TimeOut in Südamerika

Reisezeit: April - August 2008  |  von Beatrice Feldbauer

Woche 16 26.Juli-1.Aug. 2008: Vamos a la playa

Ich bin auf dem Weg in den Süden. An den Strand. An den schwarzen Pazifikstrand. Als ich vor vier Jahren zum ersten Mal hier war, fand ich es viel zu heiss. Darum bin ich jetzt gespannt, wie ich es heute empfinde. Nach all den eher kühlen Wochen. Unterdessen wurde die Strasse ausgebaut und so komme ich bereits am Mittag in Monterico an. Meine Schwester Edith ist mit Linus und der kleinen Maleika zur Zeit hier in den Ferien und das gibt mir einen guten Grund, hierher zu kommen.

Die Hauptstrasse von Monterico

Die Hauptstrasse von Monterico

Blick von der Hotel-Terrasse

Blick von der Hotel-Terrasse

Ja, es ist auch diesmal ziemlich heiss und schwül hier, aber mit dem Abstand von vier Jahren finde ich es nicht mehr so unangenehm und vor allem lockt mich jetzt der Pool im Hotel. Edith und Familie sind noch nicht da. Sie machen heute einen Ausflug auf den Vulkan Pacaya und werden erst am Abend zurück erwartet. Heute ist ein wunderbarer Tag. Die Sonne strahlt von einem fast wolkenlosen Himmel und ich geniesse nach dem erfrischenden Pool die Hängematte. Unten am Meer schlagen die hohen Wellen an den Strand.

Regelmässig, in langsamem Rhythmus, es ist als ob das Meer atmen würde. Ein und aus. Irgendwann übernehme ich den Takt und schlafe ein, während über mir der Wind in den Palmen raschelt.

Später geniessen wir ein feines Nachtessen auf der Terrasse. Es gibt viel zu erzählen von Spanischstunden, von der Vulkanbesteigung, von Lavaströmen und von Reiseerlebnissen. Es wird ziemlich spät, bis ich ins Bett komme. Wunderbar, wieder einmal zu viert an einem Tisch zu sitzen, zu plaudern und zu lachen und dazu eine feine Flasche Wein zu geniessen.

Am Morgen gehe ich an den Strand. Ich setze mich in den schwarzen Lavasand und beobachte das Meer. In breiten Wellen bricht das Wasser über den Strand herein, schäumt und brodelt, leckt mit breiten Zungen hoch an den Strand und zieht sich weiss schäumend wieder zurück. Zieht dabei alles mit ins Meer. Auch mich, wenn ich mich nicht mit Gewalt dagegen stemme. Es ist ein gewaltiger Sog, den das Wasser beim Rückzug entwickelt und ich brauche ziemlich viel Kraft, um nicht mit hinein gezogen zu werden. Die Wellen sind über zwei Meter hoch und weil das Ufer steil ist, brechen sie erst sehr nahe am Strand.

Als Linus kommt, versuchen wir, die hohen Wellen zu durchbrechen und hinaus auf das Meer zu gelangen. Linus hat es schon sehr bald geschafft und schwimmt entspannt hinter den tosenden Brechern, während ich zwischen zwei Wellen hinaus wate.

Doch ich war zu langsam, zu unentschlossen. Schon steht die nächste Welle vor mir. Wie eine Wand kommt sie daher, bricht direkt über mir und begräbt mich unter Massen von Wasser. Nimmt mir den Atem und spült mich gegen das Ufer. Aber nur, um mich gleich darauf wieder hinaus zu reissen und mit der nächsten Welle zu bedecken. Noch einmal mache ich das Spiel mit den Wellen mit, bis ich endlich weit genug gegen das Ufer gespült, aufstehen und vor der nächsten Welle flüchten kann. Puh, das war ziemlich stark. Ich muss erst wieder zum atmen kommen.

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es nicht so schwierig sei, zwischen den Wellen hinaus zu kommen. Mehr Bedenken hatte ich, dass ich Schwierigkeiten beim Zurück kommen hätte. Jetzt hat mir das Meer genau das Gegenteil bestätigt. Es wirft mich zurück, irgendwie würde ich es schaffen, wieder an den Strand zu kommen, aber die Wellen zu durchbrechen ist nicht so einfach. Später mache ich noch einen Versuch, aber der ist noch zaghafter als der erste, daher bleibt es dabei: ich übe das Zurückkommen. Und für heute habe ich eh genug von den hohen Wellen. Linus hat inzwischen auch zurück gefunden und wird jetzt Edith ablösen. Sie hat bereits zwei Stunden im Garten mit dem Spanischlehrer gearbeitet. Vokabeln und Verben gebüffelt.

Der Rest des Vormittags verbringen wir am Pool. Hier kann man ohne hohen Wellengang ein paar Runden drehen und danach in der Hängematte plaudern, der Sonne zusehen und einfach wegdösen. Maleika hat bereits eine kleine Freundin gefunden. Die beiden verstehen sich wunderbar, auch wenn ihnen im Moment noch eine gemeinsame Sprache fehlt. Doch auch Maleika hat bereits ein paar Sätze Spanisch gelernt.

Malaika und Jemima

Malaika und Jemima

Nach dem Mittagessen heisst es wieder Abschied nehmen. Wiedersehen wird in der Schweiz sein. Für mich heisst es Rückfahrt nach Antigua im kleinen heissen Shuttle-Bus ohne Klimaanlage, während die anderen den Tag an Pool und Strand verbringen werden. Schade, hätte mich gerne noch einmal als Wellenbrecher versucht.

In Antigua gehe ich zu meinem Lieblingsitaliener ins 'Da Vinci' und geniesse ein kleines aber feines Nachtessen. Später suche ich mir ein Tuctuc und lasse mich nach Hause fahren.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nicht Nichtstun steht im Mittelpunkt. Sondern etwas tun, wofür im normalen Alltag zu wenig Zeit bleibt. Meine beiden Leidenschaften Reisen und Schreiben möchte ich miteinander verbinden. Und wenn mich dabei jemand begleitet, umso schöner. Es sind vor allem Geschichten, die ich erzähle und erst in zweiter Linie Beschreibungen von Orten und Gebäuden. Ich möchte versuchen, Stimmungen herüberzubringen. Feelings, sentimientos. Wenn mir das manchmal gelingt, ist mein Ziel erreicht.
Details:
Aufbruch: 12.04.2008
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 03.08.2008
Reiseziele: Uruguay
Brasilien
Paraguay
Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Guatemala
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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