TimeOut in Südamerika
Woche 3 26. April.-2. Mai 2008: Dirndl
Es regnet. Am Abend kam der Regen, der schon seit zwei Tagen angesagt war. Er kam mit Blitz und Donner und trommelte auf mein Dach. Und am Morgen regnete es noch immer. Der Morgenausritt fiel buchstäblich ins Wasser. Stella und Simon waren bereits unterwegs, als ich vor meine Türe trat. Das Auto war fort. Sie mussten eine Kuh von Simons Schwiegervater ansehen. Ich staune immer wieder, welche Aufgaben Stella übernimmt.
Also machte ich es mir gemütlich, spazierte noch einmal über den Hof und versuchte, soviel Eindrücke wie möglich aufzunehmen. Besuchte Hias und brachte ihm eine Grapefruit. Frisch vom Baum. Er schälte sie sofort geschickt mit seinen Pfoten und schmatzte genüsslich.
Dann vertiefte ich mich noch etwas in mein Buch. Ich hatte es vor einer Woche von Stella ausgeliehen und es fehlen noch ein paar Seiten. Muss doch unbedingt wissen, wie es ausgeht. Bis Morgen werde ich es geschafft haben. Sonntagvormittag. Aus dem Raum von Hugo erklang Musik. Eine Handharmonika? Da musste ich nachsehen. Und wirklich. Drei Männer sassen da, zwei Gitarren und eine kleine Handharmonika und sie spielten traditionelle Musik. Extra unseretwegen waren sie gekommen. Hatten gehört, dass den beiden Ausländerinnen gestern die Musik gefallen hatte, und jetzt waren sie da. Spielten für uns ihre Weisen. Das war ein richtiges Geschenk und ausserdem wunderschön. Matinee am Sonntagmorgen.
Zum Mittagessen gingen wir aus. Wir machten uns beide ganz fein und dann wollte ich meinen Augen kaum trauen. Stella kam im Dirndl. Das war zwar hier absolut exotisch, aber es stand ihr wunderschön und irgendwie schien es mir in diese ländliche Gegend zu passen. Simon jedenfalls kullerten fast die Augen aus dem Gesicht, das hatte auch er noch nie gesehen. "Das ist ein traditionelles Kleid wie man es in Österreich trägt", klärten wir ihn auf. Und dann gingen wir essen. Ins Schwarzwaldhaus in San Bernardino, wo ein sehr feines Buffet mit einer riesigen Auswahl an Salaten und verschiedenen Fleischgerichten mit Gemüse und Kartoffelbeilagen angeboten wurde. Es war ein sehr nobles Restaurant mit weissen Tischtüchern bis zum Boden und weissen Servietten. Dass die Kellner bayrische Hüte trugen war etwas irritierend, aber das Essen schmeckte wunderbar. Und das Dessertbuffet stand dem Hauptgang in nichts nach.
Während dem Essen kam die Sonne hinter den Wolken hervor und darum fuhren wir danach zum nahen See. Dahin wo wir gestern mit den Pferden hätten hinreiten wollen. Weil das Wetter unterdessen wirklich schön geworden war, entschieden wir, dass wir doch noch einen kurzen Ausritt unternehmen könnten. Also rief Stella zuhause an und als wir zurückkamen waren unsere Pferde gesattelt, bereit zum Ausritt. Es wurde ein wunderschöner ruhiger letzter Ausritt. Wir stibitzten noch einmal von den wilden Mandarinen und genossen die Aussicht vom Hügel. Ritten durch die Pampa und lachten über die letzten Spässe. "Wer reitet eigentlich mit wem? Du mit Frika, oder Frika mit dir?" Wollte Stella wissen. "Ja weisst du, das ist DIE Frage der Woche. Und ich glaube, wir werden sie heute nicht mehr lösen." Eigentlich ist das aber auch ganz egal. Ich habe in dieser Woche mein Ziel erreicht. Ich wollte ausprobieren, ob ich mich auf einem Pferd halten könnte.
Auf dem Heimweg wurden wir von Gustavo, einem paraguayanischer Nachbarn auf ein Bier eingeladen und so kam es, dass wir zu Pferd eine Flasche Bier leerten. Immer mit dem Becher, der reihum gereicht wurde. "Kommt wieder, wir freuen uns auf euch", rief uns Gustavo zum Abschied nach.
Und dann war es soweit, der letzte Sonnenuntergang. Und was für einer! Extra meinetwegen hatte sich auch die Sonne nochmal ganz fein gemacht und sandte ihre letzten roten Strahlen über das Land. Morgen fahre ich nach Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay und am dann fliegt mein Flugzeug nach Buenos Aires. Ich werde ganz viele wunderbare Erinnerungen mitnehmen. Und ich werde einen kleinen Freund hinterlassen. Hias.
Es war eine tolle Woche auf Cabaña Austria mit Stella, Simon, Hugo, Bernardo und den Pferden. Eigentlich hatte ich im Internet eine Reitgelegenheit gesucht und dann habe ich eine Freundin gefunden. Soviel Lachen, soviel Witze, soviel positive Energien. "Man sollte viel mehr Blödsinn machen im Leben", eine ihrer Lebensphilosophien. Recht hat sie, es wird schon genug Trübsal geblasen. Wir haben aber auch ganz viele ernsthafte und tiefe Gespräche geführt und wir werden bestimmt weiterhin in Kontakt bleiben.
Aufbruch: | 12.04.2008 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 03.08.2008 |
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