Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Organisieren

Zimmer mit Aussicht in den Garten. Aber nicht einmal die Schmetterlinge flogen heute.

Zimmer mit Aussicht in den Garten. Aber nicht einmal die Schmetterlinge flogen heute.

Nach der Schiffsreise und dem intensiven Tag mit Khan und seiner Familie ist jetzt wieder einmal Zeit, mich um die kleinen Dinge zu kümmern..

Erst einmal heisst es Geld besorgen, denn diese grossen Scheine gleiten mir nur so aus der Hand. Und ausserdem muss ich meine Weiterreise organisieren, ich suche also ein Reisebüro in der Stadt.

Und dann sollte ich endlich meine Reiseberichte auf den neuesten Stand bringen. Da passt es ja gut, dass es heute mit Unterbrüchen fast den ganzen Tag regnet.

Ich habe gestern ein neues Zimmer bekommen und habe jetzt wieder durchgehend Internet. Das hilft.

So kommt es also, dass es heute keine exotischen Fotos gibt, soviel gibt mein Zimmer jetzt auch nicht her.

Aber vielleicht interessiert sich ja jemand für das Gespräch, das ich gestern mit Khan noch hatte. Es ist ja bekannt, dass ich gerne hinter die Kulissen sehe und so interessierte es mich, wo denn die grosse Crew von 12 Personen auf dem Schiff übernachtete. Von den 12 Kabinen waren nur vier durch die wenigen Passagiere besetzt. Ob die für die Besatzung zur Verfügung stünden, wollte ich wissen.

Nein, die Kabinen sind ausschliesslich für die Passagiere, die Besatzung schläft irgendwo, auf Deck oder im Materiallager. Auf Deck?

Ja, wenn die Passagiere sich in ihre Kabinen verzogen haben, holen wir unsere Matratzen und verteilen sie irgendwo. Dazu gibt es ein kleines Moskitozelt und dann schläft es sich draussen sehr gut. Dumm ist nur, wenn die Passagieren manchmal die halbe Nacht feiern, dann kann die Besatzung auch lange nicht schlafen. Das war auf unserer Reise nicht so, spätestens um zehn Uhr war ich jeweils in der Kabine und ich glaube auch die anderen sind nicht viel länger geblieben.

Ich habe vergessen nachzufragen, aber ich nehme an, dass es irgendwo eine Dusche für die Crew gibt, denn sie waren immer frisch und sauber, hatten verschiedene T-Shirts der Company an. Nur einmal am Nachmittag, als ich von der Siesta zurückkam, überraschte ich eines der Mädchen, wie es am Bartresen eingeschlafen war. Ich fand das komisch und lachte sie aus. Heute weiss ich es besser. Ich würde bestimmt auch irgendwo einnicken, wenn ich in der Nacht kein richtiges Bett gehabt hätte.

So wie übrigens auch der Junge an der Rezeption, der gestern Abend hinter der Theke einfach abgetaucht und erst durch mein Klingeln aufgewacht und meine Wäsche entgegen genommen hatte.

Ich merke bei meinem Hinterfragen immer wieder, dass wir nur den Vordergrund sehen, was wirklich abgeht, das können wir gar nicht wissen.

Ich wollte dann noch wissen, was die Crew auf dem Schiff isst. Es wurde sehr viel gekocht, wir bekamen immer eine ganze Auswahl von Gerichten vorgesetzt. Ja wir essen, was die Touristen übrig gelassen haben. Reis ist eh immer mehr als genug vorhanden. Die Menuzusammenstellung ist fix und so kommt es, dass Khan und seine Kollegen jede Woche 2-3 mal das gleiche essen.

Das wird auch der Grund gewesen sein, dass Khan und seine Frau Tham auf dem Plateau so eifrig eingekauft hatten. Eine kleine Illusion von Eigenbestimmung. Sie werden all diese Früchte und Gemüse nicht selber essen können, denn heute sind sie bereits wieder auf dem Schiff und das Essen ist vorgegeben. Aber sie haben alles den Eltern von Khan übergeben, da wo ihr Sohn Nick lebt, wenn sie unterwegs sind. Vielleicht gab es gestern Abend Kürbissuppe.

Khan und Tham haben übrigens nicht gejammert, im Gegenteil. Es ist einfach ihre Realität, ihr Leben. Die Company behandelt ihre Angestellten gut und mit Respekt und der Lohn ist in Ordnung. Einmal durfte Khan sogar auf einen Ausflug in die Hauptstadt, nach Vientiane. Das ist bisher die weiteste Strecke, die er je von zu Hause weg war. Mit dem Nachtbus.

Ich höre manchmal, wie Touristen ihre Guides fragen: Kennst du dies, kennst du das, warst du schon dort? Immer kommt die ganz banale Antwort: Nein. Nein, Guides kennen tatsächlich meistens nur ihre eigene Umgebung.

Was ich hier über die Situation in Laos sage, war auch sehr ähnlich In der Lodge in Iquitos am Amazonas. Zwar durften die Angestellten die Bungalows benutzen, wenn sie nicht von den Touristen besetzt waren. Aber wenn ich mit meiner Gruppe kam und fünf von den sechs Bungalows besetzt waren, richteten sich die Guides, Köchin und Pablo mit seiner Familie irgendwo ein. Sie schliefen in den Hängematten mit Moskitonetz und teilten sich die eine Dusche im 6. Bungalow. Und wenn ich besorgt nachfragte, ob das denn in Ordnung sei, beruhigten sie mich und konnten gar nicht verstehen, dass mich sowas beschäftigte.

Einzig gekocht wurde für sie extra. Einfacher, anders. Sie bekamen öfters schon zum Frühstück Reis mit Fisch. Günstigeren Fisch, als den, den man für die Touristen eingekauft hatte.

Als ich vor zehn Jahren zum ersten Mal in Iquitos war, hatte noch kaum jemand ein Handy, einen Fotoapparat. Niemand war je geflogen. Inzwischen hat sich da aber sehr viel verändert.

Ein Handy hat jeder, Internet und Facebook können alle bedienen und dank diesen Möglichkeiten mit ihren Gästen und Freunden in Verbindung bleiben. Allerdings sind es immer Prepaid-Handys und oft haben sie kein Guthaben mehr zum selber anrufen, aber sie könnten angerufen werden.

Und für's Internet benutzen sie die Zugänge, die rund um Restaurants und Cafes mit dem entsprechenden Code zugänglich sind. Auch habe ich beobachtet, dass einige inzwischen wenigstens schon einmal in der Hauptstadt Lima waren. Vielleicht zu einem Verwandtenbesuch oder einigen meiner Bekannten wurde gar von Touristen ein Aufenthalt in der Hauptstadt ermöglicht. Es gibt sie immer wieder, diese ganz speziellen Freundschaften zwischen Touristen und Einheimischen und manchmal bleiben sie über Facebook jahrelang in Kontakt.

Der Eingangsbereich im Nebengebäude, wo ich mein Zimmer habe.

Der Eingangsbereich im Nebengebäude, wo ich mein Zimmer habe.

kein Teppich...

kein Teppich...

Extra für meine Kunden aufgenommen.

Extra für meine Kunden aufgenommen.

Ich habe heute mein Zimmer nur für einen kurzen Spaziergang in die Stadt verlassen. Viel gibt es nicht zu sehen, ein paar Brücken, eine davon über den Mekong, der grosse Tempel, die Hauptstrasse mit zum Teil sehr schönen Restaurants. In einem davon habe ich heute gegessen. Und zum Dessert gab es einen iced Cafee. Schwül heiss ist es nämlich trotz der Regenwolken.

Als es anfing zu regnen, nahm ich für den Rückweg ein Tuctuc und bin jetzt wieder am Schreiben - und Lesen - und Dösen.

Morgen geht es weiter, mein Ticket habe ich im bereits in der Tasche.

Ich habe mir überlegt, dass ich heute einen blauen Schirm haben müsste, wenn es regnen würde und ich in den Speisesaal wollte. Zum Spass hab ich in den Schrank geguckt - und da hingen tatsächlich zwei blaue Schirme.

Es hat nicht geregnet, als ich zum Nachtessen ging, so ist diese Foto nur im Zimmer entstanden.

geht doch... - ich hab mich nicht extra umgezogen.

geht doch... - ich hab mich nicht extra umgezogen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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