Mekong
Vat Phou: Geburtstag
„Willkommen. Mein Name ist Khan“, stellt er sich vor, „ich bin der Guide, der für Dich auf dem Schiff zuständig ist.“
Das ist schon ein guter Einstieg. Ich bin pünktlich um halb zehn beim Treffpunkt angekommen, nachdem mich ein TucTuc hergebracht hatte. Schon wieder eine neue Art TucTuc. Diesmal war es ein Motorrad mit einer Art Seitenwagen. Es scheint, dass unter dem Namen TucTuc jede Stadt eine andere fantasievolle Variante hervorgebracht hat.
Wie gross die Gruppe sei, möchte ich wissen, denn gemäss Prospekt gibt es auf dem Schiff zwölf Doppelkabinen, also maximal 24 Passagiere. „Oh, ihr seid eine kleine Gruppe, da gibt es noch drei Deutsche und eine Frau mit Kind.“ Wow, das sind gerade mal sechs Personen. Ich bin überrascht und erfreut, dass die Reise auch mit einer so kleinen Gruppe unternommen wird.
„Zuerst fahren wir mit dem Minivan bis zur kambodschanischen Grenze, denn dort steht das Schiff, erklärt mir Khan. Auf dem Schiff werden wir erst am Abend eintreffen.“
Er bestellt mir einen Kaffee und ich bin wieder einmal überrascht, wie schön Kaffee hier serviert werden kann.
Mir soll es Recht sein, heute ist mein Geburtstag und alles was daher kommt, betrachte ich als mein persönliches Geschenk. Auch die drei Schweizer, als die sich die drei Deutschen herausstellen. Eine Familie aus der Ostschweiz, die bereits seit 25 Jahren ihre Ferien in Asien verbringt und äusserst gut vorbereitet unterwegs ist. Da gibt es bestimmt ein paar neue Anregungen für meine weitere Reise. Und ausserdem kann ich endlich wieder einmal so sprechen, dass ich verstanden werde und auch selber alles verstehe. Die junge Frau ist eine Amerikanerin, die mit ihrer Tochter reist. Sie lebt in Singapur und ist mit einem Schweizer verheiratet. Also eine ganz interessante Konstellation. Dass sich auf das Schiff keine Backpackers verirren, war vorgesehen, dafür ist es zu teuer.
Wir fahren über eine gut ausgebaute Strasse Richtung Süden. Verkehr herrscht wenig. Manchmal ein Minivan, ein Motorrad oder eine Herde Kühe, die sich langsam von der Strasse bewegt, wenn sich ein Auto nähert. Ob man die Kühe melkt, will ich von Khan wissen, die Tiere sehen alle so klein aus und ich kann keine Euter erkennen. Nein, die Kühe werden wegen des Fleisches gehalten, die Milch wird aus Thailand bezogen.
Ich hatte schon öfters kleine Maisfelder gesehen, war aber nicht sicher, ob ich das richtig erkannt hatte. Hier ist nun der Beweis: Es wird auch Mais angepflanzt.
Nach gut zwei Stunden erreichen wir die kambodschanische Grenze. Hier ist der Mekong kilometerbreit, hat sich in mehrere Arme geteilt und rauscht über breite Stromschnellen ein paar Meter tiefer. Diese Stromschnellen, Wasserfällen gleich, sind der Grund, dass der Mekong nicht durchgehend mit Schiffen befahren werden kann. Gewaltige Wassermassen stürzen ein paar Meter über die Felsen und erinnern mich an den Rheinfall, bei Hochwasser.
Auf der anderen Seite ist Kambodscha. Es tut gut, ein wenig die Füsse zu strecken, aber schon bald heisst es weiterfahren. Wir kommen noch an einer Gebetsstätte vorbei. Hier wird nicht ein Buddha verehrt, sondern ein heiliges Holz. Man weiss nicht woher es kommt und um was für einen Baum es sich handelt, erklärt Khan. Jedenfalls wurde ein riesiger Schrein darum gebaut und die Frauen basteln ihre Dekorationen, die man kaufen und opfern kann. Ich sehe ihnen noch einen Moment zu. Gefalten aus Bananenblättern und verzieht mit Jasminblüten und gelben Tagetes sind sie eine filigrane. sehr aufwändige Arbeit.
Ein paar Kilometer weiter steigen wir um in ein Longtailboot, das uns zu unserem Schiff bringen wird. Longtailboot, ich hatte immer geglaubt, der Name gelte dem Schiff, weil es so lang und schmal ist, aber der Name kommt vom Motor. Ich nenne sie gern ‚Schwingbesen‘ diese langen Schiffsschrauben mit Propeller, mit denen das Schiff angetrieben wird. Auf dem oberen Teil des Mekongs waren sie nicht sehr verbreitet, hier sind sie aber sehr viel in Betrieb. Touristenboote wie Fischerboote sind mit diesem Motor, den wir am Amazonas PequePeque nennen, unterwegs.
Wir setzten hinüber auf die andere Seite, die aber nicht das andere Ufer, sondern die grösste der viertausend Inseln ist, wie uns Khan erklärt. 4000 Inseln heisst die Gegend, denn der Mekong hat sich hier auf verschiedene Wasserstränge aufgeteilt und umspült kleine und grössere Hindernisse, die bei Niedrigwasser noch viel mehr sichtbar sind. Hier müssen die Schiffsführer die Gegend gut kennen, denn überall könnte eine Untiefe oder ein Felsen lauern. In einem kleinen Restaurant wo wir die einzigen Gäste sind, wird uns ein Mittagessen aufgetischt.
Nach dem Essen machen wir uns zu Fuss auf den Weg zu einer skurrilen Sehenswürdigkeit. Um die Stromschnellen zu umgehen und Waren aus dem oberen Teil des Mekong bis ins Meer zu transportieren, kamen die Franzosen im 19. Jahrhundert auf die Idee, eine Zugstrecke zu bauen. Sie wurde um 1894 gebaut und ob sie überhaupt je in Betrieb kam, kann ich nicht klar verstehen, aber war sie bestimmt nicht im Einsatz, denn die Streckenführung über die Inseln und das Umladen war wahrscheinlich zu kompliziert. Jedenfalls war es der einzige Zug in ganz Laos, der je gebaut wurde, und geblieben sind die beiden Schienenstücke und eine rostige Lokomotive.
Zwar wird für den Zugang ein Eintritt verlangt – und die Einheimischen werden sich bestimmt über die Touristen amüsieren, die extra hierher pilgern - aber die Herren über die Lokomotive sind eindeutig drei Ziegen. Sie sind schon lange hier, das zeigen ihre Hinterlassenschaften rund um die Lokomotive. Den informationstafeln kann man sich nicht mehr nähern ohne in der Sch… zu stehen, darum bleiben die Informationen über das Zugprojekt unvollständig.
Diese unbefestigten Ufer erinnern mich stark an den Amazonas. Aber richtige Einbrüche mit Bäumen hab ich nirgendwo gesehen.
Wir fahren mit unserem Boot weiter und nach zwei Stunden erreichen wir die Vat Phou, unser Schiff für die nächsten zwei Tage.
Gebaut wurde sie um 1900 als Transportschiff, um Holz aus dem Dschungel zu bringen. Später wurde sie zu einem Touristenschiff umgebaut mit Kabinen und schönem Oberdeck. Hier bekommen wir auch gleich unseren Begrüssungsdrink, einen Hibiskus Saft, serviert. Er schmeckt sehr fein und intensiv. Bequeme Sitze und Liegen laden zum Entspannen ein. „Geniesst es, es ist Euer Schiff,“ heisst uns Khan willkommen und verteilt die Kabinenschlüssel. Ich bekomme eine Kabine unten und fühle mich sofort wohl. Es ist alles da. Ein breites bequemes Bett, eine Ablage, Spiegel, Klimaanlage, ein Fenster direkt zum Fluss und ein kleines Bad mit Dusche und warmem Wasser. Alles in Teakholz, alles sehr gepflegt und sauber.
Beim Nachtessen, das im kleinen Speisesaal serviert wird, offeriere ich eine Flasche Weisswein und wir stossen auf meinen Geburtstag an. Das erste Mal seit Jahren feiere ich ihn nicht mit meinen Freunden und Nachbarn im Ennigen. Ein wenig vermisse ich sie schon, aber dieser Geburtstag auf dem Mekong wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Nachtrag
Meine Freunde haben in meinem Garten virtuell mit und auf mich angestossen. Die Foto habe ich nachträglich per Facebook erhalten.
Herzlichen Dank fürs Drandenken, das nächste Mal werde ich wieder dabei sein.
Vögel des Tages sind diese beiden Spatzen im Garten des Hotels. Es sind noch immer die einzigen Vögel, die mir in den letzten Tagen vor die Linse geraten sind.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar