TimeOut in Südamerika
Woche 15 19. - 25. Juli 2008: Affen
Ich habe einen neuen Guia. Gestern ist eine neue Touristengruppe angekommen. Diese braucht einen zweisprachigen Guia und so hat man kurzfristig Oracio abkommandiert. Für mich ist jetzt Joaquin zuständig. Ich kann nicht sagen, dass ich begeistert wäre, aber es lässt sich nichts machen.
oh oh oh
Wir fahren heute auf die Isla de los Monos, auf die Insel der Affen. Es ist eine ziemlich lange Fahrt mit dem Boot dahin. Auf der Insel wohnt eine Familie, die verschiedene Affen hält. Sie leben hier in Freiheit, werden aber gefüttert, so dass man sie von nahem sehen kann. Und sie sind sehr neugierig. Sie hocken in den niedrigen Bäumen und scheinen alle Besucher genau zu beobachten.
Mir hängt sich gleich einer um den Hals und bleibt während des ganzen Besuches da liegen wie eine lebende Stola. "Was ist das für eine Rasse?" will ich wissen, schliesslich hab ich nicht jeden Tag einen Affen am Hals. Ein Howlermonkey. Was, ausgerechnet ein Brüllaffe hängt sich mir an. Ich kann es kaum fassen. In Guatemala habe ich diese Affen schon stundenlang brüllen hören und immer versucht, einen Blick auf eines der Exemplare zu erhaschen. Es ist unglaublich, mit welcher Lautstärke dieses relativ kleine Tier durch den Urwald schreien kann. Zum Glück ist er im Moment ruhig, dieses Gebrüll würde ich kaum aushalten.
der Brüllaffe
Lustig ist der SpiderMonkey, der sich mit seinen Spinnenbeinen in die Äste hängt und uns seine Turnübungen vorführt. Er scheint richtig aufgezogen zu sein und geniesst die volle Aufmerksamkeit. Weiter gibt es einen Affen, der einen dichten Schwanz hat, fast wie ein Fuchs. Wie die meisten Affen wird auch diese Sorte gejagt und der Schwanz wird zum Staubwischen gebraucht. Dem nächsten kann das nicht passieren, denn er ist klein und sein Schanz ähnelt mehr dem einer Ratte. So hat jede Art ihre Eigenheiten. Wir bleiben eine ganze Weile auf der Insel der Affen und amüsieren uns über die Spässe der kleinen Kerle.
Dann fahren wir zu unserer nächsten Station. Ein kleiner Junge holt uns am Schiffssteg ab und führt uns durch eine Bananenplantage. Joaquin erklärt derweil verschiedene Pflanzen. Es scheint, dass jede eine medizinische Bedeutung hat und so wird er kaum fertig, all die Möglichkeiten aufzuzeigen. Wir kommen an verschiedenen Häusern vorbei. Sie sind sehr einfach gebaut, auf Stelzen, weil der Fluss in der Regenzeit jederzeit über die Ufer treten kann. Es gibt immer eine Terrasse mit Vordach und einen einfachen Raum dahinter.
Vor einem Haus sitzt eine Mutter mit drei Kindern und einer älteren Frau. Ich frage, ob ich sie fotografieren darf. Nachdem ich ein paar Traubenzucker verteilt habe, nicken die Frauen freundlich und ich verspreche, die Fotos an die Lodge zu senden. Auf dem Gelände dieser Familie gibt es einen kleinen Teich und eigentlich sind wir deswegen hier. Denn hier wachsen die riesigen Seerosen, wie sie vor allem im Amazonas heimisch sind. Hier in der Gegend gibt es sie allerdings fast nicht, denn sie brauchen wie alle Seerosen ruhiges, fast stehendes Wasser. Dazu braucht es Lagunen und stille Nebenarme. Schade, dass im Moment keine Seerosen offen sind, aber die Blätter sind phänomenal. Riesig, mit mindestens einem Meter Durchmesser.
Selbstverständlich haben wir für den Besuch einen kleinen Obolus bezahlt. Und werden dafür mit weiteren Atraktionen überrascht. Es gibt hier noch einmal ein Faultier. Es ist ein Männchen und jetzt sehe ich, warum man das schon von weitem erkennen kann. Vorausgesetzt man sieht seinen Rücken. Denn die Männchen haben auf dem Rücken eine sehr spezielle Zeichnung, die fast wie ein Loch aussieht.
Ausserdem zeigt man uns einen jungen Kayman, dem man allerdings das Maul zugebunden hat. Zu gefährlich könnte es sein, wenn er zuschnappt. Auch noch zwei spezielle Schildkröten bringen die Kinder her und wir bewundern die Tiere gebührend. Dann ist es Zeit, uns auf den Rückweg zu machen. Die Fahrt dauert fast eine Stunde.
Fischer zuhause beim Netz flicken
Nach dem Mittagessen und einem kurzen Nickerchen, das gehört hier einfach dazu, schliesslich sind wir im Urwald und haben Zeit, sind wir bereits wieder unterwegs. Wir besuchen eine Fischzucht. Paiches werden hier gezüchtet. Es sind die grössten Süsswasserfische und sie können bis zu 3,5 m lang werden.
Paiches füttern
Die Exemplare, die allerdings im Weiher schwimmen und die wir mit Fischabfällen füttern, sind noch jung und höchstens einen Meter lang. Aber sie sind sehr eindrücklich, und wir erschrecken jedes mal, wenn einer in die Höhe springt, um den Happen zu schnappen. Neben den Fischen werden hier auch Caymane gezüchtet. Ihr Fleisch sei sehr begehrt und schmackhaft erklärt und Joaquin. Wir locken sie mit Fischabfällen aus dem Wasser. Auch sie sind noch jung und erst ungefähr einen Meter lang. Ausgewachsen können sie bis zu 5 Meter lang werden.
Caymane
Danach schlendern wir durch das Dorf. Es sind sehr einfache Bretterverschläge, in denen die Leute hier leben. Aber es gibt eine grosse Schule hier und ein einfaches Spital. Ausserdem gibt es Elektrizität und in einigen Häusern kann man einen eingeschalteten Fernseher erkennen. Zurück im Hafen sehen wir eine Gruppe Kinder, die unter der Anleitung eines Trainers den Stechschritt üben. In ein paar Tagen ist der Nationalfeiertag und dafür üben die Kinder die Parade ein.
Als wir im Dorf ankamen, hatte es kurz geregnet und auf der Heimfahrt türmen sich die Wolken über dem Himmel zu wunderbaren Gebilden. Und dann wird es noch ziemlich spannend, denn der Motor stellt während der Rückfahrt ein paarmal ab und der Bootsführer muss ziemlich üben, bis wir weiter fahren können. Aber schliesslich erreichen wir die Lodge kurz vor dem Nachtessen.
Den Schlummerbecher geniesse ich später mit Oracio, der auch nicht sehr glücklich scheint, dass wir nicht mehr zusammen unterwegs waren.
Aufbruch: | 12.04.2008 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 03.08.2008 |
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