Falltür ins Paradies
Buenos Aires, 10.-17.05.2010
Auf der zweistuendigen Busfahrt ins noerdliche Stadtviertel Olivo, machen sich bei mir erste Erkaeltungsanzeichen bemerkbar. Der Grippevirus, der im Hostel auch Edu und andere Gaeste befallen hatte, hat sich wohl auch an meine Fersen geheftet. Doch noch kann ich mit Katharina einen wunderschoenen Ausflug geniessen. Mit dem "Tren de la Costa" fahren wir von Olivo aus, vorbei an den Residenzen der argentinischen High Society entlang des meerbreiten Rio Plata, nach Tigre, der Eintrittspforte zum weitverzweigten Delta des Parana-Flusses.
Eigentlich wollten wir vor allem auch den vielgeprieseen Fruchtmarkt von Tigre erkunden, doch der hat ausgerechnet montags immer geschlossen. Wir schlendern durch das ausgestorbene Marktgelaende und dann durch einen oeden Stadtteil zum Bootsanleger. Vorher nehmen wir noch ein maessiges Mittagessen in einem netten Familienlokal zu uns.
Dann fahren wir mit dem Linienboot hinein in die bezaubernde Flusslandschaft, offensichtlich das versteckte Refugium naturliebender buenarenser Aussteiger, deren Anwesen - wunderschoene Haeuser, meist aus Holz, mit ausladenden, baumbestandenen Gaerten - allesamt nur mit dem Boot erreichbar sind.
Das Linienboot haelt an einem privaten Anleger nach dem anderen, Schulkinder steigen ein und aus, Muetter kehren vom Einkauf zurueck, Vaeter von der Arbeit. Auf dem Boot herrscht reger Austausch, offensichtlich ist dies der Ort, an dem sich die weitverstreuten Nachbarn die letzten Neuigkeiten erzaehlen.
Auf dem Rueckweg verlassen wir das Boot am Palast des Tigre Club und wandern die wunderschoene Uferpromenade entlang zum Bahnhof. Der Linienzug nach Retiro bringt uns das Kontrastprogramm zur Hinfahrt. Diesmal durchqueren wir nicht die Villenvororte der Superreichen, sondern die nur wenig dahinter liegenden, verwahrlosten Arbeiter- oder Arbeitslosenvororte der Hauptstadt.
Zurueck in San Telmo, falle ich mit Schuettelfrost ins Bett, waehrend Katharina mich pflegt. Den naechsten Tag verbringe ich unter der Decke, waehrend Katharina ein letztes Mal durch die Strassen San Telmos streift.
Der Bus bringt uns am 12.05., nach Verabschiedung von Edu, vom Sueden in den Norden des Macrocentro, nach Palermo. Hier zeigt sich einmal mehr, wie sich Werbung und Realitaet unterscheiden koennen. Das auf seiner Website so stylish und modern praesentierte "Amasoho Hostel" erweist sich als echtes Drecksloch. Doch als wir das bemerken, haben wir dummerweise schon zwei Naechte im voraus bezahlt. Zwei Tage spaeter ziehen wir ins viel schoenere, weitraeumige "Palermo House" um und sind gluecklich.
Ich lege mich noch einmal ins Bett, waehrend Katharina das neue Quartier erkundet. Palermo gilt neben San Telmo als das ein wenig kostspieligere In-Viertel von Buenos Aires.
Als Hochburg der suedamerikanischen Psychoanalyse auch "Villa Freud" genannt, ist es vor allem gepraegt von unzaehligen Design-, Kunst-, Kleiderlaeden, aber auch von wunderschoen gestalteten Cafes und Restaurants, die vor allem um den zentralen Plaza Cortazar, im sogenannten Palermo Soho zu finden sind.
Die naechsten Tage fuehren wir das typisch bonaerenser Leben des Bummelns durch die schoenen Laeden.
Wir trennen uns und verabreden uns Stunden spaeter im "Cafe Helena", im "Mama Rocha", im "El Frances" oder im "B-Blue Cafe" zum Rendevouz bei Kaffee und suessen Stueckchen. Abends gehen wir bei "Guidos" essen, einem Italiener, bei dem man einfach ein Menue serviert bekommt, ohne zu wissen, was da wohl auf den Tisch kommt. Bei den Antipasti-, Pasta- und Postre-Koestlichkeiten spielt das auch gar keine Rolle.
Ein anderer Abend fuehrt uns in den "Thelonious Club", einem modern gestylten Jazzclub, wo wir den etwas akademisch-verkopften Klaengen eines argentinischen Saxophon Quartetts ("Luis Nacht Quartet") lauschen.
Wir lassen uns in die "Esquina de Libertad" treiben, einem alternativen Club mit wunderschoener Dachterrasse, in dem wir einen grandiosen brasilianischen Saenger bei einem Spontanauftritt, begleitet von zwei Gitarristen, erleben. Oder wir schlagen uns die Nacht im Hostel mit dem aus New York stammenden Nachtrezeptionisten Chris um die Ohren.
Und eines darf natuerlich nicht fehlen: Unsere Tangostunde. Nach einem staerkenden Kaffee im "Mama Rocha", begeben wir uns am 13.05. um 18.00 Uhr in die Kellerraeume des "Armenia Social Club" zum "La Viruta Tango". Nach einigen Aufwaermuebungen werden drei Gruppen eingeteilt. Wir begeben uns mit drei anderen Paaren zu den Anfaengern und bekommen von unserem sehr guten Tanzlehrerpaar den Basisschritt mit einer Variation beigebracht, den wir dann eine Stunde lang zu stilechter Musik ueben. Nach einer Stunde sinke ich erschoepft auf einen Stuhl und genehmige mir ein Bier, waehrend sich Katharina noch in die anschliessende Salsastunde hineintanzt.
Immerhin wurden wir von unserer Tanzlehrerin unglaeubig gefragt, ob das wirklich das erste Mal ist, dass wir Tango tanzen. Mit ein wenig stolzgeschwellter Brust schlendern wir eleganten Schrittes hinaus in die Nacht ...
Am Sonntag, 16.05., feiern wir unseren Abschied von Buenos Aires mit einem unvergesslichen Ausflug zur Feria de Mataderos. Mataderos ist das ehemalige Schlachthofviertel ganz im Suedwesten.Nochmal durchqueren wir mit dem Bus diese Riesenstadt.
Der aufsteigende Rauch der Assado-Grills vernebelt die Buehne, auf der verschiedenste folkloristische Tanz- und Musikauffuehrungen dargeboten werden. Die Stimmung ist wunderbar herzlich-familiaer, vor der Buehne tanzen Jung und Alt traditionelle anmutig-elegante Taenze.
Die Stadt bietet hier noch einmal alles an herzergreifenden Charme auf, um uns den Abschied so schwer wie moeglich zu machen. Ein letztes Mal fahren wir, erfuellt von den Eindruecken dieses Tages, zurueck ins Stadtzentrum.
Aufbruch: | 01.10.2009 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 01.10.2010 |
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