Mekong
Gräber in Hue
Ich hab heute eine City Tour gebucht und weiss noch nicht so recht, worauf ich mich eingelassen habe.
Nachdem wir mit dem Bus die verschiedenen Teilnehmer in den Hotels der Stadt eingesammelt haben, verlassen wir die Stadt.
Hué war lange die Hauptstadt Vietnams. Zu einer Zeit, als noch Kaiser das Land regierten, darum gibt es hier einige Kaisergräber. Sie befinden sich alle ausserhalb der Stadt in wunderschönen Anlagen. Die erste, die wir besuchen ist die Minh Mang Tomb.
Do, unser Guide erkärt uns auf der Eingangstafel wie der ganze Komplex aufgebaut ist. Es sieht aus wie ein Mensch. die Arme werden mit Wasserflächen gezeichnet, der Körper sind Gebäude und da wo der Kopf ist, liegt der Kaiser begraben.
Danach gibt er uns 40 Minuten Zeit, uns die Anlage selber anzusehen und bleibt bei vietnamesichen Erklärungen, denn in unserer Gruppe ist auch eine vietnamesische Familie. Wir sind fast die ersten in der Anlage und es ist sehr ruhig. Angenehm zu spazieren und den symetrisch angelegten Park zu geniessen. Beim Eingang gibt es grosse Teiche mit riesigen Lotuspflanzen. Es scheint, dass die Blütenzeit sich dem Ende zuneigt, ich sehe viele Blütenstempel ohne Blüten. Das was man als Gemüse essen kann. Auch die Blätter bilden sich zurück.
In einem der Wasserbecken schwimmmen ganz viele Koois, die neugierig näher kommen, als ich mich über die Mauer zu ihnen neige. Bestimmt erwarten sie jetzt Futter, das ich hier kaufen könnte.
Do, unser heutiger Guide. Sein Englisch ist gewöhnungsbedürftig, aber wahrscheinlich bin ich heute einfach nicht so aufnahmefähig.
Ich schlendere weiter, entlang dem Körper der Anlage und komme zu den Wärtern. Sie bewachen den Ort, zusammen mit Elefanten und Pferden. Immer schön symmetrisch aufgestellt.
Über ein paar Stufen erreiche ich das Herz, das ist der Ort, wo der Leichnam aufgebahrt war, bevor er endlich oben beim Kopf in der Grube beigesetzt wurde. Ich spare mir den letzten Aufstieg, die vierzig Minuten sind fast um, durch den Park kehre ich zurück zum Ausgang.
Auf dem Weg entdecke ich diesen interessanten Baum. Sein Stamm ist über und über mit einer Art Feigen bedeckt. So einen Baum habe ich erst einmal gesehen: im Hotelgarten bei den Iguazu-Fällen. Er fasziniert mich auch diesmal wieder.
Bei der zweiten Grabstätte zeigt sich schon beim Eingang, dass es anstrengend werden könnte. Zum Glück haben wir unsere Tickets schon beim ersten Ort gekauft, sonst müsste ich jetzt die steile Treppe wieder hinunter steigen, denn der Verkauf findet unten statt, die Eingangskontrolle oben. So bringt man Leute in Bewegung.
Auch hier wieder stehen die Wärter beim Treppenaufbau. Das nächste Gebäude, ein paar Stufen höher, beherbergt einen Kaiserthron.
Nicht ohne Ticket draufsetzen steht auf einer Tafel daneben. Und tatsächlich, man darf sich für eine offizielle Foto auf den goldenen Thron setzen. Allerdings gehören dazu auch noch des Kaisers Kleider, die in einem Nebenraum auf Touristen warten.
Ein paar Leute nutzen die Gelegenheit, für mich ist schon die Vorstellung, in ein Kleid zu steigen zu viel. Es ist nämlich heute wieder unglaublich heiss.
Darum schlendere ich langsam zurück und bin noch vor dem Rest der Gruppe beim Bus, der gleich neben einem kleinen Restaurant angehalten hat. Es gibt frischen Zuckerrohrsaft.
Die Besitzerin nimmt die Presse in Betrieb und drückt mir eine Stange Zuckerrohr durch die Maschine. Immer, immer wieder gibt sie sie hinein, bis auch der letzte Tropfen ausgepresst ist. Jetzt noch ein paar Eiswürfel und ich habe eine wunderbare Erfrischung.
Der Zuckerrohrsaft war sozusagen der Aperitif, denn jetzt steuern wir unseren Mittagshalt an. Ein grosses Buffet mit den vielen Spesen steht uns zur Verfügung. Nudelsuppe mit verschiedensten Zutaten, Gemüse, gedämpft und roh, verschiedene Fleischsorten, Soya, Reis, ja sogar Sushi stehen bereit. Mir ist zu heiss, ich mag nicht viel essen. Trinke lieber etwas gekühlten Tee und halte mich an das Früchtebuffet.
Nach einer Stunde geht es weiter. Noch einmal eine Grabstätte. Beim Sortieren der Fotos, die ich mit zwei Kameras aufgenommen habe merke ich, dass ich die Übersicht über Namen und Orte verloren habe. Alle besuchten Stätten sind wunderschön angelegt, ich lasse mich aber immer wieder von herumfliegenden Schmetterlingen ablenken. Leider ohne Erfolg, ich habe keinen einzigen vor die Kamera bekommen. Dafür ein paar schöne Blumen.
Der nächste Halt ist besser einzuordnen. Wir besuchen eine Karateschule.
Bei der ersten Nummer, dem Tanz der zwei Löwen, die zusammen ein Löwenjunges machen und gebären, denke ich noch, dass das ganze wohl eine billige Touristenshow ist, doch nach und nach merke ich, dass da sehr viel Können und Konzentrationn dahinter steckt und die jungen Männer alles geben, um uns eine gute Show zu bieten. Sie zeigen uns einzelne Demonstrationen mit Schwertern und Lanzen. Showkämpfe bei denen es um Geschwindigkeit geht. Alles begleitet mit rhytmischen Trommel und Gongklängen.
Und dann kommt der eigentliche Showact. Auf zwei Backsteine werden sechs Ziegel gelegt und einer der Kämpfer stellt sich dahinter auf. Konzentriert sich. Das ist an sich schon eine Leistung, denn immer wieder steht jemand auf, geht auf die Toilette, wechselt die Stellung, um eine bessere Sicht mit der Kamera zu bekommen. Der junge Mann steht da, fokussiert auf die Ziegel, in spürbarer innerer Anspannung. Ein paar Mal holt er mit dem Arm aus, um dann mit den gestreckten Fingern die Ziegel zu berühren. Und zurück, ein neuer Anlauf. Dann, nach gut zwei Minuten der ultimative Schlag. Die Ziegel liegen zertrümmert am Boden.
Habs nicht kommen sehen, es war vorbei, bevor ich reagieren konnte.
Dass ich überhaupt ein Bild davon habe, liegt daran, dass ich das Video laufen liess. Da konnte ich ein unscharfes Bild herausschneiden.
ein Schrei, ein Schlag, die Ziegel liegen zertrümmert am Boden.
Was danach kommt, wage ich gar nicht zu denken. Ein Kämpfer zeigt einen Speer herum. Stumpf zwar, aber hart, echtes Metall.
Auch hier wieder, volle Konzentration, ein Helfer hält den Speer, der Kämpfer setzt ihn sich auf dem Brustbein an, hält ihn fest.
Ich sehe nicht mehr hin, lasse nur noch die Kamera laufen und blinzle zwischendurch darauf. Meine ganze Konzentration beschränkt sich darauf, die Kamera ruhig zu halten. Der Stab krümmt sich, der Kämpfer lässt ihn mit den Händen los, er wird jetzt nur noch von dem am Boden sitzenden Mann gehalten und ist eingespannt am Hals des Kämpfers. Höchste Konzentration, wie hält er das aus?
Und dann der Höhepunkt. Ein anderer hält dem Kämpfer einen Ziegelstein auf den Rücken, zertrümmert ihn da mit einem einzigen Schlag.
Die Show ist vorbei, die Kämpfer verneigen sich, die Touristen gehen zurück zum Bus. Ein weiterer Programmpunkt abgehakt. Ich bin beeindruckt, wusste nicht recht, was Karate ist und wäre wohl auch nicht hingegangen, wenn ich gefragt worden wäre. Aber diese Kraft, Geschwindigkeit, Fokussierung und Konzentration sind faszinierend. Wie man das macht, kann ich mir nicht vorstellen.
Dass der Raum offen war und bei der Hitze nur durch ein paar Ventilatoren etwas heruntergekühlt wurde ist nur ein kleines Detail der Vorstellung.
Beim nächsten Halt riecht es wunderbar. Wir sind in der Produktion von Räucherstäbchen. An allen Ständen an dieser Strasse sind sie in farbigen Sträussen ausgestellt, die handgemachten Räucherstäbchen, die in allen Tempeln, in Hotels und Wohnungen täglich angezündet werden.
An einem Stand können wir zusehen, wie eine Frau die Räuchermasse auf dünne Bambusstäbchen rollt. Es ist eine Zimtmischung.
Rot steht für Sandelholz, gelb für Lemon und grün für Zimt. Ich bin begeistert, hab mir noch nie überlegt, wie Räucherstäbchen gemacht werden. Hier entstehen sie in Handarbeit, jedes einzeln.
So kommt es, dass ich hier meine Shoppingblockade durchbreche. Ein paar von diesen Stäbchen müssen in meinem Gepäck Platz finden.
Nächster Besuchspunkt ist die Zitadelle von Hue, die Kaiserstadt. Es ist brütend heiss, bevor ich hinein gehe, kaufe ich einen Hut. Das muss jetzt sein. Es ist keiner der schönen runden Hüte, die mir viel besser gefallen hätten, es ist ein praktischer Hut mit Zimtaroma, den man zusammenfalten kann und der dadurch sogar in die Handtasche passt.
So behütet mache ich mich auf zur Entdeckung der riesigen Stadt, für die wir 90 Minuten bekommen haben. Die purpurne Stadt mit langen Gängen, riesigen Anlagen, mehreren Tempeln, Wohnhäusern, Palästen.
Ich sehe mir das Modell an und sehe, dass es so riesig ist, dass ich in der momentanen Verfassung nicht einmal einen Bruchteil sehen könnte. Also setze ich mich in einen der schattigen Gänge und betrachte die Leute. Sie schleichen durch die Gänge, kämpfen mit ihrer Motivation, laufen hinter ihrem Guide her, der unerschöpflich Informationen von sich gibt. In englisch, französisch, spanisch und einmal höre ich sogar deutsch. Ich bin richtig froh, dass ich niemandem folgen muss, dass ich den Komplex einfach auf mich einwirken lassen kann.
Wie das wohl zu Kaisers Zeiten ausgesehen hat? Die Franzosen haben den Komplex anscheinend geplündert, an den Wänden hängen Fotos von vergangenem Prunk.
Irgendwo in einer Ecke finde ich ein Restaurant. Ein geeister Kaffee, genau das ist es, was ich jetzt brauche. Den Rundgang schenke ich mir, es ist einfach zu heiss. Schon die ganze Zeit zeigt mein Thermometer 34 Grad und ich schwitze, der Schweiss rinnt mir nur so übers Gesicht. Das passiert mit nicht einmal in der Sauna.
Und dann nehme ich versehentlich den falschen Ausgang und der Bus ist weit und breit nicht zu sehen. Dafür jede Menge Fahrradtaxis.
Allerletzter Programmpunkt. Die Pagode am Parfümfluss. Den Namen verdankt der Fluss den Blumen und Pollen, die im Frühling auf dem Wasser treiben. Vielleicht kommt der Name auch daher, dass auf diesem Fluss wohlriechendes Holz transportiert wurde.
Ich jedenfalls kann nichts spezielles feststellen.
Die Pagode ist über eine steile Treppe erreichbar, hoffentlich die letzte für heute. Ein elegantes Bauwerk, sieben Stufen hoch.
Aus dem Tempel ertönen Gesänge und Gebete. Davor eine grosse Schale mit Räucherstäbchen. Ich setze mich noch einen kurzen Moment hin, lasse die spezielle Stimmung in mich einfliessen.
Und jetzt ist es Zeit für die Rückfahrt mit dem Drachenboot. Es sind Doppelboote, aufgebaut auf zwei Rümpfen. Im hinteren Teil, mit einer dünnen Wand abgetrennt wohnt die Familie des Kapitäns. Ich kann einen Holzherd erkenne. Die Mutter schläft da mit einem Baby im Arm, während zwei etwas grössere Kinder scheu zu den Touristen lächeln.
Ich hatte auf etwas Fahrtwind gehofft, doch damit ist nichts. Das Boot fährt so langsam, dass ich auf dem Plastikstuhl fast einschlafe.
Es sind nur noch ein paar Schritte von der Anlagestelle zum Hotel, wo ich gegen fünf Uhr ankomme. Neun Stunden war ich unterwegs und ich bin 'completly exhausted'. Das tönt besser, als total erschöpft, absolut fertig, doch es kommt auf das gleiche heraus.
Ins Zimmer und weg. Für den Sonnenuntergang auf den ich den Wecker gestellt hatte, habe ich nur noch einen müden Moment, dann holt mich der Schlaf wieder ein.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
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