Mekong
Rundfahrt
Pünktlich nach dem Frühstück steht er da: Duc mit seinem Motorrad EasyRider. Mir hat das gestern so viel Spass gemacht und ich habe auch so viele neue Informationen erhalten, dass wir für heute noch einmal abgemacht haben. Drei Stunden über Land.
Ich sitze schon ganz entspannt auf dem Sozius, wenn nur diese Kurven nicht wären. Ich weiss nie, auf welche Seite er abzweigen wird, er fährt die engen Kurven aber ganz langsam, so wie er auch überhaupt sehr vorsichtig unterwegs ist. Kaum schneller als 30 Km/Std. Das erinnert mich stark an meine Jugend, wo ich mit meinem roten Mofa unterwegs war. Lang ist's her.
Auch aufsitzen ist nicht so mein Ding, weil er hinter dem Sozius einen Bügel hat. Das ist bequem zum sitzen, aber etwas unpraktisch zum auf- und absteigen. Sonst macht das Mitfahren aber ungemein Spass. Duc fährt nicht auf den Hauptstrassen. Wir nehmen immer wieder schmale Gassen, Feldwege. Es rumpelt manchmal und er weicht Löchern in der Strasse aus. Und erklärt mit den Händen, fährt über Kreuzungen, hupt, wenn er überholt, jedenfalls manchmal und hält an, wenn ich eine Foto machen will.
Bald sind wir am Strand. Wunderbarer Sandstrand breitet sich aus. Mit einem breiten Palmengürtel. Weiter vorne sind ein paar Leute im Wasser, es ist warm und ruhig. Weit draussen liegen die vorgelagerten Inseln.
Schwimmen war nicht angesagt heute morgen, ich habe nichts dabei, so fahren wir weiter.
Am Strand entlang verläuft eine Strasse und dahinter liegen Hotel-Ressorts. Oder sie werden gebaut. Ich kann ein paar Bungalows erkennen. Als wir weiter fahren, sehe ich einen Eingang zu einer der neuen Anlagen. Grandios.
Wir fahren durch endlose Reisfelder. So schön ist unser Land, ruft mir Duc durch den Fahrtwind zu und verwirft wieder einmal die Arme.
Dann biegt er ein paarmal ab und schon stehen wir in einer riesigen Gemüsepflanzung. Das hier ist Zitronengras, sagt er und reisst ein paar Halme ab. Riech mal. Und dort Salate, Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Karotten, dort Sesam, da Koriander. Ich soll riechen und mich ein wenig umsehen. Er werde hier auf mich warten.
Mit grossen Giess-Kannen giessen die Gärtner ihre Anlagen. Sie holen das Wasser aus Zisternen, die unter schattigen Palmdächern überall in der Plantage angelegt sind. Und dann schreiten sie langsam über die Gartenwege und schwenken ihre Kannen, verteilen ihr Wasser gleichmässig. Das ergibt einen sehr sanften Regen und ein friedliches Bild. Immer wieder Wasser holen, giessen. Eine anstrengende Arbeit, denn die Kannen sind sehr gross und schwer. An einigen Stellen gibt es darum auch bereits elektrische Wasserspeier.
An vielen Orten sind Leute dabei, den Garten vorzubereiten und an einigen Orten wachsen sogar ein paar Blumen. Einige Beete sind mit dünner Folie abgedeckt oder mit Palmwedeln gegen die pralle Sonne geschützt.
Wir fahren weiter durch die Dörfer und mir fällt auf, dass überall gebaut wird. Überall entstehen neue Häuser, Einfamilienhäuser, manchmal Hotels. Und oft diese eigenartigen schmalen Gebäude. Mir sind die schon auf vielen Fahrten durch Vietnam aufgefallen. Vor allem auf dem Weg zur Halong Bay sah ich viele dieser skurrilen dünnen Gebäude. Skinny hat sie damals eine Sitznachbarin genannt, die wie ich staunend die dünnen Häuser betrachtete, die bis zu vier Stockwerke hoch sein können. Ich habe inzwischen gelesen, dass in Vietnam die Steuern nach der Breite der Fassade des Hauses berechnet wurden. Das scheint tatsächlich noch heute der Fall zu sein. Habe vergessen Duc danach zu fragen.
Aber er bestätigt, dass im Moment viel gebaut wird. Der Tourismus ist ein wichtiger, ja der wichtigste Faktor geworden. Es gibt hier auch überall kleine Guesthäuser, Pensionen, Hotels. Überall entdecke ich ein Schild, das auf eine Unterkunft hinweist.
Ich war schon länger nicht mehr in einem Tempel, es scheint dass Duc das geahnt hat. Jedenfalls hält er jetzt an einer Pagode an. Die Van Duc Pagode ist die grösste der Stadt und liegt ziemlich weit ausserhalb. Sie hat einen dicken fröhlichen Buddha, der grinsend über die Landschaft schaut.
Leider werden die Gebäude grad umgebaut und überall stehen Geräte, lärmen Maschinen, so dass von der sicher sehr schönen Anlage nicht sehr viel zu sehen ist. Es gibt ganz viele Bonsais, die aber alle an einer Stelle stehen, weil sie sonst den Bauarbeitern in den Weg kämen. Ich beobachte eine Zeitlang, wie ein schwerer Stein mit einer Baumaschine auf einen anderen gesetzt wird. Ein Arbeiter gibt dem Maschinisten Anweisungen und ein anderer hält den Stein, der noch aufgehängt ist und schiebt ihn sanft an den richtigen Ort, wo er dann definitiv gesetzt wird. Ich sehe auf seine Füsse. Er steckt in FlipFlops, was denn sonst.
Wir fahren weiter und kommen über eine lange schmale Brücke. Hier dürfen nur Fahrräder und Motorräder fahren, für Autos ist sie zu schmal. Auch diese Brücke steht erst sein einem Jahr, vorher musste man ein Boot nehmen, wenn man auf die andere Seite gelangen wollte. Wir sind jetzt auf der grössten Flussinsel, der Quang Nam Insel.
Duc will mir das Töpferdorf zeigen. In allen Häusern wird getöpfert und die Frau, bei der wir einkehren, zeigt mir zuerst wie sie das macht. Sie sitzt auf einem niederen Sitz und formt ihre Gefässe mit den Händen. Angetrieben wird die Töpferscheibe von ihrer Tochter, die sie mit den Füssen dreht. So entstehen harmonische schöne Formen, Gefässe aus Ton, der unten am Fluss geholt wird.
Nachdem ich ihr staunend zugesehen habe, soll ich selber probieren. Sie legt mir einen Klumpen Ton auf ihre Scheibe, Hände anfeuchten und langsam formen. Gar nicht so einfach, meine Schale würde eher dreieckig-schief, denn rund und harmonisch. Doch die Frau hilft mit und zusammen bringen wir eine ganz ansprechende kleine Schale zustande. Schade, dass die jetzt erst noch getrocknet und gebrannt werden muss, sonst hätte ich sie wohl ohne Rücksicht auf mein Gepäck gleich gekauft.
So begnüge ich mich mit einem kleineren Gegenstand aus der Werkstatt. Schau dich noch ein wenig um, es gibt auch in anderen Häusern noch etwas zu sehen, meint Duc und setzt sich irgendwo in den Schatten. Wo die Töpfe denn verkauft werden, will ich von ihm noch wissen. Die Frau erzählt, dass sie im ganzen Land verschickt werden, denn sie werden zum Kochen auf dem Feuer überall benutzt und der Ton hier aus dem Fluss ist besonders gut.
Im nächsten Dorf wird mit Holz gearbeitet. Hier wird geschnitzt und gedrechselt. Grosse und kleine Kunststücke entstehen unter den geschickten Händen. Rosenholz, riech mal, meint die Verkäuferin. Und da Zedern, das riecht wunderbar.
Sie zeigt mir auch die Werkstatt, wo ihr Schwiegervater an einem Modell der japanischen Brücke arbeitet. Ihr Mann ist nicht da, er arbeitet in der Stadt in einem Tempel. Truong, so heisst die junge Frau, erzählt voller Stolz, wie das hier angefangen hat. Im Jahr 1994 bekam ihr Schwiegervater von der UNESCO ein Startgeld von 4'000 US-Dollar. Damit hat er seine Werkstatt aufgebaut.
Inzwischen beschäftigt der Betrieb über 20 Angestellte und führt nicht nur Schnitzerarbeiten, sondern auch grosse Innenausbauten für Hotels und Tempel aus. Grundlage ist aber immer schön bearbeitetes Holz mit vielfältigen Dekorationen. Es gibt auch immer wieder junge Leute, die hier das Handwerk erlernen. Ich kaufe ein Set Essstäbchen aus Rosenholz. Wer weiss, vielleicht koche ich ja doch einmal ein vietnamesisches Essen, da braucht es schöne Stäbchen dazu.
Schau dich noch ein wenig um, auch in den anderen Häusern werden schöne Holzarbeiten gemacht.
Natürlich habe ich Duc schon lange durchschaut. Während ich mich im Dorf umsehe, kassiert er seine Provision. Würde mich jedenfalls sehr wundern, wenn das hier nicht so wäre.
Es gibt tatsächlich noch einige schöne und interessante Sachen zu sehen. Aber ich würde so gern ein paar Dinge fragen. Zum Beispiel möchte ich von den beiden Jungen wissen, wie sie es schaffen, ein so umfassendes Schnitzbild zusammen zu machen. Gibt es eine Grundidee? Zeichnen sie vorher alles auf, haben sie Skizzen? Der eine zeigt auf ein Ornament und schneidet die Kante etwas tiefer, gibt ein wenig mehr Rundung hinein. Wie geht das, wenn man zu zweit ein Kunstwerk erstellt.
Im nächsten Haus sind es Einlegearbeiten. Mit dünnen Muschelstückchen werden ganze Muster aufgezeichnet. Der Mann schneidet die feinen Stücke zu, schleift ein zu dickes Muschelplättchen und legt es auf das Holz. Und wie kommt es in das Holz, wie schafft er es, dass sich Holz und Muschel auf der gleichen Höhe treffen? Ich kann nichts fragen.
Hinter dem Dorf ist der Fluss und dort treffe ich auf Schiffsbauer. Neue Schiffe werden hier von Grund auf aufgebaut. Andere werden repariert.
Es sind die gleichen, die auf dem Fluss an den Stegen dümpeln. Fischerboote um damit hinaus aufs Meer zu fahren.
In einem Laden entdecke ich einen jungen Künstler am Malen. Inzwischen geht es gegen Mittag, wir fahren zurück. Wieder über die lange Metallbrücke, zurück in die Stadt. Es ist Mittag und es wird wieder sehr heiss werden. Schon jetzt sind es 32 Grad.
Ich verabschiede mich von Duc. Er hat mir viele kleine Einblicke in das Leben hier in Hoi An gegeben. Mehr als ich auf einer Tour hätte sehen können.
Eigentlich müsste ich jetzt auschecken, das Zimmer verlassen, denn ich werde heute Hoi An verlassen. Aber der nette junge Mann an der Rezeption, der sich immer erkundigt, wie es mir geht, ob er etwas für mich organisieren kann, erklärt mir, dass er den Besitzer des Hotels angefragt habe. Ich dürfe im Zimmer bleiben bis mein Taxi kommt, das mich abholt. Die neuen Gäste kämen erst am späteren Nachmittag und ich würde bestimmt die Bequemlichkeit des gekühlten Zimmers dem lauten Pool vorziehen.
So kann ich also in Ruhe noch einmal duschen, meine Sachen packen und anfangen, den Bericht von gestern zu schreiben.
Ho-Chi-Minh-City, das frühere Saigon ist meine nächste Station. Ich fliege von Danang, wohin mich das Taxi bringt, in einer guten Stunde hinunter in den Süden des Landes. Habe mir hier ein Hotel direkt in der Stadt gebucht und freue mich, als ich sehe, dass mein Zimmer im neunten Stockwerk liegt.
Luxuszimmer mit Fenster stand in der Ausschreibung. Das Zimmer ist klein, das Fenster noch viel kleiner, aber es sind alle Annehmlichkeiten vorhanden mit dem bequemen Bett, dem Flachbildschirm, dem Wäscheservice und dem modernen Badezimmer.
Und ausserdem bietet das Hotel auch sonst noch einiges, aber das werde ich morgen genauer erkunden. Für heute reicht es mit den Entdeckungen.
Wie überall in Vietnam gibt es im Hotelzimmer viele Gadgets: Seife, Shampoo und Duschgel, dazu einen Kamm, Zahnbürste, Wattestäbchen, Bodylotion, Haarnetz, Feile.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
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