Falltür ins Paradies

Erschoepft, aber gluecklich kehren wir kurz vor Mitternacht vom Bahnhof ins Hostel zurueck. Dort begruessen uns schon Alejandro und Victor, die Hostelangestellten, und bieten uns Bier an. Wir ueberlegen einen kurzen Moment, da wir schon sehr muede sind, sagen dann aber Gott sei Dank doch "ja".

Alejandro, ein Kunsthandwerker und fanatischer Julio Cortazar-Fan, erzaehlt uns von seinem literarischen Projekt, einer Trilogie ueber Facetten menschlichen Wahnsinns. Victor, ein staemmiger, baerenhafter Argentinier mit indianischen Wurzeln von unglaublicher Liebenswuerdigkeit und Hilfsbereitschaft ist die wahrhaft gute Seele des Hostels. Er ist eigentlich Berufsschlagzeuger. Sein Vater betreibt eines der gefragtesten Tonstudios in Buenos Aires, in dem Victor als Studiomusiker gearbeitet hat, und so kennt er natuerlich die gesamte argentinische Musikszene von innen.

Das sind natuerlich gerade die richtigen Themen, um eine Flasche Bier nach der anderen zu leeren und trotz Muedigkeit bis in die fruehen Morgenstunden zu kloenen. Victor erzaehlt uns ausserdem, dass er philosophische Theaterstuecke fuer Kinder schreibe, inspiriert von seiner indianischen Grossmutter, die als Schamanin und Selbstversorgerin mit 78 Jahren zehn Kilometer von einem Dorf in der Region Jujuy entfernt alleine im Wald lebt. Als Victor einst Hermann Hesses "Siddharta" las, dachte er nur: "Ach, genauso hat Oma das auch immer gesagt."

Am naechsten Tag durchstreifen wir dann endlich das entspannte und wirklich schoene Salta, besuche einen Kunsthandwerksmarkt und essen einfache, wunderbar duftende Tortillas an einem Strassenstand.

Am Abend geht es mit Victor, dem lustigen Hollaender Hans, dem filmemachenden Australier Julian und zwei Hollaenderinnen zu einem Club, in dem Freunde von Victor Reggae spielen.

Nach viel Bier gebe ich gegen 3.30 Uhr auf, Katharina, Hans und Julian halten noch bis 7.30 Uhr, zum Schluss auf der Dachterrasse des Hostels, durch. So wird der naechste Tag natuerlich zum strikten Ruhetag erklaert.