TimeOut in Südamerika
Woche 4 3.-9. Mai 2008: Zettel
Ich fühle mich gefangen in dieser Riesenstadt. Das war nicht vorgesehen. Nochmal eine ganze Woche. In mir schreit alles: NEIN.
Toll, wenn man hier sein darf, furchtbar, wenn man hier sein muss. Nachdem ich lange, sehr lange geschlafen und ein weiteres Buch fertig gelesen habe, gehe ich ins Internet, suche Flüge. Mendoza. Liegt zwar nicht am Weg, aber es gibt am Samstag einen Flug. Und man kann ihn buchen. Na also, wäre doch gelacht. Mendoza, die Weingegend Argentiniens, jetzt im Herbst. Es geht mir schon viel besser. Und ausserdem ist ein sehr aufstellendes Mail gekommen, und im MSN ergibt sich die Möglichkeit für einen kurzen Chat. Ein wenig klönen, ein wenig jammern, tut einfach gut. Genau das habe ich jetzt gebraucht.
Meiner Flugreservation traue ich allerdings noch nicht so ganz. Also nochmals zu Aerolineas Argentinas. Zu Fuss. "Das ist nur eine Reservation, wollen Sie dieses Billet kaufen?" Klar will ich. "Ausserdem gilt dieser Tarif nicht für Ausländer". Sie sieht mich bedauernd an und ich bekomme langsam Panik. Ich will doch einfach nur nach Mendoza. Por favor. Jetzt hat sie verstanden. Es geht noch fünf Minuten und ich habe mein Ticket.
Abflug von Buenos Aires am Samstag, 10. August, 14.30 Uhr.
Das muss jetzt gefeiert werden. Mit einem Cappuccino und einem Dessert. Seit wann trinke ich überhaupt Cappuccino? Seit ich allein unterwegs bin, eine andere Erklärung finde ich nicht, denn eigentlich trinke ich den Kaffee nur schwarz. Seit Jahren. "Und was möchten Sie zum Flan? Crema o dulce de leche, o mixto?" "Mixto". Der Kellner lächelt, versteht und was er mir auftischt ist schon fast eine Zumutung. Caramelköpfli mit Schlagrahm und Dulce de leche. Das ist eine Sosse, die man nur als dickflüssiges Caramel Muh bezeichnen kann. Oder nicht dick gewordene Nidelzältli. Uuuu-guet.
So, und jetzt werde ich mir den heutigen Abend organisieren. Und für morgen wird mir bestimmt auch noch etwas Spezielles einfallen. Erst noch einen Blick in die Kathedrale. Keine Ahnung, warum ich gerade jetzt hier bin, aber es scheint ganz gut zu passen. In einer Nische ist das Mausoleum eines Generals St. Martin, stumm bewacht von zwei lebenden Soldaten.
Mausoleo de San Martin
Auf dem Heimweg komme ich in eine Avenida, in der wohl auch jemand seinen Frust ausgelassen hat. Vielleicht war da eine Versammlung aller Zettelverteiler, es gibt in Buenos Aires Hunderte davon. Vielleicht haben sie am Schluss der Versammlung alle Zettel gen Himmel geschossen. Tut gut, diese Vorstellung, auch wenn letztendlich alle Zettel wieder am Boden angekommen sind. Ich schicke ein paar falsche Vorstellungen hinterher und gehe ins Hotel. Mich fein machen. Habe ja schliesslich ein paar ganz neue Schuhe...
Aufbruch: | 12.04.2008 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 03.08.2008 |
Brasilien
Paraguay
Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Guatemala