Falltür ins Paradies
Phonsavan, 18.-19.01.2010
Die Sonne brennt auf die staubige Hochebene von Xien Khuang, zehn Kilometer suedlich von Phonsavan. Unser Moped haben wir an der holprigen Strasse geparkt. Kaum ein Lueftchen streicht durch die blassgruenen Nadeln der knorrigen Kiefern. Es ist still an diesem Ort, an dem sich zwei voellig unterschiedliche Geschichten zu einem seltsam verstoerenden Stilleben verwoben haben.
Die eine Geschichte ist tausende von Jahren alt. Sie ist geheimnisumwittert und liegt zum grossen Teil im Dunkel einer lange vergangenen Zeit. Sie erzaehlt davon, wie die fruehen Bewohner von Xieng Khuang wohl ihre Toten bestatteten. In riesigen steinernen Kruegen, die vielleicht auc nur den Ueberresten besonders adliger Verstorbener als Urnen dienten.
Diese eindrucksvollen, weltweit wohl einzigartigen Kruege liegen an unterschiedlichen Stellen verstreut ueber die Hochebene und sie gruppieren sich stumm um die Zeugnisse jener anderen Geschichte - auch sie "Urnen", jedoch von gaenzlich anderer Beschaffenheit.
In ihrer offenbar an Wahnsinn grenzenden Angst davor, das sich selbst gerade von Kolonialmaechten befreiende Suedostasien koennte in den Einflussbereich Moskaus greraten, bombardierte die US-amerikanische Luftwaffe in den Jahren 1964 bis 1972 diesen Landstrich in unvorstellbarer Weise. Ein beispielloses, doch selten erzaehltes Kriegsverbrechen liess Xieng Khuang, das Rueckzugsgebiet der laotischen Befreiungsarmee "Pathet Lao", in einem so infernalischen wie sinnlosen Feuersturm untergehen.
Die Bombenkrater als moderne "Urnen" ueberziehen das Land wie Pockennarben, bilden einen passenden, gleichzeitig bizarren Kontrast zu den steinernen Urnen der Fruehzeit. Die Millionen Tonnen an Bomben, vor allem heimtueckische Clusterbomben, die nach der Landung kleine Sprengsaetze aus ihrem Inneren entlassen, haben Laos tatsaechlich in die Steinzeit zurueckversetzt. Unermessliche Mengen nichtexplodierter Munition (UXO - unexploded ordenance) verhindern bis heute die Nutzung weiter Teile des Landes und behindern Laos betraechtlich in seiner Entwicklung. Folgen eines "heimlichen" Krieges, den zu fuehren die USA tatsaechlich erst 1970 (also nach sechs Jahren!) vor der UNO ueberhaupt erst zugaben.
Als Besucher bewegt man sich vorsichtig zwischen den Markierungen der muehsam und gefahrvoll von Sprengsaetzen befreiten Zonen, haelt manchmal den Atem an und vermeint in der unheimlichen Stille des Ortes den leisen Hall von Geisterstimmen aus der Vergangenheit zu vernehmen.
Aufbruch: | 01.10.2009 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 01.10.2010 |
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