Morgenmantel vor uns. Aeusserst unangenehm, aber zum Glueck von ihm nicht uebel genommen. Wir wohl nicht selten vorkommen, wenn man Besitzer einer 24hour Coffee-Bar ist.

13.12.2009, Mui Ne

Relaxen und nette Gespraeche mit den Mitbewohnern unseres Guesthouses. Abends geht es mit der kompletten Truppe - Big Tony, Cherie, Richard, Cecilie, Flo, Pierce, Laurence, Kevin... zu Joes. Juergen liefert einen fantastischen Auftritt ab und gewinnt viele neue Fans. Der Laden ist voll und auch Joe ist rundum zufrieden. Begeistert schlaegt er Juergen vor, auch in Da Lat in der Kneipe eines Freundes, des Jazzmusikers Curtis King, aufzutreten. Er versucht den Gig gleich klarzumachen, doch kann Curtis telefonisch nicht erreichen. Und so werden wir es dann in Da Lat noch einmal auf eigene Faust versuchen.

Seine Flyer an Palmen gepinnt zu sehen, ist auch fuer Jz James eine Premiere

Seine Flyer an Palmen gepinnt zu sehen, ist auch fuer Jz James eine Premiere

Jz James beim Auftritt neben Gastgeber Joe

Jz James beim Auftritt neben Gastgeber Joe

14.12.2009, Mui Ne

Strand, Sonne, faulenzen. Leider auch Handy verloren und furchtbar schlechte Nudelsuppe gegessen.

15.12.2009, Mui Ne

Bei einem grossen kanadischen Breakfast, was wir uns zu zweit teilen, da es sonst nicht zu schaffen waere, verabschieden wir uns von Big Tony. Nach vergeblichen Versuchen das Handy wiederzufinden, geht es mit einem kleinen lokalen Bus, in der Groesse eines VW-Busses, nur eben mit doppelt sovielen Personen besetzt, nach Da Lat. Es folgt eine kurze klaustrophobische Panikattacke, die mich auf dem Eckplatz ereilt, eingezwaengt in der letzten von vier Sitzreihen, die wahrlich nicht fuer europaeische Groessen gemacht sind. Danach koennen wir auf einen Platz nahe der Schiebetuer in der zweiten Reihe umziehen und die weitere Reise von dort geniessen.

© Katharina L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
1 Jahr: Indien – Thailand – Laos – Vietnam – Neuseeland – Chile – Argentinien – Peru – USA
Details:
Aufbruch: 01.10.2009
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 01.10.2010
Reiseziele: Indien
Thailand
Vietnam
Laos
Neuseeland
Chile
Argentinien
Bolivien
Peru
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katharina L. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.