TimeOut in Südamerika
Woche 1 12.-18. April 2008: Schmetterling
Heute habe ich nichts gemacht. Gar nichts. Jedenfalls bis ich mit einem erleichterten Seufzer die letzte Seite meines dicken Buches umgeschlagen hatte. 635 Seiten. Und es ist gut ausgegangen. Sie haben einander gefunden, die zwei, die sich schon auf der dritten Seite begegnet und sympathisch gefunden haben. Hab mich umgesehen und erstaunt festgestellt, dass ich noch immer hier in Uruguay lag, vor dem Bungalow, im Liegestuhl. Höchste Zeit, mich daraus zu erheben, bevor ich nicht mehr aufstehen konnte. Ob es das schon mal gegeben hat? Dass jemand mit einem gelben Plastikliegestuhl an der Sonne verschmolzen ist?
Ein Blick in den Spiegel bestätigte mir, dass die Sonne in meinem Gesicht und auf meinen Armen ihre Spuren hinterlassen hatte. Keine Angst, nicht rot, (so schnell werde ich schon aus Prinzip nicht rot) aber koloriert. Es ging gegen vier Uhr und es war Zeit für meinen letzten Spaziergang am Meer. Noch einmal die Aussicht von der Holztreppe geniessen. Noch einmal das Wasser zwischen den Zehen sprudeln lassen, den feinen Sand spüren, wenn er mit dem zurück laufenden Wasser unter den Füssen wegrieselt. Noch einmal ein Ohr voll Meeresrauschen aufnehmen, der Wasserkante entlanglaufen. Auf beiden Seiten, schon wegen dem Ausgleich. Wenn ich das nächste Mal am Meer bin, wird es zu kalt sein, um die Füsse darin zu baden.
Auf dem Rückweg fand ich einen Schmetterling. Einen von diesen wunderschön braun - schwarz - weiss gezeichneten. So einen hatte ich gestern versucht zu fotografieren und war ihm von Blüte zu Blüte nachgeschlichen. Aber immer dann, wenn ich abdrücken wollte, war er weitergeflogen. Und jetzt lag er da. Mitten auf dem Weg mit zusammengefalteten Flügeln, einfach so, als ob er schlafen würde. Ich hab ihn aufgehoben und werde ihn mitnehmen. Er ist ein ganz spezielles Souvenir an diesen verträumten Ort in Uruguay wo vor allem die Natur zählt. Ich durchwühlte mein Gepäck auf der Suche nach einem geeigneten Behälter und fand zuletzt die kleine Apotheke. Pflästerli und Verbandzeug können ruhig in einem Plastiksack weiterreisen, die weisse Box ist genau ideal für den Schmetterling.
Ob er an Rauchvergiftung gestorben ist? Die Luft ist zwar wieder besser geworden, aber in Argentinien brennt die Pampa noch immer. Die Tagesschau war voll davon und die Argentinier erzählten heute beim Frühstück, dass der Rauch in Buenos Aires unerträglich sei. Viele Menschen seien deshalb ins Spital eingeliefert worden. Der Flugverkehr musste zum Teil eingestellt werden. Sie empfahlen mir, vorläufig nicht nach Buenos Aires zu fahren. Ausgerechnet Buenos Aires, was doch Gute Luft heisst. Ich werde aber morgen dahin fliegen und diesen ruhigen Ort verlassen. Allerdings werde ich gleich weiter nach Iguaçu reisen zu den riesigen Wasserfällen. Irene hat mir Flug und Hotel gebucht. Ich werde im Hotel Bourbon Cataratas wohnen. Das Hotel ist in Brasilien und so werde ich zweimal den Zoll passieren. In Argentinien und in Brasilien. Heute aber geniesse ich noch einmal die Ruhe von Pueblo Suizo. Das Hallenbad und den Whirlpool ganz für mich.
Und dann war ich plötzlich nicht mehr allein. Eine ganze Gruppe junger Leute war eingetroffen. Sie hatten am Nachmittag ein Seminar im Restaurant abgehalten und am Abend schwärmten sie durch die Anlage. Es wurde gejoggt, Fussball und Basketball gespielt. Im Hallenbad und im Whirlpool erwachte das Leben und das Restaurant war voller Gäste. An der Bar trafen Schweizer ein. Ingrid, die mit Hanspeter seit ein paar Monaten hier lebt, feierte Geburtstag und hatte ihre Freunde eingeladen. Hulda stellte mich den Gästen vor und so kam es, dass ich bald darauf in einer fröhlichen Gesellschaft auf den Geburtstag von Ingrid anstiess. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es schön ist, hier zu leben. Hier inmitten der Natur, nahe von Montevideo und dem lebendigen Punta del Este. Und ganz nahe der phantastischen Küche von Jürgen.
Gegen Mitternacht verabschiedete ich mich von den neuen Freunden. Auf mich wartete die Reisetasche, die noch gepackt werden wollte. Morgen nach dem Frühstück geht die Reise weiter. Ausgeruht bin ich, und hungrig auf neue Abenteuer ebenfalls.
Aufbruch: | 12.04.2008 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 03.08.2008 |
Brasilien
Paraguay
Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Guatemala