Falltür ins Paradies
Salta, 21.05., Tren a las nubes, 22.05.2010
Salta, 21.05.2010
Die Fahrt nach Salta ist mal wieder ein atemberaubender Ritt durch eine farben- und facettenreiche Andenlandschaft - die Quebrada de Cafayate. Wir lehnen uns zurueck und geniessen. Das Hostel, das uns Edu empfohlen hat, ist in der Tat ganz nach unserem Geschmack. Die Mitarbeiter und anderen Gaeste sind supernett und wir fuehlen uns auf Anhieb wohl. Dennoch ziehe ich mich schnell ins Zimmer zurueck, da ich noch ziemlich krank bin und morgen der Trip mit dem "Tren a las nubes" bevorsteht.
Tren a las nubes, 22.05.2010
Vorsichtig aber dankbar greifen wir zu, als Alejandro, unser Zugbegleiter, uns den schwarzen, prall mit dunkelgruenen Blaettern gefuellten Beutel entgegenstreckt. Wir stopfen die Blaetter in die hintere Backentasche und warten. Langsam breitet sich der bittere Geschmack des Cocas aus. Tatsaechlich scheinen Uebelkeit und Flauheitsgefuehl etwas nachzulassen.
Das argentinische Paar und ihr einjaehriger Sohn, die uns auf dem Vierersitz gegenueber sitzen, scheinen die koerperlichen Reaktionen auf den extremen Hoehenanstieg durch Schlaf zu kompensieren. In der Tat ist der erste Teil der Zugfahrt nicht besondes ereignisreich: Fensterlaeden sind etwa die erste Stunde geschlossen zu halten, dann, gegen acht Uhr, als sie geoeffnet werden, erscheinen kleinere Schluchten und orangerote Blumenwiesen.
Richtig beeindruckend wird es nach etwa drei Stunden: die Schluchten zu beiden Seiten werden tiefer, meterhohe Kakteen schmuecken die Landschaft jenseits der Bahnschienen, der Himmel ist tiefblau, hier und dort eine Schaefchenwolke wie aus dem Bilderbuch.
Wir durchqueren Tunnel, passieren Bruecken, die in dieser Umgebung winzig und zerbrechlich wirken - fast, als seien sie aus Zahnstochern erbaut.
Auf den Bergkaemmen entdecken wir einige Lamas, dann wieder ziehen einige Lehmhaeuschen vorbei. Kaum vorstellbar, dass die schroffe, gewaltige Natur hier, auf dreitausend Meter Hoehe, menschliche Mitbewohner duldet. Ocker- und gedeckte Rottoene dominieren die Farbpalette.
Doch ein argentinischer Ausflug waere kein gelungener Ausflug, wenn neben den atemberaubenden Natureindruecken nicht auch noch ein weiteres Unterhaltungsspektakel geboten wuerde.
Und so stuermt gegen 13.30 Uhr ein Gaucho-Trio unser Zugabteil und schmettert argentinische Folklorelieder, bei denen die anwesenden Argentinier (etwa 85% der Fahrgaeste), so kurz vor dem 200-jaehrigen Jahrestag der Revolution, mit besonders stolzgeschwellter Brust mitsingen.
Dann erreichen wir den hoechsten Punkt und somit den Hoehepunkt der Zugfahrt. Auf 4187 Metern ueberqueren wir das "Viaducto de Polvorilla". Wir sind in den Wolken angekommen.
Als wir aus dem Zug aussteigen, fegt ein eiskalter und unfreundlicher Wind. Wie empfohlen, bewegen wir uns sehr langsam, den besonders ich spuere meine noch nicht ganz auskurierte Erkaeltung angesichts der Hoehe in Form von drueckenden Kopfschmerzen und Schwaechegefuehl.
Der Platz ist gefuellt von bunten Marktstaendchen und fliegenden Haendlern, die Ponchos, kleine Puppen, Steinskulpturen und Empanadas anbieten. Die gleiche Kulisse erwartet uns zwanzig Minuten spaeter, als wir auf dem Rueckweg in San Antonio de los Cobres nochmal stoppen.
Dann treten wir die Rueckfahrt an. Diesmal duerfen wir auf der anderen Fahrseite noch einmal ganz andere Eindruecke geniessen.
Begleitet wird das Ganze natuerlich von weiteren Unterhaltungspunkten wie einem Magier, einem Quiz, einem Spielfilm und Karaoke. Die Stimmung ist ausgelassen, es werden kreuz und quer Gespraeche gefuehrt und auch unsere Sitznachbarn beweisen viel Geduld mit unserem noch unperfekten Spanisch und viel Interesse an uns.
Abschluss der Reise bildet die Uebergabe des "Hoehendiploms". Das Vorlesen unserer Namen bereitet den Zugbegleitern grosse Schwierigkeiten, sorgt aber auch fuer ausgelassenes Gelaechter. Und als Juergen bei Entgegennahme seines Diploms das Mikrofon an sich nimmt und "Viva Argentina!" ruft, sind die Herzen der Mitreisenden ganz auf unserer Seite.
Aufbruch: | 01.10.2009 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 01.10.2010 |
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