Falltür ins Paradies

Reisezeit: Oktober 2009 - Oktober 2010  |  von Katharina L.

Luang Prabang, 05.01.-17.01.2010

Als das Flugzeug sich zum Landeanflug nach links neigt, sieht man, wie sich der Mekong, einer riesenhaften Schlange gleich, durch den Dschungel windet. Dann sieht man den Fluss Nam Khan in einem engen Bogen in den Mekong einmuenden.

In der Gabel, die die zwei Fluesse bilden, liegt eine schmale Landzunge - der alte Stadtkern von Luang Prabang, aus dessen Mitte der Phousi-Berg mit seinem blitzenden, golddachbedeckten Tempel aufragt. Schon aus der Vogelperspektive wirkt Luang Prabang weniger wie eine Stadt, eher wie ein grosses Dorf, mit seinen kleinen, maximal zweigeschossigen Holzhaeusern und der Handvoll Tempel, die dazwischen stehen.

Das kleine Flughafengebaeude liegt auf einer staubigen Ebene, etwa fuenf Kilometer ausserhalb der Stadt. Hier gibt es keine Gangway oder aehnlich modernen Ueberfluss. Man steigt die Rolltreppe hinunter auf die Landebahn und betritt das dreissig Meter entfernte Flughafengebaeude durch eine Holztuere.

Die Formalitaeten warden durch die entspannten und freundlichen laotischen Grenzer schnell erledigt und schon erwarten uns die Tuk Tuk-Fahrer, die uns zu unterschiedlichsten Preisen in die Stadt bringen wollen.

Luang Prabang besteht in der Hauptsache aus der Hauptstrasse, die mitten durch die Landzunge verlaeuft, und den beiden Uferpromenaden - eine entlang dem Mekong, die andere entlang dem Nam Khan. Hier ist jedes zweite Haus ein Restaurant, jedes dritte eine Travelagentur, jedes vierte einKunsthandwerksladen. Dazwischen stehen Tempel, aus denen immer wieder kahlkoepfige, in leuchtend orangene Gewaender gekleidete Moenche zu zweit, oder in groesseren Gruppen stroemen - oft genug mit Handy am Ohr, Zigarette in der Hand oder Dollarscheine zaehlend.

Laeden von Laoten und Laeden von Farangs (westliche Auslaender) halten sich im Zentrum zahlenmaessig etwa die Waage. Wunderschoene Bars und Cafes, wie der von einer Ungarin gefuehrte "Ikon Club" oder das von einer Franzoesin betriebene "L'etranger" fuegen sich dabei harmonisch ins Stadtbild ein.

An diesen Orten kann man in voelliger Gelassenheit und Entspannung die Zeit stundenweise an sich vorbeitroepfeln lassen (im "L'etranger" kann man auch jeden Abend einen Film sehen - mit voellig veraenderten Augen liessen wir uns noch einmal auf die Welt des "Slumdog Millionaire" ein und waren restlos begeistert).

Wir wohnen im Guesthouse der Familie Sisymphone. Papa, Mama, Sohn und zwei Toechter. Ein typisch laotischer Familienbetrieb. Die schon aeltere Mrs. Sisymphone haelt das Finanzregiment. Im Gegensatz zu juengeren Frauen, die viel zu arbeiten und wenig zu sagen und zu lachen haben und gerne mal Opfer haeuslicher Gewalt warden, haben aeltere Ehefrauen durchaus Macht (laotische Maenner ziehen traditionell ins Haus der Familie der Frau).

Die Toechter putzen, waschen und ziehen Kinder gross, der Sohn kocht und geniesst ansonsten das offensichtlich lustige, feier- und trinkfreudige Leben der laotischen Jungmaenner. Die Familie ist, wie wohl ueberall in Suedostasien, das Zentrum des gesellschaftlichen Universums. Ihr dient man und ihren Reichtum sucht man zu mehren. Begriffe wie Individualismus, Sozialismus oder Demokratisierung scheinen dabei voellig unwichtig und uninteressant - die in Stein gemeisselte Familienstruktur ist das, was zaehlt, sonst nichts.

Als europaeischer Gast wird man ueberaus freundlich aufgenommen und darf sich fuer kurze Zeit ein wenig als Familienmitglied fuehlen - doch auch fuer uns heisst es natuerlich "mehre den Reichtum der Familie" und lasse moeglichst viele Kip in ihrem Schoss zurueck. Dann wird beim woechentlichen Gratisabendessen im "Sisymphone Guesthouse" auch mit Lao Lao-Schnaps angestossen.

Schwingt man sich aufs Fahrrad, und laesst die Stadtgrenzen Luang Prabangs hinter sich, gelangt man in den Dschungel. Der ist allerdings, zumindest jetzt in der Trockenzeit, waldaehnlicher als man sich als Europaeer einen Dschungel so vorstellt. Der rote Lehmweg fuehrt uns in kleine Holzhuettendoerfer, in denen die Bewohner aus der Rinde von Maulbeerbaeumen Papier schoepfen oder feine Textilien aus Seide weben.

Zurueck in Luang Prabang, schlendert man abends noch ueber den Hmong-Markt, bedient sich an einem der guenstigen Barbecue und Vegetable Buffets, die am Strassenrand mit wuerzigem Duft betoeren oder kehrt doch noch einmal in ein franzoesisches Café ein, um sich dort mit Kaese (oh ja!) gratiniertes, mit Auberginen und Zucchini belegtes Landbrot auf der Zunge zergehen zu lassen.

© Katharina L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
1 Jahr: Indien – Thailand – Laos – Vietnam – Neuseeland – Chile – Argentinien – Peru – USA
Details:
Aufbruch: 01.10.2009
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 01.10.2010
Reiseziele: Indien
Thailand
Vietnam
Laos
Neuseeland
Chile
Argentinien
Bolivien
Peru
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katharina L. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.