Falltür ins Paradies
Udaipur, 6.10.2009
Bei Sonnenschein verbringen wir mehrere Stunden auf der Dachterasse des Jag Niwahs und schreiben unser Reisetagebuch der letzten Tage. Ab heute nehme ich mir vor, taeglich zu schreiben! Danach folgt ein fast 5stuendiger Marathon im Internet, um Reiseblog und die etwa 250 Fotos hochzuladen. Nun halten uns hier alle fuer komplett seltsam und wir fuehlen uns noch ein Stueckchen mehr aufgenommen als zuvor. Gegen 20.30 h, als wir das Hotel verlassen, treffen wir auf ein paar Bekannte Gesichter. Die indischen "Jungs", die von morgens bis abends auf dem Platz vor unserem Hotel rumhaengen, haben auch alle mitbekommen, dass wir heute zum erstenmal das Hotel verlassen und laecheln kopfschuettelnd darueben. Wir haengen ein bisschen mit ihnenauf der Treppe vor little Armanis Laden rum, beobachten eine muslimische Hochzeit und machen uns dann auf, zu Abend zu essen.
Eine mit Blumenranken bemalte Fassade lockt uns in einen Hinterhof. Wir steigen die Treppen zum Restaurant hinauf. Irritiert von grossflaechigen Spiegelmosaiken im Treppenhaus, die eher wie der Eingang zu einem Pornofilmstudio als eines Restaurants wirken, machen wir kehrt. Dann riskieren wir es doch und sind begeistert. Oben erwartet uns eine Dachterrasse mit hoelzernen Gelaender, niedrigen Tischen, einem Bett aus Kissen, auf die man sich zum Essen flaezen kann und einem atemberaubenden Blick ueber Udaipur.
Schnell lernen wir Rahil, einen der Betreiber des Hotels und Restaurants, sowie Aryurveda-Meister kennen. Nach dem Essen setzt er sich zu uns, offeriert uns eine Nachspeise aus fester Milch, die mit echten Silberflocken garniert ist. Immer wieder schaltet sich ein junger Koch ins Gespraech ein, so betrunken, dass weder seine indischen Freunde, geschweige denn wir ihn verstehen koennen.
Nach nur kurzer Zeit blickt mich Rahil an und spricht: You are unnecesserily thinking about too many things." Anfangs verstehe ich nicht ganz, ob er generell uns Europaeer/Deutschen meint, Juergen und mich oder mich persoenlich. Er erklaert uns, dass er zu manchen Menschen einen natuerlichen Draht habe und Dinge sehen koenne. Dies sei bei mir der Fall. Also beginnt er und spricht soviel Wahres, dass ich erstaunt und fasziniert bin, natuerlich nicht, ohne zugleich zu ueberlegen, woher er diese Dinge ableiten oder wissen koenne. Da wir vorher allerdings wenig Persoenliches ausgetauscht haben und es sich auch nicht um Dinge handelt, die man mal eben mit einer 50:50 Chance erraten kann, bleibe ich fasziniert. Juergen erzaehlt mir spaeter, dass er ebenfalls fasziniert, aber auch erschrocken und eifersuechtig war, dass mir jemand, der mich so kurz kennt, so tief in die Seele schauen konnte.
Rahil, der mit seinen Bruedern aufgrund der politischen Situation in Kashmir vor einigen Jahren nach Rajasthan ausgewandert ist, kocht mir noch einen Tee aus Ingwer, Kardamom und Kashmir-Gewuerzen gegen meine Erkaeltung, die ich mir bei der regnerischen Fototour in Mumbai zugezogen habe, dann verabreden wir uns alle, am naechsten Abend ins Kino zu gehen, um einen Bollywood/Film zu schauen.
Aufbruch: | 01.10.2009 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 01.10.2010 |
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