Falltür ins Paradies
Abenteuer Dschungel, 20.-21.01.2010
Phonsavan - Pakxan - Pakxe - Champasak
"Und das ist wohl unser Bus", sagt Katharina scherzhaft lachend, waehrend der Tuk Tuk-Fahrer zu unserer grossen Verblueffung nur ernsthaft nickt. Im "White Orchid Guesthouse" hat man uns Tickets fuer einen Mini Van fuer je 150.000 Kip verkauft. Die Tickets wuerden wir vom Tuk Tuk-Fahrer am Busbahnhof ausgehaendigt bekommen (Haeh?). Weshalb, wird uns am Bahnhof schnell klar: Der Tuk Tuk-Fahrer haendigt uns Tickets aus, auf denen steht: 80.000 Kip - und das ist der Tarif fuer den "local bus" - mit dem wir jetzt auch fahren muessen, ohne jedoch vom Guesthouse die Differenz erstattet zu bekommen. Dafuer ist leider keine Zeit mehr.
Auch der Einsatz der laotischen Jungs, die zur Busbesatzung gehoeren hilft da nicht.
Vor uns steht also ein etwa zehn Jahre alter, verbeulter Isuzu-Lieferwagen. Vorderradantrieb, Pritschenaufbau mite in paar Vorhaengen, Dachgepaecktraeger. Unsere Taschen warden auf dem Dach festgeschnuert, dann klettern wir auf die Pritsche. Laut droehnt Lao-Pop aus einer kleinen portablen Box. Wir lassen uns nieder auf einer etwa 25 cm breiten Holzbank, gegenueber von Julia und Jesse, einem Paerchen aus Schweden. "Wollt ihr auch nach Pakxan?" - "Ja." Die beiden haben immerhin nur 100.000 fuer den Bus bezahlt.
Dann wird der "Bus" erst richtig beladen. Zwischen unseren Beinen warden Kartons und Saecke aufgeschichtet. Laoten steigen zu, junge Maenner auf dem Weg zu einer neuen Arbeitsstelle, Marktfrauen mitsamt ihrer Ware, eine Familie mit Hund im Korb - wahrscheinlich ein Mitbringsel fuer das Mittagessen bei Verwandten. Nach muehseligen Beladungs- und Umschichtungsarbeiten setzt sich der Bus endlich in Bewegung.
Die erste Stunde ist angenehm, die Strasse asphaltiert, der Wind blaest angenehm durch die Vorhaenge. Wir plaudern mit unseren schwedischen Nachbarn. Doch dann das Ende der asphaltierten Zivilisation. Ein Abzweig und fuer die naechsten 9 (!) Stunden heisst es "gut festhalten". Mit riesigen Fraesen, scheint es, wurde hier der Weg mitten durch den Dschungel geschnitten, wurden Felsen gesprengt, wurden Millionen Kubikmeter Erde verschoben.
Der Bus poltert und schlingert auf einer atemberaubend verstaubten Piste, versinkt in kratertiefen Schlagloechern, meistert abenteuerliche Steigungen und Gefaelle, durchquert Baeche, ja ganze Fluesse. Es ist nicht zu fassen, wie dieses Auto das alles wegstecken kann. Und das alles voellig ueberladen und ohne Allradantrieb. Chapeau!
Als dann die Kupplung doch irgendwann schlapp macht, kriecht der Fahrer kurzerhand unters Auto, flucht, leiht sich von einem zufaellig passierenden LKW ein Dichtungsgummi, pfriemelt damit irgendwas zusammen - und nach einer halben Stunde geht es weiter, auf und ab, hin und her, als sei nichts gewesen. Wir haben Staubtuecher vor den Gesichtern, auch die Laoten halten sich immer wieder Jacken und Haende vor den Mund - muessen sie ja, neben dem Staub, auch noch den boesen Einfluss der Windgeister fuerchten.
Eine Frau neben uns kann den schaukelnden Bewegungen nicht mehr standhalten und uebergibt sich ausfuehrlich ueber die Reling, begleitet von den weiterdroehnenden Lao-Pop-Klaengen und dem Fusswippen der immer Kippe im Mundwinkel balancierenden, Baseballcap- bzw. Tokio-Hotel-Frisur tragenden Junglaoten. Unser Sitzfleisch wird weicher und weicher geritten. An uns zieht eine immer wilder und wundersamer werdende Dschungellandschaft vorueber.
Als es beginnt zu daemmern, wird die Fahrt noch verwegener. Der Isuzu kaempft sich laut bruellend durch Schlammloecher, reisst halbe Baeume vom Wegesrand, schwankt und stampft wie ein Dampfer im Sturm - aber er haelt auf unerklaerliche Weise durch (und das wahrscheinlich drei Mal die Woche!).
Nach 9 Stunden haben wir wieder Asphalt unter den Raedern und in rasender Fahrt geht es nun noch zwei Stunden nach Pakxan. Von den urspruenglich 16, zwischenzeitlich auch mal 22 Fahrgaesten sind nur noch wir vier und ein laotisches Paerchen uebriggeblieben, als nach 320 Kilometern und 12 Stunden der Motor des Isuzu auf dem Busbahnhof von Pakxe verstummt.
Es ist 20 Uhr. Wir haben gelesen, dass man auf der Strasse 13, die hier vorbeifuehrt, von Vientiane kommende Nachtbusse durch Winken anhalten koenne. Die sollen aber erst so gegen 21.00 Uhr vorbeirollen. So kehren wir in ein Strassenrestaurant ein und bestellen Reis und Bier.
Keine zwei Minuten spaeter kommt Phon, Chef der hiesigen Justizbehoerde, an unseren Tisch. Eine kleine Betriebsfeier haetten sie hier, das da hinten sei seine Belegschaft - drei junge Maenner und jede Menge leerer Flaschen am Nebentisch. Phon preist die Vorzuege der nicht gerade sehr attraktiven Heimatstadt. Als wir sagen, dass wir nur auf der Durchreise sind, wechselt er das Thema und kommt zur eigentlichen Sache - ein grosses Trinkglas Lao Lao-Schnaps und ein leeres Glas stehen ploetzlich auf dem Tisch. Nach alter laotischer Sitte schenkt uns Phon der Reihe nach eine Portion aus dem vollen ins leere Glas, das so von Mund zu Mund um den Tisch wandert. Auch ein zweiter Schnaps darf selbstverstaendlich nicht abgelehnt warden. Nach Phons etwas angetrunkenem Versprechen, er werde uns morgen eigenhaendig die 500 Kilometer nach Pakxe fahren, nachdem wir in seinem Haus uebernachtet haetten, machen wir uns doch so langsam auf den Weg.
Wir winken einen Sleeper Bus an den Strassenrand und steigen ein. Um drei Uhr nachts werden wir aus dem Schlaf gerissen, muessen leider in einen weitaus volleren Bus umsteigen. Nach etwas unbequemen weiteren fuenf Stunden erreichen wir Pakxe.
Julia und Jesse passen und suchen sich ein Guesthouse, wir aber koennen es nicht lassen - per Motorrad-Tuk Tuk zum naechsten Busbahnhof, dann warten wir zwei weitere Stunden in mittlerweile schon wieder bruetender Hitze, ehe wir in einem voellig ueberfuellten Auto-Tuk Tuk weitere 50 Kilometer Richtung Sueden befoerdert werden.
Nur noch mit der Faehre ueber den Mekong setzen, dann ist es geschafft: Nach insgesamt 28 Stunden Fahrt sind wir, reichlich erschoepft, in einem Guesthouse in Champasak angekommen.
Aufbruch: | 01.10.2009 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 01.10.2010 |
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