Falltür ins Paradies
Machu Picchu. 09.07.-11.07.2010
Schwierig, schwierig sei es, auf eigene Faust zum Machu Picchu zu kommen. Zugkarten seien sehr schwer zu bekommen und dann auch nur zu voellig ueberteuerten Preisen. Eine organisierte Tour - das sei einfach die mit Abstand guenstigste Moeglichkeit: 150 US$ pro Person fuer drei Tage und zwei Naechte. Darunter sei nichts zu machen.
Soweit Jimmy, der Reiseagent aus Cusco.
Wir gehen zwei Tage vor dem von uns gewuenschten Reisetermin einfach zum Bahnhof und kaufen fuer je 65 US$ ein Hin- und Rueckfahrticket. Rechnet man das Taxi nach Ollantaytambo, zwei Uebernachtungen in Agua Caliente sowie die Eintrittskarten zum Machu Picchu hinzu, kommt man insgesamt auf etwa 130 US$ pro Person. Soviel dazu.
Nachts um 3.15 Uhr machen wir uns mit leichtem Gepaeck auf den Weg zum Kollektivtaxistand in Cusco. Mit acht anderen Reisenden fahren wir eineinhalb Stunden durch die dunkle Nacht nach Ollantaytambo. Dort wartet der Zug bereits.
6.00 Uhr verlaesst der Zug den Bahnhof und die aufsteigende Sonne beleuchtet einen wilden Fluss, an dessen Lauf entlang sich die Eisenbahnschienen durch schroffe Felsformationen und Hochdschungel winden.
Etwa zwei Stunden spaeter treffen wir in Agua Caliente ein. Die Ortschaft hat offensichtlich keinerlei andere Funktion als Ausgangspunkt fuer Machu Picchu Touren zu sein. So besteht sie fast ausschliesslich aus Hostels, Gastronomie und Nippeslaeden.
Wir checken in ein guenstiges Hostel ein und machen eine erste Erkundungstour entlang des Flusses. Hoch ueber uns, auf dem Kamm eines steil aufragenden Berges, koenen wir die Umrisse unseres morgigen Ziels erahnen. Zuerst geht es jedoch in einen "Orchideengarten".
Unser Fuehrer zeigt uns mitleidig in einem Hochglanzprospekt, den er aus der Hosentasche zieht, all die wunderschoenen Orchideenblueten, die zur Bluetezeit die zu dieser Jahreszeit nur aermlich im Wind baumelnden gruenen Stengel zieren. Und der Spass kostet auch noch Eintritt!
Auch am naechsten Morgen klingelt unser Wecker um 3.00 Uhr. Um 3.30 Uhr sind wir auf dem Weg. Ausgeruestet mit unserer kleinen Taschenlampe tasten wir uns durch die Dunkelheit heran an den Berg. Dann beginnt der erbarmungslose Aufstieg.
Unerbittlich folgt steinerner Treppenabsatz auf steinernen Treppenabsatz. Wir sind nicht die einzigen, die keuchend und mit auf den Knien aufgestuetzten Haenden alle paar Meter um Luft ringen. Noch eine Treppe. Noch eine. Hoert das denn nie auf?
Um 5.15 Uhr erreichen wir schliesslich voellig durchgeschwitzt das Tor zum Machu Picchu. Erst mal setzen. Immer noch ist es stockdunkel. Wir sind unter den ersten hundert Ankoemmlingen, was uns eigentlich eine Eintrittskarte fuer den nochmals dreihundert Meter hoeher gelegenen Waynapicchu garantiert. Doch wir entscheiden uns fuer eine andere Route.
Den schoensten Blick aufs Machu Picchu bei Sonnenaufgang habe man vom Intipunku, dem Sonnentor, aus. Wir machen uns auf den Weg, der Anstieg ist nun zwar etwas flacher aber immer noch anstrengend genug. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir das Sonnentor.
Es ist nun fast hell, aber von Sonnenaufgang keine Spur. Wir befinden uns mitten in dichten Wolken, Nebel versperrt den Blick aufs Tal, nichts ist zu sehen von den Inkaruinen.
Wir setzen uns, ruhen uns aus und unsere gewohnte Langsamkeit wird heute mal wieder belohnt. Die meisten anderen Touristen sind ungeduldig schon wieder Richtung Eingangsbereich abgewandert, als sich ploetzlich, binnen Sekunden, Wolken und Nebel lichten. Und da liegt es unter uns, die weissen quarzhaltigen Steine funkelnd im Sonnenlicht - das legendaere Machu Picchu.
Fuer diesen Blick haben wir die Qualen der Nacht auf uns genommen. Das macht ihn natuerlich um so beeindruckender.
Mit vielen anderen Touristen streifen wir dann einige Stunden durch die beeindruckenden Anlagen, ehe wir gegen Mittag den Rueckweg antreten.
Das Essen, mit dem wir uns fuer die Anstrengungen belohnen wollen, ist fuerchterlich, aber immerhin bekommen wir - das Angebot gilt fast in allen Kneipen Agua Calientes - vier Happy Hour Pisco Sours zum Preis von einem.
Am naechsten Tag pflegen wir unsere geschundenen Koerper im natuerlichen Thermalbad. Eine wahre Wonne bei sonnigem Wetter und toller Naturkulisse.
Am Abend dann gehts mit Zug und Minibus zurueck nach Cusco.
Und wir haben es doch auf eigene Faust geschafft ...
Aufbruch: | 01.10.2009 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 01.10.2010 |
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