Mekong
Spielen
Ich habe mir fest vorgenommen, heute nichts zu unternehmen, was wert wäre, aufgeschrieben zu werden. Ich habe noch soviel zu tun, die letzten Tage aufzuarbeiten, dass ich heute einen Leer-Tag brauche.
Also bleibe ich nach dem Frühstück im Hotel und schreibe. Und schreibe. Im Zimmer und später in der Lobby, wo der Internetzugang zwar auch nicht richtig stabil ist. Als ich das dem Manager klage, der manchmal an der Rezeption steht, gibt er mir einen anderen Internet-Zugang mit einem geheimen Passwort und siehe da, jetzt funktioniert es.
Dass es nicht sehr bequem ist, an dem niedrigen Tischchen zu arbeiten, ignoriere ich einfach mal. Auch die erstaunten Blicke der Angestellten, als ich nach vier Stunden noch immer da sitze, lassen mich kalt.
Doch irgendwann treibt mich der Hunger hinaus, denn es gibt kein Restaurant im Haus.
Und es kommt wie es kommen muss. Zwei Häuser weiter fallen mir ein paar Männer auf, die um einen Spieltisch im Hof stehen. Warum sind es eigentlich immer Männer, die spielen, ich habe noch nie eine Frau beim Spielen gesehen.
Jedenfalls will ich wissen, was das ist und stelle mich neugierig zu der Gruppe. Niemand reagiert, ich störe also nicht, werde gebilligt.
Es ist eine Art Billard, ohne Queue, nur von Hand. Auf einem polierten Spieltisch liegen runde Spielsteine mit aufgeklebten Nummern und ein grösserer, der gestossen, respektive mit Daumen und Zeigefinger gespickt wird. Ziel ist, dass er einen der kleinen in einem Loch versenkt. Diese sind an den vier Ecken angebracht.
Die Spielsteine werden von Hand aufgefangen, damit sie nicht auf den Boden fallen. Solange ein Stein versenkt wird, darf der Spieler weiter spielen. Es spielen bis zu vier Personen, jeder bleibt auf seiner Seite sitzen, bleibt also in seiner Schussposition. Wer am Schluss am meisten Punkte hat, hat gewonnen. Es wird um Geld gespielt. Kleine Scheine wechseln die Besitzer.
Ich habe bereits eine Weile zugesehen, als mir einer der älteren Männer mit dem Kopf zunickt, ich soll ruhig fotografieren. Das muss man mir nicht zweimal sagen und jetzt habe ich dummerweise doch wieder etwas gefunden, was unbedingt aufgeschrieben werden muss.
Ich habe aber trotzdem noch Hunger und strebe das nächste Hotel an. Da gibt es eine Roof-Top-Bar, also eine Bar auf dem Dach. Eine Angestellte begrüsst mich und führt mich zum Lift. Und da stehe ich doch tatsächlich in einem Schindler-Lift. Ein kleiner Gruss aus der Heimat.
Oben angekommen, muss erst ein Kellner aufgetrieben werden, denn sowohl das vornehme Restaurant unten in Parterre wie auch die Dachterrasse sind völlig leer.
Doch, doch, wir haben offen, wird mir versichert, also bestelle ich mir ein Bier und eine Pizza. Und geniesse die fantastische Aussicht hinunter auf den Kanal.
Die langen Boote kommen und gehen, fahren knattern auf dem Kanal. Der Lärm, den diese Motoren machen ist sagenhaft, ich glaube ich habe noch nie so laute Schiffsmotoren gehört. Zweimal stehe ich sogar auf, um zu sehen, was da unten los ist. Es ist nur ein besonders auffälliger Motor, sonst nichts.
Und dann überlege ich, was ich mit dem späten Nachmittag sonst noch anfangen könnte, mir wird bereits ein wenig langweilig.
Was macht frau, wenn ihr langweilig ist? Sie geht zur Kosmetik. Genau da gehe ich jetzt auch hin, hab da gestern einen Spa und Nagelstudio gesehen, als ich auf der Suche nach dem Geldautomaten war. Ich verbringe also zwei Stunden mit den drei Mädchen, die mir abwechselnd die Füsse und die Nägel machen, so dass ich mich am Schluss wieder schön und glücklich fühle. So einfach geht das.
Und auf dem Rückweg zum Hotel treffe ich auf einen Bekannten. Der Inder vom Sonnenuntergangs-Ausflug in Bagan. Er kommt gerade vom Nachtmarkt. Da müsse ich auch hin. Er ist erst heute Morgen angekommen und würde gern noch etwas länger bleiben, den Ort finde er spannend. Doch morgen früh gehe es zurück in die Heimat.
Ich gehe aber trotzdem ins Hotel zurück, der Nachtmarkt muss warten.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
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