Falltür ins Paradies

Reisezeit: Oktober 2009 - Oktober 2010  |  von Katharina L.

Southwest Loop 08.08.-23.08.2010

SAN FRANCISCO

Good Morning, San Francisco!

Good Morning, San Francisco!

Unsere ersten Tage im Schoße der Familie verbringen wir in San Francisco. Wir geniessen einen Spaziergang zum Pier, wo wir auf eine Halle mit antiken Spielautomaten treffen. Völlig fasziniert bestaunen wir Raritäten wie eine handgesteuerte Boxer-Maschine, in der zwei kleine Blechmännchen ihre Fäuste gegeneinander schleudern.

Natürlich wird der ein oder andere Quarter eingesteckt, um "the Timble Theatre" tanzen zu sehen, auf einem antiken Flipper zu daddeln oder sich die Zukunft von einem turban-tragenden Dschinn vorhersagen zu lassen. Auch Suzie können wir nicht widerstehen und folgen ihrer Aufforderung: See Suzie dance the Can-Can for 25 cents, um wenige Sekunden später ihre braunen Holzhüften im Bastrock schwingen zu sehen.

Als krönenden Abschluss probieren wir dann die San Franciscoer Spezialität clam chowder bread bowls - Krabbensuppe im Sauerteigbrotlaib. Fast noch fantastischer als die Krabbensuppe selber ist das Sauerteigbrot, ist es doch schon so lange her, dass wir richtiges Brot und nicht nur fluffiges Weissbrot gegessen haben.

Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der hippiesken Vergangenheit San Franciscos. Wir schlendern durch Haight Asbury mit seinen charmanten Holzhäuschen, seinen kleinen Cafes und Secondhandläden und bekommen auch die ein oder andere Strassenband zu Ohren.

Bei der Ausfahrt aus der Tiefgarage quetschen wir uns gerade so zwischen den parkenden Autos hindurch. An die gewaltigen Ausmaße unseres gemieteten Ford Explorer SUV muss ich mich erst einmal einige Momente lang gewöhnen. Dagegen war "Mississippi" geradezu ein Spielzeugauto.

Ein kurzer Stopp auf der nebelverhangenen Golden Gate Bridge, ein letzter Blick zurück auf die Silhouette San Franciscos. Dann gehts raus aus San Francisco, auf den legendären Highway 1 Richtung Los Angeles.

SANTA CRUZ

Bei sonnigem Wetter fahren wir die wild zerklüftete Küste entlang und erreichen am späten Nachmittag die symphatische "left wing radical meets surf meets boardwalk entertainment"-Stadt Santa Cruz.

Am nächsten Tag gehts weiter Richtung Süden. Wieder passieren wir eine wunderschöne Küste mit schroffen Felswänden und einladenden Stränden. Wir entschliessen uns zu bleiben. Doch leider müssen wir das erste Mal auf unserer Reise die Erfahrung machen, dass hier ohne Reservierung nichts oder wenn dann nur sehr teuer geht.

Nach der nicht ganz einfachen Suche nach einer einigermaßen günstigen Unterkunft an dieser Küste, müssen wir aufgeben und beschliessen, weiter zu fahren. Doch vorher besuchen wir noch eine riesige Seehundkolonie, verbringen einige Zeit am Strand und füttern die Erdmännchen, die - gewöhnt an all die Touristen - neugierig an jeder Tasche schnuppern.

Nach einem stärkenden Picknick geht es weiter Richtung Süden. Am Abend landen wir im verschlafenen Cayucos. Im ortsansässigen Seafood Restaurant empfängt man uns, wie überall hier im relaxten Kalifornien, überaus freundlich und neugierig.

LOS ANGELES

Einen Tag später rollen wir durch die belebten Boulevards von Santa Monica, dem Hausstrand von Los Angeles. Unser asiatischer Hotelier instruiert uns mit nicht ganz untypisch amerikanischer Paranoia. Downtown LA habe er seit 15 Jahren nicht mehr besucht, nachdem er dort zweimal überfallen und ausgeraubt worden sei. Von diesem düsteren Zentrum des Verbrechens sollten wir uns lieber fernhalten

Downtown  - düsteres Zentrum oder

Downtown - düsteres Zentrum oder

moderner Mittelpunkt.

moderner Mittelpunkt.

Zwei Tage später ist von Räubern nicht viel zu sehen. Downtown LA verströmt dafür wieder einmal filmreife Atmosphäre mit einer Mischung aus seinen leicht heruntergekommenen und seinen modernen Häuserschluchten. Es ist ein wenig schade, dass wir aufgrund unseres Zeitplans nicht tiefer eintauchen können.

Dafür fahren wir über den legendären Santa Monica Boulevard (leider keine Spur mehr von Tom Waits zeitweiligen Heimatorten Tropicana Hotel oder Troubadour) und den Sunset Strip (immerhin noch Johnny Depps Viper Club), durch Beverly Hills ins szenige Hollywood, schlendern den Walk of Fame entlang und besuchen, nach einem Blick auf den berühmten "Hollywood"-Schriftzug, die spektakulären Universal Filmstudios.

Die fiktiven Filmwelten wirken auf mich fast realer als die mir immer noch vielfach so fiktiv erscheinende Realität hier in den USA - verwirrende Verhältnisse.

Absolut filmreif dann auch wieder das verstaubte Städtchen Barstow, dessen altmodische Neonreklametafeln bei Sonnenuntrgang die endlose Wüste anblinken. Hier verbringen wir eine Nacht auf unserem Weg ins Spielerparadies. Ein paar Diners, Laundromate, Gas Station, Drugstore, das klassische eingeschossige Motel - Road Movie pur.

LAS VEGAS

Las Vegas - schon an der ersten Kreuzung von Flamingo und Strip, im "modernen" Teil der Stadt, wird richtig geklotzt: Cesar's Palace, Little Venice oder Bellagio Resort lassen in punkto Monumentalität und Glitzerprunk nichts anbrennen. Die schiere Größe verschlägt einem schon den Atem (hat man denn noch welchen bei staubtrockenen 35 Grad nach Sonnenuntergang). Mit offenem Mund steht man da, angesichts des die Lächerlichkeit streifenden Größenwahns, der hier ungehemmten Ausfluss findet.

Einige Kilometer weiter den "Strip" entlang und man gelangt ins "alte" Vegas, der Prunk ist hier weniger mondän, die Stimmung dafür umso ausgelassener. In Vegas darf auch der Amerikaner all das, was in den USA sonst nicht so erlaubt ist (außer vielleicht in New Orleans, doch dazu später): er darf überall rauchen, in jedem Casino, in jedem Club, er darf überall Alkohol trinken und betrunken sein (auch auf der Strasse und ganz ohne braune Papiertüte um die Flasche), er darf sich öffentlich zu Unmoral, Genusssucht und Zügellosigkeit bekennen. Und das tut er hier auch in vollen Zügen. Aus dem ganzen Land scheinen sie anzureisen, um mit Freunden oder Familie mal so richtig die Sau rauszulassen. Verkatert und pleite gehts dann nach dem Wochenende oder auch mal nach einer Woche wieder brav nach Hause ins saubere Einfamilienhaus-Vorort-Idyll. Auch wir lassen uns nicht lumpen, doch, anstatt die Reisekasse aufzubessern, verlieren wir allesamt am Black Jack Tisch.

Trotz Spieltisch-Pleite herrscht bei uns noch gute Stimmung

Trotz Spieltisch-Pleite herrscht bei uns noch gute Stimmung

Gegen 3 Uhr nachts schlendern wir auf dem Weg zum Hotel noch durch Little Venice.

Gegen 3 Uhr nachts schlendern wir auf dem Weg zum Hotel noch durch Little Venice.

Nach drei Tagen Trubel und Pool-Erholung im schönen Hotel, brechen wir wieder in die Wüste auf und steuern das berüchtigte Death Valley an. Am legendären Zabriskie Point schlagen uns als Begleitung zum Anblick der bizarren Felsformationen über 40 Grad Hitze entgegen. Wie im Fieber flimmern die Bilder von Antonionis berühmtem Film am inneren Auge vorüber.

DEATH VALLEY

Zabriskie Point

Zabriskie Point

Im Death Valley National Park gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten mehr. Alles ist ausgebucht. Wie wohl in allen National Parks in der letzten Sommerferienwoche.

Lone Pine

Lone Pine

Wir übernachten in der beliebten Westernfilmkulisse Lone Pine. Man kann die Pferdehufe beim Blick auf die umliegenden, steinigen Berghänge regelrecht klappern hören.

Am nächsten Tag gehts durch den wunderschönen Sequoia National Park, vorbei am leuchtend blau schimmernden Lake Isabel zurück ans Meer. Die Temperaturen sind hier wieder angenehmer und wir fahren die Küste von Cambria an Richtung Norden. In Big Sur besuchen wir das schöne, unkommerzielle, wirklich den Visionen und der Weltsicht des Autors gerecht werdende, mitten im Wald liegende Henry-Miller-Museum.

SANTA CRUZ

Warten auf die nächste Pokerrunde

Warten auf die nächste Pokerrunde

Am Abend erreichen wir wieder Santa Cruz, wo wir uns drei Tage Stranderholung gönnen, ehe es zurück geht nach San Francisco.

Dort kehren wir nochmal für zwei Nächte im Green Tortoise ein. Cable Car Fahrt, Beat Museum und die Besichtigung der beeindruckenden, atmosphärischen Alcatraz-Gefängnisinsel stehen noch auf dem Programm, ehe sich für unsere Familie wieder die Wege trennen. Katharinas Mutter und Bruder fliegen über NYC wieder in die Heimat, während wir einen Flug nach Austin, Texas gebucht haben.

Bei Sonnenuntergang wirkt Alcatraz fast "romantisch"

Bei Sonnenuntergang wirkt Alcatraz fast "romantisch"

Good night and good bye, San Francisco!

Good night and good bye, San Francisco!

© Katharina L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
1 Jahr: Indien – Thailand – Laos – Vietnam – Neuseeland – Chile – Argentinien – Peru – USA
Details:
Aufbruch: 01.10.2009
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 01.10.2010
Reiseziele: Indien
Thailand
Vietnam
Laos
Neuseeland
Chile
Argentinien
Bolivien
Peru
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katharina L. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.