Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Lunchboot

"Setz dich hinten drauf, ich bring dich hin", sagt die Angestellte der Agentur, bei der ich meinen heutigen Ausflug gebucht habe. Und so kommt es, dass ich mich unerwartet auf dem Sozius hinter dieser jungen zierlichen Frau auf dem Motorrad wiederfinde und durch die Stadt fahre. Sie fährt vorsichtig, so wie sie es vor der Abfahrt versprochen hat und bald sind wir da. Bei der Anlegestelle des Ausflugsbootes.

Bei der Buchung hat man mir erzählt, es hätte nur heute freie Plätze. Auch das Abendboot, das ich eigentlich buchen wollte, konnte man mir nicht reservieren. Automatisch bin ich natürlich von einer grossen Nachfrage ausgegangen. Ich staune nicht schlecht, als ich sehe, dass ich die erste bin und auf dem Zettel, den mir der Kellner entgegenstreckt, damit ich meinen Namen suchen und bestätigen kann, finde ich gerade mal 8 Namen. Es ist eben manchmal alles ganz anders, als ich unerfahrene Laos-Touristin mir das vorstelle. Es ist low season, das heisst, es ist schlichtwegs nichts los. Das Lunchboot fährt nur dreimal pro Woche und das Dinnerboot lässt man überhaupt weg.

Auch gut. Nach und nach trudeln noch ein paar Leute ein. Die meisten sind zu zweit, einzig eine Amerikanerin aus Minnesota (das Land das aussieht wie eine Hand, sagt sie, ich werde das nachsehen) ist allein unterwegs.

Unsere Crew besteht aus dem Kapitän und einem Helfer, der je nachdem beim Anlegen des Bootes oder im Service mithilft, und dem Kellner.

Um zu seinem Steuerhaus zu kommen, muss der Kapitän eine Leiter hinaufsteigen und oben braucht es einen Klimmzug. Doch dann sitzt er da oben offensichtlich ganz gemütlich und hat den Überblick über das Aussichtsdeck. Schön geschnitzte Geländer und Blumentöpfen schmücken diesen Balkon.

winzige Blümlein zieren den Weg zum Boot

winzige Blümlein zieren den Weg zum Boot

Das würde mir auch gefallen, aber das fährt zurück an die thailändische Grenze

Das würde mir auch gefallen, aber das fährt zurück an die thailändische Grenze

unser Kapitän

unser Kapitän

Diese Blumentöpfe habe ich auf allen Slowboats gesehen. Überall stehen sie ganz vorne. Ein paar Blumen, Kräuter, ein Bambus. Was das wohl bedeutet. Soll es Glück bringen?, das Schiff beschützen? ich habe vergessen zu fragen.

Dafür frage ich nach dem Wasserstand. Wie ich vermutet habe, steigt auch der Mekong einige Meter und wenn er im August/September auf Höchststand ist, wird er bis hinauf zu den Treppenstufen reichen. Bis dorthin wo das letzte unbefestigte Wegstück liegt. Ja, meint der Kellner, als ich auf die kleinen Blumen zeige, die am Wegrand blühen, dann werden wir sie ausgraben und weiter oben wieder einpflanzen müssen.

Überall ist mir aufgefallen, dass die Treppen nicht bis zum Fluss reichen. Es gibt nur eine einzige breite Treppe, die bis zum Wasser ausgebaut ist, alle anderen enden vorher. Im Feburar/März wird das Wasser wieder den Tiefststand erreicht haben.

Jetzt verstehe ich auch die Bedeutung der Betonelemente, die ich immer wieder auf den Steinen im Wasser gesehen habe, es sind Wasserstandsmesser. Sie zeigen den Schiffsführern, dass es da unten Felsen hat und wie tief das Wasser ist.

Das Gefängnis der Stadt liegt ziemlich weit draussen.

Das Gefängnis der Stadt liegt ziemlich weit draussen.

Eine Fähre

Eine Fähre

Wir legen ab, unsere Fahrt geht Flussaufwärts. Dahin wo ich vor drei Tagen hergekommen bin. Und jetzt sehe ich die Gegend von der anderen Perspektive. Und staune, dass da hinten tatsächlich hohe Berge zu sehen sind.

Es war diese letzte Stunde auf dem Boot, als ich nicht mehr viel wahr genommen hatte. Jetzt kann ich die Fahrt geniessen. Lasse mir einen Ananassaft servieren und komme auf Deck mit einem jungen Paar aus Schanghai ins Gespräch. Wir veranstalten ein kleines Fotoshooting, lichten uns gegenseitig ab, worauf auch Susan sich zu uns gesellt. Es ist locker, man bleibt bei sich, plaudert unverbindlich, freut sich an der Gegend. Rechts liegt das Gefängnis von Luang Prabang, unser Kellner macht uns manchmal auf etwas aufmerksam. Das Schiff ist übrigens 45 Meter lang, auch das eine Information aus ersten Quelle.

Und dann halten wir an im Whisky-Village. Wenn es nicht auf dem Programm stehen würde, hätte ich geglaubt, mich verhört zu haben. Aber hier wird tatsächlich Whisky gebrannt. Aus Reis. In der Hochsaison ist hier bestimmt jemand, der ausführliche Erklärungen abgibt, heute ist nur eine Frau da, die uns einen Schluck zum Versuchen gibt, dann aber auf ihre Stoffe aufmerksam macht. Wir stöbern durch ihr Angebot und schlendern weiter. Ein kleines Dorf ist es. Vor jedem Haus steht ein Webstuhl, auf dem die schönen Stoffe hergestellt werden. An einem Ort hängen frisch gefärbte Garne zum Trocknen aus.

Whisky aus Reis.

Whisky aus Reis.

Kein Dorf ist zu klein, um nicht einen grossartigen Tempel zu haben. Dieser hier fällt mir durch die ungewöhnliche Farbkombination auf. Grün und Rosa, das ganze wirkt eigentümlich süss-kitschig. Erstaunt nehme ich zur Kenntnis, mir schon anzumassen, wie ein Tempel auszusehen hat.

Die halbe Stunde, die wir für die Besichtigung des Dorfes bekommen haben, ist bald vorbei, wir kehren zurück zum Boot.

Der eine oder andere Kauf ist getätigt worden, das zeigen ein paar Plastiksäcke. Die Schätze werden wie es sich gehört, gegenseitig gezeigt und bestaunt.

Wir fahren weiter um eine paar Flussbiegungen und kommen zu der Treppe, die in eine Höhle führt. Dieser Ort ist mir bereits bei der Herfahrt aufgefallen. Es ist die Höhle der 1000 Buddhas. Figuren, die in den Tempeln keinen Platz mehr haben werden hier gelagert. Wir steigen hinauf zur ersten Höhle. Hier ist alles noch ganz übersichtlich. Sie stehen da zu hunderten. Ernst und schweigend. Bereits kann ich ein paar Stellungen erkennen. Der Dienstags-Buddha, der die Hände abweisend von sich streckt, der liegende Mittwochs-Buddha.

Wir sollen uns auch die linke Höhle ansehen, die höher gelegene, hat uns unser Kellner empfohlen. Und so steigen wir also hinauf. Über endlose Stufen hinauf. Ich bin froh, dass nicht Hochsaison ist. Da würde hier wohl ein endloser Strom von Touristen sich hinauf kämpfen, jetzt sind wir bis auf ein paar wenige allein unterwegs. Ich kann mich ruhig nach Schmetterlingen umsehen, nach schönen Blumen Ausschau halten.

Etwas ausser Atem, bei der Hitze fällt der Aufstieg doppelt schwer, komme ich oben an. Durch ein Eisentor trete ich in die grosse Höhle. Es ist angenehm kühl da drin, und dunkel. Viel gibt es nicht zu sehen und um die Biegung dann überhaupt nichts mehr. Nur im Blitzlicht der Kamera kommen sie plötzlich ans Licht. Es müssen Tausende sein. Tausende Buddhas, die hier stehen. Warten auf Erlösung, aufs Vergessen, auf Auferstehung?

Wenn das kein spezieller Schmetterling ist...

Wenn das kein spezieller Schmetterling ist...

Beim Rückweg zähle ich die Stufen. Es sind 235. Nicht gleichmässige Stufen, manchmal sehr hoch, manchmal nur ein Stolpertritt.

Im Boot hat unser Kellner inzwischen aufgetischt. Und fängt gleicht mit dem Aperogebäck an.

Der Einfachheit halber habe ich es fotografiert. Es ist das aufwändigste Menu, das ich auf der Reise bisher gegessen habe. Und es hat bis auf den Klebreis, der definitiv nicht mein Ding ist, alles wunderbar geschmeckt.

Apero: fritierte Blätter mit Sesam und einer Gemüsepaste, pikante Wursträdchen

Apero: fritierte Blätter mit Sesam und einer Gemüsepaste, pikante Wursträdchen

Kokosnuss-Suppe mit Chicken und Zitronengras

Kokosnuss-Suppe mit Chicken und Zitronengras

Fisch im Bananenblatt mit Klebreis (im Körbchen)

Fisch im Bananenblatt mit Klebreis (im Körbchen)

Fischsalat

Fischsalat

Gemüse aus dem Wok

Gemüse aus dem Wok

Früchteteller mit Wassermelone, Papaya, Mango, Pitaya und Rambutan

Früchteteller mit Wassermelone, Papaya, Mango, Pitaya und Rambutan

Natürlich will ich wissen, wie das alles so toll geklappt hat, wer da gekocht hat. Zuerst will er nicht so richtig, aber dann darf ich doch die kleine Küche besuchen. Und sehe die beiden hübschen Köchinnen, die völlig verborgen gekocht haben. Sie sind etwas schüchtern, möchten sich zuerst noch die Haare richten, bevor sie in eine Foto einwilligen.

Wir haben also eine komplette Besatzung von fünf Personen an Bord. Für 8 Passagiere.

Bald darauf treffen wir wieder an der Anlegestelle ein. Die Fahrt ist zu Ende und für mich Zeit für eine ausgiebige Siesta. .

die beiden Köchinnen

die beiden Köchinnen

Am Abend kehre ich im gleichen Restaurant ein, in dem ich schon einmal versucht hatte, den Sonnenuntergang einzufangen. Immerhin hat heute die Sonne geschienen, aber im Moment versteckt sie sich wieder hinter Wolken.

Ich richte mich trotzdem ein und bald gesellt sich Susan dazu. Auch sie hat dieses Restaurant als den idealen Sunset-Platz erwählt.

Da ich bisher noch keine Nudelsuppe gegessen habe, bestelle ich mir eine, In der Meinung, etwas Kleines würde ich heute noch vertragen. Nudelsuppe ist aber nicht nur eine Vorspeise sondern scheint ein ganzer Hauptgang zu sein. Jedenfalls mag ich nicht die ganze. Aber nicht, weil das essen einer Suppe mit Stäbchen eine spezielle Herausforderung ist.

Und dann überrascht uns die Sonne doch noch. Ihr Untergang war zwar ohne besondere Bedeutung, aber der Nachgang hat es in sich. Nach und nach färbt sich der Himmel und das Wasser rot und gold und wechselt später zu blau, bis es gegen Acht Uhr endgültig dunkel wird.

"Zeit für meine dritte Dusche heute", meint Susan und verabschiedet sich. Ja und genau das mache ich jetzt auch.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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