Falltür ins Paradies
Golden Bay, 24.02. – 06.03.2010
24.02. - Die fruehe Nachtruhe hat mir die gestrige Erschoepfung nicht nehmen koennen. Ganz im Gegenteil fuehle ich mich noch kraftloser und mein Hals schmerzt beim Schlucken.
Wir brechen nach Totaranui in der Golden Bay auf, in der Hoffnung, einige erholsame Tage dort zu verbringen und durch die Entspannung wieder neue Energie zu sammeln. Doch waehrend der Fahrt geht es mir immer schlechter. Ich kann nicht einmal die eindrucksvolle Kulisse geniessen, durch die wir uns ueber eine endlos lange Schotterstrasse bergauf und bergab bewegen. Vorbei an silbrigschimmernden Baeumen, tiefen Schluchten, gewaltigen Bergen.
Mein sich im Geiste wiederholendes Mantra lautet nur: Lass uns endlich ankommen, lass uns endlich ankommen, lass uns endlich ankommen. Als wir dann endlich im Totaranui Reserve Camp ankommen, stellen wir "Mississippi" ab und laufen ein paar Schritte am Strand entlang. Klares, azurblaues Wasser grenzt an goldgelben Sand. Ausgeblichenes, fast weisses Treibholz verteilt sich ueber den Strand. Wunderschoene Wildheit!
Dennoch lege ich mich in den Bus um auszuruhen. Der Schmerz beim Schlucken wird immer staerker. Ich gurgle mit Salz, da wir nichts anderes haben und es hier im Abel Tasman Nature Reserve natuerlich keine Laeden, Apotheken etc. gibt. Und wie es immer so ist, wenn man denkt, "alles halb so schlimm, ein bisschen Halsschmerzen kriegen wir ja wohl schnell wieder in den Griff", fuegt sich eine naechste Widrigkeit hinzu. Es beginnt zu regnen und es regnet und regnet und regnet sich so richtig ein. Und wie es dann immer so ist, wenn man denkt "ja danke! Das hat ja noch gefehlt, schlimmer kanns ja wohl jetzt echt nicht mehr kommen", kommt es natuerlich schlimmer.
Und so dauert es nicht lange, bis wir feststellen, dass diese kleinen schwarzen Fliegen, die zu tausenden um uns herumschwirren, Sandfliegen sind. Die Stiche beginnen sofort zu jucken und das von uns nun angewendete Citronella scheint die hinterhaeltigen Biester nur noch mehr anzulocken. Wir verschanzen uns im Bus, schliessen alle Fenster und ersticken fast.
Juergen, der wie immer darum besorgt ist, dass es mir gut geht, pirscht in Sturmjacke gehuellt in den Regen und kocht dort eine Nudelsuppe vietnamesischer Art, die mich wieder zu Kraeften bringen soll. Vor uns liegt eine schlaflose Nacht in einem viel zu engen, stickigen Bus bei prasselndem Regen und Sandfliegenattacken, die immer wieder aus dem Nichts auftauchen.
25.02. - Am naechsten Morgen gluehe ich. Das Fieberthermometer bestaetigt es: 38,6 Grad Celsius. Wir brechen sofort ins 35 Kilometer entfernte Takaka auf, da dort der naechste Arzt ist. Fieberphantasien versuessen mir die Fahrt und so sehe ich zum Beispiel Stuntman Mike in Gestalt eines Kaefers, der sich laenger als zehn Minuten waghalsig auf unserer Windschutzscheibe haelt.
Als ich vier Stunden spaeter meinen Termin bei Dr. Peter Gibbs habe und mein Fieber mittlerweile auf fast 40 Grad angestiegen ist, verordnet mir dieser 1000 mg Paracetamol alle vier Stunden und Bettruhe. Eine weitere Nacht im Bus waere unvernuenftig und unertraeglich, also checken wir ins "Telegraph Hotel" ein.
Die Waende und Moebel des "Telegraph" koennen Geschichten erzaehlen, alles ist wie in den 1920ern belassen. In der Luft haengt ein Geruch, wie ich ihn aus den Wohnungen alter Menschen kenne - eine Mischung aus Urin und Multivitaminsaft.
Die Tabletten bringen ziemlich schnell Linderung, das Fieber sinkt immens und die Schmerzen lassen nach. Meine Energie mehrt sich und ich habe zum ersten Mal heute Appetit. Juergen und ich gehen hinunter in die Bar des "Telegraph" und lassen uns jeweils ein fettes, medium gebratenes Porterhouse-Steak mit Pommes und Salat schmecken.
Doch scheinbar war die Besserung meines Zustandes nur die Ruhe vor dem Sturm und so werden die naechsten beiden Naechte und Tage ein ziemlicher Kampf. Ich schlafe viel und lese "Die Frau des Zeitreisenden", immer wieder unterbrochen von fieberphantasieaehnlichen Zustaenden. Ich bin ueberzeugt davon, dass Zeitreisen moeglich ist, sehe alles ganz klar, denke an meine schwangeren Freundinnen, wundere mich, dass noch niemand auf die Idee kam, aus Muttermilch Kaese zu machen, auch wenn ich ihn ungern probieren wuerde ...
Juergen kauft ein, versorgt mich, macht einige Fotos von Takaka, damit ich die Stadt sehen kann. Das Fieber haelt sich hartnaeckig und sobald die Paracetamol ihre Wirkung verliert, steigt es wieder an.
Am Samstag gegen Mittag verbessert sich mein Zustand schlagartig. Das Fieber scheint im Griff und ich will mich nur noch weiter ausruhen, damit wir vielleicht am naechsten Tag weiterreisen koennen. Wir sind vorbereitet, dass heute Abend ein DJ im Telegraph auflegt und es somit lauter werden kann. Als er am fruehen Abend Soundcheck macht, sind wir trotzdem geschockt, wir laut die Anlage tatsaechlich ist und wie hellhoerig die alten Waende des Telegraphs sind. In unserem Zimmer hallt die ganze Palette der Rock-Klassiker von "born to be wild" ueber "we will rock you" bis hin zu "smoke on the water". Man hoert stampfende Fuesse (echt, Square Dance?) und groelende Gaeste. Als der DJ den Rausschmeisser "paradise by the dashboard light" spielt, ist es drei Uhr. Endlich huellt sich die Nacht in Stille.
"Ssssmmmt", brummt mein Handy. Es ist drei Uhr dreissig. Eine SMS? "Seid Ihr am Meer? Weil Tsunami-Alarm fuer alle Pazifik-Anreiner-Staaten. Auch Neuseeland. Mama".
Wir stehen senkrecht im Bett. Ich kann mich kaum beruhigen. Alle Bilder der Tsunami-Ausstellung im Siriraj-Hospital in Bangkok sind mit einem Schlag in meinem Kopf. Juergen beruhigt mich. Alles ist gut, wir sind nicht direkt am Meer. Befinden uns nur in der Naehe einer ohnehin schon ungefaehrdeten Kueste. Also, doch noch ein paar Stunden Schlaf in dieser Nacht.
28.02. - Pakawau. Meine Kraft ist zurueck. Es ist Zeit, die neun Quadratmeter, die mir mittlerweile so vertraut sind, zu verlassen. Eigentlich kann es mir nicht schnell genug gehen, wieder ans Meer zu kommen, meinen Koerper mit Sonne aufzutanken. Doch im Rahmen der Tsunami-Warnung, die aufgrund des schrecklichen Erdbebens in Chile ausgerufen wurde, wird allen - auch Personen in eher ungefaehrdeten Gebieten - empfohlen, sich vom Meer fernzuhalten. Viele ignorieren die Empfehlung und fahren an den Strand, um nach Riesenwellen Ausschau zu halten.
Wir entscheiden uns, lieber einen schoenen Fluss im Landesinneren zu suchen, dort in Ruhe zu fruehstuecken und weitere Meldungen abzuwarten. Nach langer Suche lockt uns ein Wegweiser mit der Aufschrift "Devil's Boots - 1 km" an einen wunderschoenen, einsamen Bach. Sein Rauschen begleitet Juergens Gitarrespiel.
Ab und zu schleicht ein Treker vorbei oder einige Pilger, die auf dem Weg zum "Cabarett in the Cave" sind, passieren die nahe gelegene Bruecke, winken uns begeistert zu, als sie uns am Ufer singen und tanzen sehen. Gegen Abend, als die Tsunami-Warnung aufgehoben ist, machen wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz in der Golden Bay.
Eine zu einem Café/Restaurant umgebaute alte Schule, das "Old School Café", in Pakawau begeistert uns sofort und als wir dann vom Camp Manager Stu mit erhobenem Daumen, einem breiten Grinsen und den Worten "Just pick ya favourite spot and everythings sweet" begruesst werden, sind wir ueberzeugt, am richtigen Ort gelandet zu sein.
Mit der fuenfkoepfigen, weltreisenden Familie Chandler (Pete, Blaire und ihre drei Soehne) und dem Camp-Langzeitbewohner Kevin haben wir supernette Nachbarschaft.
Ansonsten ist der Campingplatz angenehm ruhig und der breite, weisse Sandstrand laedt zum spazieren ein. Zum Baden ist es mir allerdings nach dem Fieber noch zu kalt.
01.03. - Pakawau. Da es in Pakawau keine Laeden gibt, verbinden wir das Einkaufen mit einem Ausflug nach Collingwood. Der heiss empfohlene Besuch von "Rosy Glow's Chocolate Shop" stellt sich leider als Enttaeuschug heraus, da die Schokolade und Pralinen fuer unseren Geschmack viel zu sues und kuenstlich sind. Der Laden selber mit seiner ausladenden von dunklem Holz umrahmten Glasvitrine und die Besitzerin sind allerdings sehr schnuckelig.
Ausreichend entschaedigt werden wir von einem ausgedehnten Strandspaziergang und dem Besuch des "Historical Museum Collingwood" mit seinen zum Teil schrulligen Ausstellungsstuecken. Unser Favorit ist das Pamphlet "The Girl In Red", das die Geschichte von Nita Rosslyn erzaehlt, die die Welt von 1927 bis 1940 mit dem Fahrrad umrundet hat. Auf ihrer zweijaehrigen Tour durch Neuseeland machte sie ebenfalls Stop in Collingwood und sorgte fuer grosses Aufsehen. Und so steht geschrieben: "Her red clothing and unusual habits (e.g. keeping her bicycle in her bedroom) caused speculation she was a man or a spy, but there was no evidence." Auch gut gefallen uns der deutsche Kaiser und sein Gefolge als Papp-Schiessbudenfiguren.
Abends erweist sich Stu als noch liebenswuerdiger als wir ihn bisher eh schon kennengelernt haben und ueberschuettet uns mit Bergen von Miesmuscheln, die wir dann mit Rotweinsauce zubereiten.
Als er sie fuer uns aus der Kuehltruhe holt, blicken uns drei uebereinandergestapelte Haie an, die zuerst noch zur Seite gehievt werden muessen. Als Stu erfaehrt, dass wir noch niemals Hai noch Austern gegessen haben, ist das Seafood-BBQ fuer den folgenden Abend von ihm beschlossene Sache.
02.03.2010, Pakawau
Barfuss schlendern wir auf dem Farewell Spit, einer 35 km langen Landzunge, die den noerdlichsten Punkt der Suedinsel bildet. Links von uns weisse Sandduenen, rechts von uns strahlend blaues Wasser und duzende von schwarzen Schwaenen, Moewen und Oystercatchern.
Stunden spater bei Ebbe brechen wir zu einem anderen Strand auf, den uns Stu zum "mussel digging" empfohlen hat. Und tatsaechlich muss man seine Hand nur in den nassen Boden stecken und schon hat man ein, zwei, sogar drei Muscheln gefunden. That's big rock candy mountain! Wir waehlen nur die groessten, die wir finden koennen und schon nach kuerzester Zeit ist unser Eimer halb gefuellt. Das reicht locker fuer Pasta mit Muscheln und Knoblauchbutter. Doch zuerst muessen die Muscheln noch eine Nacht in frischem Meerwasser waessern, um den Sand auszuspucken.
Stu hat nicht zuviel versprochen. Kiloweise stopfen Kevin, Stu's Mutter, Juergen und ich gegrillte Austern in uns hinein, bevor Stu uns dann den Hauptgang Rigshark-Steak serviert. Das Steak ist zart und saftig, am ehesten vergleichbar mit Haehnchen, aber viel besser. Wuerden wir nicht immer wieder "Stop" schreien, wuerde Stu uns immer weiter fuettern. Wir bedanken uns oft und Stu, sichtlich erfreut, dass es uns geschmeckt hat, antwortet immer nur laechelnd: "No worries! Everything's sweet, man!"
03.03.2010, Pakawau
Ein Pferdesattel unterscheidet sich noch einmal ganz und gar von einem Elefantennacken und einem Kamelhoecker. Und so heisst es mal wieder, die richtige Balance zu finden. Bei diesen gut trainierten Pferden eigentlich nicht schwierig, wenn da nicht das Problem mit der Koerperspannung waere. Vor allem das Traben stellt eine echte Herrausforderung fuer uns dar. Doch die meiste Zeit reiten wir gemuetlichen Schrittes auf Copper und Rocky.
Wir haben als Trek den "old man range" ausgewaehlt und koennen nun, nachdem wir durch einen Fluss geritten sind, vom Bergruecken aus den Ausblick auf den Farewell Spit geniessen. Von hier oben wirkt alles noch beeindruckender. Der Weg ist oftmals sehr steil und steinig und man wundert sich, wie die Pferde das alles meistern. Aber es scheint fuer sie kein Problem zu sein. Selbst wenn sie einmal von einem Stein abrutschen, fangen sie sich wieder und gehen dann sicheren Schrittes weiter. Wir haben einen tollen Ausritt durch unglaubliche Landschaften, auf schmalen Pfaden, die von Manuka-Bueschen und anderen struppigen Wildgewaechsen gesaeumt sind. Am meisten geniessen wir das Galloppieren, das sich anfuehlt wie - ja, fast wie fliegen.
Nach einer kurzen Pause geht es zum Wharariki Beach, denn dort soll man Robben beobachten koennen. Schon auf dem halbstuendigen Spaziergang zum Strand durchqueren wir eine tief beeindruckende, unendliche Landschaft.
Wir laufen durch weite, gruene Auen, die hunderte von Schafen beheimaten - das Gras so gruen und saftig, dass es einem selbst schon das Wasser im Munde zusammenlaufen laesst. Dazwischen goldgelbe, huefthohe Graeser und knorrige "Zauberbaeume".
Wir waeren nicht ueberrascht, wenn nun ein Hobbit unseren Weg kreuzen wuerde. "Ach, Frodo, wie geht's denn?" "Gut, gut. Ab und zu hab ich mal einen dieser schrecklichen Migraene-Anfaelle wegen dieser Ring-Geschichte von damals. Ihr wisst schon..."
Der letzte Teil des Weges fuehrt uns durch eine ausgedehnte Sandduenenlandschaft. Wir entledigen uns unserer Schuhe und geniessen das Gefuehl, barfuss durch den feinen Sand zu laufen. Die Sonne scheint - everything's sweet!
Und dann gelangen wie an den - wie wir beide spaeter feststellen - schoensten Strand, den wir bisher in unserem Leben gesehen haben. Kilometerweit erstreckt sich der Wharariki Beach. Schroffe, schwarze Felsformationen klaffen zum Himmel, stehen ganz im Kontrast zum feinen, weissen Sand. Ein rauer Wind peischt ueber die Kueste und laesst die Sandkoerner am Boden in kleinen Kreisen tanzen. Die Graeser auf den Duenen werden wild hin und her gewirbelt. Wir suchen Schutz im Windschatten einer riesigen Felswand und beobachten das Schauspiel. Dann erblicken wir unsere erste Robbe in freier Wildbahn. Wir naehern uns vorsichtig und schauen zu, wie sich eine zweite Robbe dazugesellt.
Das tolle an Robben ist, dass sie ihr Leben in vollen Zuegen zu geniessen scheinen und vieles nur aus Spass tun: sich in der Sonne raekeln, sich im Sand hin- und herrollen, durchs Wasser huepfen, sich genuesslich mit der Flosse jucken. Wir beobachten die Robben lange und koennen gar nicht genug bekommen.
Hungrig kehren wir zum Campingplatz zurueck. Am Boden des Muscheleimers hat sich einiges an Sand abgesetzt. Sorgfaeltig schrubben wir die Muscheln, werfen sie in kochendes Wasser, pulen sie, braten sie in Knoblauchbutter an und mischen sie mit der Pasta. Koestlich! Unser erstes selbstgefangenes Essen!
Do., 04.03., ueber Onekaka zurueck nach Takaka.
Den Vormittag verbringen wir ein letztes Mal an der goldenen Kueste, sammeln Muscheln und Steine, die dann wohl bald im naechsten 5-Kilo-Paket nach Deutschland geschifft werden. Nach einem letzten Haifischsteak zum Mittag brechen wir langsam nach Takaka auf. Auf dem Weg dorthin gehen wir Doros Empfehlung nach, machen einen Zwischenstop im "Mussel Inn" und lassen uns ein eiskaltes Manouka-Bier schmecken. Als dann ein Junggesellinnentrupp, bekleidet mit Hasenohren und Abendkleidern die Bar stuermt, entscheiden wir uns, nach Takaka weiterzuziehen. Dort landen wir in der "Roots Bar", wo wir bei Dub Rock und Black Tasman Beer reichlich ueber die Straenge schlagen und lernen, wie man richtig Sambuca trinkt. Spaeter nachts klettern wir in den gemuetlichen, warmen Bauch Mississippis, den wir vorher direkt zwischen "Roots Bar" und dem Info-Center geparkt haben.
Fr., 05.03., Takaka - Totaranui.
Da wir schon wissen, was uns in Totaranui erwartet, legen wir in Takaka Vorraete - inklusive Insektenschutzmittel - fuer die naechsten Tage im Abel Tasman National Park an. Unterwegs legen wir einen Fruehstuecks- und Besichtigungsstop beim "Grove" ein.
Nach einer kurzen Wanderung durch den Busch, erreichen wir zwei meterhohe Felsen, in deren Mitte ein schmaler, etwa zehn Meter langer Pfad zu einer Aussichtsplattform fuehrt. Wir laufen durch die Felsspalte und es eroeffnet sich uns ein toller Ausblick ueber weite Felder, grasende Schafsherden und Berge. Neuseeland ist wirklich das Naturerlebnis pur. Natuerlich kennen wir einige der Landschaftsformen schon aus anderen Laendern, aber in Neuseeland begegnen sie uns in viel groesseren Formaten.
Im sonnigen Totaranui faulenzen wir am goldgelben Sandstrand. Spaeter bastle ich aus Pappe ein Backgammonbrett. Ich male die Felder sorgfaeltig in braun und weiss aus, waehrend Juergen Muscheln und Steine als Spielfiguren sammelt. Stolz bauen wir das Spiel auf, um dann festzustellen, dass wir keine Wuerfel haben. Wir wuerfeln mit sechs Muenzen: Zahl ist ein Wuerfelauge, die andere Seite gleich Null. Da diese Art zu wuerfeln sehr langatmig ist (und staendig nur Dreier und Vierer, aber nie Einser oder Sechser fallen), geben wir relativ schnell auf und entscheiden uns, moeglichst bald echte Wuerfel zu kaufen.
Es ist Zeit, unseren neuen Grill einzuweihen. Wir freuen uns schon auf Porterhouse Steaks, gegrillte Kartoffeln und Maiskolben. Doch leider will die Grillkohle nicht im geringsten gluehen. Wir probieren wirklich alles, doch nichts tut sich. Irgendwann kommt unser Nachbar und schenkt uns mitleidig Feuerholz. Also, Planaenderung. Offenes Feuer ist eh viel besser.
Es wird immer spaeter und dunkler, wir immer hungriger, aber immerhin brennt das Feuer nun. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Ein unbenutztes bordeauxrotes Bettlaken benutzen wir als Tischdecke. Wir haben Kerzen, Bier und jede Menge gutes Essen. Die Kartoffeln sind butterweich, mit waessrigen Muendern legen wir die Steaks auf den Rost, dann beginnt es zu nieseln. Wir entscheiden, dass es bestimmt gleich wieder aufhoert, da beginnt es, immer staerker zu regnen. So schnell wir koennen rennen wir zum Van, reissen die Heckklappe auf und tragen alles darunter. Wieder ist es unser Nachbar, der uns rettend einen Regenschirm bringt, damit wir zumindest noch unsere Steaks trocken zu Ende grillen koennen. Wir essen halbwegs im Trockenen, es schmeckt fantastisch und der Regen haelt die ganze Nacht an. Immerhin wirkt das Insektenspray dieses Mal.
Sa.,06.03., Totaranui
Anapai > 2,5 km, 1 h. Wieder einmal sind wir fasziniert von der wunderbaren Pflanzenwelt Neuseelands: purpurfarbene Beeren, Palmen, alte moosbedeckte Baeume deren dicke Staemme unseren Armumfang bei weitem uebersteigen. Ab und an oeffnet sich eine Luecke im dichten Busch und bietet so den Ausblick auf kleine Sandinseln, hohe goldene Graeser und schmale Baeche. Da wir gerne noch weiter wandern wollen, entscheiden wir uns, noch den Loop und den Loop im Loop zu laufen.
Nach etwa zwei, zweieinhalb Stunden erreichen wir den wunderschoenen, einsamen Anapai Beach. Wir teilen uns den Strand nur mit einer Handvoll Menschen, die sich irgendwo in weiter Ferne am Ende des Strandes befinden.
Obwohl es ziemlich windig und das Wasser auf den ersten Versuch sehr kalt ist, springen wir dennoch ins Meer und werden belohnt mit riesigen Wellen, die uns auf ihren wilden Ruecken tragen. Spaeter haben wir noch das Glueck, einen Yellow Eyed Penguin am Strand zu treffen. Bei Feuer und Stockbrot beenden wir diesen wunderschoenen Tag.
So.,07.03., Totaranui
05.15 Uhr. Es ist stockdunkel, wir noch verschlafen. Im Licht der Taschenlampe bewegen wir uns durch den morgendlich nebligen Busch. Noch ist alles still. Selbst die Voegel scheinen noch zu schlafen.
Dann geht es bergab. Eine kurze Zeit fuehrt der Pfad am Strand entlang. Langsam bahnt sich die Sonne ihren Weg herauf, taucht alles in blasses Licht.
Dann geht es wieder in den Busch. Nun begleitet uns munteres Vogelgezwitscher. Gegen sieben Uhr erreichen wir das erste von zwei Inlets, die wir auf diesem Trek zur Tonga Bay durchqueren werden. Da man die beiden Inlets nur bei Ebbe durchlaufen kann, haben wir uns vorher die Zeiten dafuer genau berechnen lassen.
Etwa einen halben Kilometer muessen wir zuruecklegen, bevor wir das Inlet durchwatet haben. Das Wasser ist zum Teil kniehoch und eiskalt.
Waehrend des ganzen Treks bleibt die Sonne hinter den Wolken und es will nicht wirklich warm werden. Doch schon kurz nachdem wir in der Tonga Bay angekommen sind, reissen die Wolken auf und es wird richtig heiss. Nach einem Picknick und einiger Zeit am Strand, nehmen wir ein Wassertaxi zurueck zum Campingplatz.
Auf dem Weg dorthin sehen wir Rochen und noch mehr Pinguine. Der Fahrer erzaehlt uns einiges zur Gegend. Dann passieren wir noch einmal das erste Inlet, das mittlerweile eine enorme Wandlung vollzogen hat und nun nicht mehr zu Fuss zu durchqueren waere.
Aufbruch: | 01.10.2009 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 01.10.2010 |
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