Mekong
Cindarella
Mein Kutscher, er heisst Shotou und ist indischer Abstammung, steht pünktlich um neun vor dem Hotel und holt mich zur Stadtbesichtigung ab.
Es sind vor allem alte Villen, die aus der Kolonialzeit der Engländer stammen. Versteckt hinter Mauern und alten Bäumen und geschützt durch schmiedeiserne Tore liegen sie zum Teil verlassen da. Aus einigen sind Luxus-Hotels und Resorts geworden. Mit Parkanlagen. Einige werden noch bewohnt und sind ergänzt und erweitert worden, andere haben Einheimische übernommen und leben bescheiden in den einst herrschaftlichen Mauern, wo ihre Vorfahren den Herren als Butler und Zofen gedient haben.
Die Stadt ist sehr weitläufig, sobald man den Kern verlässt macht sie einen ländlichen Eindruck.
Wir halten bei einer Kirche an. Eine der sieben grossen Kirchen, erklärt Shotou und steigt vom Bock, öffnet mir die Kutschentüre und lässt mich aussteigen.
Es ist eigenartig, seit Hanoi habe ich keine Kirche mehr gesehen, aber jede Menge Pagoden. Hier hängt das Kreuz über dem Altar. Als ich die Donation-Box hinten in der Kirche entdecke, muss ich Schmunzeln. Sie ist so klein und einsam und vor allem ist sie diskret verschlossen.
Wahrscheinlich sammelt sich das Geld hier nicht so schnell an.
Pyin Oo Lwni ist ein Völkergemisch. Die Einflüsse von allen Seiten haben ihre Spuren hinterlassen. Als englische Kolonie ist auch der Einfluss von Indien gross und da die Stadt an der Strasse nach China liegt, gibt es auch viele chinastämmige Menschen, die hier leben.
Viele Schilder an den Häusern und Geschäften sind in Burmesisch und Chinesisch angeschrieben.
Cindarella - fehlt nur noch, dass ich einen meinen FlipFlops verliere.
Da braucht man sich beim Probieren wenigstens nicht einen Teil der Ferse wegzuschneiden.
Es ist schwierig, Fotos aus der fahrenden Kutsche zu machen, das holpert zu stark. Ausserdem will ich eigentlich zum botanischen Garten.
Es ist ein grosser Park, der 1924 angelegt wurde und entsprechend alt ist der Baumbestand.
Es gibt einen grossen Pinienwald, wo ich auch ein paar Tannen entdecke. Nicht ganz die Tannen, die wir in der Schweiz kennen, aber immerhin Nadelbäume. mindestens eine Lärche glaube ich zu erkennen und eine Weisstanne.
Der Bambuswald ist eindrücklich. Über 50 verschiedene Arten sind auf einer Informationstafel aufgeführt. Riesige hohe Bambusstangen stehen in Büscheln beieinander.
In einem Gehege entdecke ich ein eigenartiges Tier. Der Bulle liegt am Boden, mag sich in der Hitze wohl nicht bewegen, das Weibchen im anderen Gehege macht ein paar wenige Schritte, auch ihm scheint es zu heiss zu sein.
Doch was für ein Tier ist das? Ein Büffel? Dafür würde die Grösse und die Hörner sprechen, aber auf der Tafel steht etwas von Antilope, also doch kein Rindvieh.
Takin heisst es auf Englisch, ich habe es gegoogelt und sehe, dass es in Deutsch genauso heisst: Takine.
Doch das erklärt noch immer nicht, was es für ein Tier ist, denn den Namen habe ich noch nie gelesen.
Tatsächlich ist es eine Ziegenart. Die weiteren Namen deuten es an: Gnuziege oder Rindergemse. Jedenfalls sehr exotisch und wieder einmal erkenne ich, dass es noch so vieles aus dem Reich der Tiere gibt, von dem ich keine Ahnung habe. Die Tiere sind übrigens vor allem in Asien verbreitet, kein Wunder also, dass ich es nicht kenne, schliesslich war ich vorher noch nie hier.
Auf dem See in der Mitte des Gartens schwimmen weisse Schwäne. Sie erinnern mich an die Dekoration auf meinem Bett im Hotel. Elegant überqueren sie den See, und beim Näherkommen entdecke ich eine ganze Kolonie Schwäne. Nicht nur weisse, auch schwarze gibt es und ein Paar ist gerade dabei ein neues Nest zu bauen in einem kleinen Gehege. Wahrscheinlich wurden sie separiert, weil da ein kleines graues Schwänlein dabei ist, das das neue Heim sorgfältig kontrolliert.
Auf der anderen Seite des Sees stehen Gänse und Enten.
Beim See gibt es grosse breite Plattformen unter den Bäumen. Genau richtig für die Einheimischen, die da ein gemütliches Picknick veranstalten. Ganz Familien sind hier, packen ihre Decken und Bambusmatten aus und geniessen das schöne Wetter.
Als ich mich dazu setze, werde ich gleich in die Fotosession integriert und darf dafür das kleine süsse Hündchen fotografieren, den seine Besitzerin voller Stolz der Familie präsentiert.
Zwei Monate alt ist es und habe bereits die ganze Familie im Griff.
Natürlich fliegen auch jede Menge Schmetterlinge durch die Gegend und ich ärgere mich, dass meine Kamera nicht mehr mitmacht.
Ich habe das Gefühl, sie flattern grad heute extra vor mir herum, setzen sich vor mir in Position und scheinen mich auszulachen, dass es jedesmal, wenn ich den Zoom auch nur ein wenig aufmache, wieder nicht klappt.
Ich versuche es immer wieder, manchmal funktioniert es doch, beim 3., 4. oder gar 5. Versuch. Doch dann ist der Schmetterling meistens weg, denn soviel Zeit hat auch der geduldigste Sommervogel nicht, wenn noch so viele Blumen locken.
Es ist ärgerlich, und der Ärger geht auch gleich weiter, als ich in die Orchideenabteilung komme. So viele blühende Orchideen und meine Kamera macht nicht mit. Dafür fliegen sie aber nicht weg, was ein wenig hilft. Und die Fotos werde ich später ein wenig vergrössern, dann wird das doch noch was.
Es sind unendlich viele verschiedene Orchideen, die hier in Töpfen gezogen werden oder an den Bäumen hängen. Zum Teil ohne Topf, mit hängenden Wurzeln oder dann an die Bäume gepfropft so dass es aussieht, also ob sie hier schon immer gewachsen wären.
Es gibt ein kleines Museum für Schmetterlinge. Keine Frage, dass ich da hinein muss. Und da sind sie also. Alle Schmetterlinge von Myanmar, aufgepinnt und hinter Glas. Einige erkenne ich wieder, andere sind mir völlig fremd. Ich glaub ich muss noch einmal kommen. Irgendwann im Laufe der nächsten Jahre. Es gäbe noch so vieles zu sehen, nicht nur Schmetterlinge.
Es werden auch Schmetterlinge aus anderen Ländern und Kontinenten ausgestellt, die Sammlung ist recht gross. Ich kann den wunderschön blau-schillernden Morpho aus Südamerika erkennen. Das ist der, den ich oft im Regenwald von Iquitos gesehen habe.
Schmetterlinge von Myanmar
Schmetterlinge aus aller Welt
Bevor ich mich auf den Rückweg mache, lasse ich mir im gepflegten Bambus-Restaurant einen feinen Cappuccino und eine Kugel Erdbeereis servieren. Draussen vor dem offenen Fenster gaukeln währenddessen schon wieder zwei Schmetterlinge. Sie spielen Fangen, ruhen sich kurz auf einer Blume aus und setzen dann ihren Reigen fort.
Ich halte das nicht mehr aus, würde meine Kamera, oder wenigstens das grosse Objektiv am liebsten in den nächsten Busch oder in den See werfen und verlasse das elegante Restaurant. Ich spaziere unter weit ausladenden Bäumen und durch eine Gummibaumallee, weg von den Blumen und Schmetterlingen rund um den ganzen See, der sich als grösser erweist, als ich gedacht hatte.
Er sei von türkischen Sklaven von Hand ausgebuddelt worden, hat mir mein Kutscher erzählt. Eine ungeheure Arbeit, nicht vorstellbar, was diese Menschen hier unter den Engländern leisten und leiden mussten.
Endlich erreiche ich den Eingang wieder von der anderen Seite. Mein Kutscher ist völlig überrascht, als ich von dieser Seite her komme.
Warst du beim Aussichtsturm?
Ja ich war dort, aber die Stufen hinauf hatte ich mir geschenkt, das war mir viel zu anstrengend an diesem heissen Nachmittag.
Jetzt nur noch zurück zum Hotel, ich will mich noch ein wenig ausruhen.
Am Abend gehe ich in das nahe indische Restaurant, das mir Shotou empfohlen hat. Ich bestelle ein einfaches Chicken Curry und bekomme eine ganze Auswahl von Gerichten. Nebst dem Fleisch gibt es verschiedene Gemüse, Sossen, Salate und Reis.
Ein feiner Tagesabschluss in dieser Multikulti-Stadt.
So sieht ein simples Chicken-Curry aus.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar