Falltür ins Paradies
Elefantentrek, 16.01.–17.01.2010
Ein Minibus bringt uns ins etwa zwanzig Minuten von Luang Prabang entfernte Elephant Village. Hier leben ehemalige Arbeitselefanten, die aus ihrer Sklavenschaft in der Holzfaellerindustrie gerettet werden konnten. Da das Transportieren von gefaellten Baumstaemmen durch den Dschungel fuer Fahrzeuge unmoeglich und fuer Menschen zu gefaehrlich und kraeftezehrend ist, werden hierfuer leider immer noch Elefanten eingesetzt. Doch dass auch fuer sie die Arbeit gefaehrlich und zu anstrengend ist, wird von den Betreibern ignoriert. Ganz im Gegenteil werden den Elefanten sogar noch aufputschende Drogen wie Ecstasy unter das Essen gemischt, damit sie schmerzunempfindlicher und leistungsfaehiger sind. Leider nur zu haeufig sind die Elefanten dehydriert und unterernaehrt. Von anderen Verletzungen, die ihnen mit Schlagstoecken zugefuegt wurden, ganz zu schweigen.
Elephant Village hat es bisher geschafft, zehn weibliche und zwei maennliche Dickhaeuter zu retten. Neun der Elefantendamen reiten nun etwa drei Stunden am Tag begeisterte Besucher durch die Gegend und lassen sich von ihnen baden. Die restliche Zeit sind sie im Dschungel, wo sie auch schlafen.
Als wir das Camp zusammen mit zwei Mitreisenden Karim und Bernie, einem Paaerchen aus Australien, erreichen, sind wir schon ziemlich aufgeregt und haben grossen Respekt gegenueber den Riesen. Im Gegensatz zu ihren afrikanischen Verwandten sind diese asiatischen Elefanten zum Glueck etwas kleiner.
Zwischen grauen Falten blickt uns ein mattes Augenpaar an. Zwei fleischige Ohren wackeln zufrieden im Takt des Schrittes und schon wanken wir los, in einem Sitz auf dem Elefantenruecken thronend. Vor uns der Mahout, der im Nacken der Elefantendame sitzend, die Befehle gibt.
Als es anfangs gleich einen kleinen, steilen Weg hinunter geht, krallen sich unsere Haende noch etwas unsicher am Gelaender der Sitzbank fest, doch spaetestens, als der Elefant durch den Fluss (Nam Khan) watet, geniessen wir den Ausritt vollends. Nun wechselt Juergen auch den Platz mit dem Mahout und klettert in den Nacken des Elefantens, um uns sicher wieder zur Plattform zurueckzubringen.
Danach folgt eine Solorunde. Die Sitzbank wird entfernt und nach einer kurzen Einfuehrung in die Technik des Auf- und Absteigens sowie in die Mahoutbefehle, die wir uns schnell auf unsere Handruecken schreiben, um sie im Eifer des Gefechts nicht zu verwechseln, koennen wir die Theorie in die Tat umsetzen.
Mit dem Befehl "Seung" winkelt der Elefant das rechte Bein an. Nun haelt man sich mit der rechten Hand an der inneren Oberkante des rechten Elefantenohrs fest und schwingt sich mit Hilfe des Mahouts, der bereits auf dem Ruecken des Riesen sitzt, auf den Nacken. Unsere ersten Versuche finden sich natuerlich unter unseren Adventures auf youtube wieder.
Lunchpause. Rumfletzen auf flauschigen rosa Decken im Schatten. Einzug in die Dschungellodge, wo wir die heutige Nacht verbringen werden. Vorfreude auf den bevorstehenden zwanzigminuetigen Elefantenritt durch den Dschungel.
Meine Sitzhoecker bewegen sich simultan zu den Schaedelknochen des grauen Berges unter mir. Die Knie fest in die Vertiefungen neben seinen Ohren gepresst, suche ich mit den Haenden gleichzeitig auf dem gewaltigen, mit schwarzen, stoppeligen Haaren versehenen Schaedel Halt. Zwischendurch leises Schnauben. Kurzweiliges Interesse an den koestlichen Blaettern der vorbeiziehenden Baeume und das regelmaessige Wackeln der Ohren erschweren den Balanceakt.
Der Trick ist Vertrauen. Vertrauen und den Koerper ganz weich im Rhythmus des Elefantenschrittes mitschwingen zu lassen. Auch wenn es steil bergab geht, Du wirst nicht fallen, solange Du Dich nicht verkrampfst. Und ploetzlich geht alles ganz leicht. Und es gibt nur noch Mama Elefant, den Dschungel und uns. Zu viert reiten wir im Nacken der Elefanten auf schmalen Pfaden durch das dichte Gruen. Hinter uns sitzen die Mahouts auf den blossen Ruecken der Elefanten.
Stille. Nur das dumpfe Knacken der Aeste, die unter den schwammigen, weich-federnden Elefantenfuessen zerbrechen und Vogelzwitschern in verschiedenen Melodien und Tonhoehen. Dann stimmt einer der Mahouts ein laotisches Lied an. Traurig schoen hallt es durch den Dschungel. Und als wenn nicht schon alles perfekt genug waere, kreuzen hier und da ein paar Schmetterlinge unseren Weg.
Der folgende Besuch eines Wasserfalls und eines kleinen laotischen Dorfes koennen mit dem Dschungelritt nur schwerlich mithalten. Abgerundet wird der Tag dann aber noch mit einer naechtlichen Kanufahrt zu unserer Lodge. Unter uns die schwarzen Fluten des Nam Khan, ueber uns ein atemberaubender Sternenhimmel.
Am naechsten Morgen duerfen wir die Elefanten wieder aus dem Dschungel abholen. Diesmal reite ich eine andere Elefantendame als den Tag zuvor - es wird sich spaeter herausstellen weshalb. Da die Dame sehr verfressen ist, kommen wir an keinem schmackhaften Baum vorbei, ohne dass sie mit dem Kopf hin und her wackelt. Ich brauche bestimmt fuenf Minuten, bis ich mich einigermassen sicher fuehle.
Je mehr wir uns dem Fluss naehern, umso schneller werden die Dickhaeuter, gierig auf ihr bevorstehendes Bad. Das gemeinsame Baden und das Schrubben der Elefantenruecken erweist sich als grossartiger Abschluss des zweitaegigen Elefantentreks. Ich habe den Elefanten erwischt, der es liebt, ganz unterzutauchen und so bin ich in kuerzester Zeit plitschnass, lande zur Freude aller Beteiligten, vor allem meines Mahouts, zweimal komplett im Fluss neben dem Elefanten und muss mich an seinen Ohren wieder auf ihn wuchten. Wir haben jede Menge Spass.
Als Abschiedsgeschenk darf jeder von uns seinem Elefanten noch einen ganzen Eimer Zuckerrohr fuettern und so hallt auf der Rueckfahrt nach Luang Prabang noch lange das saftige Zerbarsten der Zuckerrohrstangen und das glueckliche Schmatzen der Elefantendamen in unseren Ohren nach.
Aufbruch: | 01.10.2009 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 01.10.2010 |
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